4. August 2011: SeattleDa war er nun, unser letzter Urlaubstag.
Unser Rückflug ging erst am späten Nachmittag, also konnten wir den Vormittag noch für ein bisschen Sightseeing nutzen.
Nach einem reichhaltigen Hotelfrühstück, das wir ja schon zu Beginn unserer Reise sehr positiv hervorgehoben hatten, packten wir jedoch erst unsere Taschen fertig, gingen dann gemeinsam noch einmal ins Schwimmbad und zogen uns anschließend um. Danach checkten wir aus, hinterließen unsere Taschen aber an der Rezeption, und fuhren noch einmal in die Stadt. Mit der Monorail ging es zum Westlake Center, dort stiegen wir in die Lightrail, welche uns zum Pioneer Square brachte.
Dieses Viertel erinnerte uns entfernt an Vancouvers Gastown, denn auch hier waren viele alte Gebäude aus der Gründerzeit erhalten und teilweise sehr aufwändig renoviert worden.
Wir schauten uns eine Weile um, bummelten die 1st Street auf und ab und kauften uns bei Mario´s Pizza ein paar Slices zum Mittagessen, die wir draußen in der Sonne genüsslich verspeisten. Während Doreen mit Lisa zur Toilette ging, erkundete Vincent mit Andreas den Spielzeugladen auf der anderen Straßenseite.
Ein Blick auf die Uhr ermahnte uns, langsam an die Rückfahrt zum Hotel zu denken. Auf dem Weg zur Lightrail-Station nahmen wir bei Seattles Best Coffee rasch noch zwei Becher Kaffee mit.
Da die Zeit allmählich drängte, warteten wir nicht auf die Bahn, sondern nahmen den ersten Bus zum Westlake Center und stiegen dort wieder in die Monorail zur Space Needle. Hier durften sich Lisa und Vincent einen weiteren Cent als Souvenir pressen und Doreen schlug auf dem Weg zum Hotel noch einmal bei einem T-Shirt-Händler zu.
Gegen 14:30 Uhr kamen wir im Hotel an, fassten unsere Taschen aus und zogen uns noch einmal um. Dann ließen wir uns ein Taxi rufen, nicht ohne zu betonen, dass wir einen Van brauchten! Nach einer Weile fuhr ein Toyota Prius vor, bei dem wir aber nicht annähernd die Chance sahen, mit all unserem Gepäck unterzukommen.
Also rief die Hotelangestellte noch einmal beim Taxiunternehmen an und forderte mit Nachdruck ein größeres Taxi an.
Leider sei im Moment aber keines verfügbar, hieß es, wir sollten uns etwa 15 Minuten gedulden. Die Uhr tickte gnadenlos und wir kamen langsam ins Schwitzen.
Der hoteleigene Shuttlebus war auch gerade unterwegs, doch es wurde uns versprochen, dass wir ihn nutzen könnten, sollte er vor dem Taxi wieder da sein. Nach zwanzig Minuten war weder ein weiteres Taxi, noch der Shuttlebus eingetroffen und wir stellten uns allmählich der Erkenntnis, dass wir möglicherweise unseren Flug verpassen würden.
Da fuhr ein Taxi vor, welches einen Gast zum Hotel brachte. Es war kein Van, aber zumindest eine Limousine mit leidlich großem Kofferraum. Da wir kaum eine Wahl hatten, wollten wir es auf einen Versuch ankommen lassen und winkten dem davonbrausenden Fahrer hektisch hinterher. Daraufhin kam dieser zurück und presste einen Großteil unseres Gepäcks mit aller Gewalt in den Kofferraum. Andreas nahm eine große Tasche mit auf den Vordersitz und Doreen, die mit den Kindern im Fond saß, hatte noch zwei Rucksäcke sowie die Fototasche auf den Knien… und schon saßen wir alle drin.
Andreas gab dem Fahrer zu verstehen, dass wir es eilig, nein, sehr eilig hatten und schon ging die wilde Fahrt in Richtung Flughafen los. Natürlich kam es, wie es kommen musste: der Highway 99 war fast komplett dicht!
Unser Taxifahrer wich auf den I-5 aus, gab mächtig Gas und schlängelte sich gekonnt und sicher über alle Spuren durch den dichten Verkehr. Tatsächlich schaffte er es, uns um 15:40 Uhr am Eingang zum Condor-Schalter abzusetzen und verdiente sich damit ein großzügiges Trinkgeld.
Wir hasteten in das Flughafengebäude, suchten panisch die Anzeigetafeln ab und… ja, der Check-in war noch im Gange. Unerwartet schnell waren wir an der Reihe und bekamen unsere Boarding Pässe. Als die Dame am Schalter Andreas´ Reisepass scannte, lächelte sie und meinte in breitem sächsisch: „Aus Gorl-Morgs-Schdodd… bün üsch oooch“.
Wir lachten herzlich und damit fiel auch die letzte Anspannung von uns ab. Doch da kam bereits der nächste Hammer: Zwei unserer Taschen wogen deutlich mehr als die erlaubten 23 kg, wenn wir nicht kräftig draufzahlen wollten, müssten wir umpacken. Unser Einwand, dass das Gesamtgewicht aller Taschen doch aber dasselbe bliebe und unter dem Limit wäre, zählte jedoch genauso wenig, wie die Tatsache, dass auf dem Hinflug auch nur das Gesamtgewicht betrachtet wurde. Da hätten wir das Gepäck bei der Lufthansa eingecheckt, bei Condor wäre die Verfahrensweise leider anders.
Also reihten wir uns in die Menge anderer Reisender ein, die ebenfalls beim Umpacken waren und legten los. An dieser Stelle müssen wir mal ein dickes Lob für unsere Kinder loswerden. Nicht nur, dass sie in dieser stressigen Situation auffallend brav waren, sie halfen auch eifrig beim Umverteilen der Tascheninhalte und beim Wiegen unseres Gepäcks. Nach einer Viertelstunde hatten wir die beiden großen Taschen auf je 22,8kg abgespeckt, der Kinderkoffer fasste kein einziges Blatt papier mehr und auch die vierte Tasche platzte fast aus allen Nähten. Damit konnten wir endlich das Gepäck einchecken, doch die nächste Hürde lauerte beim Handgepäck. Andreas´ Rucksack brachte 10,8 kg auf die Waage, erlaubt waren 6kg! Nachdem er Kamera, Netbook und den allein fast 2kg schweren Woodall´s rausgenommen hatte, waren es noch 7kg und die Condor-Angestellte drückte ein Auge zu. Wir sollten aber auf keinen Fall noch irgendetwas dazu packen!!! Geschafft! Obwohl, ein bisschen schade wäre es schon um unseren treuen Campingführer. Also verschwand der Woodall´s doch wieder im Rucksack, rausnehmen und wegwerfen könnten wir ihn später immer noch…
Doreen nahm die Kameratasche über die Schulter und Andreas das Netbook unter den Arm; so gingen wir in Richtung Gate. Vor dem Sicherheitscheck aßen wir noch unser restliches Obst, leerten die Getränkeflaschen und hatten gerade noch Zeit für einen Gang zur Toilette. Dann begann bereits das Boarden.
Wie immer wurden zuerst Behinderte und Familien mit Kindern bis 4 Jahren aufgerufen und so konnten wir gemeinsam mit einem Rollstuhlfahrer als allererstes an Bord.
Unsere Maschine rollte pünktlich zur Startbahn und um 18:05 hoben wir ab in Richtung Heimat. Nach dem Start konnten wir noch einmal einen schönen Blick auf Seattle werfen; einige Zeit später kam ein imposanter Berg in Sicht, den Andreas später als Mt. Baker identifizierte.
Die Crew war nicht ganz so flott, wie die auf dem Hinflug, im Großen und Ganzen aber dennoch ganz nett. Vincent vertiefte sich schnell in seinen Nintendo und spielte bis zum Essen. Wieder gab es Nudeln, die aber nicht so recht genießbar waren: die eine Hälfte war total matschig, die andere an der Assiette festgebacken. Dazu gab es einen Walnusskuchen, der geschmacklich schon mal an die bald bevorstehende Weihnachtszeit erinnerte… man kann nicht immer Glück haben.
Lisa nickte bald darauf ein und auch Andreas versuchte, ein wenig zu schlafen. Vincent und Doreen schauten unterdessen den ersten Film (That´s what I am). Vincent kannte mal wieder keine Müdigkeit und zog sich im Anschluß daran auch noch den zweiten Film (Kung Fu Panda 2) rein, während alle anderen langsam wegduselten…