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Autor Thema: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66  (Gelesen 36310 mal)

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Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #210 am: 07.10.2022, 11:12 Uhr »
So ein langer Urlaub, doch GC nur gestreift…….
Am Memorial Day ist es natürlich supervoll - es ist leider nicht möglich, alle Wochenenden und Feiertagen nicht an interessanten Stellen zu sein😜

Keine Angst, es kommt schon noch bisschen Grand Canyon ;)

Bandito1011

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #211 am: 07.10.2022, 19:15 Uhr »
Eure Bilder sind durchgehend echt klasse, da sieht sogar das "geht so" Essen phänomenal aus  :D


Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #213 am: 10.10.2022, 07:44 Uhr »

31.05.2022 - man spricht deutsch


Frühstück gab es in diesem Hotel erst ab halb acht. Der kleine Frühstückraum war bis auf den letzten Platz gefüllt, auch in der Lobby hatten sich Gäste platziert. Wir fanden an einem grossen Tisch in einer Nische einen Platz. Als ich mir etwas zu Essen holen ging, herrschte eine hässige Stimmung unter den mehrheitlich deutschsprachigen Gästen. Es fehlte Besteck, die Teller waren ausgegangen und auch beim Nachfüllen des Essens kam das Personal nicht nach. Neben mir sass dem Dialekt nach zu urteilen ein Österreicher mit seiner Freundin. Er meckerte rum und sie gab sich alle Mühe, ihn aufzumuntern. Sie strich ihm sogar einen Toast, doch auch das half nichts. Das Rührei schmeckte ihm nicht, war ungesalzen, aber den Salzstreuer, den ich ihm zuschob, ignorierte er.

Wieder mussten wir gefühlte hundert Mal probieren, bis wir endlich ins Zimmer kamen. Aber darauf, nochmals von einer Rezeptionistin so doof angemacht zu werden, hatte ich keine Lust.


ein abstecher nach utah


Es war warm und sonnig, nur ein paar Wolken standen am Himmel. Wir schnappten den Jeep und fuhren über die Glen Canyon Dam Bridge Richtung Norden, überquerten die Grenze von Arizona nach Utah, an Big Water vorbei und bogen rechts in die Cottonwood Canyon Road ab. Uns erwarteten 47 Meilen (76 Kilometer) unbefestigte Strasse vorbei an einer grandiosen Landschaft. Bei schlechter Witterung kann die Gravel Road unpassierbar sein. Wir hatten aber Glück, sie war sehr gut befahrbar.


Bis zum Grosvenor Arch waren wir die Strecke bereits im Jahr 2014 gefahren, nun wollten wir sehen, was danach noch kam. Nach einer ausgiebigen Fotosession bei dem hübschen Felsbogen fuhren wir weiter, bis die K7000 zur Kodachrome Road wurde. Was jetzt? Wir überlegten, ob wir die Cottonwood Canyon Road zurück nach Page oder aussenrum über Kanab fahren wollten. Letzteres war die längere Strecke, aber weil sie asphaltiert war, dauerte die Fahrt etwa gleich lang wie über die unbefestigte.


Wir entschieden uns für die malerische UT-12 und den Highway 89. Zufälligerweise führte der Weg am Bryce Canyon vorbei, den zu besuchen wir schon zu Hause wegen der grossen Entfernung ausgeschlossen hatten. Wir konnten nichts dagegen tun, unser Auto lenkte automatisch in den Nationalpark mit den roten Felspyramiden. Ein Präriedog stand am Wegrand und hielt nach Feinden Ausschau. Etwas weiter kreuzte ein Gabelbock unseren Weg.

Bloss einen Blick vom Bryce Point auf das Amphitheater werfen, das war unser Plan. Doch was war das? Der Parkplatz war voll und wir wurden angewiesen, den Ort umgehend zu verlassen. Damit hatten wir nicht gerechnet. Wir versuchten unser Glück beim Paria View. Dort war nicht ganz so viel los und so ging ich bei bewölktem Himmel und nur noch 15 Grad Celsius den Weg bis zum Aussichtspunkt. Damit beendeten wir die Stippvisite in einem Park, der es verdient hätte, ein paar Tage statt nur ein paar Minuten lang besucht zu werden.


Wir gaben Page als Ziel ins Navi ein. In nur zwei Stunden sollten wir dort ankommen. So weit waren die beiden Orte also gar nicht auseinander. Falls das Wetter morgen gut wäre, könnten wir uns den Bryce Canyon National Park doch nochmals vornehmen. Wir verstanden nicht, wieso wir bei den Vorbereitungen diese Option ausgeschlossen hatten.

Ich fuhr und fuhr und auf einmal fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich hatte einen Rechenfehler gemacht. Statt zwei waren es drei Stunden Autofahrt, denn Utah lag in einer anderen Zeitzone. Das Navigationsgerät zeigte aktuell die Mountain Daylight Time (MDT) an und berechnete für die Ankunftszeit die Mountain Standard Time (MST).

Das hatte sich nicht gelohnt, da waren wir uns einig. Es wäre viel schöner gewesen, die Cottonwood Canyon Road zurückzufahren, dann wäre der Weg das Ziel gewesen. Doch auch so kamen wir in Page an und gingen in die Grand Canyon Brewery essen. Mein Pulled Pork Sandwich schmeckte lecker, aber das Schwein war nicht gut zerzupft, sodass ich teilweise riesige Stücke im Brötchen hatte. Das vom englischen Server empfohlene lokale Bier war tadellos. Am besten gefiel mir der Typ, der das Essen servierte. Er war bilderbuch-schwul und zelebrierte das regelrecht. Beim Servieren winkelte er sogar das Bein an. Weniger cool fand ich zwei deutsche Kinder im Vorschulalter, die im Lokal herumtollten, ohne dass sich die Eltern darum gekümmert hätten. Keiner erklärte ihnen, dass es sich nicht gehörte, Dinge anzufassen, dreckig oder gar kaputt zu machen. Auch die Tatsache, dass wir wieder gefühlte hundert Mal die Karte in den Schlitz stecken mussten, bis das Lämpchen endlich grün aufleuchtete und wir ins Zimmer konnten, fanden wir weniger prickelnd.


partybombe

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #214 am: 10.10.2022, 10:41 Uhr »
Ein wirklich toller Doppelbogen!
Ein paar wenige Minuten in Bryce? - das ist natürlich echt schade, bekanntlich wären dort ehr 2 Tage oder mehr angemessen.

Wieder tolle Fotos und eine locker beschriebene  Story - danke!

U2LS

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #215 am: 10.10.2022, 14:06 Uhr »
Weniger cool fand ich zwei deutsche Kinder im Vorschulalter, die im Lokal herumtollten, ohne dass sich die Eltern darum gekümmert hätten. Keiner erklärte ihnen, dass es sich nicht gehörte, Dinge anzufassen, dreckig oder gar kaputt zu machen.

Das ist doch scheinbar heutzutage leider Standard...erlebe ich nicht zuletzt hautnah bei meinen Enkelkindern  :roll: :oops:
Gruß
Lothar

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Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #216 am: 11.10.2022, 07:37 Uhr »
Ein wirklich toller Doppelbogen!
Ein paar wenige Minuten in Bryce? - das ist natürlich echt schade, bekanntlich wären dort ehr 2 Tage oder mehr angemessen.

Wieder tolle Fotos und eine locker beschriebene  Story - danke!
Ja, es ist ein Frevel, nur für ein zwei Stündchen in einen der schönsten Park des Landes zu fahren. Mir ist es auch peinlich, aber dieser Misstritt gehört zur Reise dazu, deshalb habe ich ihn im Reisebericht trotzdem erwähnt ;). Die letzten beiden Male waren wir länger dort und haben den Park ausgiebig auskundschaftet. 2014 hatte es sogar geschneit und die roten Felsen sahen aus wie gezuckert. Leute waren auch noch nicht so viele dort wie dieses Mal.

Liebe Grüsse
Gaby

Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #217 am: 11.10.2022, 07:39 Uhr »
Weniger cool fand ich zwei deutsche Kinder im Vorschulalter, die im Lokal herumtollten, ohne dass sich die Eltern darum gekümmert hätten. Keiner erklärte ihnen, dass es sich nicht gehörte, Dinge anzufassen, dreckig oder gar kaputt zu machen.

Das ist doch scheinbar heutzutage leider Standard...erlebe ich nicht zuletzt hautnah bei meinen Enkelkindern  :roll: :oops:
Mein subjektiver Eindruck war, dass die amerikanischen Kinder diesbezüglich eher anständiger waren, dafür haben sie oft nicht nach Knigge gegessen :D.

Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #218 am: 11.10.2022, 07:46 Uhr »

01.06.2022 - paria


Es war schon kurz nach acht Uhr, als wir zum Frühstück gingen. Der grosse Andrang war vorbei und wir fanden genügend Platz, ausreichend Geschirr und auch nachgefüllte Lebensmittel vor. Die Stimmung unter den Gästen war viel besser als gestern.

Auch heute fuhren wir wieder auf dem Highway 89 nach Utah. Die K4250 zweigte einige Meilen nach der Einfahrt zur Cottonwood Canyon Road rechts ab und führte nach Paria, einer Geisterstadt am Paria River. Zu Beginn der Strasse war ein Platz mit einer Hinweistafel. Dort stand bereits ein Auto, weshalb wir entschieden, die Tafel bei der Rückkehr zu lesen. Die Strasse war ungeteert und führte an einer farbenfrohen Berglandschaft vorbei. Die Gegend war so wunderschön, dass wir verstanden, weshalb sie früher als Kulisse für verschiedene Western genutzt worden war. 1943 waren mehrere Szenen für Buffalo Bill in der malerischen Geisterstadt mit ihrem Canyon-Vista-Hintergrund gedreht worden. Die Crew hatte damals mit dem ständig überschwemmten Paria River zu kämpfen.

1961 war die alte Geisterstadt als Drehort für den Rat Pack-Film Sergeants 3 genutzt worden, aber die Macher des Films waren unzufrieden gewesen damit, was von Paria übriggeblieben war, und hatten eine Nachahmung der alten Westernstadt konstruiert. Die Besucher hatten das Filmset oft mit dem echten Paria verwechselt. Sturzfluten hatten das Set 1998 beschädigt. Es war wieder aufgebaut und im Jahr 2006 durch ein Feuer zerstört worden.

Wir fanden weder das Filmset noch die eigentliche Geisterstadt, wobei wir nicht behaupten können, diese gesucht zu haben. Für uns war es eine Ausfahrt in eine unglaublich hübsche Gegend ohne weitere Touristen, die uns gestört hätten.



kanab und ein einsamer fels


Unser Auto hatte Durst und wir hatten noch keine Lust nach Page zurückzukehren, also fuhren wir nach Kanab. Dort fütterten wir das Auto mit Benzin. Gegenüber der Tankstelle befand sich ein Cafe. Wir waren schon fast im Restaurant, als mir in den Sinn kam, noch kurz die Bewertungen anzuschauen. Diese waren so unterirdisch, sodass wir umdisponierten und ins viel besser bewertete Wild Thyme Cafe gingen. Das Restaurant war gut besucht und wir konnten uns in eine Liste einschreiben. Drinnen oder draussen? Wir wählten «first available» und bekamen schon bald einen Tisch im Gastraum des netten Cafes. Für mich gab es Schweinefleisch, das unglaublich gut gewürzt war und Reiner genoss eine Forelle beziehungsweise ein Filet davon. Wir waren vom Ambiente, von der Bedienung und vom Essen sehr angetan.

Anschliessend machten wir uns auf den Rückweg, wobei wir hie und da abbogen, um zu schauen, was die Gegend noch zu bieten hatte. Kurz bevor wir wieder in Arizona waren, bogen wir links in die Lone Rock Road ein. Der Lone Rock, der einmal ein einsamer Felsen im Lake Powell war, stand fast vollkommen im Trockenen. Der Wasserspiegel des Sees war im Laufe der Jahre auf ein beängstigendes Mass gesunken.



zurück in arizona


Wir verbrachten eine Weile am Lakeshore Drive. Die Sonne stand in der Zwischenzeit tief. Für den Sonnenuntergang begaben wir uns zum Wahweap Overlook mit Blick über die Wahweap Bay, den Glen Canyon Dam und weite Teile von Utah und Arizona.


Eine Busladung voller junger, feierwütiger Menschen hatte sich an dem Ort versammelt. Die meisten interessierten sich nicht für die Aussicht und den Sonnenuntergang, sondern verbrachten den Abend mit Saufen und Feiern. Trotzdem gefiel es mir gut und wie so oft an solchen Orten, konnten wir diverse Fotoshootings beobachten. Ich musste schmunzeln, zu was für Posen sich Lieschen Müller und Hänschen Meier verleiten liessen, um auf Instagram und Co. eine gute Falle zu machen. Dabei waren es durchaus nicht nur die jungen Mädchen. Eine Frau Mitte oder Ende vierzig zog ihr Jäckchen aus, hielt es wie eine Fahne in den Wind und hüpfte vor unserer Nase mehrfach von rechts nach links und wieder zurück, bis sie mit ihrem Bild zufrieden war, das ihr Mann von ihr schoss.


 

mrh400

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #219 am: 11.10.2022, 09:36 Uhr »
Schöne Bilder von der Cottonwood Canyon Road - die war ja offenbar wirklich in gutem Zustand. Der Lone Rock schaut demgegenüber richtig erschreckend aus.

..
Ein paar wenige Minuten in Bryce? - das ist natürlich echt schade, bekanntlich wären dort ehr 2 Tage oder mehr angemessen...
Ja, es ist ein Frevel, nur für ein zwei Stündchen in einen der schönsten Park des Landes zu fahren. Mir ist es auch peinlich, aber dieser Misstritt gehört zur Reise dazu, deshalb habe ich ihn im Reisebericht trotzdem erwähnt ;). Die letzten beiden Male waren wir länger dort und haben den Park ausgiebig auskundschaftet. 2014 hatte es sogar geschneit und die roten Felsen sahen aus wie gezuckert. Leute waren auch noch nicht so viele dort wie dieses Mal.
Ich sehe das wesentlich entspannter und liberaler. Wenn man einen Park schon kennt (was bei Eiuch ja offenbar der Fall ist), dann finde ich es durchaus sinnvoll, "einem alten Freund" auch mal nur einen kurzen Besuch abzustatten. So haben wir mal auf dem Weg von Mt Carmel Jct nach Page ein paar Stündchen (ca. 3 1/2) am GC North Rim verbracht und auch schon mehrfach den Arches nur für einen Sonnenuntergang beim Balanced Rock aufgesucht, wenn wir in Moab waren und der Arches "als Ganzes" gar nicht auf dem Programm stand.
Gruß
mrh400

partybombe

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #220 am: 11.10.2022, 11:05 Uhr »
Der Lake Powell hat ja kaum noch Wasser, man sieht es gut am Lone Rock, der früher im Lake Powell stand, aber auch an der Staumauer.

Saguaro

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« Antwort #221 am: 11.10.2022, 15:32 Uhr »
Kanab geht immer. Wir haben das auch mal umgekehrt gemacht und sind zum Abendessen nach Page gefahren.

Unglaublich wie schnell der Wasserpegel sank und man den Lone Rock jetzt zu Fuß erreichen kann. 
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


Culifrog

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« Antwort #222 am: 12.10.2022, 07:32 Uhr »
Der Lake Powell hat ja kaum noch Wasser, man sieht es gut am Lone Rock, der früher im Lake Powell stand, aber auch an der Staumauer.
Unglaublich wie schnell der Wasserpegel sank und man den Lone Rock jetzt zu Fuß erreichen kann.
In diversen Beiträgen konnte man bereits von dem einsamen Felsen im (fast) Trockenen lesen, aber wenn man es mit eigenen Augen sieht, ist es noch beelendender. Zu Fuss könnte man allerdings trotzdem nicht hin, denn der Boden rund um den Lone Rock ist ziemlich sumpfig.

Culifrog

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« Antwort #223 am: 12.10.2022, 07:43 Uhr »

02.06.2022 - colorado river


Aus Erfahrung von gestern gingen wir wieder etwas später zum Frühstücken, was aber immer noch eine Spur zu früh war, denn der Ansturm hatte sich noch nicht ganz gelegt. Ein letztes Mal mit Mühe ins Zimmer und dann checkten wir aus. Die Rechnung war bereits ausgedruckt, wurde mir aber erst auf meine Nachfrage hin ausgehändigt. Dies bestätigte meinen Entschluss, dass wir das erste und letzte Mal in diesem Hotel abgestiegen waren.

Zum Abschied von Page gingen wir zum Glen Canyon Dam Overlook. Blöderweise rutschte ich aus, was zur Folge hatte, dass mein Knie, das sich inzwischen ganz gut erholt hatte, wieder zu schmerzen begann. Dies bekam ich besonders beim Überqueren der Historic Navajo Bridge zu spüren. Der Blick war aber die Schmerzen wert, denn der Colorado River war von einer intensiven blau-grünen Farbe, die so übertrieben aussah, als wäre sie mit Photoshop gemacht worden.


Auf der Westseite der Brücke zweigt die Lees Ferry Road rechts ab. Beim Lee’s Ferry Entrance Point machte ich mich schlau, ob wir Eintritt zu zahlen hatten, aber auch dieses Gebiet war im Nationalparkpass enthalten. Die Strasse führte um den Cathedral Rock herum, am Balanced Rock vorbei, zweigte zum Paria Beach am Colorado River ab und endete bei Lees Ferry. Wir stoppten beim Paria Beach, wo wir uns auf einen Felsblock setzten, und die Leute beobachteten. Es wurde geangelt und geplantscht, geplaudert und gegessen.


Anschliessend picknickten wir beim Lees Ferry Campground. Von da aus hatten wir einen schönen Blick auf den Colorado River, auf dem mehrere Schlauchboote den Fluss hinuntertrieben. Ein Ranger ging von einem überdachten Platz zum nächsten und plauderte mit den Gästen.



grand canyon national park north rim


Wir hatten noch knapp 150 Kilometer vor uns. Als wir bei der Grand Canyon Lodge am North Rim ankamen, wurden wir von einer sehr netten Frau empfangen. Sie erkannte, dass wir deutsch sprachen und wollte wissen, wie lange wir in den USA zu Besuch wären. Ihr Kollege wollte die Reiseroute hören und als ich Las Cruces erwähnte, strahlte er und meinte, dass er aus Las Cruces stamme.

Obwohl wir etwa eine Stunde zu früh angekommen waren, bekamen wir eine Hütte. Zwar war es nicht die uns zugeteilte, aber da sie eh alle gleich waren, spielte das keine Rolle. So eine Cabin zu bekommen war gar nicht so einfach. Ich hatte mir den Tag in der Agenda eingetragen, ab dem eine Buchung möglich war. Aber als ich an dem Tag eine Western Cabin reservieren wollte, waren bereits alle ausgebucht. Das musste innert Minuten geschehen sein. Ich war enttäuscht, denn die Western Cabins waren näher beim Rim, etwas grösser und hatten eine Veranda. So blieb uns eine Frontier Cabin, die dafür wesentlich günstiger war als eine Western Cabin.

Die Hütte war sehr einfach, hatte aber alles, was es brauchte. Zwei Betten, ein kleiner Tisch und ein Stuhl standen im Zimmer und dazu gab es ein kleines Bad mit einer Dusche. Sogar Kleenex, Conditioner und Body Lotion standen zur Verfügung. Strom gab es auch, ein Ventilator war an der Decke angebracht, bloss eine Heizung suchte man vergebens. Lediglich ein Heizstrahler an der Decke des Bades erwärmte die Luft etwas, um die Dusche nicht schlotternd verlassen zu müssen.

Wir fuhren die View Points ab und schauen uns das Weltwunder von Norden her an, was mir noch viel besser gefiel als vom South Rim. Das lag auch daran, dass der North Rim durch seine abgelegene Lage weniger überlaufen war.


Zurück in der Lodge, machten wir uns fürs Abendessen fertig. Wir hatten für halb neun einen Tisch im Restaurant reserviert. Vorher setzten wir uns auf die wundervolle Terrasse und genossen den Sonnenuntergang. Ich checkte kurz die E-Mails und fand eins vom Restaurant vor, wo ich unseren heutigen Besuch bestätigen musste. Zum Glück hatte ich mich eingeloggt. Es hätte mich zu sehr geärgert, wenn unser Tisch an jemand anderen vergeben worden wäre.


Als die Sonne verschwunden war, wurde es empfindlich kühl, um nicht zu sagen, kalt. Wir fanden ein freies Sofa im Innern des Gebäudes und schauten durch die grossen Panoramafenster, wie es immer dunkler wurde. Vor dem Speisesaal herrschte reges Treiben. Um zwanzig nach acht ging ich hoch, um uns einzuchecken. Ich fragte den Angestellten, ob er uns rufen würde, wenn unser Tisch frei würde und er bejahte. Ich war sehr gespannt, wie er unseren Namen aussprechen würde. «Gabriela» konnte ich gut verstehen, über den Nachnamen musste ich sehr schmunzeln. Er wollte wissen, wie der Name richtig ausgesprochen wird und sprach ihn korrekt nach. Darauf meinte er heiter: «I love this!».

Im Restaurant war sehr viel los. Ein Paar feierte seinen 40. Hochzeitstag, wie uns Bill verriet, als er uns die Flasche Grand Canyon Pinot Grigio und die Feigen im Speckmantel servierte. Er meinte, er hätte es gerade mal auf zehn Jahre gebracht.

Zur Hauptspeise gab es Lachs, weil die einheimische Forelle, auf die ich mich so gefreut hatte, bereits ausverkauft war. Am Nebentisch sass ein etwa zwölfjähriges Mädchen mit den Grosseltern. Es wurde nach Strich und Faden verwöhnt. Freudenstrahlend bekam es ein Dessert, welches es genüsslich verspeiste. Die drei und wir waren die letzten Gäste, die den Speisesaal verliessen. Die anderen Tische waren bereits fürs Frühstück eingedeckt worden.

Den Weg zu unserer Hütte fanden wir trotz der dunklen Nacht gut. Dann hiess es schnell unter die Bettdecke kriechen, denn es war sehr kalt. Den Wecker stellten wir auf halb fünf. Das sollte reichen, um den Sonnenaufgang zu beobachten.


mrh400

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #224 am: 12.10.2022, 09:47 Uhr »
Ich finde den North Rim auch viel schöner.
Ich hoffe, Ihr seid nachts nicht erfroren und habt am nächsten Tag Cape Royal und Point Imperial aufgesucht.
Gruß
mrh400