26. März Sanddünen, Sheriffs & Saloons
Auch heute ist das Wetter schön: Sonne, ein paar Schleierwolken und so warm, dass wir endlich die Jacken weglassen können.
Frühstück gibt es im Super 8 - das übliche "complimentary". Wir verfeinern die Waffeln mit unseren Überresten aus Breck, Apfelmus und Himbeermarmelade.
Hurra, endlich kommen wir zu einem unserer langersehnten Wunschziele!
Schon bei der Anfahrt kann man die ungewöhnlichen Dünen erblicken.
Seit Wochen habe ich immer mal wieder ängstlich gecheckt, ob Schließungen zu erwarten sind. Aber wir haben Glück. Wie üblich geht es zuerst ins Visitorcenter und wir kommen gerade rechtzeitig zum Film. Interessant wie die Dünen so entstehen und wie sich Pflanzen und Tiere angepasst haben. Falls sich mittlerweile jemand fragen sollte: die Juniorranger-Hefte und –abzeichen haben ihren Reiz verloren. Kerlie hält sich jetzt lieber an eigene Filmprojekte.
Dann befahren wir gemütlich den Dunes Drive bis zum Ende. Zeitweise kommen wir uns vor, als wären wir zurück im Schnee.
Zuerst auf Asphalt
Dann unpaved auf festgefahrenen Gips
Der Dunes Drive endet im „Heart oft he Sands“ an den bekannten Picknickplatzboxen.
Hier ist einiges los, wieder Familienausflügler. Vor allem haben sie ihren Spaß daran, auf den Plastikdeckeln die Dünen hinunter zu schliddern. Wir schmieren uns tüchtig mit Sonnencreme ein und wenden uns dem Alkali Flat Trail zu.
Erst nach einer ganzen Weile können wir uns losreißen und fahren zurück zum Dune Life Nature Trail. Hier sind die Dünen wesentlich mehr bewachsen.
abgestorbene Bäume
und lebendige Yuccas
Nachdem wir diesen Loop gelaufen sind, fahren wir nochmals zur Picknick Area für einen kleinen Snack.
Leider können wir nicht zum Sonnenuntergang da bleiben, denn wir haben noch eine Riesenstrecke vor uns. Diesmal habe ich Fahrt gewonnen.
Da wir ja schon vor Tagen mit dem Zeitplan in Verzug geraten sind, soll es auch schlicht und direkt über die Interstate 10 nach Westen gehen.
Mexiko ist nahe, also halten wir für den Fall einer Border Patrol Kontrolle schon mal die Pässe bereit. Wir müssen auch nicht lange auf eine solche warten.
Bei vergangenen Reisen haben wir die immer recht zügig hinter uns gebracht. So heute leider nicht. Ein durchaus sympathischer und freundlicher, aber recht gründlicher Officer schaut sich also unsere Pässe an – von vorne bis hinten. Und stellt dann ein paar Fragen: wann und wo wir eingereist wären, ob und wann wir schon mal in den USA gewesen sind, wo wir jetzt gerade herkommen... Eigentlich ein Glück, dass ich heute Fahrerin bin, denn (noch) ist mein Englisch das Beste. Schließlich bedeutet er mir, ein Stück weiter rechts ran zu fahren und dort zu warten. Okay, langsam kommen wir ins Grübeln, ob wir wohl was verbrochen hätten.
Ich parke also und werde auch gleich von zwei Jungs mit MPs gefragt warum und dann im Auge behalten. Es dauert etwa 10 Minuten bis der nette Officer wieder kommt und uns über unser Problem aufklärt. Offensichtlich hat die Dame bei der Immigration in Denver unsere Pässe nicht gestempelt.
Man könnte also annehmen, wir wären seit 2011 illegal im Land. Aber Kollege Computer hat gottseidank unsere Angaben bestätigt. Der Officer rät uns noch bei der nächsten Kontrolle das gleich zu erklären und wünscht uns gute Weiterfahrt. Wirklich ein sehr freundlicher Mann, da haben wir schon andere erlebt.
Puh, es dauert ein paar Meilen, bis wir über den Vorfall unsere Witzchen machen können. Trotzdem fahre ich doch etwas vorsichtiger als sonst. So Limit getreu, dass ich in einer Baustelle von vielen Trucks überholt werde. Ist aber deren Pech, denn in einer Mulde lauerten die Sheriffs.
Ansonsten aber verläuft die Fahrt ziemlich langweilig. Ein Tank- und Boxenstopp noch in Lordsburg, dann erreichen wir Arizona, bekommen eine Stunde Zeit "geschenkt" und erreichen im Abendrot unser heutiges Ziel – die Stadt, die trotz ihres Namens zu robust zum Sterben ist.
Wir quartieren uns im Larian Motel ein, das liegt direkt am Highway und einen Block von der Allen Street. Ist schon etwas älter, aber die Räume sind okay und sauber. Die Empfangsdame ist sehr nett und gleich mit allerlei Tipps zur Hand. Wir quatschen solange, dass sich die Jungs schon Sorgen machen, heute gäbe es kein Bett.
Mit aller Macht meldet sich jetzt der große Hunger
Gemäß der Empfehlung machen wir uns auf zum
Crystal Palace Saloon, der auch gleich der erste auf dem Weg ist. Die Stadt wirkt recht ausgestorben, aber drinnen ist etwas mehr los - vor allem laute Musik. Und statt Cowboys etliche "Snow Birds". Wir senken das Durchschnittsalter der Gäste deutlich
Kersten kommt endlich zu einem ordentlichen Steak, ich zu Ribs, nur Colin muss ausgerechnet Pizza essen
Dazu ein lecker Fassbier bzw. die übliche Pepsi.
Faszinierend in solchen Saloons finde ich immer die Bar mit dem verschnörkelten Holz und den großen Spiegeln. Wie oft sind die in den rauen Zeiten wohl kaputt gegangen? Bei all den Schlägereien und Schießereien? Oder ist das alles nur wieder "Hollywood"
Auf dem Heimweg schauen wir noch kurz bei Big Nose Kates Saloon vorbei und dann geht's ab ins Bett.
Top
Rumstromern in den weißen Dünen
Flop
Pass ohne Einreisestempel
Unterkunft: Larian Motel Tombstone, gebucht über booking.com, 2 Queen Zimmer, schon etwas älter, aber gemütlich und sauber
Gefahren: ca. 348 mi