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Autor Thema: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66  (Gelesen 36456 mal)

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Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #120 am: 16.08.2022, 09:32 Uhr »

09.05.2022 - am fuss der superstition mountains


Am Morgen verliessen wir das Hotel mit dem schönen Pool und die Stadt, die aussergewöhnlich sauber war, in Richtung Osten. Das Frühstück nahmen wir auf einer Restaurantterrasse in Mesa ein. Das Restaurant sah nett aus, die Bedienung war es auch, aber das Essen nur solala. Dafür durften wir noch einen Coffee to Go mitnehmen.

Nur knapp 50 Kilometer entfernt stoppten wir beim Office des Lost Dutchman State Park. Es musste gerade eine Busladung voller Asiaten angekommen sein, die alle in diesem kleinen Raum versuchten, irgendwas zu kaufen oder einfach nur dumm rumzustehen. Ich holte eine Map und bezahlte den Tagespass für den Park.

Das Wetter war zwar schön, aber es war sehr dunstig. Die Superstition Mountains, zu deren Füssen der State Park lag, wirkten weit entfernt. Wir drehten eine kleine Runde auf einem der sechs Wanderwegen vorbei an verschiedenen Kakteen, darunter einige riesige Saguaros. Anschliessend statteten wir der Goldfield Ghost Town einen Besuch ab. Die Hitze machte uns ziemlich zu schaffen, da mussten wir uns erstmal mit einem kalten Getränk erfrischen. Dann waren wir wieder fit genug, um die alte Goldgräberstadt zu erkunden.



zu spät


Um 14:00 Uhr waren wir am Eingang des Boyce Thompson Arboretum State Parks. Bereits vor den Toren wuchsen wunderbare Exemplare verschiedener Kakteen und anderer Pflanzen. Ich freute mich auf den grössten und ältesten botanischen Garten Arizonas, doch die Kassiererin meinte, dass sie bereits um 15:00 Uhr schliessen würden. Bei einem schnellen Marsch wäre es in einer Stunde möglich, durchzukommen, aber sie überliess es uns, ob wir das auch wollten. Wir entschieden uns schweren Herzens dagegen. Schnell, schnell entsprach nicht unserem Naturell. Lieber liessen wir uns für die schönen Dinge genügend Zeit.

Es folgte eine Fahrt am Picacho Peak vorbei nach Tucson, wo wir im Best Western Royal Sun Inn & Suites eincheckten. Für das morgige Frühstück bekamen wir je einen Bon für das nebenanliegende Restaurant Bumsted’s. Für jeden der darauffolgenden Tage mussten an der Rezeption neue Gutscheine geholt werden. Warum einfach, wenn es auch kompliziert ging.

Das Zimmer war wieder gut, diesmal war nur ein Fernseher drin, den wir nicht anschalten würden. Das Braun der Gebäude wirkte altmodisch, doch nach längerem Hinsehen fand ich es für die Gegend sehr passend.


abstecher nach vietnam


Ich hatte Lust auf etwas Leichtes und fand das vietnamesische Restaurant Miss Saigon, das mehrere Niederlassungen in der Stadt hatte. Trotz des noch recht frühen Abends war es sehr gut besucht. Fast ausschliesslich alle Gäste waren Vietnamesen, die eine Suppe schlürften. Ich bestellte eine Tai Pho und war hell begeistert. Die Brühe war sehr aromatisch, das Fleisch zart und dazu bekam ich frische Sojasprossen, Koriander und eine Sauce. Das war noch viel besser, als ich es mir vorgestellt hatte. Auch Reiner war mit seinem Gericht zufrieden. Wir tranken ungesüssten Eistee auf Grünteebasis und bekamen einen mit Eiswürfeln in einen Becher eingeschweisst mit auf den Weg.

mrh400

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #121 am: 16.08.2022, 10:16 Uhr »
Nur knapp 50 Kilometer entfernt stoppten wir beim Office des Lost Dutchman State Park.
Da bin ich doch glatt darüber gestolpert und ich habe nachgeschaut :kratzen: : Das ist tatsächlich so weit; in meiner Erinnerung war das sozusagen vor der Haustür unseres Hotels in Scottsdale.
Gruß
mrh400

Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #122 am: 16.08.2022, 10:31 Uhr »
Nur knapp 50 Kilometer entfernt stoppten wir beim Office des Lost Dutchman State Park.
Da bin ich doch glatt darüber gestolpert und ich habe nachgeschaut :kratzen: : Das ist tatsächlich so weit; in meiner Erinnerung war das sozusagen vor der Haustür unseres Hotels in Scottsdale.
In Amerika sind 50 km praktisch vor der Haustür  8)

partybombe

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #123 am: 16.08.2022, 11:08 Uhr »
Diesen blauen Himmel haben wir hier auch, ebenso die Trockenheit, Kakteen haben wir allerdings lediglich in der Wohnung  :kloppen:

Saguaro

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #124 am: 16.08.2022, 16:20 Uhr »
Diesen blauen Himmel haben wir hier auch, ebenso die Trockenheit, Kakteen haben wir allerdings lediglich in der Wohnung  :kloppen:

Wir haben sogar zwei Felder mit winterharten Kakteen im Freien :zwinker:.

Ich liebe :liebe: vor allem die Saguaros. Unserer ist aber erst 10 cm hoch. Er überwintert aber selbstverständlich drinnen.
Liebe Grüße

Ilona

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Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #125 am: 17.08.2022, 07:56 Uhr »

10.05.2022 - frühstück gut, alles gut


«Best Western Ticket to Ride includes ONE Breakfast and ONE Drink per Ticket» stand auf der Vorderseite der Frühstückskarte im Bumsted’s geschrieben. Mir war fast egal welches der zehn Gerichte ich bekam, Hauptsache der «Peppered Bacon» war dabei. Ich wählte «Cinnabum» und der Speck war so was von lecker, aber auch die French Toasts mit Zimt und Spiegeleier schmeckten gut.

Jetzt aber los, wir waren ja nicht bloss zum Essen hier. Schon die Anfahrt über den Gates Pass zum Arizona-Sonora Desert Museum bot wunderbare An- und Ausblicke. Wer jetzt denkt, dass in dem Museum alte Schinken ausgestellt sind, der irrt. Das Museum ist eher ein Naturpark mit regionalen Pflanzen und Tieren.


arizona-sonora desert museum


Wir bekamen eine Map mit nummerierten Punkten. Die Nummer 1, das «Warden Aquarium» und die Nummer 2 «Reptile, Invertebrate & Amphibian Hall» liessen wir aus. Wir steuerten die Nummer 3 «Earth Science Center & Cave» an, beziehungsweise gingen daran vorbei. Ein Hörnchen neckte uns und ich ging nochmals ein paar Schritte zurück. Unsicher schaute ich auf ein Tor. Durfte ich da rein? Hinter den Büschen hörte ich eine männliche Stimme. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich merkte, dass der Mann mit mir sprach. Ich ging zu ihm hin und er erklärte mir lang und breit, was mich in der Höhle erwarten würde und die geologische Geschichte dazu.

Noch schnell die Sonnenbrille gegen die normale gewechselt und ab ins Dunkle. Erst sah ich gar nichts in der künstlichen Höhle, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewohnt hatten. In einem Lichtkegel konnte ich die Entwicklung einer Tropfsteinhöhle und die Entstehung von Stalagmiten und Stalaktiten sehen. Ein anderer zeigte Tiere, die die Dämmerzonen von Höhleneingängen frequentieren. Die Höhlenausstellungen führten zu einem Raum mit einer von der NASA finanzierten Ausstellung «Earth from Space: A Satallite’s View of Earth». In einer angrenzenden Halle leuchtete ein Teil der Mineraliensammlung des Museums. Und dann verliess ich die Höhle bei dem Tor, durch das ich eintreten wollte und traf wieder auf Reiner, der noch immer damit beschäftigt war, das Hörnchen zu beobachten.


Das «Mountain Woodland» versprach Mountain Lion, Black Bear, Mexican Gray Wolves und Mule Deer. Weder der Puma, der Bär noch der Wolf liessen sich blicken, lediglich ein paar Maultierhirsche grasten hinter den Büschen. Auch im «Dessert Grassland» sahen wir keines der angepriesenen Tiere. Wir hofften, wenigstens die Javelinas (sprich: Havelinas) im «Desert Loop Trail» zu sehen. Ein Javelina ist ein Nabelschwein, das aussieht, wie ein kleines Wildschweinchen. Zwei Kojoten lagen faul herum und unter einer Brücke schliefen die Javelinas. Die Sonne prasselte so stark, dass ich sie kaum erkennen konnte. Zum Glück schaffte Reiner, die faule Bande abzulichten, sodass ich sie mir wenigstens später auf dem Foto anschauen konnte.


Auf den Wegen gab es mehrere Drinkbrunnen, wo man sich die mitgebrachten Flaschen auffüllen konnte. Ich war sehr froh über diese Dienstleistung, denn unser Wasser war längst getrunken und ausgeschwitzt. Parkangestellte, meistens älteren Semesters, gaben breitwillig Auskunft über die Flora und Fauna. Eine Frau war interessiert daran, woher wir kämen und erzählte, dass auch Holländer hier seien.

Mein Highlight war der “Cat Canyon”, wo ein Bobcat, ein Gray Fox und ein Ocelot je in separaten Gehegen zu Hause waren. Der Rotluchs war aktiv, der Graufuchs und der Ozelot schliefen anfänglich, bewegten sich aber dann auch im Laufe der Zeit. Da das Netz, hinter dem der Fuchs und der Ozelot geschützt waren, sehr präsent auf den Bildern zu sehen war, konzentrierte sich Reiner mehr auf den Bobcat. Eine der zahlreichen Angestellten winkte uns aufgeregt zum aktiven Ozelot und meinte, dass es selten sei, diesen zu Gesicht zu bekommen. Der Bobcat hingegen sei ständig da. Ich weiss nicht mehr, wie lange wir diesen drei Tieren zugeschaut hatten, aber auf jeden Fall länger als alle anderen Besucher, die zu der Zeit da waren.


Im «Hummingbird Aviary» sah ich zum ersten Mal Kolibris. Die waren jedoch furchtbar flink, sodass sie kaum auf Bild gebannt werden konnten. Eine Frau kam auf uns zu und fragte, ob wir die Holländer seien. Nein, die Schweizer. Ah, sie seien aus Schweden und würden immer mit den Schweizern verwechselt. Ja, das kennen wir!


Mir taten die Füsse weh, hatte heiss und Durst. Der richtige Moment, um auf der Restaurantterrasse etwas Kühles zu trinken. Ein Blick auf den Parkplan zeigte, dass wir eine ganze Menge ausgelassen hatten. Wir überlegten hin und her, ob wir das Versäumte noch nachholen wollten. Ja, wir würden es sonst bereuen, also zottelten wir nochmals los.

Im Riparian Corridor sahen wir keinen Otter und auch keinen Biber und die Dickhornschafe hatten wir 2016 zuhauf in freier Wildbahn beobachten können. Dafür gefiel es uns im «Birds oft the Sonoran Desert» ausserordentlich gut. Der Weg führte an einer wunderbaren Pflanzenwelt vorbei und hübsche Vögel flogen in der riesigen Voliere herum.


Als letztes versuchten wir noch ein «Burrowing animal» im «Life Underground» zu Gesicht zu bekommen, hatten aber auch da kein Glück. Trotz der eher geringen Ausbeute an Tieren war das Desert Museum eine wunderbare Erfahrung. Jedem, dem die Natur am Herzen liegt, kann ich den Besuch wärmstens empfehlen.


auto-desaster


Wir stiegen ins aufgeheizte Auto und schon wieder piepste es. Der Reifendruck hatte sich erneut verringert. Ich wollte den Pneu nochmals aufpumpen, aber Reiner meinte, dass es keinen Zweck habe. Aber nochmals das Auto wechseln kam nicht in Frage. Was tun? Reiner fand eine Jeep-Garage und wir fuhren da hin. Sofort kam ein Mann und fragte uns sehr freundlich nach unserem Anliegen. Wir erklärten es ihm und er holte sich einen Mechaniker. Reiner musste langsam vorwärts- und hin und wieder rückwärtsfahren, während die beiden Männer sich den Reifen genau unter die Lupe nahmen. Sie fanden einen kleinen Nagel als Verursacher des Malheurs. Leider reparierten sie keine Reifen und hatten dieses Modell nicht an Lager. Wir bekamen die Adresse eines Reifenhändlers in der Nähe und einen Zettel, auf dem der Reifentyp notiert war.

Wir traten ins Werkstattbüro des Reifenhändlers, wo ein Mann mit ordentlich Dreck unter den Fingernägeln sich unser Problem anhörte. Ich fragte ihn, was denn die Reparatur kosten würde. Inzwischen war sein Chef hinzugekommen und beide meinten, dass es gratis sei, falls sie reparieren könnten, aber dass es zwei Stunden dauern würde. Sie schauten sich das Rad ebenfalls an, gingen ins Office zurück und der erste erklärte, dass eine Reparatur nicht möglich sei. Der Chef wollte ihm widersprechen, aber nach einer kurzen Diskussion der beiden, gaben auch sie uns eine Adresse, wo wir einen Reifen kaufen könnten, denn sie hätten diesen speziellen Typ nicht da. Ich hatte das Gefühl, dass eine Reparatur schon möglich gewesen wäre, sie sich aber mit einem Mietwagen nicht die Finger verbrennen wollten.

Wir nahmen die Adresse zwar entgegen, waren uns aber einig, dass nun kein Weg mehr an einem Autotausch vorbeiführte. Schweren Herzens gaben wir Alamo Car Return ins Navi ein. Dort angekommen verwies ein Schild zu National. Ein junger Mann scannte die Daten. Ob wir einen Jeep Grand Cherokee haben könnten, fragte ich ihn, aber er wusste es nicht und deutete aufs Office. Dort sass eine resolute Frau. Reiner stellte ihr dieselbe Frage und sie antwortete, dass sie keinen hier habe, bat um einen Moment Geduld und telefonierte. Als sie fertig war, meinte sie, dass gerade ein Jeep in der Waschanlage sei. Falls wir bereit wären, zwanzig bis dreissig Minuten zu warten, könnten wir den haben. Wir hätten auch zwei Stunden gewartet!

In der Zwischenzeit durften wir uns ins «alte» Auto setzen. Eine junge Frau hatte den Mann bei der Fahrzeugentgegennahme abgelöst. Sie legte uns den Schlüssel aufs Armaturenbrett, damit wir die Klimaanlage einschalten konnten. Uns reichte aber der Luftzug, der durch die heruntergelassenen Fenster strömte. Wir waren so ins Gespräch vertieft, dass wir erschraken, als die Frau vom Office mit einem zackigen «Hi» den Kopf durchs Fenster steckte. Sie habe den Schlüssel zu unserem Auto. Und da stand er, der Neue. Er sah aus wie der Zwilling des alten, was auch die Parkdeckmitarbeiterin amüsiert feststellte. Wieder räumten wir Schuhe, Jacken, Stative und was sonst noch alles im Auto rumlag von dem einen zum anderen Jeep.

Wie jeder Zwilling, wich auch dieser in Kleinigkeiten vom anderen ab. Er war wesentlich neuer, hatte bloss 5'000 Meilen auf dem Buckel, hatte kein Sonnen- sondern nur ein Schiebedach, die Elektronik war noch etwas moderner und er hatte zu unserem Bedauern keine Sitzkühlung.


saguaro national park


Der Saguaro National Park liegt in der Sonora-Wüste, die sich bis weit nach Mexiko erstreckt und gilt als eine der schönsten und artenreichsten Regionen dieser Wüste. Eine herausragende Pflanze hatte dem Park seinen Namen gegeben: Der Kandalaberkaktus (engl. Saguaro – sprich: Sawuaro).

Der Park besteht aus zwei Teilgebieten, die am westlichen und östlichen Rand der Stadt Tucson liegen. Der kleinere Westteil enthält ausgedehnte Bestände der Saguaros. Der östlich gelegene Distrikt erhebt sich aus der Ebene bis zum Mica Mountain, der mit 2641 Metern der höchste Gipfel der Rincon Mountains ist.

Vom Flughafen aus, wo wir den Autotausch vorgenommen hatten, war der Ostteil näher. Das Visitor Center war bereits geschlossen, als wir ankamen, aber Maps lag im gedeckten Aussenbereich aus. Darin war der 12.9 Kilometer lange Cactus Forest Loop Drive eingezeichnet, den wir gleich in Angriff nahmen. Die Strasse war asphaltiert und teilweise nur in eine Richtung befahrbar. Nach der Eingangsstation folgte eine steile Abfahrt, wo auf einem Schild die Radfahrer vor den Gefahren eines Sturzes gewarnt wurden. Es folgten malerische Aussichten und Haltebuchten, die wir auch nutzten, um die wunderbaren Kakteen genauer zu betrachten. Im Hinterkopf hatte ich aber noch immer das Erlebnis im Organ Pipe Cactus National Monument, wo ich in unzählige Stacheln getreten war und blieb sehr vorsichtig.


Das Nachtessen nahmen wir in einem nahe des Hotels gelegenen äthiopischen Restaurant ein. Ein Mann mit einer Beinprothese bediente uns, erklärte uns die Gerichte und kam immer wieder auf ein Gespräch an unseren Tisch. Er interessierte sich sehr für unsere Tour, kannte sich in der Schweiz aus, weil er mal von Italien her in die Schweiz gefahren war und ein Freund von ihm in Basel lebte.

Er war sehr engagiert und ich hielt ihn für den Inhaber des Restaurants, wunderte mich aber, dass ein Weisser ein afrikanisches Restaurant führte. Als ich ihn danach fragte, grinste er und verneinte, der Besitzer zu sein. Er deutete auf einen jungen Mann mit dunkler Hautfarbe und Wollmütze auf dem Kopf, der im Nebenraum eine grössere Gruppe bediente. Das sei der Sohn der Founder. Seine Eltern – oder war es die Mutter? – hätten das Restaurant eröffnet. Da die Gruppe inzwischen das Lokal verlassen hatten, kam auch der junge Besitzer zu uns und beide gaben uns noch Tipps für den weiteren Verlauf der Reise mit auf den Weg.

partybombe

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #126 am: 17.08.2022, 12:43 Uhr »
Wenn einer eine Reise tut, kann er was erleben: Kakteen, Tiere, Reifenwechsel

Saguaro

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #127 am: 17.08.2022, 14:58 Uhr »
Super, dass der Autotausch so problemlos klappte :daumen:.

Das Arizona-Sonora Desert Museum fand ich damals nicht so prickelnd, weil die meisten Tiere in "Einzelhaft" gehalten werden.
Liebe Grüße

Ilona

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Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #128 am: 18.08.2022, 08:18 Uhr »
Super, dass der Autotausch so problemlos klappte :daumen:.
Ja, da waren wir auch sehr beruhigt und fragten uns, warum wir vorher so ein Theater veranstaltet hatten :D

Das Arizona-Sonora Desert Museum fand ich damals nicht so prickelnd, weil die meisten Tiere in "Einzelhaft" gehalten werden.
Dieser Gedanke kam mir beim Bobcat und Co auch kurz, aber ich freute mich so, die Tierchen zu sehen (in freier Wildbahn ist das ja so gut wie unmöglich), dass ich den Gedanken weggeschoben hatte. Mir gefielen vor allem die Natur sehr gut, wie der Park angelegt war und die netten Ranger, die überall (ungefragt ;)) Informationen gaben.

Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #129 am: 20.08.2022, 14:26 Uhr »

11.05.2022 - lehrgeld bezahlt


Reiner bestellte zum Frühstück einen Toast mit Avocado von der Rückseite der Karte, das waren ihm die zwei Dollar Aufpreis wert. Ich wählte wieder eines der im Bon enthaltenen Gerichte. Als die Rechnung kam, traf uns fast der Schlag. Statt zwei kostete Reiners Extrawurst rund 14.50 Dollar. Ja klar – «2$ off» hiess zwei Dollar Rabatt und nicht zwei Dollar Aufpreis zum Gutschein! Das war klar unser Fehler.


mount lemmon highway


Gut 25 Kilometer nordöstlich des Hotels beginnt der Mount Lemmon Highway, auch bekannt als Sky Island Scenic Byway, Catalina Highway oder Arizona Forest Highway 39. Es ist die einzige asphaltierte Strasse, die Zugang zum Ferienort Summerhaven sowie zu verschiedenen Freizeit- und Wissenschaftseinrichtungen in der Nähe des Gipfels des Mount Lemmon bietet. Der Mount Lemmon ist mit 2792 Metern der höchste Gipfel der Santa Catalina Mountains.

Wir stoppten bei den zahlreichen Vista-Points und genossen grossartige Ausblicke, ausgefallene Felslandschaften, kühle Gebirgswälder und tiefe Schluchten. Die Strasse begann in der vegetativen Zone von Lower Sonora führte zu den hohen Wäldern der kanadischen Zone hinauf. Auf nur 27 Meilen (45 Kilometern) wechselte die Vegetation wie auf einer Fahrt von den Wüsten Mexikos zu den Wäldern Kanadas.

Fast jede Kurve den Berg hinauf enthüllte etwas Neues. War es hier eine Ansammlung von Bäumen, Sträuchern und vereinzelt ein paar Wildblumen, gab es da bizarre Felsformationen. Bei einem Aussichtspunkt mit einem breiten Panorama in die Weite, ging ich ein paar Schritte, um noch eine andere Perspektive zu sehen, da kam mir ein Mann entgegen. An jeder Hand hielt er einen grossen Hund an der Leine. Der eine steuerte direkt auf mich zu und schnupperte an mir. Die Worte «they are friendly», konnten mich nicht ganz überzeugen. Als der Hund von mir abliess, ging er rechts an mir vorbei, während der andere die linke Seite wählte – vor mir stand der Ranger und hob die eine Leine über mich hinweg. Mit einem Lachen oder einem dummen Spruch hätte der Ranger die Möglichkeit gehabt, die peinliche Situation zu entschärfen, aber er war wohl einer der humorlosen Sorte und Hunde erziehen schien auch nicht seine Stärke gewesen zu sein.


Im Mt. Lemmon General Store holten wir uns Getränke und Knabberzeugs mit dem Ziel, irgendwo beim Mount Lemmon Sky Center Observatory zu picknicken. Die Strasse hoch zum Observatorium war jedoch gesperrt, weshalb wir uns auf der Rückfahrt ein schattiges Plätzchen suchten. Der gewählte Picknickplatz lag mitten im Wald und ich fröstelte leicht - durch die Höhe war es ziemlich kühl. Vögel pfiffen, sonst war es ruhig und idyllisch. Ein Ranger kam, kontrollierte die Mülleimer und die Toiletten. Danach hatten wir den Coronado National Forest wieder für uns.

Anschliessend an diese schöne Ausfahrt holten wir im Hotel unsere Dreckwäsche und fuhren zu einer Coin Less Laundry. Etwas ratlos stand ich am Automaten. Wie funktionierte das hier? Ach, wir mussten eine Karte beziehen und Geld darauf laden. Als das erledigt war, funktionierte das Waschen und Trocknen einwandfrei. Die sauberen Kleider legten wir ins Zimmer zurück, das noch nicht gemacht worden war, dann fuhren wir Richtung Westen zum Saguaro National Park.


saguaro west und picknick bei sonnenuntergang


Wir fuhren von Tucson aus über den Gates Pass und am Arizona-Sonora Desert Museum vorbei in den Park. Die 10 Kilometer lange Bajada-Schleife begann zwei Kilometer nordwestlich vom Red Hills Visitor Center, das bereits geschlossen war. Die Rundfahrt führte auf einer nicht asphaltierten, aber gut befahrbaren Strasse durch einen dichten Saguaro-Wald.

Beim Valley View Overlook Trail hielten wir für eine Fotosession an. Eine kurze Wanderung führte uns an zahlreichen Saguaros vorbei und über den Bajada Wash. Die weisse, wachsartige Blüte des Saguaros ist die Staatsblume von Arizona. Sie öffnet sich etwa zwei Stunden nach Sonnenuntergang und bleibt bis zum Mittag des nächsten Tages geöffnet. Viele Knospen warteten darauf, ihre Schönheit zu entfalten.


Auf der Weiterfahrt begegneten wir langbeinigen Hasen und scheuen Hirschen. Gerne hätten wir den Sonnenuntergang im Park erlebt, aber es hiess, dass die Tore dann schliessen würden und wir befürchteten, im Auto übernachten zu müssen. Vermutlich war die Angst unbegründet, trotzdem verliessen wir den wundervollen Nationalpark und parkierten auf dem Weg zum Gates Pass, um dort unser Picknick zu geniessen, während die Sonne hinter dem Horizont verschwand. Wir hörten eine Katze schreien. War das der Ozelot oder der Bobcat im in der Nähe liegenden Museum?


Auch hier gab es eine Tafel, die verkündete, dass die Tore nach Sonnenuntergang geschlossen würden. Da aber noch ein paar weitere Autos auf dem Parkplatz standen und das Tor nicht weit entfernt war, erwarteten wir, dass es erst nach einem Kontrollgang geschlossen würde. Niemand kam, die Tore blieben offen und wir verliessen den Platz für eine Mütze Schlaf im Hotel, wo heute unser Zimmer vom Housekeeping ausgelassen worden war.


noch ein desaster


Bevor ich die Augen schloss, checkte ich noch die E-Mails. Oh, eine wichtige Nachricht von Booking.com. Die Unterkunft in Albuquerque sagte uns eine Woche vor Ankunft ab, weil sie überbucht seien. Als Alternative wurde uns ein 2-Sterne-Hotel in Midtown mit einer Bewertung von 7 von 10 Punkten angeboten.

Ich ärgerte mich sehr, hatte ich mich so auf diese Location gefreut. Wir hätten einen grossen Bungalow in einer Anlage mit einem wunderschönen Garten mitten in Old Town gehabt. In meinen Träumen hatte ich ausgemalt, in diesem Garten zu sitzen, zu lesen und zu relaxen. Warum darf das Hotel so kurzfristig stornieren, wir als Gäste hätten dies jedoch nur bis vor einer Woche kostenfrei tun können?

Die angebotene Alternative wäre halb so teuer gewesen und Mehrkosten wären vom Hotel übernommen worden, aber uns gefiel die Gegend und das Hotel nicht, deshalb buchten wir ein Motel an der Route 66. Auch dieses kostete nur die Hälfte, hatte aber keinen hübschen Aussenbereich und war nicht kostenfrei stornierbar. In Anbetracht der Tatsache, dass wir in einer Woche anreisten und die Frist für die kostenlose Stornierung beim anderen Ort bereits verstrichen war, gingen wir das Risiko ein. Ich hoffte, dass wenigstens die Anzahlung für eine Nacht ohne nachzuhaken rückvergütet würde.

Jack Black

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #130 am: 20.08.2022, 19:41 Uhr »
Gut 25 Kilometer nordöstlich des Hotels beginnt der Mount Lemmon Highway, auch bekannt als Sky Island Scenic Byway, Catalina Highway oder Arizona Forest Highway 39. Es ist die einzige asphaltierte Strasse, die Zugang zum Ferienort Summerhaven sowie zu verschiedenen Freizeit- und Wissenschaftseinrichtungen in der Nähe des Gipfels des Mount Lemmon bietet. Der Mount Lemmon ist mit 2792 Metern der höchste Gipfel der Santa Catalina Mountains.

Sehr schön, den haben wir noch nicht befahren. Werde ich mir für September mal vormerken. Wie lange habt Ihr für Hin und Zurück zusammen benötigt (natürlich inkl. der normalen Fotostopps)?

Warum darf das Hotel so kurzfristig stornieren, wir als Gäste hätten dies jedoch nur bis vor einer Woche kostenfrei tun können?

Sehr gute Frage! Wieso darf Lufthansa unseren gebuchten, vollständig(!) bezahlten Flug nächstes Jahr im März einfach stornieren und uns als Alternative einen Hinflug satte 4 Tage später anbieten (was für uns aber nur unter erheblichen Einschränkungen möglich ist), ohne jegliche Schadensersatzzahlung? Wir dürfen gar nichts stornieren, ohne gleich das ganze Geld zu verlieren (abgesehen von ein paar Kröten an irgendwelchen Gebühren). Das nennt man "Lobby" an der richtigen Stelle.
Bornholm: '88, '91, '94, '96, '03, '10, '20
Korsika: '83, '84, '85, '87, '89, '90, '91, '92, '93, '95, '97
USA: '96, '97, '99, '02, '05, '06, '07, '08, '09, '10, '11 (2x), '12, '13, '14, '15, '17, '18 , '19, '24
Kanada: '08

partybombe

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« Antwort #131 am: 21.08.2022, 12:25 Uhr »
Im Negativen, wie Positivem so einiges erlebt

Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #132 am: 21.08.2022, 13:36 Uhr »
Gut 25 Kilometer nordöstlich des Hotels beginnt der Mount Lemmon Highway, auch bekannt als Sky Island Scenic Byway, Catalina Highway oder Arizona Forest Highway 39. Es ist die einzige asphaltierte Strasse, die Zugang zum Ferienort Summerhaven sowie zu verschiedenen Freizeit- und Wissenschaftseinrichtungen in der Nähe des Gipfels des Mount Lemmon bietet. Der Mount Lemmon ist mit 2792 Metern der höchste Gipfel der Santa Catalina Mountains.

Sehr schön, den haben wir noch nicht befahren. Werde ich mir für September mal vormerken. Wie lange habt Ihr für Hin und Zurück zusammen benötigt (natürlich inkl. der normalen Fotostopps)?
Ich schätze, wir haben mit Picknick und Fotografieren von Tucson und wieder zurück 4-5 Stunden gebraucht, haben aber nicht auf die Uhr geschaut. Die Strasse ist breit und könnte *1) mit normaler Geschwindigkeit befahren werden. Somit sollte die reine Fahrzeit von Google Maps in etwa hinkommen.

*1) Könnte, weil die Landschaft so schön ist, dass wir nicht hochrasen wollten.

Warum darf das Hotel so kurzfristig stornieren, wir als Gäste hätten dies jedoch nur bis vor einer Woche kostenfrei tun können?

Sehr gute Frage! Wieso darf Lufthansa unseren gebuchten, vollständig(!) bezahlten Flug nächstes Jahr im März einfach stornieren und uns als Alternative einen Hinflug satte 4 Tage später anbieten (was für uns aber nur unter erheblichen Einschränkungen möglich ist), ohne jegliche Schadensersatzzahlung? Wir dürfen gar nichts stornieren, ohne gleich das ganze Geld zu verlieren (abgesehen von ein paar Kröten an irgendwelchen Gebühren). Das nennt man "Lobby" an der richtigen Stelle.
Die Frage war natürlich rhetorisch, aber trotzdem berechtigt. In Deinem Fall noch ärgerlicher, als bei uns. Gibt es keine andere Lösung, als 4 Tage später zu fliegen? Da verliert Ihr ja fast eine Woche an Ferienzeit!

Culifrog

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« Antwort #133 am: 22.08.2022, 09:57 Uhr »

12.05.2022 - wo sind die javelinas?


Seit mir in der Reisevorbereitung die Javelinas begegnet waren und ich Bilder davon in einer Facebook-Gruppe gesehen hatte, war der Wunsch gross, diese kleinen Schweinchen in freier Wildbahn zu beobachten. Beim Frühstück fragte Barbara, die Inhaberin des Bumsted’s, weswegen wir hier wären. Spontan antwortete ich, dass wir Javelinas sehen wollten. Ah, wir seien hier in den Ferien. Genau! Ich fragte mich, was man sonst hier tun konnte und sie, ob sie wisse, wo man Javelinas finden würde. Sie wusste es nicht, holte aber ihren Mann Scot, der am Herd stand und das gute Frühstück zubereitete.

Er erklärte lang und breit, wo die Chance am grössten war, auf diese Tiere zu treffen, dass wir dafür aber früher aufstehen müssten, die seien vor Sonnenaufgang aktiv. Aber wenn es doch erst ab halb sieben Frühstück gab?! Barbara meinte, wir könnten ja erst in den Park und dann zum Frühstück hierherkommen. Oder wir könnten für zwei Dollar «off» Lunch oder Dinner haben, so wie es Reiner gestern beim Frühstück gemacht habe.

Scot gab uns noch viele Tipps, was wir alles besichtigen sollten. Den Sabino Canyon, die Missionskirche San Xavier de Bac und natürlich Bisbee müssten wir uns unbedingt vornehmen. Bei Bisbee kam er nicht mehr aus dem Schwärmen hinaus. Ja, diese Stadt stände bei uns auf dem Programm, aber erst im späteren Verlauf der Reise.

Als wir beim Red Hills Visitor Center ankamen, hatte dieses bereits geöffnet. Wir schauten uns die Ausstellung an, stöberten im Shop und erstanden je ein Käppi. Nachdem ich mein Büchlein abgestempelt hatte und wir gehen wollten, kam eine Durchsage, dass in zwei Minuten der Film beginnen würde. Den liessen wir uns nicht entgehen. Nur eine Handvoll Leute sahen sich die interessanten Ausführungen an. Am Schluss der Vorführung fuhr die Leinwand hoch und ein riesiges Panoramafenster kam zum Vorschein, dahinter lag die wundervolle Landschaft des Nationalparks. Ich war von den Socken und auch den anderen Besuchern entfuhr ein erstauntes «Wow». Das war wirklich grosses Kino!


Wir fuhren den Bajada-Loop und spazierten den Valley Overlook Trail, um zu sehen, ob sich in der Nacht die Knospen der Saguaroblüte unseres Lieblingskaktusses geöffnet hatten. Einige Blüten strahlten in ihrer vollen Pracht, andere Knospen hatten sich dort gebildet, wo gestern nur kleine Knubbelchen zu sehen gewesen waren. Tiere konnten wir erwartungsgemäss keine mehr erspähen, dafür stand die Sonne viel zu hoch.


man muss flexibel sein


Für den weiteren Tagesverlauf stellten wir uns vor, zur Missionskirche Xavier de Bac im Süden der Stadt zu fahren, anschliessend im Saguaro National Park East zu picknicken und uns zum Schluss den Sabino Canyon vorzunehmen. Wir programmierten diese Wegpunkte ins Navi ein und fuhren gut gelaunt so, wie es die Trulla in ihrem lustigen Denglisch vorschlug. Unterwegs versorgten wir uns noch mit Salaten, Tomaten und Früchten. Das sieht nach Picknick aus, meinte die Kassierin zwinkernd. Genau das ist der Plan, gaben wir lachend zurück!

Irgendwann fand ich, dass wir schon ziemlich lang unterwegs waren und als wir nur noch ein paar Meter von der Kirche entfernt waren, wunderte ich mich, dass nicht einmal die Spitze eines Turmes zu sehen war. Oh, das war gar nicht die Kirche. Das Navi hatte die ersten beiden Punkte unterschlagen und uns gleich zum Sabino Canyon geführt.

Der grosse Parkplatz war halbleer. Wir schauten uns im Visitor Center um, aber die Hälfte war wegen Bauarbeiten gesperrt. Auch das Tram, das uns in den Canyon hätte führen sollen, fuhr nicht, weil irgendwo unterwegs die Strasse neu gemacht wurde. Hmmm, was nun? Zum Wandern war es uns zu heiss und für ein Picknick war der Parkplatz zu wenig attraktiv. Während wir uns berieten, schritt ein Roadrunner an uns vorbei. Der Wegekuckuck oder auch Grosser Rennkuckuck, wie der grosse Vertreter der Kuckucksvögel auch genannt wurde, hatte sehr lange Beine und tat seinem Namen alle Ehre: Er rannte an den Autos vorbei und verschwand aus meinem Blickfeld.



mittagessen mit besuch


Die Diskussion endete mit dem Entschluss, für das Mittagessen in den Saguaro Ost zu fahren. Ohne uns um die schöne Natur zu kümmern, steuerten wir direkt den Javelina-Picknickplatz an. Es war schon spät. Die anderen Gäste hatten den Platz bereits verlassen oder waren daran, zusammenzupacken. Wir genossen die vielen Vitamine, die wir gekauft hatten und beobachteten zwei Streifenhörnchen, die abwechselnd herkamen und wieder wegrannten.

Frisch gestärkt fuhren wir zurück zum Rincon Mountain Visitor Center, das sich ausserhalb des Parks befand. Ich wollte eine Auskunft, aber der Ranger war gerade besetzt. Eine junge Ranger-Anwärterin bot ihre Hilfe an. Ich fragte nach der Öffnungszeit des Tores im Westteil des Parks und sie antwortete mit «Sonnenaufgang». Um sechs Uhr oder wann genau das wäre, wollte ich wissen. Das konnte sie nicht beantworten und störte den Ranger in seinem Gespräch. Die Gates würden um fünf Uhr öffnen. Das war uns früh genug, dankend verabschiedeten wir uns und fuhren nochmals den Cactus Forest Loop Drive. Landschaftlich war dieser Teil durch seine hohen Erhebungen und steilen Steigungen sehr attraktiv, aber die Saguaros standen im Gegensatz zum Westteil nicht in Blüte, weshalb wir letzteren schöner fanden.



eine kirche, eine mission


Wie geplant, wenn auch nicht in der Reihenfolge, statteten wir der Mission San Xavier del Bac (spanisch: La Misión de San Xavier del Bac) zirka 16 Kilometer südlich der Innenstadt von Tucson einen Besuch ab. Der Eingang war kunstvoll mit weissem Stuck verziert. Die massiven, geschnitzten Holztüren führten in den kühlen Innenraum, wo noch Maskenpflicht herrschte. Eine Nonne machte Gäste, die sich nicht daranhielten, darauf aufmerksam. Schnitzereien, Fresken, Statuen Gemälde in schillernden Farben zeigten eine Mischung aus neuspanischen und indianischen Motiven.

Im Gegensatz zu den anderen spanischen Missionen in Arizona wird San Xavier immer noch aktiv von Franziskanern geleitet und dient weiterhin der einheimischen Gemeinschaft, von der sie erbaut wurde. Die Franziskanerinnen der Christlichen Nächstenliebe, die seit 1872 an der Schule lehren, setzen ihre Arbeit fort und wohnen im Missionskloster.

Die Mission gilt weiterhin als das schönste Beispiel spanischer Kolonialarchitektur in den USA und beherbergt jedes Jahr etwa 200'000 Besucher. Ausserhalb der Gottesdienste ist die Kirche täglich für die Öffentlichkeit zugänglich.



von amis, polen und schweizern


Den Schluss des Tages verbrachten wir am Hotelpool. Eine Frau mit einem etwa siebenjährigen, Mädchen legte sich auf einen der Liegestühle. Beide hatten rotblonde Haare und sahen sich sehr ähnlich. Die Kleine plantschte im Wasser und freute sich riesig, als ihr Vater hinzukam, um mit ihr herumzutollen. Er sprach mit ihr eine Sprache, die ich nicht zuordnen konnte. Ein junger, rotblonder Mann gesellte sich zu der Familie. Er konnte unmöglich der Sohn sein, dafür war die Frau zu jung.

Als wir uns ein Bad im Whirlpool gönnten, gesellte sich der Vater der Kleinen hinzu und fragte uns nach unserer Herkunft. Er war ursprünglich Pole, lebte aber schon seit seiner Kindheit in den USA. Wir wechselten etwas später vom Sprudelbad zum Pool, wo auch die polnisch-amerikanische Familie ihren Spass hatte. Die Frau kam auf uns zu und fragte, was Schweizer denn hier täten. Wir befänden uns auf einem Roadtrip. Und dann würden wir ausgerechnet hier landen? Sie seien wegen der Graduation ihres Bruders hier. Dieser wohne gleich nebenan in der Nähe der Universität. Heute wollten sie feiern und morgen sei die offizielle Zeremonie. Sie kamen aus Washington, ganz oben an der kanadischen Grenze, aber nicht westlich bei Seattle, sondern aus einem kleinen Kaff im Osten des Staates. Dort seien sie republikanisch, betonte sie mehrmals. Ich beherzigte den Tipp, nicht über Politik zu diskutieren und wechselte das Thema.

Der Pole erzählte seiner Familie, dass jeder Schweizer eine Waffe zu Hause habe und die Schweiz voller Bunker sei. Ich hatte keine Lust, über unser Milizmilitärsystem oder über die Pflicht zum Bau von Luftschutzkellern zu sprechen, deshalb witzelte ich, dass es nicht nur Bunker, sondern auch Banker in der Schweiz gäbe. Das war dann das Thema für den jungen Studenten, der sich mit Wirtschaft auskannte.

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #134 am: 22.08.2022, 10:21 Uhr »
Ihr habt Bunker Pflicht in der Schweiz? Das mit den Waffen wusste ich, aber das mit den Bunkern, finde ich sehr spannend. Man muss sich ja absichern, falls die Banken das Geld von den falschen einfrieren  :wink:

Auch witzig das die das so betont das sie Republikaner sind. Ich glaube die wollte mit ihr darüber reden. Wenn man ehrlich ist, machen beide Parteien nicht wirklich viel und ich wäre auch nicht der Typ der sich in Politik anderer Länder einmischt, läuft ja bei uns auch nicht rund.