@ Charles-Henry: Deine Fantasien zu Autopsien, in Salz konservierten Körpern und herausragenden Gliedmaßen lasse ich jetzt mal lieber unkommentiert stehen
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@ Willi: Ich wollte dich nicht verschrecken, bitte komm wieder an Bord!!!
Und @ all: Jetzt beißt nochmal jeder in sein Vollkornbrot, und dann fahren wir los. Aber ich warne euch: Es wird einer langer Tag!
Samstag, 15. September 2007Glück gehabt, es regnet nicht. Und wir müssen auch kein Eis kratzen. Dicke Jacken sind trotzdem angesagt, als wir früh morgens aufbrechen und zum Westeingang fahren. Zwei oder drei Autos sind vor uns, dann haben wir es geschafft und sehen schon bald ein paar Rehe auf den Lichtungen neben der Straße. Der Nebel hängt noch über dem Madison River, und auch der erste Büffel, der uns auf der Straße begegnet, taucht erst langsam aus dem Nebel auf.
An den Madison und Norris Junctions halten wir uns rechts und fahren Richtung Norden, um zuerst einmal den Mammoth Hot Springs einen Besuch abzustatten. Auf der Fahrt dorthin sehen wir weitere Büffel und einen Kojoten, und als wir schließlich bei strahlend blauem Himmel unser Ziel erreichen sind wir schon bester Laune. Die Mammoth Hot Springs sollen ja nach vielen Berichten nicht mehr so eindrucksvoll sein, seit das Wasser langsam versiegt, aber wir sind von der unwirklichen Landschaft begeistert. Außerdem beglückwünschen wir uns gegenseitig, dass wir auf eigene Faust und nicht als Pauschaltouris unterwegs sind, denn die Reisegruppe, die sich zeitgleich mit uns über die Stege schiebt, nervt schon nach ein paar Minuten.
Auf dem Rückweg Richtung Madison Junction sehen wir wieder Büffel, die sich langsam durch die Landschaft grasen.
Und dann stockt der Verkehr plötzlich. Aufgeregte Menschen laufen zwischen den Autos herum, die entgegenkommenden Fahrer recken ihre Köpfe nach links, Menschen mit Kameras postieren sich auf der Suche nach einer Lücke in den Bäumen am Straßenrand. Wir ziehen den Pontiac nach rechts und schnappen unsere Fotoapparate. Wenn wir eines aus den Safaris in Südafrika gelernt haben, dann das: Je mehr Autos, desto interessanter das Tier. Und als wir aussteigen, ruft uns schon jemand entgegen: A bear! A bear! Ich verfluche mich innerlich, weil ich das lange Teleobjektiv daheim gelassen habe, aber es wäre sowieso keine Zeit gewesen, es noch an die Kamera zu schnallen. Gerade als wir eine Stelle gefunden habe, an der man durch die Bäume schauen kann, sehen wir den Bär in aller Ruhe durch das hohe Gras vorbeispazieren. Atemlos beobachten wir ihn, bis er schließlich wieder hinter den Bäumen und im Wald verschwindet. Hurra, wir haben einen Bär gesehen! Ganz egal, was der Tag heute noch bringt, schlecht kann er nicht mehr werden.
In bester Stimmung fahren wir weiter Richtung Süden, vorbei am Roaring Mountain bis zum Norris Geysir Basin. Dort wollen wir uns eigentlich nur im Vorbeigehen einen ersten Vorgeschmack auf die Old Faithful Area holen, aber die vielen buntgefärbten, dampfenden und wasserspeienden Quellen und Geysire sind in einer kurzen Stippvisite nicht zu bewältigen. Fasziniert wandern wir auf den Stegen an Pools und sprudelnden Fontänen vorbei und sind bald völlig von einem penetranten Schwefelgeruch eingehüllt. Zum Abschluss spazieren wir noch ins Porcelain Basin hinunter, aber dann zieht es uns endgültig weiter nach Süden.
Nach einem Stopp an den Gibbon Falls und einer Fahrt über den Firehole Canyon Drive erreichen wir am Nachmittag das Upper Geyser Basin. Der Parkplatz am Old Faithful ist erstaunlich groß und erstaunlich voll. Wir suchen für den Pontiac eine Parklücke, dann informieren wir uns erst einmal an der Rangerstation über die voraussichtlichen Ausbruchzeiten. Hm, der Old Faithful soll in einer Dreiviertelstunde ausbrechen. Kurz danach wird der Ausbruch des Castle Geysirs erwartet und auch der Grand Geysir ist irgendwann heute abend noch dran. Also schnell noch die Akkus und Speicherkarten überprüft, dann vertreiben wir uns die Zeit bis zum Ausbruch des Old Faithful noch mit einem Spaziergang über den Geyser Hill.
Dann finden wir uns mit gefühlten tausend anderen Menschen wieder am Old Faithful ein, der dann auch pünktlich auf die Minute seinen Dienst verrichtet. Die Millionen von Wassertropfen glitzern in der Sonne, und schließlich erscheint in dem Gemisch aus Wasser und Dampf auch noch ein wunderschöner Regenbogen.
Kaum ist die letzte Fontäne verebbt, da setzt plötzlich eine Massenflucht Richtung Parkplatz ein. Wir schauen uns erstaunt um. Eigentlich haben wir ja damit gerechnet, dass der Pulk sich jetzt zum nächsten Geysir bewegt. Aber kaum einer von denen, die eben noch laut Ohh und Ahh gerufen haben, ist offenbar bereit, sich auf den kurzen Weg zum Castle Geysir zu machen. Wir spazieren also fast alleine zu dem grauen Kegel hinüber und warten mit etwa 20 anderen Leuten auf den Ausbruch. Und der kommpt prompt: Kaum fünf Minuten sind vergangen, da schießen plötzlich Wasser und Dampf in den Himmel. Das Spektakel dauert an, begeistert machen wir Dutzende von Fotos. Der Ausbruch ist zwar nicht so hoch wie beim Old Faithful, aber viel spektakulärer. Wir warten, bis nur noch Dampfwolken aus dem Kegel steigen und machen uns dann vergnügt auf den Weg Richtung Morning Glory Pool.
Vorbei geht es am Grand Geysir, der laut Prognose in ein paar Stunden ausbrechen soll, und an den beiden beeindruckenden Beauty und Chromatic Pools. An Oblong, Giant and Grotto Geysir tut sich nichts, der Riverside Geysir ist offenbar schon vor kurzem ausgebrochen, und so erreichen wir schließlich den Morning Glory Pool.
Mittlerweile sinkt die Sonne schon tiefer und es wird kühler. Wir machen uns auf den Rückweg und suchen am Grand Geysir noch einmal hoffnungsvoll nach Zeichen auf einen bevorstehenden Ausbruch. Aber dort tut sich nichts, und weil das vorhergesagte Zeitfenster für eine Eruption gerade erst beginnt und sich bis in die Dunkelheit zieht, beschließen wir, nicht zu warten, sondern morgen unser Glück zu versuchen. Aber wir sind kaum fünfzig Meter weitergegangen, da wird es plötzlich laut hinter uns. Unglaublich, der Grand Geysir bricht aus! Wir laufen zurück und schauen begeistert zu, wie das Wasser in mehreren Fontänen aufsteigt. So ein Glück! Und so ein Pech für die Familien, die uns eine Viertelstunde später mit Decken und Picknickkörben bewaffnet entgegenkommen und enttäuscht feststellen müssen, dass der Ausbruch gerade vorbei ist.
Auf der Rückfahrt schlagen wir dann noch spontan den Weg durch den Firehole Lake Drive ein. Ach, hier ist also der Great Fountain Geysir. Stand der nicht auch auf der Tafel am Old Faithful? Wir halten also an, setzen uns zu ein paar anderen Besuchern auf die Holzbänke und schauen schon mal unsere Speicherkarten durch, um die Ausbeute des Tages zu sichten. Während wir in der Abendsonne so dasitzen, beginnt es plötzlich im Geysir zu blubbern und zu schäumen. Wir schauen uns an: Er wird doch nicht.... Doch, er tut's! Also beginnen die Speicherkarten wieder zu glühen, und wir wollen nach dem Ausbruch gerade zufrieden wieder ins Auto steigen, als wir einen Fotograf sehen, der am Straßenrand vor dem Geysir sitzt und immer noch wartet. Der Great Fountain Geysir breche immer mehrmals aus, erklärt er uns. Er warte schon lange auf ein Bild des Geysirs vor der untergehenden Sonne, und heute sei das richtige Wetter für ein Postkartenfoto. Stimmt, da hinten steht die Sonne gerade noch knapp über dem Horizont. Wir warten also ein paar Minuten und können dann diesen wunderbaren Anblick genießen:
Spätestens jetzt sind wir begeisterte Fans des Yellowstone Parks, und als wollte uns der Park auf dem Rückfahrt noch ein kleines Schmankerl mit auf den Weg geben, lässt er extra für uns noch einen Hirsch durch den Madison River schwimmen. Und damit geht ein wundervoller Tag zu Ende.