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Autor Thema: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66  (Gelesen 36344 mal)

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Bandito1011

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #165 am: 07.09.2022, 13:18 Uhr »
Klasse Bilder !  :applaus:

partybombe

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #166 am: 07.09.2022, 13:29 Uhr »
Tolle Fotos von den weißen Dünen

Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #167 am: 12.09.2022, 07:53 Uhr »
Danke @partybombe und @bandito1011 :)


18.05.2022 - auf die pirsch


Den Frühstücksraum teilten wir am frühen Morgen mit den Bauarbeitern. Einer von ihnen verblüffte mich, als er nicht nur sein Plastikgeschirr wegräumte, sondern auch mit einem feuchten Lappen den Tisch reinigte.

Nach dem Auschecken fuhren wir erneut in den Bosque del Apache auf die Pirsch. Im Schneckentempo, um kein Tier zu verpassen, schoben wir uns vorwärts. Wieder waren die Hirsche im Feld und einige Vögel stapften im Wasser, sassen auf Zweigen oder flogen in dem Moment davon, als wir sie ablichten wollten. Ein Mini Cooper stand vor uns auf dem Weg. Der Fahrer und die Beifahrerin schauten nach links. Als wir uns hinter sie stellten – vorbeifahren wäre an dieser Stelle nicht möglich gewesen – zeigte der Fahrer mit ausgestrecktem Arm in Richtung der Bäume. Weder Reiner noch ich konnten ein Nest oder einen Greifvogel erkennen. Ein Feldstecher wäre jetzt hilfreich gewesen. Nach einer Weile entfernten sie sich in langsamem Temo und wir stellten uns an deren Stelle. Doch auch von dieser Position aus fanden wir nicht heraus, was sie gesehen hatten. Wir fuhren weiter, um kurze Zeit später wieder anzuhalten. Diesmal stiegen wir aus, um uns den Schildkröten, die Reiner entdeckt hatte, etwas zu nähern.


Auf einmal hörte ich etwas rascheln. Was war das? Waren etwa wieder Javelinas unterwegs? Wir horchten und versuchten, das Geräusch zu orten. Überrascht stellte ich fest, dass das Rascheln von einem kleinen Hörnchen verursacht wurde, das die Bäume hoch- und runterraste.

Inzwischen musste das Visitor Center geöffnet haben und wir fuhren hin, um meinen Stempel abzuholen. Vor dem Eingang klebte ein Schwalbennest an der Decke. Ein Ranger war sichtlich erfreut über den Besuch. Er folgte uns ans grosse Fenster, vor dem Trinknäpfe von zahlreichen Kolibris und anderen kleinen Vögeln frequentiert wurden. Der Ranger schaute sich mit uns das unglaubliche Schauspiel an, das die Tierchen veranstalteten.

   
Ich fuhr uns nochmals durch das Schutzgebiet, bevor wir Socorro Richtung Norden verliessen. Im Visitor Center vom Sevilleta Wildlife Refuge erkundigten wir uns bei dem ebenfalls sehr freundlichen und hilfsbereiten Ranger nach der Gegend. Er erklärte uns, dass dieses Refuge im Gegensatz zum Bosque del Apache viel rauer und ursprünglicher sei. Er zeigte uns auf der Karte einen Weg, den wir mit Zweiradantrieb fahren konnten. Als wir auf dieser Holperpiste waren, war uns das dann zu ursprünglich, weshalb wir die Wildnis verliessen und nach Albuquerque fuhren.



albuquerque


«Mask on!» stand bei der St. Augustine Catholic Church Isleta mit grossen Lettern auf einer Tafel geschrieben. Wir hatten kein Problem, dass die Natives auf das Tragen von Masken bestanden, aber die Art und Weise, wie darauf aufmerksam gemacht wurde, empfanden wir als Affront. Wir hatten das Gefühl, nicht willkommen zu sein und verzichteten auf den Besuch der Kirche.

Plötzlich quietschten die Bremsen und ich hing in den Sicherheitsgurten. Auch das entgegenkommende Auto hatte scharf abgebremst, weil ein Sheriff ihm die Vorfahrt genommen hatte und von links quer über die Vorfahrtsstrasse in die Sheriffstation zu unserer Rechten gefahren war.

Wir erreichten die Route 66 und mit ihr unser kürzlich gebuchtes Motel. Das Sandia Peak Inn leuchtete in typische Route 66-Manier bunt entgegen. In der kleinen Rezeption war erst niemand, aber nach kurzer Zeit tauchte ein Mann auf, der dem Aussehen nach Wurzeln in der Region um Pakistan oder Indien hatte. Er begrüsste uns sehr herzlich, erzählte, dass er vor fünfzehn Jahren mal in der Schweiz gewesen war und dass dies ein sehr schönes Land sei. Das Zimmermädchen sei noch dabei, die Zimmer zu reinigen, aber unseres sei bereits fertig.

Wir schleppten unser Gepäck in das obere Geschoss und waren etwas enttäuscht, als wir das Zimmer betraten. Es war sehr abgewohnt und dunkel. Noch immer trauerte ich der anderen Unterkunft nach.

Zum Abendessen fuhren wir zu DH Lescombes Winery & Bistro in der historischen Altstadt von Albuquerque. Die Weinbar war 2005 ursprünglich unter dem Namen St. Clair Winery & Bistro eröffnet worden. Wir fragten nach einem Tisch im Restaurant und bekamen nach kurzem Warten einen. Ein Chardonnay wurde uns zum Probieren eingeschenkt. Mir schmeckte der so gut, dass ich den zum Essen dazu bestellte. Reiner und ich teilten uns eine Vorspeise, die wie die Hauptgerichte köstlich war.


Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #168 am: 13.09.2022, 08:00 Uhr »

19.05.2022 - fire danger extreme today!


Sah man von der Tüte im Best Western von San Diego ab, war dies das schlechteste Hotelfrühstück der Reise. Der Kaffee war ungeniessbar und es gab lediglich süsse Sachen. Der Raum war sehr klein und die Einrichtung sah aus, als hätte man die übriggebliebenen Möbel hier abgeladen. Das einzig gute waren die Waffeln, die wir uns zubereiten konnten. Vielleicht waren wir aber auch einfach nur verwöhnt von den vorherigen Unterkünften, in denen wir ziemlich viel Glück mit der Verpflegung gehabt hatten.

Ein paar Wolken standen am Himmel, ansonsten war es wieder ein schöner Tag. Ich hatte, wie für die gesamte Tour, auch für Albuquerque im Vorfeld einige Sehenswürdigkeiten notiert. Auf dieser Liste gab es ein Muss und das war der Sandia Crest. Der Bergrücken ist mit 3255 Metern der Höhepunkt der Sandia-Manzano Mountains. Auf dem Crest am westlichen Ende der Sandia Crest Road soll sich ein malerischer Aussichtsbereich befinden.

Bevor wir uns auf den Weg zu dem 63 Kilometer entfernten Ziel machten, schaute ich im Internet nach, ob es irgendwelche Einschränkungen gab, fand aber nichts. Von der Route 66 wechselten wir auf die NM-14 und bogen in San Antonito auf die Sandia Crest Road ab. Smokey Bear warnte vor extremer Waldbrandgefahr, das Wegwerfen von Zigaretten oder anderen brennenden Gegenständen war untersagt. Auf einmal war vor uns eine Strassensperre. Zwei Polizisten, eine Frau und ein Mann, hielten das Fahrzeug vor uns an, die Polizistin fotografierte das Nummernschild und liess den Wagen nach kurzer Diskussion passieren. Die beiden kamen zu uns ans heruntergelassene Fenster und erklärten, dass wegen extremer Waldbrandgefahr die Strasse seit gestern gesperrt sei. Die Sperrung würde noch bis Juli andauern. Sie bedauerten sehr, dass sie uns wieder zurückschicken mussten.


petroglyphen


Enttäuscht wendeten wir und setzten uns ein neues Ziel: Das Petroglyph National Monument im Westen der Stadt. Beim Visitor Center, das im Aussenbereich unter einer Zeltplane aufgebaut war, schauten wir uns einen Film an und nahmen von einer Rangerin die Broschüre mit den verschiedenen Beobachtungspfaden entgegen.

Wir fuhren zu Boca Negra, wo es gemäss Beschreibung ein entwickeltes Wegesystem, schattige Sitzbereiche, Picknicktische, Toiletten und Trinkbrunnen gab. Das Highlight seien die ungefähr hundert Petroglyphen, die hier entdeckt werden können.

Erst wollte ich den Mesa Point Trail gehen, aber Reiner meinte, dass ich den nicht schaffen würde. Er war als «anstrengend» gekennzeichnet und führte ziemlich steil in die Höhe, also liess ich es bleiben. Ein paar Meter weiter war der Parkplatz zum Macaw Trail, den sogar ich ohne Probleme bewältigen konnte.


Eine Schulklasse kam vom Cliff Base Trail und rastete im überdachten Picknickbereich. Sie bekamen eine kleinen Erdkundeunterricht, wurden angewiesen, ihre Wasserflaschen aufzufüllen, dann wanderten sie weiter. Der Proviant und eine Betreuungsperson sowie die Trinkflasche eines Kindes blieben zurück. Das Kind kam zurück, holte seine Flasche und bekam eine kleine Schelte der Betreuungsperson.

Zu gerne hätte ich gewusst, welche Petroglyphen sich auf dem Cliff Base Trail befanden, doch auch hier argumentierte Reiner mit meinem Knie, das noch nicht ganz so wollte, wie ich. Deshalb ging er den Weg allein und ich fuhr das Auto zum Ausgangspunkt. Oh, wo sollte ich parkieren? Es gab keinen Parkplatz, also fuhr ich zögerlich zur Eingangsstation, wo ein anderes Fahrzeug vor mir am Ticketautomaten beschäftigt war. Zahlen musste ich nicht, denn der Nationalparkpass, der am Rückspiegel baumelte, war auch hier gültig.


Huch, ich hatte gegen die Einbahnstrasse gelenkt, also setzte ich wieder zurück, um auf die richtige Spur zu kommen. Der Fahrer des vor mir eingefahrenen Autos musste meine Unsicherheit bemerkt haben. Er kam zu mir und fragte, ob ich Probleme hätte. Es war ein Ranger und mir war mein Manöver furchtbar peinlich. Ich erklärte, dass ich auf meinen Mann warten würde und zeigte auf den Wandervogel am Hang. Er gestattete mir, mich ausnahmsweise an den Strassenrand zu stellen und wies mich darauf hin, darauf zu achten, dass andere Autos passieren konnten.

Im Gegensatz zu den Kindern hatten wir kaum Proviant dabei. Uns war nach asiatischem Essen, also steuerten wir ein chinesisches Restaurant an. Bevor wir dieses erreichten, sahen wir ein Gebäude mit Aufschrift «HIBACHI One Japanese Steakhouse Sushi». Das gefiel uns trotz der bescheidenen Aussenseite viel besser, also kehrten wir hier ein. Wir konnten wählen, ob Grill oder Sushi. Als Sushi-Liebhaber war klar, wo wir uns hinsetzten. Das Lokal war erstaunlich gross und sehr nett eingerichtet. Der Kellner war zurückhaltend, aber freundlich, uns gefiel es hier ausgesprochen gut.

Wir bestellten je eine «California Roll Combo + 2 Rolls», die wir uns teilten. Inklusive Getränke und Tip zahlten wir hier weniger als für manches Frühstück. Die Sushis schmeckten sensationell und die Portion war erstaunlich gross.



schlangen, schlangen und noch mehr schlangen


Mit vollen Bäuchen ging es in die Stadt – genauer in Old Town. Bei Parkplatz Nummer 15 parkierten wir. Aber wie funktionierte das Bezahlen? Da war ein uralter Blechkasten mit nummerierten Schlitzen. Mittels eines am Kasten hängenden Schiebers schoben wir eine gefaltete Fünfdollarnote in den Schlitz Nummer 15 und durften nun für die nächsten fünf Stunden hier stehenbleiben.

Bisher war es uns vergönnt gewesen, eine Klapperschlange in Natura zu sehen, also statteten wir dem Rattlesnake Museum einen Besuch ab. Die Kassiererin - oder war es die Besitzerin? – war gut gelaunt und meinte, wir seien heute die ersten Nicht-Amerikaner. Sie freute sich sichtlich über unser Kommen.

Unzählige Schlangen und ein paar Reptilien lebten in Terrarien, die meiner Meinung nach eine Spur grösser hätten sein dürfen. Neben lebendigen Tieren gab es in dem kleinen, engen Museum einen Giftshop, wo allerlei Krimskrams von Gummischlangen über Käpis, T-Shirts und Schilder verkauft wurden.


Den Rest des Nachmittags verbrachten wir in der Altstadt. Wir schlenderten zwischen den Gebäuden hindurch, setzten uns in den kleinen Park und beobachteten, wie zwei Fahrer von alten Klassikern ihre Runden drehten. Ein Fotograf lichtete schnell ein Brautpaar ab. Ob diese Fotos was wurden? In einem kleinen Schokoladenladen mit mexikanischer Handwerkskunst – was für eine Kombination - kauften wir Getränke und genossen die an einem der zwei Tischchen auf dem hübschen Vorplatz.


Vor dem Nachtessen gingen wir ins Hotel, um uns frisch zu machen. Das Zimmer war nicht gemacht und wir hatten nur eine einzige Rolle WC-Papier. Naja, bis morgen reichte die und dann kam bestimmt jemand, um zu putzen.

Das Abendessen war zum Vergessen. Lausige Bedienung, fades Essen, schmutzig – nichts, was erwähnt werden müsste. Keine Ahnung, wie das Restaurant zu der 4.5-Sterne-Bewertung von über 1'200 Personen bei Google gekommen war.


mrh400

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #169 am: 13.09.2022, 11:15 Uhr »
Ein paar Wolken standen am Himmel, ansonsten war es wieder ein schöner Tag. Ich hatte, wie für die gesamte Tour, auch für Albuquerque im Vorfeld einige Sehenswürdigkeiten notiert. Auf dieser Liste gab es ein Muss und das war der Sandia Crest. Der Bergrücken ist mit 3255 Metern der Höhepunkt der Sandia-Manzano Mountains. Auf dem Crest am westlichen Ende der Sandia Crest Road soll sich ein malerischer Aussichtsbereich befinden.

Bevor wir uns auf den Weg zu dem 63 Kilometer entfernten Ziel machten, schaute ich im Internet nach, ob es irgendwelche Einschränkungen gab, fand aber nichts. Von der Route 66 wechselten wir auf die NM-14 und bogen in San Antonito auf die Sandia Crest Road ab. Smokey Bear warnte vor extremer Waldbrandgefahr, das Wegwerfen von Zigaretten oder anderen brennenden Gegenständen war untersagt. Auf einmal war vor uns eine Strassensperre. Zwei Polizisten, eine Frau und ein Mann, hielten das Fahrzeug vor uns an, die Polizistin fotografierte das Nummernschild und liess den Wagen nach kurzer Diskussion passieren. Die beiden kamen zu uns ans heruntergelassene Fenster und erklärten, dass wegen extremer Waldbrandgefahr die Strasse seit gestern gesperrt sei. Die Sperrung würde noch bis Juli andauern. Sie bedauerten sehr, dass sie uns wieder zurückschicken mussten.
Das ist sehr schade, denn der Blick ist wirklich phänomenal
Gruß
mrh400

Saguaro

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #170 am: 13.09.2022, 16:54 Uhr »
Die Altstadt gefällt mir :daumen:.

Zitat
Das Zimmer war nicht gemacht und wir hatten nur eine einzige Rolle WC-Papier. Naja, bis morgen reichte die und dann kam bestimmt jemand, um zu putzen.

So lange das Essen verträglich ist, reicht eine (Rest-)Rolle :socool:.
Liebe Grüße

Ilona

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #171 am: 14.09.2022, 19:06 Uhr »
Von der Old Town in Albuquerque waren wir sehr angetan . .
Wieder mal sehr schöne Bilder.

LG Romy

Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #172 am: 15.09.2022, 08:27 Uhr »
Die Altstadt gefällt mir :daumen:.
Zitat
Das Zimmer war nicht gemacht und wir hatten nur eine einzige Rolle WC-Papier. Naja, bis morgen reichte die und dann kam bestimmt jemand, um zu putzen.
So lange das Essen verträglich ist, reicht eine (Rest-)Rolle :socool:.
Ich mag es nicht, keine Ersatzrolle zu haben, da habe ich immer Angst, dass es nicht reichen könnte :D.

Von der Old Town in Albuquerque waren wir sehr angetan . .
Wieder mal sehr schöne Bilder.
Die Altstadt ist klein, aber sehr hübsch. Würde man gar nicht erwarten. Mir hat es dort (auch) sehr gut gefallen!

Liebe Grüsse
Gaby

Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #173 am: 15.09.2022, 13:12 Uhr »

20.05.2022 - fische und blumen


Das bescheidene Morgenessen im Motel liessen wir zugunsten eines leckeren Frühstücks im Central Grill and Coffee House sausen. Das war eher ein Imbiss, aber uns gefiel es von der Speiseauswahl über den Geschmack des Essens bis hin zur Atmosphäre in dem Lokal ausgesprochen gut. Als die Tische sich an dem Samstag so langsam zu füllen begannen, machten wir Platz für andere Gäste und gingen zum ABQ BioPark Aquarium und Botanischen Garten, für welches wir gestern Online-Tickets erstanden hatten.

Wir waren früh genug, um das Auto so abstellen zu können, dass es am Nachmittag im Schatten stehen sollte. Es dauerte nicht mehr lange, bis die Tore geöffnet wurden. Der vorgängige WC-Besuch war eher nicht so eine gute Idee, da war manche Raststätte sauberer, aber lassen wir das.

Erst schauten wir uns das Aquarium an, wo es mir besonders die herumtollenden Otter angetan hatten. Leider spiegelte das Glas stark und war milchig trüb, sodass keine gescheiten Bilder zustande kamen. Eine Vielzahl an Quallen und ein Aquarium mit Haien sowie anderen riesigen Fischen waren neben den erwähnten Ottern meine Highlights. Ein übergrosser Blechfisch mit Müll im Mund machte auf Umweltsünden aufmerksam. Auch in Amerika war das Umweltbewusstsein angekommen – leider aber noch wirklich sehr, sehr langsam. Das Aquarium war nicht sehr gross, gefiel mir aber ausgesprochen gut, weil es Exponate zeigte, die es im Basler Zolli nicht gibt.


Als nächstes gingen wir in den nebenanliegenden botanischen Garten. Eine ganze Weile verbrachten wir in den Gärten der alten Welt. Der spanisch-maurische Garten erinnerte uns an Andalusien, was keine Überraschung war, denn der maurische Stil, der seinen Ursprung in den Wüsten Nordafrikas hat, war von den Mauren nach Spanien und von den Spaniern nach New Mexico gebracht worden. Schattenspendende Mauern und Bäume, eine sparsame, aber ästhetische Verwendung von Wasser, farbenfrohe Kacheln und aromatische Pflanzen prägen diesen Stil.


Als wir die Tür zum Desert Conservatory öffneten, sass mitten auf dem Weg eine dicke Kröte. Die liess sich von uns nicht stören und ich hoffte, dass keiner auf das Tier trat. Die Pflanzensammlung bestehend aus Saguaro-Kakteen und Palo-Verde-Bäume aus der Sonora-Wüste, Kreosot und Yucca aus der Chihuahua-Wüste und die Elefantenbäume aus Baja kam uns sehr bekannt vor.


Nordöstlich der Wintergärten trafen wir auf die Rio Grande Heritage Farm, wo ein grosser Küchengarten, Feldfrüchte, ein Obstgarten, Weinberge und Beerensträucher ein Bauernhaus aus Lehmziegeln umgaben. Alpenziegen, Navajo-Chuorro-Schafe und die Dominique-Hühner waren zu Hause.


Beim Betreten des Sasebo Japanese Garden kamen wir am grossen Glockenturm vorbei und gingen durch riesige Holztore. Wir kamen an einen Koi-Teich mit einem majestätischen Wasserfall. Für die Kinder waren die bunten, dicken Karpfen besonders spannend und als ein Besucher Brot zum Füttern verteilte, war die Freude riesig – zumindest bei den kleinen Gästen, denn ich weiss nicht, ob Brot die richtige Fischnahrung darstellt. Dieser Bereich des BioParks war besonders hübsch mit japanischen und einheimischen Pflanzen, Steinlaternen und Pagodenskulpturen ausgestaltet. Stein- und Holzbrücken überspannten kleine Bäche.


Kurz überlegten wir, uns im High Desert Rose Garden Café eine Erfrischung zu gönnen, aber die Preise waren so astronomisch hoch, dass wir dies bleiben liessen. Kein Wunder wurde das Café kaum von Gästen frequentiert.

Im Schmetterlingshaus war eher weniger los, deshalb waren wir da ziemlich schnell wieder weg. Dafür fand ich das Bugarium äusserst spannend. Ich konnte mich kaum sattsehen ab den riesigen Käfern in verschiedensten Formen und Farben. Zum Glück waren die Viecher hinter Glas, sonst wäre ich vermutlich schreiend weggerannt.


Nicht nur die Kinder, sondern auch ich war vom Eisenbahngarten angetan. Zwei grosse Schleifen aus Messingschienen der Spur G führte die Züge an Dörfern vorbei, über Brücken und durch Tunnel. Sehr schön war auch der Dragonfly Sanctuary Pond, wo ein süsses kleines Mädchen herkam, uns ihr Glace zeigte, uns ihren kleinen Bruder vorstellte und uns die Welt erklärte.


Sechseinhalb Stunden später setzten wir uns ins angenehm kühle Auto und fuhren für ein frühes Abendessen zu El Patio De Albquerque. Das Restaurant servierte seit 1977 feinste traditionelle Hausmannskost im Stil des Südwestens. So stand es auf der Website geschrieben. Wir setzten uns in den netten Innenhof unter schattige Bäume. Als Apéro gab es Chips mit Guacamole und danach liess ich mir Green Chili Enchiladas schmecken. Als ich zu platzen glaubte, kam die herzliche Bedienung mit Sopadillas an, die gemäss ihrer Aussage die besten der Stadt seien und denen ich nicht widerstehen konnte.


Im Hotel angekommen war das Zimmer wieder nicht gemacht worden. Reiner ging zur Rezeption, um mehr WC-Papier zu holen, da meinte die Besitzerin, dass sie sich schon gewundert habe, dass wir kein Housekeeping bestellt hätten. Oh – «housekeeping on request» stand auf einem Schild geschrieben. Wer lesen kann …


Weitere Fotos hier: https://gaby.ch/index.php/galerie/event/08lascruces-albuquerque

Saguaro

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #174 am: 16.09.2022, 14:17 Uhr »
Zitat
Oh – «housekeeping on request» stand auf einem Schild geschrieben. Wer lesen kann …

 :lachen07: Der war gut!

Apropos: Wir haben immer eine Rolle Klopapier im Gepäck, denn man weiß nie, ob man nicht auch mal im Wilden Westen schnell hinter einen Busch muss :zwinker:.
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #175 am: 19.09.2022, 08:13 Uhr »

21.05.2022 - auf der mother road


Wir schliefen für einmal aus und waren fast schon zu spät zum Frühstücken. Für eine schnelle Waffel sollte es aber noch reichen. Diese musste nach Augenmass gebacken werden, denn die Anzeige war kaputt. Beim Check-Out war die Besitzerin des Motels anwesend. Wie ihr Mann war auch sie auffallend herzlich. Sie fragte, ob es etwas zu verbessern gäbe und ich getraute mich nicht, Kritik anzubringen. Mir war bewusst, dass dies ein Fehler war, aber ich konnte nicht aus meiner Schweizer Haut.

Nun begann die Fahrt auf der Route 66, die schwieriger zu finden war, als erwartet. Nicht immer war es möglich, neben der I-40 auf der Mother Road zu fahren, weil sie entweder auf Privatgelände verlief oder gar nicht mehr existierte.

Die erste Sehenswürdigkeit, die wir uns genauer anschauten, war die Rio Puerco Bridge. Die historische Fachwerkbrücke war 1933 über den Rio Puerco gebaut worden. Normalerweise ist der Fluss trocken, trotzdem kann er überfluten und eine grosse Wassermenge transportieren. Aus diesem Grund hatten die State Highway-Ingenieure eine Parker-Fachwerkbrücke gewählt. Diese Art von Brücke braucht keinen Mittelpfeiler und somit wird die Gefahr minimiert, weggespült zu werden. 1999 wurde die Brücke ausser Betrieb genommen und ist seither nur noch für Fussgänger passierbar.


Weil die historische Route 66 nicht mehr existent war, folgte ein Stück auf der I-40. Beim Exit 126 verliessen wir sie, um wieder auf die Mother Road zu finden. Wir fuhren etwas auf der NM-6 und bogen rechts in die Sparrow Hawk Road ein, welche als die historische Route gekennzeichnet war.

Die Strasse war in einem schlechten Zustand. Wir mussten zahlreichen Schlaglöchern ausweichen und teilweise hatte sich der Teer komplett aufgelöst. Links und rechts war nur Badland, kein Haus, kein Auto, nichts. Doch! Da vorne stand ein Tier. War es eine Kuh oder ein Esel? Nein, es war ein Pronghorn und beim Näherkommen sahen wir eine ganze Herde dieser Gabelböcke. Damit hatten wir hier nicht gerechnet. Wir stellten uns ein paar Minuten hin, um die Tiere zu beobachten, dann fuhren wir weiter.


Mit jedem Kilometer wurde die Strasse noch ein bisschen schlechter und wir hofften, dass sie nicht auf einmal enden würde und wir die ganze Strecke zurückfahren mussten. Weitere Pronghorns überquerten die Strasse. Als wir nur noch ein paar Meter von der I-40 entfernt waren, trat unsere schlimmste Befürchtung ein. Ein Erdwall, so hoch wie ein Einfamilienhaus, war quer über die Strasse geschüttet worden. Es gab keine Chance, weiterzukommen. Frustriert drehten wir um, doch ich weigerte mich, den ganzen Weg zurückzufahren. Auf Google Maps schaute ich nach einem Ausweg. Feine weisse Linien durchquerten das Land zwischen der Route 66 und der I-40. Der erste Feldweg war nicht befahrbar, aber den zweiten nahmen wir und der war erstaunlich gut zu fahren. Es war zwar eine unbefestigte Strasse, aber besser gepflegt als die Sparrow Hawk Road.


Wir näherten uns immer mehr der I-40, fuhren unter ihr durch einen Tunnel und vorbei an ein paar Gebäuden von Natives. Bald waren wir wieder auf der Route 66, die hier ganz gut im Schuss war. Sie führte am Owl Rock entlang, einem Felsen, der wie eine Eule geformt war. Reiner fand den Felsen nicht spannend genug und hielt nicht an. Er stoppte erst nach Laguna am Strassenrand, um die Überreste der Budville Trading Post zu fotografieren. Vor uns stand ein Auto mit geöffnetem Kofferraum und zwei Männer waren dabei, die Ruine abzulichten. Wir warteten, bis sie ihr Equipment im Auto verstaut hatten, um ihnen durch unsere Anwesenheit nicht die Bilder zu versauen, denn sie sahen der Ausrüstung nach zu urteilen nach Berufsfotografen aus.



auf ins schlechte land


Eine bunt beschmierte Tankstellenruine in der Nähe von San Fidel erweckte noch unsere Aufmerksamkeit, bevor etwa dreizehn Kilometer vor Grants eine Strasse links zum El Malpais National Monument abbog. Mit dem Ziel, etwas zu essen, gingen wir in den Subway, der sich an der Kreuzung befand. Doch die Stühle standen auf den Tischen und uns blieb nichts anderes übrig, als die Sandwiches mitzunehmen. Wo essen? Beim Visitor Center gab es bestimmt Picknickplätze, also fuhren wir rund sieben Kilometer weiter zu dem modernen Gebäude inmitten des Nichts. Es windete so heftig, dass wir nicht hier picknicken wollten, obwohl es nette Aussensitzplätze gehabt hätte. Eine Frau, die uns entgegenkam, meinte lachend, dass sie die Frisur nicht hätte machen müssen.


Das Gebäude musste neu erstellt worden sein. Es war sehr grosszügig gestaltet mit einem riesigen Panoramafenster der gesamten Länge entlang. Wir setzten uns auf eine Bank und schauten die Landschaft an. Ich holte mir den Stempel ab und benutzte die Restrooms, bevor wir zum El Malpais National Monument fuhren.

Überraschend viele Wanderer kamen uns entgegen. Das sah schon fast nach einem Event aus. Ein paar Kilometer weiter setzte Reiner den Blinker rechts. Als er die Geschwindigkeit drosselte, um rechts in die Sandstone Bluffs Road abzubiegen, raste ein Auto lange hupend an uns vorbei. Hatte der den Blinker nicht gesehen? Egal, Spinner gibt es überall.

Am Ende der Strasse vertilgten wir bei herrlicher Aussicht beim Sandstone Bluff Overlook unsere Brote. Weil auch hier der Wind kräftig blies, erledigten wir das im Auto und stiegen danach aus, um ein paar Schritte zu gehen.


Weiter südlich befand sich der grösste natürliche Bogen New Mexicos, der Ventana Arch. Wind und Wasser hatten die weicheren Teile der Sandsteinklippe erodiert und einen spektakulären Bogen, der in einer kleinen Schlucht versteckt war, hinterlassen. La Ventana Natural Arch ist technisch gesehen kein Teil des El Malpais National Monument. Es wird vom Bureau of Land Management als Teil des El Malpais National Conservation Area rund um das El Malpais National Monument verwaltet.

Bereits vom Parkplatz aus konnte man den Felsbogen gut sehen, aber ich ging den Fussweg, um noch näher heranzukommen. Der Weg war erst betoniert und später bekiest. Zwei Frauen spazierten vor mir und versuchten, sich selbst zu fotografieren. Ich bot ihnen an, das für sie zu übernehmen und sie nahmen dankbar an. Als der Weg endete, drehte ich um.


«Malpais» heisst auf Spanisch «schlechtes Land» und das konnte man besonders gut beim Trailhead «Lava Falls» sehen. Schwarze, erkaltete Lava bedeckte den Boden, die Vegetation wuchs nur noch spärlich. Wir gingen den Wanderweg nicht, sondern machten uns auf den Rückweg. Da Reiner müde war, übernahm ich das Steuer. Auf einmal überquerte vor mir ein grosser Wapiti Hirsch die Strasse hüpfte elegant über den Zaun. Zum Glück war meine Reaktion gut und ich konnte rechtzeitig anhalten, sodass dem Tier und uns nichts passierte.



gallup


Unsere nächste Unterkunft war ein Best Western in Gallup. Ein alter Mann diskutierte mit der Rezeptionistin und weil es aussah, als ob das länger dauern würde, setzten wir uns auf die Sessel in der Lobby. Ein paar Minuten später kam eine junge Frau mit Koffer und tat es uns gleich. Der Alte hatte endlich seine Dinge erledigt und wir konnten einchecken. Als wir fertig waren, wollte die Frau mit dem Koffer zur Rezeption, doch eine resolute Dame drängelte sich vor. Resigniert lächelte die junge Frau uns schief zu und zuckte mit den Schultern.

Als wir 2016 in Denver beziehungsweise in Westminster logiert hatten, hatten wir in einem Dickey’s BBQ herrlich saftige und zarte Ribs gegessen. In Erinnerung daran gingen wir in Gallup zu dieser Kette, doch ich war enttäuscht, denn die Rippchen waren maximal okay, aber keinesfalls so lecker, wie ich sie im Gedächtnis hatte.


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« Antwort #176 am: 19.09.2022, 12:49 Uhr »
Die Route 66 ist in einem schlechten Zustand

Culifrog

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« Antwort #177 am: 21.09.2022, 08:00 Uhr »
Die Route 66 ist in einem schlechten Zustand

Ist sie, ja. Aber sie wird zum grössten Teil auch nicht mehr als Strasse verwendet. Bei uns hätte man vermutlich die ganzen Gebäude und Zeitzeugnisse abgerissen und durch Neues ersetzt.

Culifrog

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« Antwort #178 am: 21.09.2022, 08:09 Uhr »

22.05.2022 - ein land aus feuer und eis


Das Frühstück war gut, besonders gefielen mir die grünen Chilis zum Rührei. Wir waren in New Mexico, dort waren grüne Chilis Grundnahrungsmittel.

Gestern hatten wir uns vorgenommen, den heutigen Tag im El Morro National Monument zu verbringen. Glücklicherweise konsultierte ich die offizielle Website, bevor wir losdüsten, denn so erfuhren wir, dass es ausnahmsweise geschlossen war, weil alle Ranger an einer Weiterbildung waren. Deshalb disponierten wir um. Das neue Ziel im Navi und ich am Steuer ging es auf der NM-602 Richtung Süden. Um nicht zu schnell zu fahren, stellte ich den Tempomat auf 55 Meilen pro Stunde. Ein Auto nach dem anderen überholte mich, sogar Lastwagen und Camper empfanden mich als zu langsam. Auch mir kam es vor, als würde ich kriechen, dabei waren das immerhin fast 90 Stundenkilometer. Kilometer pro Stunde? Huch, irgendjemand hatte den Tacho von Meilen auf Kilometer umgestellt. Beinahe wäre ich statt wegen übersetzter Geschwindigkeit wegen Behinderung des Strassenverkehrs aufgehalten worden, das konnte auch nur mir passieren.

Am Himmel hatten sich einige Wolken gebildet und es war mit knapp 20 Grad Celsius ziemlich kühl, als wir am Parkplatz zu Ice Cave and Bandera Volcano ankamen. In der Tradingpost fragte ich nach den Wanderwegen und erklärte mein Problem mit dem Knie. Die nette Frau erklärte, dass der Weg hoch zum Vulkan einfach sei, eine kurze steile Steigung beinhalte, aber sie mir den Rückweg auf derselben Strecke empfehlen würde. Es gäbe die Möglichkeit für einen Rundweg, aber der sei sehr uneben und könnte mir Schwierigkeiten bereiten. Die Strecke zur Eishöhle sei ebenfalls einfach, am Ende müssten einige Stufen überwunden werden. Sie riet, erst zum Vulkan hochzugehen und anschliessend zu den Ice Caves, liess es uns aber frei, wie wir vorgehen und was wir uns ansehen wollten.

 
Wir folgten ihrem Ratschlag und starteten mit der Wanderung zum Vulkan. Der Weg hoch führte an wundervollen Bäumen und herrlichen Aussichten vorbei. Als eidgenössisch geprüfte Bänklitester probierten wir fast jede Parkbank aus und liessen die Umgebung auf uns wirken. Beim steilen Stück kam ein Typ von unten hoch, der vom Berner Oberland hätte stammen können, wenn er uns nicht mit «howdy» begrüsst hätte. Im Schlepptau hatte er seine schwer atmende Frau, die vermutlich nur zu gerne ein Päuschen eingelegt hätte. Doch er marschierte strammen Schrittes voraus und achtete nicht darauf, dass sie mit den Kräften am Kämpfen war.


Nach einem Weilchen nahmen wir die letzte Etappe in Angriff, da kam uns «Howdy» mit seiner Frau entgegen, deren Gesichtsfarbe mir nun wesentlich besser gefiel. Es gehe bloss noch um die Ecke, raunte er uns zwinkernd zu. Und tatsächlich waren wir nach der nächsten Kurve am Ende des Weges angelangt, vor uns der Vulkan Bandera, der vor 10'000 Jahren ausgebrochen war. Der Blick auf den Schlackenkegel war spektakulär.


Beim Rückweg kam uns eine junge Frau fast im Laufschritt entgegen. Es sah aus, als wäre sie beim Sport, nicht beim Geniessen der herrlichen Landschaft. Der Himmel zog sich immer mehr zu und ich fröstelte leicht, als wir beim Parkplatz ankamen. Wir holten eine Jacke für mich und Proviant für uns beide und setzten uns an einen der Picknicktische. Wer war bereits an einem der anderen Tische? Howdy mit seiner Frau.

Nach dem Essen machten wir uns auf den Weg zu der Eishöhle. Selbst auf diesem kurzen Weg von rund 400 Metern nutzten wir eine Parkbank für ein Päuschen. Die junge Frau, die beim Vulkan war, kam mit einer alten Frau von der Höhle her. Die Mutter oder eher Grossmutter war mit ihren Kräften am Ende. Wir machten ihr Platz, damit sie sich etwas erholen konnte und ich fürchtete mich schon vor der Anstrengung. Doch so schlimm war es nicht. Der Weg war sehr einfach und die 70 Holzstufen waren keine grosse Herausforderung.

Die Grotte mit dem ewigen Eis, die sich in einem Abschnitt der eingestürzten Lavaröhre von Bandera befindet, bildet sich seit über 3'400 Jahren. Durch eine Kombination physikalischer Faktoren war eine natürliche Eismasse von sechs Metern Dicke gebildet worden, die sich in einer gut isolierten Höhle aus poröser Lava angesammelt hatte und richtig geformt ist, um kalte Luft einzufangen und ständig neues Eis zu erzeugen. Uns fiel ein lustiges Phänomen auf: Es gab auf der Treppe eine Stelle, da wechselte die Temperatur schlagartig von warm zu kalt. Es fühlte sich an, als ob man durch eine Wand ginge.

Die Ice Cave war sehr faszinierend, das Eis schimmerte grün und die Lavawände violett. Nur doof, dass ein paar Deppen es nicht hatten sein lassen können, Steine auf die Oberfläche zu werfen und somit die Eisschicht an wenigen Stellen etwas beschädigt war. Ein Schild verbot genau dies, was eigentlich selbstverständlich sein sollte.


Als wir die Stufen hochgegangen und wieder auf dem Weg waren, kam ein Vater mit vier Jungs an, die zögerten, die Treppe hinabzusteigen. In typischer Vater-Manier meinte er zu den Kleinen: «Los, ist nur eine Treppe». Ich wette, eine Mutter hätte die Kinder vor den Gefahren der Treppe gewarnt. Grinsend gingen wir wieder zurück und begegneten bei der Trading Post ein paar Kolibris.

Ich fuhr uns auf der Westseite des El Malpais National Monuments. Wieder waren viele Wandervögel unterwegs. Warum die auf der Strasse gingen, wo es doch viele Wanderwege im Park gab, erschloss sich mir nicht. Der Himmel wurde immer dunkler und der Wind blies rollende Strohballen über die Strasse. Es knackte, als ich über so einen Ballen fuhr, weil er mir überraschend vor die Räder geweht worden war. Gemäss Wetterbericht lag das Regenrisiko bei fast Null. Schon seltsam, bei uns hätte ich gesagt, dass es nach Regen aussah. Als ich dann auf der Route 66 kurz vor Gallup war, tröpfelte es leicht und dann begann es zu regnen.


regen, sonne, bauchweh


Wir machten uns im Hotel kurz frisch und eine halbe Stunde später steuerten wir bei leichtem Regen den 505 Burgers an. Doch der war wegen Personalmangels geschlossen. Noch auf dem Parkplatz suchten wir eine Alternative. Auf dem Weg dahin schaute die Sonne aus den Wolken und in Begleitung eines wundervollen Regenbogens kamen wir beim Fratelli’s Bistro an. Meine Lobster Ravioli sahen nicht nur sehr schön aus, sie schmeckten auch wunderbar.


Als wir das italienische Restaurant verliessen, hatte es wieder aufgeklart und die Strassen waren trocken. Dafür war das Wetter in meinem Bauch nicht gut, die viele Butter, in der die Ravioli schwammen, war mir nicht bekommen.


Saguaro

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #179 am: 21.09.2022, 13:52 Uhr »
Die Ecke kenne ich noch nicht.

Habt ihr diejenigen gesehen, die Steine auf die Oberfläche geworfen haben oder sind vielleicht nur welche von der Decke gebröselt?
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)