16.Tag, 19.Juni 2010 Um 6.00Uhr klingelte der Wecker. Kurzer Blick aus dem Fenster. Yes – strahlend blauer Himmel.
Also nichts wie ab zum Frühstück und gegen 7.30 befanden wir uns bereits auf dem Highway 1 Richtung Lake Louise. Kurz vor 8 Uhr kamen wir dort an. Perfekt. 2 Minuten später öffnete das Visitor Center. Wir fragten noch mal kurz bezüglich Wegbeschaffenheit nach. Kein Problem, alles bestens, alle Wege gut begehbar.
Kurze Zeit später standen wir bereits am See. Herrlich, die Berge spiegelten sich im türkisfarbenen Wasser.
Unser heutige Tour ging zum Lake Agnes, von dort weiter über den Big Beehive auf den Plain of Six Glacier Trail, und auf diesen dann wieder zurück zum Startpunkt. Insgesamt ein ca. 16km langer Loop Trail. Es war nicht viel los, wir genossen noch ein wenig die Ruhe und brachen dann auf. Bis zum Lake Agnes waren es ca. 3,6km und 400 Höhenmeter. Der stetig ansteigende Weg verlief 45 Minuten lang, erst recht unspektakulär durch den Wald bis zum Mirror Lake. Vor dort konnte man im Hintergrund den Big Beehive sehen.
Dort wollten wir hoch. Der Weg zweigte sich hier. Links auf ging es auf dem Highline Trail zum Plain of Six Glacier, wir gingen rechts. Kurz vor dem Ziel noch ein Wasserfall.
Nach ca. 20 Minuten waren wir auf 2118 m am Lake Agnes. Im rustikalen Teehaus am See, das bereits um 1900 erbaut wurde, gibt es eine Riesenauswahl verschiedenster Teesorten (von Mitte Juni bis Anfang Oktober nur geöffnet). Wir waren die ersten an diesem Tag und so war die Platzwahl draußen kein Problem. Wir tranken einen Earl Grey und einen Weissen Tee.
Und hatten einen schönen Blick auf den, halb mit Eis bedeckten, See. Traumhaft!
30 Minuten später marschierten wir weiter. Der Weg führte durch einige Schneefelder rechts um den See herum.
Noch ein kurzer Blick auf das Teehaus.
Dort, links im Bild, ging es hoch.
Normalerweise steigt man von hier steile Serpentinen, ca. 200m hoch, zum Big Beehive. Nur die Serpentinen sah man nicht. Der Weg war auf der schattigen Nordseite und dadurch wurden die Schneefelder immer größer. Man konnte nur noch stellenweise einen Weg erkennen.
Wir gingen trotzdem weiter, das geht schon. Nach 20 Minuten war überhaupt kein Weg mehr erkennbar. Plötzlich sackt Gotttfried bis zur Hüfte im Schnee ein. Die Kamera klatscht auf den Schnee, rutscht fast runter, und er schürft sich durch die großen unter dem Schnee liegenden Felsen den Unterschenkel auf. Er konnte trotzdem weitergehen und die Kamera blieb auch heile. Trotzdem das war jetzt nicht mehr lustig. Es ging ziemlich steil runter, es waren kaum noch Bäume oder Sträucher da und man brach immer wieder in der mittlerweile geschlossenen Schneedecke hüfthoch ein. Ein falscher Tritt und man rutscht oder fällt ungebremst 50-60m runter.
Wir hatten mittlerweile auch einen Punkt erreicht, an dem Umkehren wahrscheinlich noch gefährlicher gewesen wäre. Wir sahen von unten noch 5 Personen hochkommen, fluchend und schimpfend waren sie 10 Minuten später da. Eine Japanerin, ein iranischer Tierarzt mit Sohn (die beiden hatten Turnschuhe an und nichts dabei. Keinen Rucksack oder Verpflegung. Nur jeweils ein Getränk) und ein belgisches Ehepaar. Wir beschlossen in der Gruppe hochzugehen.
Wir stapften durch den Schnee und versuchten so gut wie es ging einen Weg zu finden und kämpften uns hoch. Jetzt waren wieder mehr Bäume da, was aber auch nicht ungefährlicher war, da dicke Äste und Wurzeln unter dem Schnee waren, die man nicht sah, und daher schnell stolpern konnte. Geschafft, nach 45 Minuten waren wir ziemlich erschöpft oben am Big Beehive auf 2270m. Aber der Ausblick war beeindruckend.
Die Japanerin und das belgische Paar verabschiedeten sich und gingen weiter. Wir gingen noch bis zur Schutzhütte vor und genossen das gewaltige Panorama.
30 Minuten später brachen auch wir auf. Der Weg führte auf der Südseite runter und war um einiges besser zu gehen. Kaum noch Schnee, der Weg war gut erkennbar, zwar ein wenig matschig und rutschig, aber das auch nur die ersten 20 Minuten. Kurz darauf erreichten wir die Abzweigung zum Highline Trail. Links ging es zurück Richtung Lake Louise und rechts zum Plain of Six Glacier. Die beiden Iraner sahen ziemlich fertig aus. Sie verabschiedeten sich daher und gingen zurück. Wir zweigten rechts ab und marschierten weiter.
Der Weg war herrlich, kein Mensch weit und breit und immer das gewaltige Bergmassiv vor Augen. Zuerst führte der Weg durch Wald
(Mt.Aberdeen, Mt.Lefroy, Mt. Viktoria)
dann über Wiesen.
Nach knapp 2km erreichten wir den Plain of Six Glacier Trail. Der führt praktisch parallel zum Highline Trail, direkt von Lake Louise zu den Gletschern. Auf dem war erheblich mehr los. Dutzende von Leuten, teilweise in Flip-Flops, waren hier unterwegs. Der Weg war mittlerweile sehr geröllig und nach weiteren 1,6km erreichten wir das zweite Teehaus, das es hier gab.
Wir konnten einen freien Platz ergattern und bestellten erstmal lecker Sandwich und Tee. Plötzlich ein lautes donnern und Grollen. Am Gegenüberliegenden Mt. Lefroy ging gerade eine gewaltige Schneelawine ab.
Den 1,5km entfernten Aussichtspunkt ließen wir aus, wir wollten jetzt nur noch zurück zum Parkplatz. Der Weg war wie bereits gesagt, stark frequentiert, aber die Aussichten waren auch durchaus sehenswert.
5,3km oder 1 ½ Stunden später waren wir am Auto. Geschafft, insgesamt waren wir 6 Stunden und 16km unterwegs. Jetzt erstmal entspannen. Vorher stopten wir aber noch im Visitor Center und informierten die Ranger, daß der Weg vom Lake Agnes zum Big Beehive sehr problemtisch war und dies bei den Trail Infos unbedingt ausgebessert werden muss.
Wir fuhren dann weiter zu den Upper Hot Springs nach Banff und genossen dort ein ausgiebiges Bad.
Noch ein kurzer Stop bei den Vermilion Lakes. Man sieht links den Mount Rundle (2848m), da gab es wohl kürzlich Neuschnee.
Zurück am Hotel mussten wir unser Auto ein wenig ausserhalb parken, da den ganzen Tag ein Radrennen stattfand und dadurch die Innenstadt für Fahrzeuge gesperrt war.
So konnten wir noch ungestört, in der sonst so viel befahrenen Innenstadt, durch die Strassen bummeln.
Abends gingen wir in die Banff Brewing Company. Dort haben wir im 1.Stock einen tollen Balkonplatz ergattert.
Das tat gut - draußen sitzen, ein Feierabend Bier und den herrlichen Blick auf die Banff Avenue und die Berge genießen. Von dort haben wir dann gesehen, dass es schräg gegenüber eine geniale Dachterrasse gibt. Also nichts wie rüber ins Elk & Oarsman.
Man bietet uns einen Platz drinnen an. Wir fragen, ob wir oben im Freien einen Tisch haben können. Kein Problem. Von den ca.10 Tischen war nur die Hälfte besetzt. Wir haben das nirgendwo gelesen, auch im Restaurant stand nichts. Wenn Ihr da mal hinkommt, unbedingt nach einem Tisch auf der Dachterrasse fragen. Geniale Aussicht auf die Berge und die Sonne ging langsam unter. Wir hatten Salomon Salad und Pizza, beides sehr lecker, große Portionen und nicht zu teuer, um die 15 $. Leider wieder viel zu viel. Der Rest ging als Doggy mit. Zum Abschluss fuhren wir noch mal den Mount Norquay hoch um die Aussicht zu genießen.
Es war aber saukalt, so dass wir 5 Minuten später wieder zurückfuhren.
Gefahrene Meilen: 150