Tag 9 - 2. Juni 2011
Banff, AB - Lake Louise (Little Beehive & Lake Agnes) - Moraine Lake - Johnston Canyon - Banff, AB
Der Tag heute beginnt für mich nicht allzu gut. Ich vergesse beim Kaffeekochen die Kanne unter die Maschine zu stellen. Den Wischlappen hätte ich danach gar nicht wieder in den Schrank räumen müssen, denn in der Dusche hänge ich den Vorhang nicht richtig mit rein, so dass ich hier gleich die nächste Überschwemmung verursache. So kommen wir erst um 9 Uhr los. Dafür ist das Wetter wieder auf unserer Seite: Sonnenschein, fast keine Wolken und 6°C.
Die Zeitung schreibt heute morgen, dass schon wieder ein Bär von einem Zug erfasst wurde - diesmal eine Grizzlymom, deren beiden Kleinen nun keine guten Chancen haben zu überleben. Sehr tragisch!
Manch einer mag sich fragen, warum wir nach zwei Tagen am Lake Louise schon wieder dorthin fahren. Das hat einen einfachen Grund: das Lake Agnes Teahouse öffnet heute und wir sind hikingtechnisch gestern nicht auf unsere Kosten gekommen.
Am Lake Louise Parkplatz haben die Ranger seit heute eine Nationalparkpass-Verkaufsstelle und Kontrollstation aufgebaut. Man merkt, dass die Hauptsaison jetzt langsam anfängt. Wir haben das Gefühl, dass gleich auch ein paar mehr Leute hier unterwegs sind. Um 10 Uhr begeben wir uns auf den nun geöffneten Trail zum Lake Agnes, der an der rechten Seeseite beginnt.
Lake Louise
Bis ungefähr zum Mirror Lake sind die Wegverhältnisse recht gut. Dann aber liegt immer mehr Schnee bzw. Matsch bzw. Schneematch auf dem Trail und es geht immer steiler bergauf. Etwas mehr als eine Stunde später erreichen wir den Abzweig zum Little Beehive. Kurzentschlossen biegen wir ab. Ein Trail ist unter dem tiefen Schnee hier überhaupt nicht zu erkennen und auch das alte Spiel mit dem hüfttief Einsacken beginnt wieder.
Mirror Lake Little Beehive Trail
Vereinzelte schon etwas ältere Fußspuren zeigen dann und wann an, dass wir wohl noch richtig sind. Mehr als ein halbes Dutzend Menschen kann dieses Jahr noch nicht hier gewesen sein. Teilweise umklettere ich besonders nachgiebige Schneefelder, die für meine Gewichtsklasse einfach nicht gemacht sind. Irgendwann erreichen wir ein baumbestandenes Plateau. Ich stecke jetzt eigentlich nur noch im Schnee fest und schicke ziemlich erschöpft Caro vor, um den Aussichtspunkt zu suchen. Sie tänzelt leichtfüßig zwischen den Bäumen entlang und findet bald den Felsvorsprung. Mit letzter Kraft und auf allen Vieren folge ich ihr. Und es lohnt sich: der Blick von hier oben ist einfach atemberaubend!
Lake Louise vom Little Beehive
von li. nach re.: Lake Louise, Mirror Lake, Big Beehive mit Teahouse, Lake Agnes
Wir genießen eine ganze Weile das Panorama und die herrliche Stille. Eine Stunde haben wir übrigens vom Abzweig bis hierher gebraucht. Der Rückweg geht etwas schneller und nachdem wir wieder auf dem Trail sind, ist es auch nicht mehr weit bis zum Lake Agnes und dem Teahouse, dass zum Aufwärmen jetzt natürlich perfekt ist. Dieses wird von einer handvoll junger Leute bewirtschaftet, die oben unter dem Dach wohnen und alle fünf Tage ins Tal absteigen, um die Vorräte aufzufüllen.
Lake Agnes...
...und sein Teahouse
Um halb drei sind wir nach einer recht rutschigen "Abfahrt" wieder unten am See. Die Sonne scheint noch immer strahlend vom Himmel und hat die Luft mittlerweile auf angenehme 17°C erwärmt.
Lake Louise
Beste Voraussetzungen um noch einmal zum Moraine Lake zu fahren. Auch hier ist jetzt schon deutlich mehr los als vorgestern. Wir laufen wieder den Rockpile Trail und ein Stück am linken Seeufer entlang. Eine Gruppe Japaner fotografiert sich einer nach dem anderen und wie an einen Jägerzaun genagelt vor dem schönen Panorama. Trotzdem ist es wirklich schön hier und wir bereuen nicht, noch mal hergekommen zu sein.
Moraine Lake
Weil unser Parkpass morgen abläuft fahren wir in Lake Louise ins Visitor Center um nachzulösen. Die Rangerin erinnert sich gleich an uns und fragt, ob wir noch ein paar Schneewanderungen gemacht haben. Sie hält uns für verrückt, als wir ihr vom Little Beehive erzählen.
Wir wollen noch zum Johnston Canyon. Dieser liegt auf halbem Weg nach Banff am Bow Valley Parkway, der parallel zum Transcanada Highway verläuft. Um 17 Uhr sind wir dort. Der Trail ist anfangs asphaltiert und führt teilweise auf Holzstegen am Boden der Schlucht entlang. Nach ca. 1 Kilometer erreicht man die etwa 10 Meter hohen Lower Falls
Johnston Canyon & Lower Falls
An diese kommt man durch einen Tunnel in einer kleinen Nische ganz nah heran. Wir haben mittlerweile richtig Hunger und die Steaks in unserem Kühlschrank zu Hause rufen immer lauter nach uns. Trotzdem entscheiden wir uns, noch die nächsten 2,5 Kilometer bis zu den Upper Falls zu laufen. Wir ziehen das Tempo also an und stehen bald vor diesen etwa 30 Meter hohen Fällen, die uns aber nach den bisher auf unserer Reise Gesehenen nicht sonderlich beeindrucken.
Upper Falls
Um 18:30 Uhr sind wir wieder an unserem Auto. Wie groß unser Magengrummeln ist zeigt sich daran, dass wir für eine mit drei Stunden veranschlagte Wanderung nur die Hälfte an Zeit benötigt haben. Bis nach Banff sind es jetzt nur noch etwa 20 Kilometer und wir haben den Bow Valley Parkway fast für uns alleine. Allerdings darf man auch nur 60 km/h fahren, so dass sich die Strecke zieht wie Kaugummi.
Zu Hause angekommen wird dann endlich sehr lecker gegrillt. Wir zünden den Kamin an und während Caro im Internet Wetter und road conditions für die nächsten Tage checkt schaue ich das 2. Spiel der NBA-Finals. Dallas liegt 6 Minuten vor Schluss 15 Punkte zurück, doch dank eines überragenden Dirk Nowitzki besiegen sie Miami durch einen Korb von ihm drei Sekunden vor Ende mit 95:93.
Hotel: Hidden Ridge Resort / Banff, AB
Gefahrene KM: 155