Tag 7 - 31. Mai 2011
Lake Louise, AB - Yoho NP (Natural Bridge, Emerald Lake, Wapta Falls) - Lake Louise, AB
Mit einem schönen "Full Breakfast" starten wir heute in den Tag und zwar so früh, dass wir der Schlacht am kalt-warmen Buffet durch die ganzen Busreisegruppen hier im Hotel aus dem Wege gehen. Es ist ein wunderschöner Morgen bei frischen 4°C aber strahlend blauem Himmel. Der wohl meist fotografierte See der Welt ist nur einen Steinwurf entfernt und so erreichen wir nach sehr kurzer Fahrt die riesigen - und um kurz nach acht Uhr noch absolut leeren - Parkflächen rund um das "Fairmont Chateau Lake Louise".
Ein kurzer und sehr matschiger Pfad noch durch den Wald und wir stehen vor diesem nicht wirklich großen Bergsee und der ihn einrahmenden beeindruckenden Gletscherkulisse des dreieinhalbtausend Meter hohen Mount Victoria.
Lake Louise
Lake Louise
Lake Louise
Links vom See liegt der "Fairview Lookout". Dort wollen wir zuerst hin. Dafür gehen wir zurück in den Wald. An einer Schautafel lesen wir erstmal etwas über die Flora und Fauna hier. Der Trail ist nur zu erahnen, da überall Schnee liegt. Ab jetzt geht's nur noch bergauf durch die dicht stehenden Tannen. Und je höher wir kommen desto tiefer wird der Schnee. Bei jedem zweiten Schritt sinke ich bis zur Hüfte ein. Durch mein doppelt so hohes Gewicht passiert mir das natürlich auch doppelt so oft wie meiner Frau. Als wir den Wald verlassen und es serpentinen-mäßig weiter nach oben geht kommen uns die ersten Zweifel, ob wir hier überhaupt richtig sind. Zum Fairview Lookout soll es vom Bootshaus aus nur 1 Kilometer sein bei einer Steigung von 100 Meter. Durch die Anstrengung haben wir irgendwie das Gefühl für die Strecke verloren und nichts wäre schlimmer, als kurz vor dem Ziel umgekehrt zu sein. Also quälen wir uns weiter. Der Blick von hier oben über das Valley ist natürlich absolut traumhaft.
Saddleback Pass
Dennoch siegt bald die Vernunft und die Einsicht, dass wir hier auf dem falschen Trail sind. Außerdem bin ich - was selten passiert - körperlich wirklich erschöpft vom "sich immer wieder aus dem Schnee ziehen". Und das wir beide hüftabwärts klitschenass sind verbessert das allgemeine Wohlbefinden auch nicht gerade. Der Abstieg fällt etwas leichter und 90 Minuten später sind wir wieder unten an der Schautafel. Und hier kommt die Erleuchtung: wir waren auf dem "Saddleback Pass". Wir hätten von hier nicht geradeaus laufen dürfen, sondern rechts abbiegen müssen. Merke also: wenn der Trail nicht sichtbar ist lohnt sich immer ein Blick auf die Wegweiser. Zum Lookout wollen wir aber jetzt erst recht. Immer noch durch tiefen Schnee, aber nicht mehr so steil laufen wir ca. eine halbe Stunde zu der kleinen Aussichtsplattform.
Fairview Lookout
Die Bank, auf der wir uns hier gern kurz ausgeruht hätten ist komplett im Schnee begraben.
Es gibt einen steilen Abstieg von hier hinunter zum See, von dessen Benutzung bei diesen Verhältnissen an einer Absperrung aber dringend abgeraten wird. Also gehen wir so zurück wie wir gekommen sind und sind um 12:30 Uhr wieder an unserem Auto.
Nachdem wir uns im Hotel in trockene Klamotten geworfen haben besuchen wir das Visitor Center im Village. Die Rangerin ist erst irgendwie gar nicht begeistert, dass wir den Saddleback Pass gelaufen sind ("wir haben das nicht empfohlen"), zollt uns dann aber doch Respekt. Sie erzählt uns, dass so gut wie alle Trails in der Lake Louise Area in diesem Jahr noch nicht zu empfehlen sind wegen der ungewöhnlich großen Schneemassen. Wenn das Wetter jetzt so bliebe gebe es aber eine Chance, dass der See in einer Woche eisfrei sei. Schade, dann sind wir nicht mehr hier.
Um 13:30 Uhr steigen wir wieder in unser Auto und fahren Richtung Yoho Nationalpark. Die Heizung stellen wir mal wieder auf höchste Stufe - bei gleichzeitig heruntergelassenen Fenstern - um unsere Stiefel zu trocknen. Kurz nach dem Grenzübertritt nach British Columbia steht auf den Bahngleisen neben dem Transcanada Highway unser nächster Bär.
Ganz schön mutig, der Gute. Am nächsten Tag lesen wir übrigens in der Zeitung, dass in diesem Jahr schon 5 Bären durch Züge ums Leben gekommen sind, die an den Schienen nach von den Güterzügen gefallener Nahrung suchen.
Zurück in B.C. gewinnen wir natürlich auch wieder unsere Stunde zurück und machen einen kurzen Stopp an den "Spiral Tunnels". Von diesem Aussichtspunkt sieht man die beiden Tunnelöffnungen im Berg. Diese Kehrtunnel wurden gebaut, um ein für den Zugverkehr äußerst gefährliches Gefälle von durchschnittlich 4,5% auf ein immer noch gefährliches Gefälle von 2,2% zu senken. Ohne durchfahrenden Zug finden wir es hier allerdings nicht so spannend und halten uns nicht lange auf.
Spiral Tunnels
Sehr viel spannender ist es an der "Natural Bridge", die sich über den Kicking Horse River spannt und sich bei allerschönstem Sonnenschein von Ihrer besten Seite zeigt.
Natural Bridge
Lustigerweise treffen wir die japanische Familie vom Annette Lake in Jasper wieder und halten einen kurzen Plausch. Der kleine Junge fragt, ob wir schon Bären gesehen haben und ist ganz traurig, - als wir bejahen - dass er noch leer ausgegangen ist. Wir fragen uns, ob Eltern wahrscheinliche Bärensichtungen als Lockmittel für die Kleinen für eine solche Reise einsetzen?
Wir fahren die Stichstrasse weiter und sind um 15 Uhr am Parkplatz vom "Emerald Lake". Hier ist jetzt schon ein wenig mehr los, vermutlich aber nichts im Vergleich zur Hauptsaison. Atemberaubend schön liegt der See zwischen dichten Fichtenwäldern und den 3.000 Meter hohen Bergen. Und das Beste ist: er ist eisfrei.
Emerald Lake
Emerald Lake
Emerald Lake
Nachdem wir das Panorama ausgiebig von der Brücke zur "Emerald Lake Lodge" bestaunt haben entfliehen wir dem Trubel und laufen links das Ufer hinunter bis zu einer riesigen Avalanche Area, wo alle Bäume und Pflanzen durch immer wieder abgehende Schneemassen abrasiert sind. Leider zieht sich der Himmel nun etwas zu und wir bereuen, uns nicht gleich ein Kanu gemietet zu haben.
Emerald Lake
Emerald Lake Lodge
Kaum sind wir wieder auf dem Transcanada Highway sehen wir die nächsten Bären. Diesmal ist es eine Mama mit ihren beiden Kleinen, die auf einer Lichtung an der Strasse stehen. Als wir etwas abbremsen stellt sich die Mutter auf die Hinterbeine und die Kleinen verschwinden im Wald.
Um kurz vor fünf erreichen wir den Trailhead zu den "Wapta Falls". Die oneway 2,5 Kilometer lange Wanderung führt anfangs relativ eben und später "auf und ab" durch relativ dichten Nadelwald zu diesen Fällen des Kicking Horse Rivers. Die ersten Ausblicke hat man von einigen Aussichtspunkten oberhalb der Fälle. Die jetzt wieder scheinende Sonne beschert uns nicht nur angenehme 18°C, sondern auch einen schönen Regenbogen.
Wapta Falls
Wir steigen weiter steil hinab an das Ufer des Flusses und genießen hier noch eine ganze Weile den durch einen Sedimenthügel leider etwas verstellten Frontalblick und die herrliche Ruhe.
Wapta Falls
Wir haben wieder unsere Grillsachen eingepackt und finden am Bow Valley Parkway eine schöne Picnic Area, die wir ganz für uns alleine haben. Gut gesättigt fahren wir nochmal zum Lake Louise und genießen hier um 21 Uhr die Abendstimmung bevor bei ein paar kühlen Bieren auf unserem Balkon ein weiterer wunderschöner Tag zu Ende geht.
Abendstimmung am Lake Louise
Fairmont Chateau Lake Louise
Hotel: Lake Louise Inn / Lake Louise, AB
Gefahrene KM: 156