Hallo zusammen,
bisher war mir nicht bekannt, dass ein Hurrican überall gleich "auftritt". Sorry, dann habe ich ihn wohl falsch erlebt. Und zweitens schreibe ich einen Reisebericht um meine Erlebnisse darzustellen und nicht um mir irgendeine Story auszudenken. Dafür gibt es weiß Gott besser geeignete Plattformen im Internet, wie ein USA Forum. Und drittens muss man diesen Bericht ja nicht lesen. Ich werde einen Teufel tun jetzt auch noch anzufangen, zu Beweisen das das alles stimmt. Bilder sind ausreichend vorhanden, wusste aber nicht, dass man das Leid anderer beweisen muss, sorry. Wer also diese "Story" nicht glaubt, der sollte einfach oben auf Übersicht klicken und sich ein anderes Thema suchen. Schade das man immer gleich als Lügner dargestellt wird, sobald ein Urlaub mal nicht nach Plan abläuft...
Fortsetzung:
Die vergangene Nacht hätten wir uns auch sparen können. An Schlaf war nach den ganzen Strapazen nicht zu denken. So stand ich mit Sonnenaufgang auf und ging raus. Ich wollte mir ein Bild von der Katastrophe machen und gleichzeitig nach unserem Bus und Anhänger schauen. Wasser, Gas, Telefon, Handy und Strom gab es alles nicht mehr. Alles war tot und sollte noch viele Tage nach unserer Abreise so bleiben. Ich ging raus und mir tat sich die Hölle auf. Ich stand auf dem Parkplatz, Knöcheltief im Wasser. Hier wo einst ein „Parkplatz“ war, war jetzt ein See der übersät war von Müll. Ich drehte mich um und sah auf unser Hotel. Besser gesagt auf das, was noch da war. Das Dach war weg. Es wurde komplett weggetragen und lag auf der anderen Straßenseite (4-spurige Straße) in einem Hang. Unser Pool war nur noch brauner Schlamm, über und über mit Müll und Bauschutt.
Teile der durchgebrochenen Palmen lagen auf Autos verteilt und blockierten Zu- und Abfahrt.
Alle Sonnenschirme und Liegen waren weg, bzw. ein Sonnenschirm hing oben im dritten Stock des Hotels irgendwie an einem Vorstand.
Unser Bus schien das ganze unversehrt überstanden zu haben. Als ich gerade nach ihm schaute, kam Serge mit unserem verbeulten Anhänger um die Ecke. Wir hingen ihn an und gingen in die Lobby zum „Frühstücken“. Naja, Frühstück ohne Strom und Wasser… man kann sich denken, wie das aussah.
Als wir alle in der Lobby versammelt waren beratschlagten wir, wie wir unsere Reise fortsetzen würden. Fakt war, dass wie alle hier weg wollten. Das hier war wie im Krieg und hatte nichts mehr mit Urlaub zu tun. Auf dem Reiseplan stand heute das Kennedy Space Center. Wenn Charley dort auch nur ansatzweise so „vorbeigeschaut“ hatte wie hier, wäre es mit Sicherheit geschlossen gewesen. Wir entschieden uns, es zu versuchen. Die schwerste Aufgabe bei dieser Mission aber würde es sein, Orlando zu verlassen.
Wir checkten aus. Packten den Bus und kämpften uns vom Parkplatz auf den Highway. Hier krachten drei Schneeräumfahrzeuge mit funkenden Schildern versetzt die Straße entlang und schoben den ganzen Müll in den Straßengraben. An jeder Kreuzung standen Polizisten, um den Verkehr zu regeln. Ohne Strom gingen schließlich auch keine Ampeln.
Im Schneckentempo ging es voran und uns wurde das Ausmaß dieses Hurrikans in voller Breitseite dargeboten. Eingestürzten Häusern, auf den Dächer liegenden Autos folgten zig Meilen Highway an denen umgeworfenen Strommasten lagen. Einfach unvorstellbar.
Auf Grund dessen gestaltete sich die Fahrt zum Kennedy Space Center sehr kurzweilig. Schon Meilen vor dem Ziel meinte Serge, dass die geschlossen hätten. Nicht ein Auto oder Bus, weit und breit. Als wir schließlich auf den Parkplatz fuhren, der etwa so groß wie 10 Fußballfelder war, war sich Serge sicher: „Normalerweise stehen hier zig Busse und tausende Autos.“ meinte er. Wir parkten trotzdem ganz vorne, erste Reihe, zweiter Platz. Kein Mensch zu sehen. Wir stiegen aus uns gingen trotz der ernüchternden Tatsachen Richtung Kassenhäuschen. Saß dort jemand drin? Tatsächlich! Das konnte nicht wahr sein, aber die Kennedys hatten offen. Das erste Mal, dass wir Glück hatten…
Quasi alleine besuchten wir das Center und fuhren mit einem Bus durch das Gelände, zum Aussichtsturm der Shuttle Abschussrampen und zum Apollo Museum/ Halle. Alles in allem sehr interessant und informativ. Als wir zurück zu unserem Bus kamen, war der Parkplatz immerhin mittlerweile zur Hälfte gefüllt. Es fing an zu regnen…
Über Palm Beach führte uns die heutige Tour schließlich nach Fort Lauderdale. Wir waren zurück in der Zivilisation, Gas, Wasser, Strom und Handys gingen wieder. Der Abend war wie (fast) immer. Stadtbesichtigung, lecker Essen gehen, zurück ins Hotel. Ich schaltete den Fernsehen an. Hauptthema natürlich Charley und das was er angerichtet hatte. Die gute Nachricht war die, dass Charley (vorerst) genug hatte vom Zerstören und sich wieder aufs Meer verzogen hatte. Die Schlechte waren die Bilder aus Orlando. Es war von Milliarden Dollar Schaden und mehreren Toten die Rede.
Wieder einmal betroffen gingen wir ins Bett.
Am nächsten Morgen gingen wir zum letzten gemeinsamen Frühstück. Unterwegs trafen wir Ollen nebst Gattin. Beide in weißen T-Shirts mit der Aufschrift: „Hurrican Charley – Wir haben ihn überlebt“. „Ey kumma, die hon ma us gekooft, woll!“
Die letzten zwei Stunden Busfahrt war es sehr still. Es gab einiges nachzudenken und zu verarbeiten. Nach und nach setzen wir die Mitreisenden in ihren Hotels ab. Zum Schluss saßen nur noch wir und, klar, natürlich, Ollen und Frau im Bus. Ich war mir zu 100% sicher, dass die Beiden auch unsere letzten fünf Tage Miami das Hotel mit uns teilten würden. Und genau so kam es. Zu viert stiegen wir an unserem letzten Hotel des Urlaubes in Miami Beach aus.
„Do sim ma! Erst ma än Bier in de Schädel kippen, woll!? Datt ham ma us verdinnt!“
Über die letzten fünf Tage mit diversen Ausflügen in und um Miami kann ich hier nicht wirklich mehr was schreiben. Zu wenig ist darüber in meinem Kopf hängen geblieben. Zu geprägt von der Rundreise waren meine Gedanken, dass der Rest fast komplett verflogen ist.
Das sollte sich mit dem Rückflug ändern…