17.Tag, 20.Juni 2010 Wie gewohnt standen wir wieder früh auf. Ein kurzer Blick aus dem Fenster und… strahlend blauer Himmel und Sonnenschein. Genau so muss es sein.
Nach dem Frühstück fuhren wir Richtung Jasper auf dem Icefield Parkway. Die Strasse gilt als eine der schönsten Fernstrassen der Welt und führt 230km lang von Lake Louise nach Jasper. Das ganze sieht dann, vom fahrenden Fahrzeug aus, in etwa so aus.
230km lang rechts und links der Fahrbahn fast nur 3000m hohe Berge und Seen. Traumhaft. Im CD-Player lief gerade eines unsere Lieblingslieder.
Schiller –Träume. Einfach mal die Augen schließen, sich die Berge vorstellen (oder roten Steine, dampfende Geysire usw.) und die Musik erleben.
Unser erster Stopp war am Bow Lake. Wir waren ja vorgestern schon mal da, allerdings bei bewölktem Wetter. Mal schauen, wie die Stimmung jetzt ist.
Wow!!! Zum Niederknien. Unvergesslicher Anblick. Im CD-Player lief gerade bei offenem Fenster
Schiller – Nachtflug
und Schiller – Ein schöner Tag
Gänsehautfeeling. Einfach mal die nachfolgenden Bilder geniessen und die Songs bei Youtube mitanhören. Unbeschreiblich.
und zum Schluss uner absolutes Lieblingsphoto...
Wir waren ganz alleine und hätten noch Stunden hier sitzen können.
Aber nach gut 30 Minuten fuhren wir weiter, es gab ja sicher noch andere tolle Landschaften zu sehen. Und so war es auch. Genau 6km später hielten wir am Peyto Lake. Wieder ein absolutes Wow-Erlebnis.
Wir waren wieder ganz allein. Allerdings nur 15 Minuten. Denn hielt ein Reisebus mit asiatischen Schriftzeichen. Sekunden später war es vorbei mit der Ruhe. Eine Horde wild gewordener, hauptsächlich älterer Asiaten stürmte den Viwpoint. Vorneweg eine ältere Dame, mit ziemlich hässlichen Hut, die Heidi erstmal mit beiden Händen richtig heftig wegschubste.
Gottfried war gerade beim Stativ aufbauen und wurde langsam aber sicher ins Abseits gedrängt, gedrückt, gestoßen. Eine jüngere Frau aus der Gruppe, schätzungsweise Anfang 20, stand ein wenig abseits, sie schaute uns lächelnd an, zuckte die Schultern und verdrehte die Augen.
Nach weiteren 5 Minuten, hob eine andere Dame einen Regenschirm, schrie dazu irgendwas und Sekunden später waren wir wieder alleine. Was war das? Wir sahen uns fragend an und mussten dann erstmal laut lachen.
Wir fuhren auch weiter. Nach weiteren 17km unser nächster Halt. Wir wollten eine kleine Wanderung unternehmen. Ausgangspunkt war der Waterfowl Lake Campground. Von hier aus beginnt der Trail. Nach gut 1 km erreicht man eine Kreuzung. Rechts geht es noch gut 2,5km zum Chephren Lake und links führt der Weg noch ca. 3,5km zum Cirque Lake. Wir entschlossen uns links zu gehen. Der Weg führte gut begehbar durch einen Wald. Vorbei an einen schönen Wasserfall,
wurde der Weg allerdings immer schwieriger. Viele große dicke Wurzeln waren plötzlich auf dem Weg und man musste höllisch aufpassen. Nach einer kurzen Weile lichtete sich der Wald. Dafür wurde der Weg moosiger, matschiger und rutschiger. Einige Stellen waren so voller Wasser, dass sie durch Holplanken oder Bretter überbrückt wurden. Anscheinend trocknet der Boden hier nie richtig ab. Dichte Sträucher und dicke Steine kamen dann noch dazu. Alle 50m sank einer von uns Knöcheltief in einem Schlammloch ein. Verdammt, vielleicht doch der falsche Trail gewesen?. Die 4,5km kamen uns wie 20km vor. Aber dann nach gut 1 ½ Stunden Marsch war das Ziel nah.
Traumhaft.
Wir waren wieder ganz alleine. Diese Ruhe – kein Fahrzeuglärm, keine Horde Asiaten, nichts. Einfach nur Natur und Stille. Wir stärkten uns erstmal mit einem Powerriegel und ließen die Schuhe und Socken in der Sonne trocknen. Der Rückweg kam uns komischerweise gar nicht mehr so schlimm vor. Kaum noch matschige Stellen und die Wurzeln waren auch nicht so schlimm wie wir es vom Hinweg her in Erinnerung hatten. Seltsam.
Zurück am Wagen fuhren wir noch ca. 20km bis zum Howse Valley Aussichtspunkt,
dort machten wir erstmal Picknick. Nach 5 Minuten hörten wir, auf bayrisch, ein älteres Paar, das sich gerade unser Auto anschaute. „Schau mal die sind aber weit gefahren. Die haben Arizona-Kennzeichen.“ (Generell fiel unser Wagen mit dem Nummernschild hier in Kanada, öfters auf). Sie kamen zu uns und meinten „Long trip from Arizona“. Wir antworteten auf bayrisch „Stimmt, schon lang, war aber eine tolle Fahrt bisher.“ So kamen wir ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass die beiden aus Oberaudorf bei Rosenheim kamen und in den 50ern ausgewandert sind, also ursprünglich aus „unserer oberbayrischen Ecke“ kamen. Wir quatschten über Bayern und Kanada, wo es besser ist zu leben, zu arbeiten usw. Nach 45 Minuten verabschiedeten wir uns.
Wir brachen auf und fuhren weiter. Am nächsten Viewpoint sahen wir den Mount Amery
und den Mount Saskatchewan.
Neben dem Saskatchewan sieht man einen ungewöhnlichen Berg, der Lighthouse Tower oder auch Cleopatras Needle. Über dem Gebirgszug erhebt sich, gut 75m hoch, ein Pfahl aus Granit, der der Erosion standgehalten hat.
Blick auf den Cirrus Mountain
und den Mount Athabasca.
Von hier wollten wir noch den Parker Ridge Trail gehen. Leider war der Trail gesperrt. Der Trail war größtenteils schneefrei aber der Grund für die Sperrung war nicht der Schnee, sondern die Bergblumen und Pflanzen, die jetzt erst zu wachsen und blühen begannen. Diese sollten geschützt und nicht niedergetrampelt werden. Dies stand auch in großen Buchstaben an der Infotafel. Wir sahen aber trotzdem ein paar Leute, die dies anscheinend wenig interessierte. Naja manche müssen halt immer anders.
Wir kehrten um und fuhren zurück Richtung Banff. Vorbei an der Weeping Wall, eine fast senkrechte Felswand, an der Gletscherwasser in unzähligen, schmäleren Wasserfällen in die Tiefe stürzt,
hielten wir noch am Mistaya Canyon. Am Parkplatz führt ein kurzer Weg hinunter zum Mistaya River, der sich hier in jahrtausender langer Arbeit durch den Stein gefressen und den Canyon geformt hat.
Mittlerweile hat es wieder zugezogen und es tröpfelte leicht. Wir hielten noch kurz an der Ranger Station in Lake Louise und erkundigten uns über das Wetter von morgen und dann ging es zurück nach Banff.
Im Hotel angekommen, war erstmal Wäschewaschen angesagt. Die Wanderklamotten benötigten unbedingt einen Waschgang. Während in der Laundry der Waschautomat seine Arbeit verrichtete, genossen wir noch mal den Pool und die Sauna. Abendessen gab es von Subway – Sandwich und Salat. Danach noch ein Eis bei Cows Ice Cream. Mmmmhhh, super lecker. Das Schokoeis war der Wahnsinn.
Morgen fahren wir nach Jasper.
Gefahrene Meilen: 222