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Autor Thema: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66  (Gelesen 36328 mal)

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Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #150 am: 02.09.2022, 08:14 Uhr »
Nach einer stressigen Woche komme ich endlich dazu, wieder einen Tag zu posten. Ich hoffe, ich habe Euch inzwischen nicht abgehängt ;)


14.05.2022 - wilde schiesserei


Noch vor dem Frühstück, an dem einige Eltern mit ihren frisch «gegradeten» Schützlingen teilnahmen, erstand ich «Wyatt Earp Compo»-Tickets für den Old Tombstone Western Theme Park. Wir wählten den Weg über den Sonoita Mountain View Highway. Beim Helvetia Lookout überkamen mich wegen des Namens Heimatgefühle, die gleich wieder verschwanden, als es irgendwo in der Nähe knallte. Seltsam, die Schiesserei sollte doch erst in Tombstone stattfinden.

Wir kamen just einen Moment, bevor die Schiesserei losging, beim «Helldorado Gunfight Theater and Restaurant» an. Die Schattenplätze waren bereits gut besetzt während in der Sonne keine Menschenseele sitzen wollte. Warum wohl? Wir quetschten uns noch an den Rand des Schattens, Reiner schräg vor mir.

Die Show begann. Der besoffene, weibliche Marshall, der Miner und der Bad Guy agierten viel mit dem Publikum und ich amüsierte während der gesamten Dauer der Vorstellung.


Anschliessend fuhr der Cowboy, der eben noch die Schiesserei eröffnet hatte, den Trolley. Er zeigte uns Old Tombstone und redete ohne Punkt und Komma. Kein Wunder, war er heiser oder lag das am vielen Whiskey? In «The Hitching Post Cafe» trank er allerdings nur ungesüssten Eistee. Wir genehmigten uns einen Hotdog und spazierten ein bisschen in dem alten Städtchen herum.



zimmer mit aussicht


Obwohl wir noch zwanzig Minuten zu früh dran waren, versuchten wir bereits im Hotel einzuchecken. Ein Auto stand in der überdachten Einfahrt, wir traten in die unbesetzte Rezeption ein und setzten uns auf ein Sofa. Eine kleine, zierliche Frau indianischer Abstammung betrat den Raum und raunzte uns zu, dass das Check-In erst um drei sei. Ich fragte, ob wir nicht hier drin warten dürften, draussen sei es so heiss. Widerstrebend willigte sie ein und verschwand. Der Mann aus dem Auto kam ebenfalls herein und setzte sich in einen Sessel. Die Frau erschien, erledigte etwas an der Rezeption und verschwand wieder. Sowohl wir wie auch der andere Gast taten sehr unbeteiligt, um ihr zu signalisieren, dass wir sie nicht stressen wollten. Punkt drei fragte sie, wer zuerst dran sei. Keine Ahnung – der Mann war früher, aber draussen und wir früher drinnen. Er nahm uns die Entscheidung ab und liess sich sein Zimmer geben.

Als wir an der Reihe waren, entschuldigte sich das kleine Persönchen. Zwei Zimmermädchen seien nicht erschienen, da hätten die Besitzer herkommen und die Zimmer machen müssen. Sie seien allerdings noch nicht fertig geworden, aber unser Zimmer sei bereits parat. Sie erklärte noch die Regeln und dann bezogen wir den Raum, der schon mächtig abgewohnt war. Ausserdem waren das Klo und das Waschbecken auf die Grösse der Rezeptionistin angepasst. Dafür war die Aussicht vom hübschen Garten in die entfernten Berge unbeschreiblich schön. Nicht umsonst hiess das Hotel «Landmark Lookout Lodge».

In diesem Garten wollten wir heute Abend unsere Kameras aufstellen, um die Mondfinsternis aufzunehmen. Vorher gingen wir noch ins Longhorn Restaurant Steaks essen. Was soll ich sagen? Mein Black Angus Prime Rib, langsam gegart, war einfach eine Wucht. Auch Reiner war happy mit seinem Ribeye.


der mond ist aufgegangen


Wieder zurück in der Lodge mutmassten wir, wie der Verlauf des Mondes sein würde und stellten fest, dass wohl für eine ideale Aufnahme das Hausdach im Weg wäre. Kurzentschlossen packten wir das Auto und gingen auf Location-Suche. Es wurde immer dunkler und wir wurden noch nicht fündig. Auf einer grossen, bekiesten Haltebucht in der Nähe des Flughafens richteten wir das Auto Richtung Mond aus, der eben über den Horizont gestiegen war. Ich schaute, dass er sich in der linken unteren Ecke meines Displays befand und startete das Timelapse. Die unmittelbare Umgebung war voller Müll. Hoffentlich kam der nicht mit aufs Bild.

In einiger Entfernung hielt alle paar Minuten ein Auto, um den Hund Gassi zu führen. Die meisten liessen dazu den Motor laufen, ein paar Wenige stellten ihn ab. Wenn sie beim Wegfahren in unsere Richtung kamen, blendete mich das Scheinwerferlicht. Bei einem Auto war das besonders schlimm, denn es näherte sich uns ganz langsam und drehte sich schliesslich so, dass die Fahrerseite gegen uns zeigte. Aus dem geöffneten Fenster fragte der Fahrer, ob wir Hilfe bräuchten. Wir verneinten und erklärten, dass wir den Mond fotografierten. Ah gut, es habe für ihn ausgesehen, als hätten wir eine Panne. Als er weg war, schaute ich in den Himmel. Vom Mond war nichts mehr zu sehen, die Erde stand genau zwischen ihm und der Sonne. Falls der hilfsbereite Mann nichts von der Mondfinsternis wusste, musste er gedacht haben, wir hätten sie nicht alle.


Die ganze Prozedur von sichtbar zu unsichtbar und wieder zurück dauerte unglaublich lang. Ich war hin- und hergerissen, ob ich das Timelapse abbrechen sollte oder warten, bis der Mond wieder komplett zu sehen war. Reiner, der den Mond fotografiert hatte, hatte sein Equipment bereits eingepackt. Wir warteten noch einen Moment, aber nicht bis ganz zum Schluss, bis wir zurück ins Hotel fuhren.


Doreen & Andreas

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #151 am: 02.09.2022, 10:09 Uhr »
Tolle Bilder, Gaby.
Die Autos, die da immer mal kamen, haben Deine Aufnahmen mit ihren Scheinwerfern offenbar nicht ruiniert.  :daumen:
Viele Grüße,
Andreas
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partybombe

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #152 am: 02.09.2022, 13:21 Uhr »
Die Bilder von der Mondfinsternis sind eine Wucht

Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #153 am: 05.09.2022, 07:50 Uhr »

15.05.2022 - was für ein french toast


Am Morgen gingen wir durch die Rezeption Richtung Speisesaal und kamen an der Küche vorbei, wo die Rezeptionistin am Brutzeln war. Sie begrüsste uns sehr herzlich. Kaffee und Saft konnten wir selbst holen, die warmen Speisen bestellten wir bei ihr und sie bereitete sie frisch zu. Wir waren hingerissen ab den köstlichen French Toasts. Wie kriegte sie diese bloss so fluffig hin? Auch das Rührei war perfekt zubereitet.

Eine Familie mit sechs Kindern betrat den Speisesaal. Alle waren in alte Gewänder gekleidet. Die grösseren Kinder im Teenager-Alter meckerten, dass es kein Buffet gab. Sie fanden die Vorstellung schrecklich, ihr Essen zu bestellen und wurden ziemlich ausfällig.


on the road again


Wir schauten ihnen nicht lange zu, sondern holten unser Gepäck und verliessen das Hotel Richtung Bisbee. Das Städtchen war sehr hübsch, aber wir konzentrierten uns auf die Copper Queen Mine am Stadtrand. Im Nachhinein bereuten wir es, uns nicht mehr Zeit für einen Spaziergang durch die Gassen genommen zu haben.


Wir folgten der AZ-80 bis Douglas, eine Kleinstadt, die an der mexikanischen Grenze lag. Die Häuser gefielen mir, aber als wir den Grenzzaun zu Mexiko sahen, beschlich mich ein seltsames Gefühl. Die Vorstellung, dass eine hohe Mauer oder ein mit Stacheldraht besetzter Zaun die Grenze darstellte, war für mich unglaublich. Es erinnerte mich an die Mauer zwischen West- und Ostdeutschland, die ich allerdings erst nach der Wende das erste Mal gesehen hatte.

Mit Erreichen von New Mexiko war es auf einen Schlag eine Stunde später. Wir verliessen die AZ-80, die inzwischen zur NM-80 mutiert war und fuhren auf der NM-8 durch Animas, das aus ein paar Häusern und sonst nichts bestand. In Hachita hoffte ich auf eine Toilette, doch mehr als ein paar dem Verfall unterworfene Häuser gab es da nicht mehr. Meine Blase drückte und weil die Chance auf ein Klo auf einem US-Highway deutlich grösser war, bogen wir ab, um auf die US-80 zu gelangen. Ich hielt es kaum mehr aus, da kam die rettende Rest Area, die zu meinem Erstaunen auch noch sehr sauber war.

In Deming gingen wir ausnahmsweise in einen McDonalds. Wir bestellten und die Bedienung fragte uns, woher wir kämen. Aus der Schweiz. Wirklich aus der Schweiz? Sie konnte es kaum glauben und ich fühlte mich wie ein Alien. Sie kam an unseren Tisch, fragte, ob es uns auch zu kalt sei, sie könne die Klimaanlage nicht regulieren, die werde aus der Ferne gesteuert. Ein anderes Mal kam sie, um zu fragen, ob alles okay sei, und ein drittes Mal wollte sie wissen, wie wir ausgerechnet hierher kämen. Sie unterhielt sich mit der Putzfrau und als diese zu uns schaute, wusste ich, dass sie ihr die unglaubliche Geschichte der Schweizer im McDonalds von Deming erzählt hatte.

Vor dem Einchecken in Las Cruces statteten wir der Recycled Roadrunner Sculpture einen Besuch ab. Der riesige Vogel aus ausrangierten Gegenständen wacht über die I-10. Erst hatte er auf der Mülldeponie Las Cruces Foothills gestanden, um auf die Konsumgewohnheiten, die Kraft des Recyclings und darauf aufmerksam zu machen, wie viel auf die Mülldeponie geworfen wurde. Der massive Roadrunner war dann auf die Raststätte westlich von Las Cruces auf der I-10 umgesiedelt worden. Die Skulptur ist satte sechs Meter hoch und besteht aus alten Schuhen, Handys, Fahrradteilen und anderen recycelten Materialien.



hat’s geschneit oder was?


Nach einer kurzen Ruhepause ging es wieder auf die Piste. Bevor wir über den San Augustin Pass fuhren, besorgten wir uns im Sprouts Farmers Market unser Abendessen. Der Laden hat sich ähnlich wie Whole Foods Market auf gesunde Lebensmittel spezialisiert. Entsprechend attraktiv waren die Einrichtung und die Präsentation der Produkte. Wir hielten uns nicht lange darin auf, denn unser Ziel war der White Sands National Park, der gut 80 Kilometer nordöstlich von Las Cruces liegt. Ein paar Meilen vor dem Parkeingang hielten wir an einem US-Border Patrol Checkpoint. Amerikaner? Nein, aus der Schweiz. Visa? ESTA! Ah, ESTA-Visa – gute Fahrt!

Eine junge Rangerin hatte Dienst am Eintrittshäuschen des Parks. Reiner wollte den Nationalparkpass zeigen, aber den hatte sie bereits am Spiegel hängen sehen und den Pass wollte sie im Gegensatz zu den meisten anderen Parks nicht sehen. Sie war sehr süss und winkte uns zum Abschied zu.

Ich war äusserst gespannt, was uns erwarten würde, denn auf Bildern ist die Natur nie so, wie wenn man sie live vor Augen hat. Erst war ich fast ein bisschen enttäuscht. Anstelle von weissen Dünen wuchsen Grasbüschel mit bisschen Sand dazwischen. Je weiter wir kamen, desto mehr verschwand die Vegetation und je weisser wurde die Landschaft. Es sah aus, als ob es geschneit hätte. Die Strasse, die in einem Loop endete, war mit festgefahrenem Sand bedeckt. Das Abendlicht tauchte die Gegend in weiches Licht. Viele überdachte Picknicktische luden zum Verweilen ein. Wir assen unsere Salate, während wir den Sonnenuntergang beobachteten.

 
Weil gestern Vollmondnacht war, hatte der Park bis 23:00 Uhr statt wie üblich bis 21:00 Uhr geöffnet. Das war der Grund, weshalb wir trotz der vielen Meilen auf dem Buckel den Weg noch auf uns genommen hatten. Doch nun spürten wir die lange Fahrstrecke in den Knochen, deshalb verliessen wir den Park und überliessen den Mond den anderen Gästen.


mrh400

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #154 am: 05.09.2022, 09:04 Uhr »
Zu Las Cruces erinnere ich mich an ein Mittagessen in einem schönen alten Restaurant in dem Vorort Mesilla - Double Eagle, ein Haus in dem es der Sage nach spukt: http://double-eagle-mesilla.com/century-old-ghost-story/
Gruß
mrh400

wolfmark

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #155 am: 05.09.2022, 10:09 Uhr »
Wir haben in Hachita eine Toilette gefunden  :D

Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #156 am: 05.09.2022, 13:30 Uhr »
Zu Las Cruces erinnere ich mich an ein Mittagessen in einem schönen alten Restaurant in dem Vorort Mesilla - Double Eagle, ein Haus in dem es der Sage nach spukt: http://double-eagle-mesilla.com/century-old-ghost-story/
Das haben wir verpasst - dann müssen wir da nochmals hin :).


Saguaro

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #158 am: 05.09.2022, 14:57 Uhr »
Zitat
Die Skulptur ist satte sechs Meter hoch und besteht aus alten Schuhen, Handys, Fahrradteilen und anderen recycelten Materialien.

 :applaus: So was begeistert mich immer wieder.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #159 am: 06.09.2022, 07:47 Uhr »
Zitat
Die Skulptur ist satte sechs Meter hoch und besteht aus alten Schuhen, Handys, Fahrradteilen und anderen recycelten Materialien.

 :applaus: So was begeistert mich immer wieder.
Mich auch!

Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #160 am: 06.09.2022, 08:03 Uhr »

16.05.2022 - stadt oder land, that’s the question


Das Hotelfrühstück war sehr gut, aber wir vermissten den Peppered Bacon von Tucson. Gestern Abend hatten wir für heute einen Stadtbummel geplant, weshalb wir etwas später dran waren als sonst. «Stadt oder nochmals Park?», war die grosse Frage während des Essens. Trotz der vielen Argumente, die gegen den Park und für die Stadt sprachen, siegten die weissen Dünen. Diesmal fuhr ich und bei der Border Control fragte mich eine sehr nette Frau, ob wir Amerikaner seien. Nein, wir seien Touristen aus der Schweiz. Echt aus der Schweiz? Sie fragte wie der Mann gestern nach einem Visum und als ich die ESTA erwähnte, meinte sie «top!» und wünschte eine gute Fahrt.

Im Visitor Center erfuhren wir in einem interessanten Film, wie die Gipsdünen entstanden waren. Vor ungefähr 12'000 Jahren war das Tularosa-Becken von grossen Seen, Bächen, Grasland und eiszeitlichen Säugetieren geprägt. Durch die Klimaerwärmung hatten der Regen und die Schneeschmelze Gips aus den umliegenden Berge gelöst und in das Becken getragen. Die Seen waren verdampft und Selenitkristalle hatten sich gebildet, die durch die starken Winde aufgebrochen und nach Osten transportiert worden waren. Besonders spannend fand ich die Tatsache, dass im Verlauf der Jahrtausende auch die Tiere eine weisse Farbe angenommen hatten. Und tatsächlich hatte ich das Glück, eine kleine weisse Echse zu entdecken, die in die Büsche verschwand, bevor Reiner oder ich die Kamera zücken konnten.

Sieben Kilometer hinter dem Parkeingang führte ein Holzsteg über das Dünenfeld. Entlang der Promenade informierten viele Tafeln die Besucher über die Gegend und die Tiere, die in der rauen Umgebung lebten. Nicht nur Kinder, sondern auch wir Erwachsene hatten Spass daran, Tierspuren den entsprechenden Tieren zuzuordnen und waren stolz, wenn wir richtig getippt hatten.


Zum Mittagessen hatten wir uns in Las Cruces im Sprouts wie so oft mit Salaten eingedeckt, die wir an einem der zahlreichen Picknickplätze einnahmen. Ein Bus mit der Aufschrift «Baptiste Church» traf ein und eine Horde Jugendlicher stieg aus. Jeder fasste ein Lunchpaket und als sie fertig gegessen hatten, erklommen sie die Dünen, um herumzutollen. Die Betreuer setzten sich derweilen zusammen und plauderten angeregt miteinander. Wir hielten uns noch eine Weile im Park auf. Leider hatte ich Mühe, die Dünen zu besteigen, mein Knie streikte. Aber auf dem feinen, weichen Sand zu fahren, brachte mir unglaublich viel Spass. Wenn mir das jemand vor den Ferien gesagt hätte, hätte ich ihm den Vogel gezeigt.


mesilla und ein prächtiger sonnenuntergang


Den Nachmittag verbrachten wir mit Schreiben, Bilder ordnen und Lesen im Hotelzimmer, bis es Zeit für ein frühes Abendessen war. Für dieses fuhren wir nach Mesilla ins Andele Restaurant. Ich wählte eine Kombination aus mehreren mexikanischen Gerichten und war begeistert. Das war das beste mexikanische Essen, das ich je hatte.

Vollgegessen, wie so oft in den USA, verliessen wir das nette Lokal. Das goldene Abendlicht war wunderbar. Wir streiften durch die Strassen des hübschen Ortes, bis Reiner die glorreiche Idee hatte, für den Sonnenuntergang zum San Augustin Pass Overlook of Whitesands and Tularosa Basin zu fahren. Zwar hatte er die Kamera nicht dabei, aber die Sonne stand schon tief, sodass die Zeit für das Holen des Fotoapparates nicht reichte. Beim Aussichtspunkt angekommen, war ein knallroter Sonnenball gerade dabei, hinter den Hügeln zu verschwinden. Ein super Tag, eine herrliche Aussicht, ein grandioser Sonnenuntergang – was will man mehr?


       

partybombe

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« Antwort #161 am: 06.09.2022, 09:45 Uhr »
Toll, dieses Weiß! Dazu der Hinweis auf die weißen Tiere; sehr interessant, schade, dass der Foto nicht schussbereit war.

usa-rookie

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« Antwort #162 am: 06.09.2022, 14:51 Uhr »
Liebe Gaby,
Ich musste jetzt erstmal die letzten paar Tage nachlesen.. beivder Erwähnung der Monddfinsternis ist es mir wieder eingefallen... da waren wir ja bloß wenige km auseinander.. seinerzeit  :)
Die Fotos vom Mond sind übrigens grandios.. und auch die von White Sands.. echt wunderschön diese Gipsdünen.

LG Romy

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« Antwort #163 am: 07.09.2022, 09:45 Uhr »
Liebe Gaby,
Ich musste jetzt erstmal die letzten paar Tage nachlesen.. beivder Erwähnung der Monddfinsternis ist es mir wieder eingefallen... da waren wir ja bloß wenige km auseinander.. seinerzeit  :)
Die Fotos vom Mond sind übrigens grandios.. und auch die von White Sands.. echt wunderschön diese Gipsdünen.

LG Romy
Am Tag davor waren wir auch am selben Ort, nur dass wir vermutlich ein paar Stunden früher im Saguaro West waren :).
Die Gipsdünen haben mich total fasziniert, würde ich gerne nochmals hin, wenn mein Knie wieder besser funktioniert und ich richtig wandern kann.

Culifrog

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« Antwort #164 am: 07.09.2022, 10:04 Uhr »

17.05.2022 - die letzte border control


Heute gab es andere Speisen zum Frühstück als gestern. Was aber blieb, waren die in New Mexico obligatorischen grünen Chilis, die ich so liebe. Wir checkten aus und liessen uns ein letztes Mal beim US-Border Patrol Checkpoint ausfragen. Dieser Controller nahm es sehr genau. Er kontrollierte sogar die Einreisestempel in unseren Pässen. Als er nichts fand, was er beanstanden konnte, mahnte er uns, vorsichtig zu fahren.


byebye, weisse dünen


Noch vor 9:00 Uhr waren wir wieder im White Sands National Park. Wir befestigen die GoPro auf der Kühlerhaube und ich fuhr zweimal den Loop. Sanfte, pastellfarbige Hügel verschmolzen ineinander, es war ein wundervolles Licht an diesem Morgen. An einem Platz hielten wir und hatten riesigen Spass daran, Selfies zu schiessen. Reiner fuhr den Loop ebenfalls nochmals und dann hiess es Tschüss, wundervoller Park.


In Alamogordo nutzten wir eine Tankstelle für das Auftanken, die Scheiben putzen und einen Fahrerwechsel. Ich steuerte an einer grossen Pistazie vorbei. Reiner behauptet heute noch, er hätte mich darauf aufmerksam gemacht und vorgeschlagen, den beworbenen Laden aufzusuchen, doch ich weiss davon nichts mehr. Schade! Ich liebe Pistazien, da hätte ich bestimmt den Laden leergekauft.

Die Landschaft war sehr abwechslungsreich. Mal kamen wir an Hügeln und Feldern mit braunem Gras vorbei und im nächsten Augenblick befanden wir uns inmitten schwarzem, schroffem Lavagestein.


nachrichten


In Socorro bezogen wir die Unterkunft für die nächste Nacht. Auf dem Parkplatz standen Firmenautos. Wegen Umbaus war der Innenpool nicht in Betrieb. Unser Zimmer war das letzte am Gang, vorbei an Zimmern, in denen Handwerker am Werkeln waren.

Ich checkte die E-Mails. Eine Nachricht von jemandem von der stornierten Unterkunft in Albuquerque war eingetroffen. Er schrieb, dass die Rückzahlung der Anzahlung unterwegs sei. Ein paar Tage davor hatte ich in einem Mail klargemacht, dass ich es nicht in Ordnung fände, dass sie uns so kurzfristig abgesagt hätten und das Geld angefordert. Sie hatten geantwortet, dass sie die Unannehmlichkeiten bedauerten, aber sie hätten Bauarbeiten, die nicht rechtzeitig fertig geworden wären. Ich wurde den Verdacht nicht los, dass sie zahlungskräftigere Gäste gefunden hatten als solche, die über Booking.com gebucht hatten.

Eine andere Nachricht kam von Lynx:

Hi *Name Vorname*
Thank you for choosing Just Stay Vacation Rentals & Design, below are the instructions
for each of your locks. If you have not checked in, please click here to access your
mobile key. No app download required.
Here are the access details:
Start: May, 26. 2022 04:00 PM
End: May, 30. 2022 11:00 AM
109
To lock or unlock, enter the access code followed by "√” key
[X] [X] [X] [X]
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Es stand weder um welche Unterkunft es sich handelte noch was die 109 bedeutete. Anhand des Datums konnte ich den Ort zuordnen und die 109 musste die Zimmernummer sein. Lassen wir uns überraschen.


ein seltsames kompliment


Wir verliessen unser Zimmer und sahen die Handwerker sich auf dem Boden liegend ausruhen. Für uns war Abendessen im 650 Meter vom Hotel entfernten Jackson Ranch Steakhouse angesagt. Eine grosse alte Postkutsche zierte den Eingangsbereich. Wir bestellten Eistee, Reiner ein Steak und ich Garnelen. Ein kleiner Aufsteller pries Margaritas auf Weinbasis an. Oh ja, so einen wollte ich haben. Als Inna die Getränke brachte, orderte ich für mich einen Margarita und sie fragte nach einem Ausweis. Mit grossen Augen schaute ich sie an und meinte, dass ich mit meinen 53 noch nie nach einem Ausweis gefragt worden sei. Sie erwiderte mit ernster Miene, ich sähe aus wie 21 und ich zeigte ihr grinsend meinen Pass. Ich deutete auf das Geburtsdatum und erklärte ihr, dass in der Schweiz erst der Tag und dann der Monat geschrieben würden. Genau wie bei ihnen in Mexiko.

Nachdem sie überzeugt war, dass ich alt genug für Alkohol war, brachte Inna den Margarita, Corn Bread und Honey Butter. Reiner wurde ein Salat und mir eine Tomaten-Basilikum-Suppe zur Vorspeise serviert. Als auch das Fleisch und die Garnelen verspeist waren, fuhren wir zum Bosque Del Apache National Wildlife Refuge.


bosque del apache national wildlife refuge


Im Feuchtgebiet, das vom US Fish an Wildlife Service verwaltet wird, überwintern jeweils riesige Kranich- und Gänseschwärme. Als wir eintrafen, waren sie bereits im Sommerurlaub. Stattdessen erwarteten uns Mückenschwärme. Einige Hirsche grasten auf den Feldern und einzelne hübsche Vögelchen stellten sich unserer Kamera. Felder, Wälder und Sumpfgebiete wechselten sich ab. Am Himmel begann die Sonne ein herrliches Schauspiel zu veranstalten. Auf einmal kam etwas Dunkles aus dem Strassengraben hochgekraxelt. Ein Javelina! Und noch eins und noch eins und noch eins. Eine ganze Rotte überquerte vor uns die Strasse. Ich war so aufgeregt, dass ich mich nicht entscheiden konnte, ob ich die Schweinchen fotografieren oder filmen sollte und tat beides nicht richtig. Ein spektakulärer Sonnenuntergang beendete einen weiteren wunderbaren Tag.