06.09.2006Vamos a Plymouth – Wale in freier Natur stand heute auf dem Programm. Im Vorfeld hatten wir schon im Internet rumgeschnüffelt und waren uns nicht ganz sicher ob wir uns für Whale Watch in Kanada, Maine oder hier in Plymouth an den Stellwagen Banks entscheiden sollten. Im Nachgang war es die allerbeste Entscheidung es hier zu machen – Warum? Das erfahrt ihr jetzt.
Von Middleborough ging es ab in das wirklich schöne und beschauliche Städtchen Plymouth, dem Ort an dem im Jahre 1620 102 Pilgerväter an Bord der berühmten Mayflower anlegten um hier die vermutlich erste dauerhafte Siedlung der neuen Welt zu gründen. Mittlerweile hat Plymouth knapp 50.000 Einwohner, insofern sind die Pilgerväter und die örtlichen Pilgermütter reichlich aktiv gewesen, aber das ist ein anderes Thema.
Direkt am Hafen gibt es große Parkplätze für die zahlreichen netten Restaurants, wo es frischen Lobster gibt, aber vor allem für die Ausflugsschiffe von Capt. John Boats. Für 34,50 USD abzgl. unseres bereits im Internet ausgedruckten Coupons (1,00 $ pro Nase), bestiegen wir gegen 12:00 Uhr das für ca. 400 Leute – aber nur mit knapp 40 Leuten gefüllten – Ausflugsschiff. Der lustige Capitain, der übrigens zu unserer allen Überraschung nicht John hieß, erzählte uns, dass die Tour ca. 4 Stunden dauern würde. Er gab danach das Mikro an den Nationalist weiter, der mit uns an Bord war. Dieser Mensch macht seit 40 Jahren nichts anderes als tagtäglich mit dem Schiff raus zu fahren und seine Erfahrungen und Kenntnisse den Menschen mitzuteilen. Super interessanter Mensch!
Vom Ablauf her sagte man uns, wird es so sein, dass der Motor sofort ausgemacht wird, wenn eine Sichtung stattfindet. Gespannt warteten wir an der Reling, dann plötzlich gab es den ersten Aufschrei. Auf 11 Uhr wurde das Pusten – die Wasserstaubwolke der Wale - gesichtet. Mit gedrosseltem Motor dümpelte unser Kahn auf den Wal zu uns es war ein Finnwal. Diese sind sehr lang und dünn und eigentlich relativ unspektakulär. Trotzdem wurden hier schon ungefähr 20 Fotos verballert, man weiß ja nicht was noch kommt.
Dann ging es weiter – ich erkundete in diesem Moment die Bordtoilette, als draußen ein Riesenaufschrei stattfand. Man nennt so etwas glaube ich Murphys Law, denn das Boot wurde während dieser Zeit von Delphinen begleitet, wie mir meine Frau berichtete. War bestimmt toll.
Nach weiteren kleinen Sichtungen kam dann der erste fette Buckelwal zum Vorschein. Er zeigte uns dann auch bei Abtauchen das, was alle wollten: „Show me the fluke…“. Jawohl, und er zeigte uns seine Fluke. Das Tackern der Fotoapparate nahm gar kein Ende. Das Ende jedoch fand Freund Buckelwal, weil er sich unspektakulär aus dem Staub machte. Nach einem kleinen Snack im Bordrestaurant (Chili), nutzten wir die Zeit mit ein paar Gesprächen. Immer wieder beleibt die Erkenntnis der Amerikaner: „Ooooh…you are from Germany…wow..for how long do you stay here? Damn…18 days…amazing!!!“ Ein netter Mann erzählte uns, dass er und seine Familie in ein paar Monaten auch nach Deutschland, speziell Berlin fliegen würden. Auf unsere Frage für wie lange antwortete er: 3 Tage. O.k!
Ich sprach daraufhin noch einen der Angestellten an Bord an, ob diese Touren denn für ihn immer noch interessant seien. Er sagte, dass er die Touren jetzt schon seit drei Jahren machen würde und es immer dasselbe sei. Langweilig sagte er. Das sollte er seine Meinung aber noch ändern, denn kurze Zeit später kam er. Wie sagte der Biologe an Bord: Mr. Humpback himself! Der feine Herr Buckelwal persönlich! Liebe Leute, was sollen wir sagen. Vielleicht soviel. Mit dem Herrn Buckelwal haben wir eine knappe Stunde Seite an Seite verbracht, haben dabei 4 Filme mit der Spiegelreflex verballert (von denen allerdings mind. 2 Filme nix geworden sind, da zu diesem Zeitpunkt die Kamera schon nen Hau hatte, wie wir schmerzlich zu Hause beim entwickeln erfahren mussten), und standen diese Stunde mucksmäuschenstill und mit offenem Mund an Bord. Dieser Wal war der Hammer!
Eine Stunde lang zeigte der Wal alles – er tauchte für ein paar Minuten ab um plötzlich ca. 5 Meter neben dem Boot aus dem Wasser zu springen. Er klatschte mit den Flippern und der Fluke auf das Wasser. Man hörte das Schnaufen und Röcheln der Tiere in dieser friedvollen stillen Umgebung, die Fluke wurde ca. 1000-mal fotografiert, einmal schöner als das andere. Es schien fast so, als wollte dieser Wal uns sein komplettes Repertoire zeigen.
Skeptisch wurde ich nur, als der Biologe ziemlich am Anfang sagte: „Ich weiß nicht genau was der Wal da macht, aber na gut…“. Hatten wir doch vor dem Urlaub noch Schätzings „Der Schwarm“ gelesen, wo auch Wale ausflippen. Nach der einstündigen Show traf ich den Angestellten wieder. Ich fragte ihn, ob es denn immer noch langweilig für ihn sei. „Das war der Beste den ich jemals gesehen habe – ehrlich“, war seine Antwort. Und wir waren dabei.
Und als ob unser Glück nicht perfekt gewesen sei, kamen beim Ablegen und somit auf unserer Rücktour noch zwei Baskinsharks, zwei Haie entlang des Schiffes, was wohl auch äußerst selten ist. Es war ein außergewöhnliches Bild. Am Schiff die zwei riesigen Haie, dahinter der springende Wal – unglaublich!!!
Nach der Rückfahrt und einem schönen Abendessen verbrachten wir den Rest des Abends damit, dass soeben erlebte zu verarbeiten. Wir hatten etwas Phantastisches und Schönes erleben dürfen, um dass uns viele auch heute noch beim betrachten unserer Bilder beneiden. Doch die Bilder alleine können nicht ansatzweise das Wiedergeben, was auf Dauer in unseren Herzen gespeichert sein wird – die Anmut und Grazie dieser unglaublichen Lebewesen. Auch wenn der Schlusssatz sich jetzt sehr geschwollen anhört, kann man daraus glaube ich trotzdem erkennen, gerade bei meiner sonstigen Schreibweise, wie sehr wir beeindruckt waren.
Und am nächsten Tag geht es weiter…Richtung New Hampshire und die White Mountains…