27. Juli 2011: Prineville - ShanikoAls Andreas am Morgen aufwachte, war es erst 6:30 Uhr. Also drehte er sich noch mal rum. Gegen 8:00 Uhr war dann aber doch Zeit zum Aufstehen, schließlich hatten wir uns für diesen Tag ein ganz schönes Programm vorgenommen. Entsprechend brummig reagierte Andreas, als der Rest der Familie dennoch wieder eine halbe Stunde braucht, um aus den Betten zu kommen.
Bei schönstem Sonnenschein frühstückten wir endlich einmal draußen vor dem Wohnmobil. Als nach einiger Zeit Schleierwolken aufzogen, mahnte Andreas zur Eile. Nicht, dass wir extra einen Umweg von über 200 Meilen machen, um zu den Painted Hills zu gelangen, und diese dann wegen zu langen Herumtrödelns dann im Regen erleben! Die Kinder vergnügten sich noch eine Weile auf dem Spielplatz, während sich Doreen um den Abwasch kümmerte und Andreas das Wohnmobil durchfegte.
Kurz vor unserer Abfahrt kam Brandi noch einmal mit einem Handyfoto ihres Weinkruges vorbei und Andreas übersetzte Ihr die Bedeutung der Aufschrift „Trink goldenen Wein aus einem Krug von Stein“. Sie bedankte sich ganz herzlich und empfahl uns, unbedingt noch einmal zum Prineville Reservior zu fahren. Es wäre doch unendlich schade, den Umweg hier her gemacht zu haben, ohne das Highlight der Gegend besucht zu haben.
Wir waren im Zweifel, ob wir die Zeit dafür opfern sollten. Denn auch ohne diesen Abstecher war unser Tagesprogramm heute schon ziemlich straff. Wir einigten uns aber letztlich darauf, wenigstens einen kurzen Blick auf das Reservoir zu werfen und fuhren gegen 10:00 Uhr vom Platz. Nach zwei Meilen hatten wir das Ende der Straße erreicht und standen an einem wunderschönen Stausee.
Hier befand sich auch der andere Campground, den wir in der Karte entdeckt hatten, es gab eine Bootsrampe und eine abgegrenzte Bademöglichkeit im See. Auf dem Wasser tummelten sich eine Reihe Boote und Wasserskifahrer, am Ufer plantschten Kinder im seichten Wasser und zwischen den Steinen sprangen Chipmunks munter hin und her.
Wir genossen das schöne Wetter und beobachteten das Treiben eine ganze Weile. Lisa und Vincent spielten am Ufer und schließlich holte Doreen die Badesachen aus dem Wohnmobil. So verbrachten die Kinder noch einige Zeit im Wasser, spritzten und bauten Steinburgen am Ufer. Nach einer knappen Stunde rissen wir uns aber dann doch los, fuhren die 17 Meilen zurück nach Prineville und kauften noch kurz im Bi-Mart und dem nebenan befindlichen Grocera Outlet ein. Gegen Mittag verließen wir den Ort endgültig, folgten zunächst dem Highway 26 nach Osten und bogen kurz vor Mitchell auf die Bridge Creek Road ab, welche zur Painted Hills Unit des John Day Fossil Beds N.M. führt.
Bereits nach kurzer Zeit konnten wir die ersten farbenprächtigen Hügel neben der Straße sehen.
Wir fuhren zunächst zur Visitor Information, um uns einen Überblick zu verschaffen. Hier befand sich neben dem Office eine regelrechte grüne Oase mit Rasen und Picknickbänken in der sonst sehr kargen Landschaft. Kurzerhand beschlossen wir, hier Mittagspause zu machen, brutzelten einige Burgerpatties im Wohnmobil und verspeisten unsere selbstgemachten Hamburger im angenehmen Schatten der Bäume.
Anschließend fuhren wir zum Leaf Hill Trail, wo einige interessante Fossilien zu sehen sein sollten. Der Rundweg war zwar nicht sehr lang, in der sengenden Sonne jedoch ziemlich anstrengend und alles, was wir außer den farbigen Hügeln und einigen Kakteen zu sehen bekamen, war ein Schaukasten auf halber Strecke, in dem einige versteinerte Blätter ausgestellt und erläutert waren.
Ein großes Highlight war dieser Trail daher nicht; wäre der Schaukasten gleich am Trailhead platziert worden, hätte man sich den Weg glatt sparen können. Entsprechend schwierig war es, die Kinder danach noch weitere Aktivitäten zu motivieren. Wir einigten uns jedoch, noch einen einzigen Trail zu gehen und fuhren daraufhin Painted Cove. Hier führt ein Plankenweg mitten durch die farbigen Hügel, und gewährt so ganz außergewöhnliche Einblicke in diese faszinierende Landschaft.
Lisa und Vincent hatten eine Menge Spaß und liefen sogar einige Extrarunden, während wir in Ruhe die spektakuläre Aussicht auf bunt gefärbte Berge, blaues Wasser und grüne Wiesen im Hintergrund genießen konnten.
PanoramaAuf der Rückfahrt hielten wir noch am Painted Hills Overlook und während die Kinder sich bereits eine DVD für die Weiterfahrt aussuchten, lief Andreas den Pfad nach oben und ließ den Auslöser der Kamera noch einmal glühen.
Panorama PanoramaGegen 17:00 Uhr verließen wir das Gebiet schließlich und fuhren nach Mitchell.
Wieder einmal hatte sich die Tanknadel bedenklich der Empty-Markierung genähert und mahnte zum Nachfüllen vor der Weiterfahrt.
Der Ort Mitchell stellte sich als tolle, kleine Westernstadt neben dem Highway heraus.
Man beachte das farbige Detail vor dem Eingang
Entlang der Main Street gab es eine Reihe historische Gebäude und… zwei einsame Zapfsäulen. An der ersten fanden wir einen Kartenleser, der jedoch keine unserer Kreditkarten akzeptierte.
Als wir uns etwas hilflos umschauten, fragte auf einmal eine Stimme aus dem Schatten eines kleinen Ladens im Hintergrund, was denn unser Begehr sei. Ein großer, weißbärtiger Typ -ein Bär von einem Mann- stellte sich als Inhaber der Zapfsäulen vor, winkte uns zur zweiten Säule und erklärte, dass er gegen Cash, Visa- oder Mastercard unser Gefährt gern volltanken würde. Uns fiel ein Stein vom Herzen, denn mit den wenigen Dollar Cash, die wir noch hatten, wären wir sicher nicht weit gekommen. Das Tanken nahm einige Zeit in Anspruch; so kamen wir ein wenig ins Gespräch und erfuhren eine Menge interessante Details aus der Geschichte dieses heute so verschlafenen Ortes. Beim Stand von 175$ war der Tank endlich voll, wir bedankten uns ganz herzlich und verabschiedeten uns. Doreen besorgte im Saloon noch zwei Becher Kaffee, dann warfen wir die schon vor einigen Tagen geschriebenen Postkarten in den Briefkasten und fuhren auf dem Highway 207 in Richtung Fossil. Die Straße schraubte sich in vielen Kehren spektakulär nach oben und unterwegs gab es immer wieder ganz unerwartete, interessante Ausblicke.
Die Strecke bis zum Highway 19 war eine wahre Achterbahnfahrt durch eine völlig abgelgene Gegend und wir waren froh, vorher noch eine Tankstelle gefunden zu haben. Unser Reiseführer warnte sogar davor, dass es viele Meilen im Umkreis um die Painted Hills keinen Service gäbe… wäre ja auch Unsinn gewesen, wenn wir das vorher gelesen hätten.
Fossil entpuppte sich als winziges Nest. Jedes zweite Haus stand hier zum Verkauf und einen Stellplatz für unser Wohnmobil gab es natürlich auch nicht. Uns blieb daher gar nichts anderes übrig, als in Richtung Antelope weiterzufahren. Es ging erneut endlos auf und gab durch eine Landschaft ohne nennenswerte Spuren von Zivilisation und auch auf der Straße gab es kaum noch Verkehr.
Gegen 19:30 Uhr erreichten wir die Clarno Unit des John Day Fossil Bed N.M.,
wo wir Halt auf dem völlig verwaisten Parkplatz der Visitor Info machten und einen kurzen Blick auf die interessanten Felsformationen in der Umgebung warfen.
Es begann allmählich zu dämmern und wir hatten noch keinen blassen Schimmer, wo wir heute übernachten würden. Die Kinder hielten wir mit Keksen und dem dritten Film bei Laune, dann fuhren wir weiter, der tief stehenden Sonne entgegen. In der Ferne konnten wir die Silhouetten von Mt. Jefferson und Mt. Hood erkennen, später ließ sich auch Mt. Adams in der Dämmerung erahnen. Ein Blick zurück offenbarte ein phantastisches Panorama der Hügel, durch die wir während der vergangenen zwei Stunden gekurvt waren, von den letzten Sonnenstrahlen in einen warmen Orangeton getaucht.
PanoramaEntlang der Straße sahen wir mehrmals die Überreste von Schlangen, die offenbar auf dem warmen Asphalt gelegen hatten und dann Opfer darüberbretternder Autos geworden waren.
Nach schier endloser Achterbahnfahrt erreichten wir endlich Antelope, welches jedoch ebenfalls nur aus einer Ansammlung weniger Häuser besteht und keine Übernachtungsmöglichkeit für uns bot. Wir nahmen wohl oder übel die nächsten acht Meilen bis Shaniko in Kauf und rechneten bereits fest damit, von dort aus weitere 34 Meilen bis Maupin fahren zu müssen, wo es laut unserem Woodall´s einen einfachen Campground gab.
Als wir in Shaniko ankamen, klappte uns erst mal der Kiefer runter: Der Ort ist eine wunderschöne, alte Westernstadt mit einem Boardwalk und einer Vielzahl toller, alter Gebäude.
Begeistert drehte Andreas erst mal eine Runde mit der Fotokamera, während Doreen langsam mit dem Wohnmobil hinterher fuhr. Nach einiger Zeit entdeckten wir einen Hinweis auf den Shaniko RV Park, den wir umgehend ansteuerten. Leider war der Park jedoch schon sein Monaten geschlossen und unsere kurzzeitig aufgeglommene Hoffnung drohte sofort wieder zu verlöschen. Doch so schnell gaben wir dann doch nicht auf. Ein Stück zurück hatten wir am Straßenrand ein Wohnmobil bemerkt, in dem Licht zu sehen war. Während wir noch berieten, ob wir nicht einfach mal da anklopfen und nach einer Übernachtungsmöglichkeit fragen sollten, trat aus ebendiesem Gefährt jemand auf uns zu und sprach uns an. Shaniko sei seit vielen Jahren eine Ghost Town und die Insassen des Wohnmobils halten die Stadt für den Tourismus am Leben. Leider sei vor einiger Zeit auch der RV Park geschlossen worden, so dass sie uns dort keinen Stellplatz anbieten könnten. Wir sollten uns doch aber bitte irgendwo hinstellen, wo es uns beliebte, dürften die Toiletten im ehemaligen Rathaus benutzen und würden ihn dann am nächsten Morgen in der Stadt treffen; er würde uns ab 6:00 Uhr im Store des Goldsmith mit frischem Kaffee erwarten.
Im ersten Moment konnten wir das kaum glauben, doch andererseits konnten wir so ein Angebot auch schlecht abschlagen. Übernachten wir doch einfach mal in einer Ghost Town…
Wir suchten uns einen ruhigen Platz bei den Picknicktischen hinter dem Feuerwehrgebäude, nutzten die sehr sauberen und gepflegten Toiletten und warfen schließlich noch einen Blick in das offen stehende Gefängnis der Stadt.
Dann zogen wir uns in unser Wohnmobil zurück. Nach dem Abendbrot schlief Lisa schnell ein, Vincent spielte noch drei Runden Uno mit uns und ging dann ebenfalls ins Bett. Andreas tippte Reisebericht, während Doreen im Reiseführer las. Dazu gönnten wir uns eine Flasche Rotwein und sahen uns während des Sicherns die Fotos des heutigen Tages an. Dann ging auch für uns dieser lange Tag zu Ende.
Gefahrene Strecke: 171 mi
Übernachtung: Shaniko Ghost Town (0$)