Track 8: City Street Bang & County Road Slang: gotta keep on rockin’, (ca. 95 Meilen)
Von Santa Barbara über Malibu nach Santa Monica BeachDas Santa Barbara Tourist Hostel ist privat geführt und gehört nicht zum amerikanischen Jugendherbergsverband. Das merkt man auch, zwar gelten mittlerweile überall Alkoholverbote, die Preise sind okay (zahle 22 Dollar die Nacht), aber der Qualitätsstandard (Sauberkeit, Betten, Küche, Motivation der Mitarbeiter, Freizeitangebot, Frühstück) liegt doch niedriger als bei den Jugendherbergen (zumindet den Herbergen, die ich auf dieser Reise aufsuche).
Maria aus Mailand macht an der Rezeption einen Studentenjob, arbeitet aber nicht so gut wie sie aussieht. Die letzte Nacht hat sie wohl mit ihrem Beach Boyfriend durchgemacht, (er hängt noch im Sessel). So verzögert sich die Frühstücksvorbereitung leider, aber Maria verspricht, jetzt loszulegen. So landen Toast und Erdnussbutter auf dem Tisch, jeder möge sich bitte Brote zubereiten. Gern nehmen wir dieses Angebot wahr. Marc aus Portland schneit auch herein und wir stecken unsere Köpfe wieder zusammen… Er berichtet, dass er in Big Sur für nur 5 Dollar auf einer Hiker-Biker-Site auf einem Campground mit seinem Zelt übernachtet hat (mich hat die Übernachtung in der Cabin 90 Dollar gekostet): Vielleicht probiere ich eine solche Hiker-Biker-Site beim nächsten Fahrradurlaub aus, scheint zumindest attraktiv...
Leider habe ich vergessen, nach der Adresse von Marc zu fragen, hätte ihn gern nach Berlin eingeladen, zu spät, wir hätten sicherlich noch ne Menge zu plaudern gehabt!
Die heutige Etappe beginnt praktisch am Pier von Santa Barbara, von dem ich einen letzten Blick auf das kleine Städchen werfe. - Es ist schon recht warm und der breite Fahrradstreifen führt zackig gen Süden, wobei ich mich schon ein wenig wundere, warum Santa hier seine Werkstätten hat, obwohl andererseits allemahl angenehmer als am dauerverschneiten Nordpol:
Der Highway No. 1 ist mit der US 101 verschmolzen und für Fahrräder gesperrt. Zum Glück gibt es auch sehr gute Bike Trails und breite Fahrbahnmarkierungen:
Zwischen Ventura und Oxnard geht es über den Harbor Boulevard immer nah am Wasser entlang bevor wir wieder den Pacific Coast Highway erreichen, der 20 Meilen vor Malibu zu einem Freeway mit weiter Shoulder wird,
teilweise auch mit sehr gut abgetrennten Radstreifen:
Eine Menge Leute parken an der Straße, um an diesem Wochenende an die Strände zu gelanden und auffliegende Autotüren sind hier wohl das größte Ärgernis für Biker. Der Blick auf diesen hübschen Fleck Erde entschädigt aber für die Mühen.
Eine junge ältere Frau steht mit ihrem Bike am Seitenstreifen und hält mich mit einer Handbewegung an: sie hat zu wenig Luft in den Reifen und fragt nach einer Pumpe. Natürlich helfe ich ihr gern und während ich in meinem Gepäck nach der Pumpe suche, kommen wir ins Gespräch. Sie heißt Monica und trainiert mit ihrer Tochter, die schon vorausgejoggt ist.
Monica fährt mit dem Rad hinterher, gemeinsam genießen sie diesen Sonnenmorgen in beautiful California. - Endlich finde ich die Pumpe und nehme mir die Reifen vor. Dabei erzähle ich von meiner Tour nach San Diego und Monica, das sagt ihr Gesicht, wäre gern mitgefahren.
Sie ist der Typ Frau, den Kalifornien magisch anzieht: selbstbewußt, unternehmungslustig, strandorientiert, offen für Neues, ihre blonden Haare wehen im lauen Maiwind, als sie mich mit ihren blauen Augen anlächelt…
Als Dank für meine Mühe, ihr ein wenig Luft zu spendieren, lädt sie mich zu sich nach Haus ein und bietet eine Übernachtungsmöglichkeit an. Monica erzählt von ihrem Grundstück mit Gästehaus im Garten. Dankend lehne ich ab, behaupte, es unbedingt bis LA schaffen zu wollen... Sie scheint ein wenig enttäuscht, schreibt mir aber ihre Handynummer auf, ich solle mich auf jeden Fall melden, wenn mir unterwegs die Puste ausgeht. - So radele ich gedankenschwanger weiter, den Blick auf den Ozean gerichtet…
Dann geht es zur Abwechslung durch Zitronenhaine und Orangenplantagen, als nach Port Hueneme wiederum eine Militärbasis auftaucht, die Blicke auf den Ozean und den Zugang an dessen Strände verhindert. Umso interessanter ist die Ausstellung, in die man als Biker völlig unvermittelt gerät, es sind Militärflugzeuge und Forschungsraketen zu bestaunen:
Nun aber hurtig weiter, zumindest Malibu möchte ich heute noch erreichen, vielleicht finde ich dort ein schönes Motel?!
In Malibu kann ich so etwas wie einen Ortskern allerdings nicht ausmachen. Gibt es den, (immerhin sollen hier mehr als 12.000 Menschen wohnen), oder ist die Stadt nur eine Ansammlung von Strandhäusern am Pacific Coast Highway? - Noch nicht mal interessante Motels finde ich und deshalb radele ich weiter. - Immerhin Traumlage:
Über Will Rogers Beach State Park erreichen wir so nach weiteren 10 Meilen die Stadtgrenze von Santa Monica: hier grüßen Beach, Bikini, Baywatch:
In Santa Monica beginnt auch der lange Radweg am Strand. Jeder LA-Besucher kennt ihn, in vielen Filmen hat man ihn gesehen, den „
beachside bicycle path“ und er ist für Biker, Skateboarder und Roller Blader angelegt. Daneben verläuft ein ebenso breiter „
pedestrian path“. - Fußgänger leben auf dem „beachside bicycle path“ gefährlich, die Radfahrer haben ihren Path gern für sich, bremsen nur widerwillig...
Am Horizont taucht schon der Stanta Monica Pier auf und wir haben das heutige Ziel erreicht: die Jugendherberge in Santa Monica in der Second Street. Sehr praktisch gelegen für einen abendlichen Ausflug in die Third Street, wo an diesem Samstagabend die Hölle los ist: vom Tänzer, Sänger bis zur Nachwuchsband haben sich viele Künstler versammelt und buhlen um den Dollar, den die Besucher in die aufgestellen Boxen spenden…
Am Pier ist nicht weniger los, halb LA scheint sich hier zu amusieren und das trotz voller Parkplätze und Staus auf den Zufahrtsstraßen. Zwischen Pizza und Burrito paßt bei den meisten Besuchern immer noch ein Funnel Cake, muss die nächste Hose halt ne Nummer größer sein…
Mein fahrbarer Untersatz ruht bereits im Hostel, (man kann Räder mit hineinnehmen und in einem gesonderten Raum anschließen).
Ich geselle mich bald dazu, allerdings habe ich ein kleines Privatzimmer (immerhin doch 5 Betten), aber mit Bad und WC, keine Gemeinschaftsduschen. Das alles für 36 Dollar und ein full breakfast Buffet ist auch im Preis eingeschlossen.
Mit den Gedanken an ein gutes Frühstück schlummere ich beseelt ein…
Tagesfazit:Kondition: ++++
Landschaft: ++++
Erlebnis:+++