@Knutshome: Mutig war ja vor allem mein Freund. Ich habe erst mal abgewartet, ob er seine Hand behält
@Willi: Bei Lucky Luke wurde nie jemand gehängt. Die wurden doch immer nur in Teer und Federn auf einer Eisenbahnschiene aus der Stadt getragen und haben sich dann im nächsten Fluss ordentlich abgeschrubbt.
Und @ all: Seid ihr alle fit? Gestern abend nicht zu lange in der Million Dollar Cowboy Bar gefeiert? Okay, dann lasse ich schon mal den Motor an:
Dienstag, 18. September 2007Heute morgen wirft uns der Wecker zu nachtschlafener Zeit aus dem Bett - und dann stellen wir nach einem Blick aus dem Fenster auch noch fest, dass es heute nacht heftig geregnet hat. So ein Mist, wir wollen doch um 10 Uhr schon am Fossil Butte NM bei Kemmerer sein und in der Nähe nach Fischfossilien suchen. Ob das bei Regen überhaupt geht?
Bei grauem Himmel beladen wir den Pontiac und fahren los, Richtung Süden und am Snake River entlang. Es ist gerade erst sieben Uhr, und kaum ein Auto begegnet uns. An den Berghängen links und rechts leuchtet machmal rot- und gelbgefärbtes Laub auf, ein Vorgeschmack auf den Indian Summer. Und dann ist plötzlich auch die Sonne wieder da. Puh, mal wieder Wetterglück gehabt!
Ab und zu kommen wir an Zeichen menschlicher Zivilisation vorbei - aber sieht man einmal von dem Subways-Restaurant (in dem wir hungrig unsere Footlong-Sandwiches zum Frühstück verdrücken), den Schulbussen, Stromleitungen und modernen Jeeps ab, könnte es auch die Waltons hierher verschlagen haben - und hat es offensichtlich auch:
Auf der Weiterfahrt finden wir links und rechts der Strecke (nein, eigentlich immer nur rechts, weil links die Sonne steht) schöne Postkartenmotive:
Gerade pünktlich kommen wir schließlich in Ulrich's Fossil Gallery am Fossil Butte NM an, wo wir einen Quarry Trip zum stolzen Preis von 75 Dollar pro Person gebucht haben. Sie hätte uns „in the book", hat mir die Mitarbeiterin versprochen, mit der ich per E-mail den Termin klargemacht hatte. Frohgemut spazieren wir also in die Fossilienverkaufsräume und erklären dem weißhaarigen Mann, den wir dort treffen, warum wir hier sind. Woraufhin er uns freundlich lächelnd mitteilt, Quarry Trips fänden derzeit nicht statt. Ich lächele auch noch, weil ich davon überzeugt bin, dass er uns bloß nicht richtig verstanden hat. Aber nein, alles Erklären hilft nichts, er bleibt dabei, dass wir umsonst gekommen sind und verschwindet in seiner Werkstatt. Ich lächele mittlerweile nicht mehr, sondern bin sauer. Der Termin war vor Wochen vereinbart, wir mussten sogar die Kreditkartennummer angeben. Und jetzt das!
Während mein Freund beschließt, sich schon mal die Route für die Weiterfahrt anzusehen, gabele ich in der Galerie noch eine junge Frau auf. Und die sagt mir dann, sie hätte schon auf uns gewartet. Ob denn doch ein Quarry Trip stattfindet, frage ich hoffnungsvoll. Ja klar, meint sie, den hätten wir doch schließlich gebucht.
Also bekommen wir doch noch die Gelegenheit, ein paar 60 Millionen Jahre alte Fischfossilien mit Hammer und Meißel aus dem Stein zu befreien und fahren mit der Mitarbeiterin in einen kleinen Steinbruch. Davon abgesehen, dass der Quarry Trip leider nicht alle Versprechungen hält, die die Homepage gibt, macht das Fischesuchen Spaß. Eigentlich sind die kleinen versteinerten Flossentiere auch schnell gefunden. Das Problem besteht aber darin, sie aus den großen Steinplatten herauszubekommen, ohne dass sie den Kopf verlieren. Wir sind leider erstaunlich gut darin, die Platten genau zwischen Kopf und Körper zerbrechen zu lassen. Und hat man dann endlich ein kleines Fischfossil komplett befreit, kann man es ja immer noch auf den Boden fallen lassen. Ein paar schöne Exemplare sichern wir uns dann trotzdem noch.
Kurz nach High Noon stehen wir schließlich mit unseren zurechtgeschnittenen, in Zeitungspapier gewickelten und in Kartons verpackten Fossilien wieder vor der Galerie. Das Ziel der Tagesetappe ist noch offen, wir wollen einfach mal schauen wie weit wir Richtung Moab kommen. In Kemmerer frischen wir unseren Proviant auf, dann entscheiden wir uns gegen die Route über Vernal und für die westliche Alternative und brechen auf.
Die Fahrt verläuft ziemlich ereignislos, die Strecke zieht sich dahin. Die ABBA-CDs laufen jetzt schon zum ungefähr zwanzigsten Mal rauf und runter, und wenn der herrlich blöde Titel „Wer im Wartesaal der Liebe steht" anklingt, haut mein Freund jedesmal energisch auf Stop. Irgendwann fängt er an, jeden entgegenkommenden Truck zu fotografieren. Aber ab und zu bietet sich auch die Landschaft für ein Foto an.
Immerhin kommen wir gut voran und erreichen in der Dämmerung schließlich Price, wo wir uns im etwas abgewohnten National 9 einquartieren. Im K-Markt gegenüber finden wir noch ein paar goldige Klamotten für die Patenkinder zuhause. Und dann geht ein langer Fahrtag zu Ende. Aber wenn wir morgen die Sonne untergehen sehen, dann hoffentlich am Delicate Arch.