02.12.2005 Las Vegas - Valley of Fire Gut ausgeschlafen wachten wir am Morgen des zweiten Urlaubswochenendes gegen 8 Uhr auf. Nach zwei eher „lockeren“ Tagen mit nicht viel Programm wollten wir heute wieder einmal einen Tagesausflug machen.
Nach der Morgenwäsche packten wir nur schnell eine kleine Tasche mit ein paar Getränken zusammen und fuhren mit dem Van los. Das Wetter war herrlich; sonnig mit einer leichten Brise, und natürlich nicht allzu heiß – schließlich war ja schon Advent...!
Bevor wir die Stadt verließen, wollten wir aber noch einen „Snack“ zu uns nehmen – schließlich hatten wir ja im Hotel nichts gefrühstückt, und so hielten wir Ausschau nach einem der zahllosen Fast-Food-Tempel. Irgendetwas „Neues“ sollte es heute sein, etwas, das wir noch nie ausprobiert hatten, denn Burger King und die „Golden Arches“ kennt man ja aus der Heimat zur Genüge. Bald schon wurden wir am Straßenrand fündig: „Jack in the Box“, auf bayrisch also „Jackl in da Schachtl“ – da waren wir noch nie und deshalb machten wir hier einen Verpflegungshalt.
Das Angebot dieser Kette erinnerte mich irgendwie stark an die beiden vorgenannten Ketten – Burger, French Fries, Soda. Einziger Unterschied: Man kann sich seine Burger in einer Ciabatta-Semmel (für Nordlichter: -Brötchen) servieren lassen – eine willkommene Abwechslung. Da ich die Portionen anderer Gäste schon aus dem Augenwinkel gesehen hatte, beschlossen wir, nur ein Menü (Burger, Fries, Soda) zu nehmen und einen weiteren Burger für Claudia. Das Bedienungspersonal schien selbst ein sehr guter Kunde der Kette zu sein; jedenfalls wirkten die Angestellten hier alles andere als magersüchtig. In weiser Voraussicht verzichtete ich auf jegliche „Upgrades“, die das Menü irgendwie vergrößert hätten.
Nachdem wir unsere Bestellung erhalten hatten, hätte es mir fast die Sprache verschlagen: Obwohl ich ja nur die „normale“ Größe bestellt hatte, handelte es sich um einen ziemlich großen Burger mit einem Patty, das locker für zwei oder drei gereicht hätte. Die „kleine“ Portion Fritten war auch nicht wirklich wenig, und bei dem Drink handelte es sich um gut über 0,5 Liter – refills in beliebiger Anzahl natürlich inklusive. Um es vorweg zu nehmen: Ich bin wirklich ein guter Esser – aber diese Portion hätte ich beinahe nicht geschafft, obwohl ich die Fries und das Diet Coke ja mit Claudia teilte. Während wir da so dahinmümmelten, überlegten wir, wie denn dann die „upgegradeten“ Portionen aussehen würden – und sahen uns wieder einmal bestätigt, dass die in Amerika allgegenwärtigen Gewichtsprobleme nicht von ungefähr kommen.
Nach diesem „Frühstück“ brachen wir auf in Richtung Südosten; erstes Ziel war der Vorort Henderson. Über die I-93 ging es flugs raus aus der Stadt – leider etwas zu flugs, denn wir verpassten die Abfahrt zum Highway 564 und fanden uns plötzlich in Boulder City wieder. Also umgedreht und zurückgefahren – diesmal passten wir besser auf und cruisten nun auf besagter Straße in Richtung Osten.
Kurz darauf sahen wir links von der Straße den „Lake Las Vegas“ mit etlichen Luxus-Golf-Resorts. Leider habe ich vergessen, ein Foto zu schießen, aber die Anlagen wirkten extrem schön (und wohl auch teuer). Für Golfspieler muss das hier ein Traum sein.
Wir fuhren weiter und gelangten plötzlich und unerwartet an eine Ranger Station – dass die „Lake Mead National Recreation Area“ kostenpflichtig und Teil des National Park Service ist, war mir zwar neu, aber als Inhaber des „magischen“ National Parks Pass machte mir das natürlich nichts aus. Das schwarze Kärtchen gezückt, dem jungen Park Ranger übergeben, und schon ging das übliche Kartenmaterial in unseren Besitz über.
Kurz danach kamen wir an die ersten Ausläufer des Lake Mead – wunderschön lag dieser hier in der Landschaft, und wegen der Nähe zur Spielerstadt wird dieser Teil „Las Vegas Bay“ genannt. Wegen der leicht kühlen Temperatur war allerdings nicht viel los; im Sommer treten sich hier die Urlauber wohl auf die Füße. Wir beließen es bei ein paar Fotos und fuhren dann zurück in Richtung der Ranger Station. Dort geht nämlich die Straße ab, die den Lake Mead auf der Nordseite umfährt. Wir fuhren diese sog. „Northshore Road“ weiter – allerdings war ich ein wenig von dieser Straße enttäuscht. Sie führt zwar durch eine schöne Landschaft, allerdings ist ein Blick auf den Lake Mead nur selten möglich, weil immer irgendwelche Hügel dazwischen sind. So gelangten wir ohne größere Stops relativ zügig bis in die Nähe von Overton Beach, wo der Highway 169 nach Westen abzweigt. Kurz darauf erreichten wir unser heutiges Hauptziel:
Dieser State Park war im Jahr zuvor von uns schlichtweg übersehen worden, wurde mir aber im Nachhinein immer als ein echtes Highlight empfohlen. Dies sollte sich im Verlauf der nächsten Stunden auch bestätigen. Erst einmal hieß es jetzt aber den Eintrittspreis zu bezahlen – der National Parks Pass hat hier ja keine Gültigkeit. Das war nun aber gar nicht so einfach, da am Parkeingang zwar ein kleines Häuschen nebst Toiletten vorhanden war, aber kein Park Ranger. Ich studierte die Infotafel und fand heraus, dass man – ähnlich wie im Goblin Valley – das Eintrittsgeld in Kuverts legen muss und diese in eine Kassenbox einwerfen.
Mit Erschrecken stellte ich fest, dass ich nur noch größere Scheine hatte, und nur ein paar Quarters und Pennys Münzgeld. Gottlob hatte Claudia noch ein paar einzelne Dollar Bills, so dass wir schließlich die geforderte Summe von $6 pro Tag und Auto zusammen hatten. Ich notierte noch unsere Daten auf dem Kuvert und legte den Kontrollbeleg aufs Armaturenbrett. Jetzt konnte es also losgehen. Wir waren kaum losgefahren, schon tauchte einer der ersten Höhepunkte auf: Elephant Rock. Ich parkte also den Pontiac gleich wieder und wir machten uns auf den Weg zu besagtem Felsen.
Etwas verwundert nahm ich die Warnhinweise zur Kenntnis, dass auf dem über 200 Meter langen Wanderweg kein Wasser erhältlich ist (!): Na ja, wir werden’s überleben...
Der Elephant Rock trägt seinen Namen natürlich wegen der bizarren Form, die an den Rüssel eines dieser Grautiere erinnert. Trotz Warnschild ließ ich es mir nicht nehmen, um den Felsen herum zu klettern und auch ein Bild von der anderen Seite zu schießen. Schon erstaunlich, welche bizarren Formen die Natur hervorbringen kann.
Wir fuhren weiter und gelangten schon bald an den nächsten Höhepunkt: Der „Petrified Log“. Dieser versteinerte Baumstamm liegt hier schon Jahrmillionen und ist wirklich ein echtes Highlight: Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man das Teil für verrottendes Holz halten; die Maserung und die Jahresringe sind nämlich deutlich zu erkennen.
Etwas weiter östlich gelangten wir an die Felsengruppe „Seven Sisters“ – hier gibt es auch eine kleine Grillstation, an der man sich ein Picknick braten könnte.
Wir fuhren hoch zum „Mouse’s Tank“ und beschlossen, dieses kleine Tal zu erwandern. Seit dem Parkeingang wurden die Felsformationen immer bizarrer und schöner, und dieser Trend setzte sich hier fort. Ein kleiner sandiger Trampelpfad führte nach hinten bis zu einem kleinen natürlichen Wasserpool, der dieser Örtlichkeit seinen Namen gab. Auf den Felsen sind immer mal wieder alte Indianerzeichnungen zu erkennen
Weiter ging’s bis zur Rainbow Vista, wo man einen sehr schönen Rundblick hat.
Wir fuhren weiter zum „Atlatl Rock – an sich kein besonderer Felsen, aber in luftiger Höhe sind einige besonders schöne Indianerzeichnungen zu erkennen. Natürlich hat es auch hier wieder irgendwelche „ganz Schlaue“ gegeben, die ihr eigenes Geschreibsel hinzufügen mussten – bei so was könnt ich wahnsinnig werden...
Am Nächsten Höhepunkt dann eine Überraschung: Der Arch Rock war gerade Schauplatz einer Hochzeit! Eine kleine Hochzeitsgesellschaft und offensichtlich eine Art Standesbeamter vollzogen hier gerade die Trauung – wie malerisch...
Zu dem Felsen chauffiert wurden die beiden natürlich auch standesgemäß. Wir lauschten der Zeremonie, die ziemlich locker und heiter vonstatten ging. Immer wieder mussten die Eheleute Sätze des Standesbeamten nachsprechen – und ich stellte einen nicht zu überhörenden komischen, irgendwie vertrauten Akzent bei den beiden fest. Nachdem die Zeremonie beendet war, bestätigte sich meine Vermutung. Die Braut lachte entzückt und meinte in tiefstem schwäbischen Dialekt: „Acht Jahr’ hamma g’gwart – und jetz hemmes g’macht!“ – also doch...!
Nach den üblichen Gratulationen der Begleiter reihten wir uns auch ein und gratulierten herzlich – natürlich auf deutsch, was uns einen kleinen Smalltalk einbrachte. Und auch wir ließen uns noch unter dem Felsen ablichten...
In der Nähe des Arch Rock gibt es einen Felsen, der wegen seiner drei Stützen „The piano“ genannt wird. Erneut staunten wir, welche schönen Formationen die Natur hervorbringen kann.
Schön langsam wurde mir etwas mulmig zumute – die Tankanzeige unseres Pontiac stand schon tief im roten Bereich; vielleicht hätte ich doch noch mal tanken sollen in Vegas. Weiter ging es in extrem spritsparender Fahrweise bis zu den „beehives“, also Felsen, die die Form von alten Bienenstöcken haben...
Diese wirklich schönen Felsen stellten gleichzeitig auch den letzten Höhepunkt des Parks dar. Wir fuhren in Richtung der West Entrance Station und hielten noch einmal an einer schönen zerklüfteten Felsformation.
Im Gegensatz zum Osteingang saß hier ein Park Ranger in dem Häuschen und kontrollierte alle ausfahrenden Fahrzeuge auf den Kontrollbeleg über die Bezahlung des Eintrittspreises. Insgeheim freute mich das – diejenigen, die sich ohne zu bezahlen in den Park gewagt hatten, waren hier nämlich in starker Erklärungsnot...
Ich fuhr weiter in Richtung der I-15. Ein Schild verriet uns, dass es noch ca. 40 Kilometer bis zu dieser Interstate seien. Vierzig Kilometer? Ein erneuter Blick auf die Tankanzeige brachte mich gehörig ins Schwitzen – die Nadel lag nämlich bereits am Nullpunkt auf, und Reservekanister hatten wir keinen dabei. Ich justierte den Tempomaten also bei spritsparenden 45 mph und fuhr weiter, immer in der Hoffnung, dass uns das letzte Schnapsglas Benzin bis zur nächsten Tankstelle retten würde. Irgendwann waren dann die großen Schilderbrücken der Interstate am Horizont zu erkennen, aber immer noch waren es ca. acht Kilometer. Letztlich gelangten wir aber dennoch zur Auffahrt auf die Interstate, und gleich daneben befand sich die heiß ersehnte Tankstelle. Ich möchte ehrlichgesagt lieber nicht wissen wie weit ich noch gekommen wäre... Wir tankten für $10 und fuhren dann auf der Interstate zurück nach Las Vegas.
Im Hotel duschten wir erst einmal ausgiebig und wechselten die Kleidung. Anschließend befuhren wir die Tropicana Avenue in östlicher Richtung und gelangten so zum „The Orleans“. Dort sollte der zweite Höhepunkt des heutigen Tages stattfinden – ein Spiel in der „Orleans Arena“, die Heimat des ECHL-Clubs „Las Vegas Wranglers“. Für mich als Die-Hard-Eishockeyfan natürlich ein Muss. Direkt neben der Arena gibt es kostenlose Parkplätze, also war auch das Abstellen unseres Vans kein Problem. Ich streifte mir mein Flyers-Fantrikot über und wir betraten die Arena.
Wir gingen zum Ticketverkauf und fragten nach unseren gebuchten Tickets. Nach kurzem Suchen wurden diese auch gefunden und ich erhielt daraufhin meine beiden Freikarten in Händen. Eine nette amerikanische Bekanntschaft aus meiner Heimatstadt ist nämlich zufällig ein guter Freund eines der „Ticket Account Executives“ des Clubs, Jim Renner. Dies brachte mir nicht nur die beiden Gratis-Karten für das Spiel ein, sondern auch einen netten Smalltalk mit eben besagtem Jim. Der war übrigens begeistert, dass es sogar in Deutschland Leute gibt, die den erst 2003 gegründeten Club kennen und setzte sich vor dem Spiel noch ein wenig zu uns. Von ihm erfuhr ich auch, dass die Hotelkette „Coast Casinos“, zu dem das „The Orleans“ gehört, die Baukosten von $65 Mio für die 7.340 Sitzplätze große Arena übernommen hat, das Team aber einem anderen Eigentümer gehört.
Noch vor dem Spiel schlenderten wir ein wenig im „Concourse“, also den Umgriff der Arena. Nun bin ich ja von den diversen NHL-Palästen einiges gewöhnt, aber dennoch war ich von dem viel kleineren Stadion hier auch sehr beeindruckt. Alles war sehr schön arrangiert und eingerichtet, die „Concession Stands“ und die Fanshops standen denen der Profiliga in nichts nach, und auch der Service war erstklassig – alles halt nur eine Nummer kleiner als in der NHL, aber ein eigenes Maskottchen muss schon sein...
Vor dem Spiel gab es übrigens noch eine PR-Aktion von „Port of Subs“, einer Fast-Food-Kette, die Sandwiches herstellt – ähnlich denen von Subway, nur besser. Diese verteilten kostenlose Proben ihrer „Subs“ in einer derartigen Aufdringlichkeit, dass wir letztendlich jeder drei bis vier Stücke gegessen hatten und so für das Abendessen auch schon gesorgt war.
Und eine weitere, besondere Überraschung gab es: Zum heutigen Spiel waren nämlich einige Ex-NHL-Spieler erschienen, die eine Autogrammstunde gaben. Ich selbst traf Greg Adams und ließ mir mein Trikot signieren. Etwas später traf ich auch noch das legendäre Raubein Marty McSorley, der, obwohl schon leicht ergraut, mit seiner hünenhaften Statur immer noch beeindruckend wirkt. Ich hielt einen netten Smalltalk mit ihm und erfuhr dabei, dass er fast einmal bei einem DEL-Club angeheuert hätte, aber daraus letztendlich nichts wurde. Leider war zu diesem Zeitpunkt Claudia mit der Kamera nicht in der Nähe. Für diejenigen, denen der Name nichts sagt: McSorley war früher bei den Los Angeles Kings der „Aufpasser“ für Wayne Gretzky – wer den Superstar auch nur schief anschaute bekam es mit Marty zu tun!!!
Dann begann aber das Spiel. Die Wranglers liefen durch eine imitierte Saloon-Tür aufs Eis, natürlich eingehüllt von künstlichem Rauch und in Lichteffekten. Das alles wirkte schon recht professionell, vor allem wenn man bedenkt, dass es sich hier um einen ECHL-Club (also vergleichbar 3. Liga!) handelt. Die Arena selbst ist in U-Form erbaut, d. h. auf einer kurzen Seite befinden sich keine Sitze, sondern die Anzeigetafel.
Das Spiel ist schnell erzählt: Die Wranglers rangen die Idaho Steelheads, nach den Infos von Jim Renner das Topteam der Liga, nach einem zähen Kampf mit 5-3 nieder – und das, obwohl man am Tag zuvor gegen den gleichen Gegner noch mit 1-2 verloren hatte. Das Spiel war wirklich nett anzusehen und auch die Tore waren nicht von schlechten Eltern. Das Stadion war mit knapp 5.800 Fans auch nicht schlecht gefüllt, allerdings soll es tags zuvor sogar ausverkauft gewesen sein.
Nach dem Spiel fuhren wir zurück ins Imperial Palace und zockten noch ein wenig an den Slots. Claudia holte sich noch einen dieser „Pina Colada Margharitas“, während ich es vorzog, einige der Gratis-Buds von den netten Bedienungen zu schlürfen.
Alles in allem war es ein absolut gelungener Tag: Einen genialen State Park besichtigt, ein schönes Eishockeyspiel gesehen und sogar ein paar NHL-Veteranen getroffen – USA-Herz, was willst Du mehr...?
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Snack im "Jack in the Box": ca. $10 für zwei Personen
Einfahrt Lake Mead NCA: im National Parks Pass enthalten
Eintritt Valley Of Fire SP: $6 pro Auto
Tanken: $10
Eintritt Wranglers-Spiel: frei (Karten hätten $20 pro Person gekostet)
Ca. 8 Stücke Port-of-Subs Sandwiches: frei
Cocktail im Imperial Palace: $8
Etliche Buds an den Slots: frei
Hotel: Imperial Palace, €53, gebucht über
www.vegas.com