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Autor Thema: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016  (Gelesen 26373 mal)

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Flicka

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Prolog

Es war vor einigen  Jahren im September 2007:
Zwei USA-Neulinge starten auf die erste West-Mietwagen-Tour. Las Vegas ist Start- und Zielpunkt, und zum Glück schaffen wir es, in den knapp 3 Wochen, die uns rund um den Grand Canyon führen, auch noch den Yellowstone NP einzubauen. Mehr als zweieinhalb Tage bleiben uns nicht für den großen Park, aber wir haben Glück mit Wetter und Geysiren, und die Tage im Yellowstone sind mit die schönsten auf einer tollen Reise.

Mir ist klar: Ich will wieder dorthin. Aber mit mehr Zeit.

2016 ist es soweit: Nach einigen Jahren USA-Abstinenz soll es endlich wieder in den Yellowstone Nationalpark gehen. Trotz Warnungen vor Touristenmassen im allgemeinen und asiatischen Busreisegruppen im besonderen wage ich mich an eine Reise in den Sommermonaten.

Wie man sieht, bin ich heil hin- und wieder zurückgekommen, auch wenn der Titel des Reiseberichts den aufmerksamen Leser auf das ein- oder andere Malheur hinweisen könnte. Wer mag kann mich auf die Reise begleiten, die in Denver startet und uns von Ende Juli bis Mitte August in einer Runde gegen den Uhrzeigersinn zum Yellowstone NP und wieder zurück nach Denver führt.

Allerdings muss ich gleich schon mal warnen: Die Protagonistin dieser Reise wird ab und zu mit ihrem Schicksal hadern, regelmäßige Mahlzeiten sind im Plan auch nicht wirklich vorgesehen, und wer Autos liebt, der sollte vielleicht besser woanders mitfahren.

Wer sich durch diese Zeilen aber nicht abschrecken lässt, der ist herzlich willkommen!

Yaphi

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Na, dann hüpfe ich mal auf ;)

Flicka

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Aha, ein Unerschrockener! Willkommen an Bord!  :D

Ich muss dich warnen, gleich am ersten Tag wird schon ganz heftig mit dem Schicksal gehadert, aber wir reisen letztendlich trotzdem weiter.

Flicka

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Mittwoch, 27.7.16


Ich habe schlecht geschlafen und döse schon vor mich hin, bevor der Wecker um 7.00 Uhr klingelt. Mein persönlicher Shuttleservice holt mich eine Dreiviertelstunde später ab und bringt mich zu meinem üblichen Bahnhof. Es ist Ferienzeit, der Zug ist kaum gefüllt, und auch im Verlauf der Fahrt steigen nur wenige Fahrgäste zu. Ich erreiche den Frankfurter Flughafen wie geplant und sogar das Bus-Shuttle, das derzeit zwischen den Terminals eingesetzt wird, weil an der Bahn zwischen den Terminal gearbeitet wird, steht schon abfahrbereit an der Haltestelle.

Ich fliege heute mit Icelandair nach Reykjavik und weiter nach Denver. In der Warteschlange am Schalter komme ich mit einem Ehepaar aus Washington ins Gespräch, wir plaudern nett, ich bin guter Dinge, alles scheint reibungslos zu klappen. Denke ich jedenfalls, bis mich dann der Mitarbeiter am Schalter darauf hinweist, dass der Flug nach Island etwa eine halbe Stunde Verspätung haben wird und mir erklärt, ich müsste am Flughafen in Island rennen, um den Anschlussflug zu bekommen. Aber keine Bange, ich bekäme natürlich eine Übernachtung in Island bezahlt, wenn das nicht klappt. Das betont er so, als hätte ich gerade den Sechser im Lotto gezogen und könnte mir nichts schöneres vorstellen, als auf dem Weg in den Urlaub auf halber Strecke eine Zwangsübernachtung einzulegen.

Ich bin erst mal ein bisschen konsterniert, aber was solls, ich kann jetzt eh nichts dran ändern, und wer weiß, ob die Infos in Frankfurt überhaupt stimmen. Woanders hatte ich gelesen, dass die Flieger in Island auf die Zubringer aus Europa warten, das würde ja auch Sinn machen. Das nette Ehepaar aus Washington, das etwas älteren Baujahrs ist, hat am Nachbarschalter auch die Aufforderung erhalten, in Island zu rennen oder kostenlos zu übernachten. Es hört sich fast an, als könnte man sich in Island frei nach aktueller Laune für einen Weiterflug oder einen bezahlten Stopover entscheiden.

Was die Verpflegung an Bord angeht, ist Icelandair allerdings nicht so freigiebig. Da kann man sich nämlich nur Snacks kaufen, kostenloses Essen gibt es nicht. So breche ich heute mal mit der Urlaubstradition und esse am Terminal 2 Pasta Arrabbiata, um schon mal was im Bauch zu haben. Nach der Sicherheitskontrolle laufe ich noch ein wenig ziellos durch den Duty-Free-Shop und die Gänge entlang, bis ich am Gate wieder das nette Ehepaar treffe. Wir machen uns gegenseitig Mut, dass wir unsere Weiterflüge erreichen werden. Sie haben immerhin 5 Minuten mehr Zeit als ich, aber ob das im Ernstfall was bringt?




Immerhin öffnet das Gate mit nur 20minütiger Verspätung, irgendwann sehen wir vom Wartebereich dann auch unseren Flieger eintrudeln, aber wie das Schicksal es will, ist das Gate aufgrund der Verspätung nicht frei und wir müssen schließlich mit Bussen zum Flieger, der etwa 100 Meter von uns entfernt steht. Die Zeit verrinnt, die Verspätung beträgt schon über eine halbe Stunde und der Flieger füllt sich immer noch. Schließlich dürfen wir dann doch zur Startbahn und heben zügig ab.




Der Captain macht uns mit der Ansage Mut, dass wir 3 Stunden 15 Minuten fliegen werden, also 20 Minuten kürzer als eigentlich geplant. Das müsste doch reichen. Ich bin ganz zuversichtlich, schaue ein wenig aus dem Fenster, und irgendwann fallen mir die Augen zu. Alles ist gut.

Mitten in dieses Alles-ist-Gut-Gefühl senkt sich auf der rechten Seite plötzlich der Flügel ab: Wir sind in eine relativ enge Kurve eingeschwenkt. Auf der Karte auf dem Monitor sehe ich, dass wir nach Norden abdrehen. Hm, vielleicht müssen wir nur ein Stück weiter nach Norden und schwenken gleich wieder nach Westen ein, denke ich noch. Wir sind gerade irgendwo nördlich der Shetland-Inseln, vielleicht müssen wir auf eine andere Flugroute. Aber der Flügel bleibt unten und unten und unten bevor er sich endlich wieder hebt, und nach kurzer Zeit sehe ich auf der Karte, dass wir jetzt plötzlich wieder exakt in die Gegenrichtung fliegen.

Mir wird irgendwie ganz anders. Ich weiß nicht, ob es dann den Anschlägen liegt, die in dieser Woche in Deutschland verübt worden sind, aber ich bin mir plötzlich sicher, dass unser Flugzeug gerade entführt worden ist. Und wenn nicht entführt, dann geradewegs auf dem Weg in eine Notwasserung. Ich überlege tatsächlich, wie ich im Fall des Falles die Arme gegen den Vordersitz legen kann, damit ich sie mir nicht breche und noch in der Lage bin, den Sicherheitsgurt zu öffnen und vor der Flutung aus dem Flugzeug zu flüchten, und bewundere mich gleichzeitig für meine Abgeklärtheit. Klingt im nachhinein albern, ist aber so. Dann versucht mein Gehirn mir noch andere Möglichkeiten vorzuschlagen: Medizinischer Notfall an Bord? Kleinere technische Probleme, die lieber im nahen Norwegen überprüft werden sollten? Aber warum kommt dann keine Durchsage?

Dann senkt sich die Flügelspitze wieder, wir schwenken auf eine Kreisbahn und sind bald wieder auf Kurs. Ich atme durch und schimpfe mit mir. Warum habe ich so schnell in den Wir-werden-alle-sterben-Modus geschaltet? Dann senkt sich die Flügelspitze wieder: Wir biegen erneut nach rechts ab und nehmen Kurs in die Gegenrichtung. Also doch, es ist etwas passiert.

Jetzt endlich gibt es eine Durchsage des Captains, die wenig vertrauenserweckend mit einem langgezogenen „Welll...“ anfängt und dann in unheilvoller Nachbarschaft Worte wie „lost“ und „control“ beinhaltet. Huch, welche Kontrolle? Vielleicht können wir nur noch nach rechts fliegen? Was ist denn los? Immerhin bleiben wir auf gleicher Höhe, denke ich mir, das kann dann ja wohl doch kein Sinkflug zum Notwassern sein.

Kurze Zeit später beweist das Flugzeug dann aber, dass es doch in die andere Richtung fliegen kann, denn jetzt wandert der rechte Flügel in den Himmel, und wir schwenken in eine Linkskurve ein. Ein paar Minuten, dann sind wir wieder auf Kurs Richtung Island. Ich atme durch, also wohl doch alles in Ordnung? Die Lösung kommt dann wenig später: Wir haben keine Kontakt zur Flugkontrolle in Island herstellen können, deshalb die Warteschleifen mitten auf der Flugstrecke. Der Captain entschuldigt sich und kündigt an, wir würden Island etwa 20 Minuten später erreichen. Also um 16.20 Uhr. Mein Weiterflug soll um 16.45 Uhr starten. Den schaffe ich also nicht, aber das ist mir im Moment egal. Ich bin einfach nur erleichtert darüber, dass man meine Leiche heute nicht aus dem Nordatlantik fischen wird.

Auf dem Weiterflug kündigt eine Stewardess an, dass wir wohl noch nähere Informationen vom Captain über den Weiterflug bekämen. Und eine halbe Stunde vor der Landung gibt es dann wirklich die erhoffte Info: Alle Anschlussflüge nach Nordamerika werden erreicht, und wir müssen nicht mal rennen, und unser Gepäck kommt auch noch mit. Super, so schnell kann es heute gehen: Eben noch fast gestorben, jetzt die Freude, weil ich samt Koffer heute doch noch nach Denver komme.




Frohgemut hüpfe ich in Island in den Shuttlebus zum Terminal, schaue kurz aufs Schild mit der Ankündigung unseres Gates und marschiere zur Passkontrolle. Und was ist hier los? Man weist die Passagiere ab. Im Moment geht nur ein Flug nach San Francisco. Die anderen Flüge sind verspätet. Wir sollen in einer Stunde nochmal kommen.

Ich schaue mir die Anzeigetafel genauer an: Tatsächlich: Sämtliche Flüge nach Nordamerika sind auf 19.30 Uhr verschoben. Ja, okay, jetzt verstehe ich, warum der Captain sich so sicher war, dass wir alle samt Gepäck den Weiterflug erreichen würden.

Ich treffe das Ehepaar aus Washington wieder, wir spazieren ein wenig gemeinsam über den Flughafen, aber irgendwann trennen sich unsere Wege: Das Erlebnis vom Flug hat Spuren hinterlassen, ich fühle mich plötzlich völlig erschöpft und will keinen Smalltalk mehr machen, sondern mich nur noch alleine irgendwo hinsetzen. Ich finde schließlich im völlig überfüllten Abflugbereich einen Platz auf einer Treppe, hole das Laptop aus dem Rucksack und tippe schon mal die ersten Eindrücke dieser Reise. Dabei fühle ich mich, als wäre ich nach einer Katastrophe hier gestrandet. Mir kommt sogar kurzzeitig der Gedanke, wieder nach Hause zu fliegen. Ich muss mir klarmachen, dass eigentlich gar nichts passiert ist und dass mir außer einer dreistündigen Verspätung bisher keine Probleme entstanden sind.

Als ich mich schließlich gegen sieben Uhr in die Schlange am Gate stelle, bekomme ich um mich herum mit, dass es auch mit anderen Flügen aus Europa Probleme gab. Ein Flug aus London ist anscheinend auch erst einmal wieder abgedreht, ein Flieger aus Manchester musste sogar in Glasgow landen. Anscheinend gab es massive Probleme mit der Flugkontrolle, und aus diesem Grund haben sich wohl die Weiterflüge derart verspätet. Aber warum Icelandair nun parallel mindestens fünf oder sechs Flüge angesetzt hat und sich alle Passagiere im kleinen Abflugbereich drängen müssen, erschließt sich mir irgendwie trotzdem nicht.

Das Boarding beginnt, und wie könnte es anders sein, steht unser Flieger natürlich auf einer Außenposition und wird mit Bussen angefahren. So dauert es letztlich dann doch bis kurz vor halb neun, bis wir uns endlich auf den Weg zur Startbahn machen und abheben. Immerhin drückt der Captain aufs Gas und kündigt eine Flugzeit von sechseinhalb Stunden an, so dass wir gegen 21 Uhr in Denver angekommen sollen statt wie ursprünglich geplant um 18.30 Uhr.






Als wir in der Luft und Richtung Ziel unterwegs sind, werde ich ruhiger. Alles ist gut. Mir fallen erst mal die Augen zu, aber immerhin gibt’s dann über Grönland wieder tolle Ausblicke auf Gletscher und Eisberge, bevor eine Wolkendecke sich zwischen uns und das Meer schiebt.










Ich döse vor mich hin, schaue mir Filme und Serien an, höre Musik, fülle mein Zollformular aus, döse wieder und esse schließlich noch den mitgebrachten Schokoriegel. Essen in Form von Snacks gibt es auch auf dem Flug in die USA nur gegen Bezahlung. Schließlich geht langsam die Sonne unter, und im Zwielicht kann ich aus dem Fenster ein ganzes Stück neben uns riesige Gewitterwolken und Blitze erkennen. Hm, mal sehen, wie das Wetter in Wyoming morgen so wird, das hier sieht ja schon mal heftig aus.

Auf dem Flug haben wir dann doch irgendwie an Geschwindigkeit verloren und landen schließlich statt um neun erst um kurz vor halb zehn in Denver. Vorher kann ich immerhin schon mal das beleuchtete Capitol und das Baseballstadium von Denver erkennen. Und mich verblüfft, wie weit Denver sich zieht, ich hatte mir das kleiner vorgestellt, aber bis zum Horizont erstreckt sich ein Netz aus Lichtern.

Im Flughafen selbst scheint schon alles auf Abendbetrieb geschaltet zu haben. Unser Flug ist der einzige, der an den Immigration-Kiosken angekommt, ich werde sofort an einen Kiosk gewiesen, und abgesehen davon, dass das Bild, dass ich da von mir selbst machen muss, äußerst dämlich aussieht, klappt die Bedienung ganz gut, ohne dass man Pass- oder Adressdaten erneut mühsam eingeben müsste. Dumm nur, dass der Zettel, den der Automat dann ausspuckt, meine Angaben mit einem großen X durchstreicht. Wahrscheinlich darf ich jetzt doch nicht in die USA, aber irgendwie ist mir das im Moment schon alles egal, so müde bin ich. Zum Glück hat das große X über meinen Angaben dann aber keine negativen Auswirkungen, das Interview beim Immigration Officer ist kurz und nicht mal meine Angaben, alleine einzureisen und drei Wochen im Land zu bleiben, sorgt für Stirnrunzeln. Ich bekomme meinen Stempel in den Pass und auf den Zettel, muss dann auch noch beim Immigration Officer meine Zollerklärung abgeben, hm, ich dachte die wäre durch den Kiosk überflüssig, aber vielleicht will er sie ja nur wegwerfen? Eigentlich auch egal.

Das Gepäck lässt noch ein wenig auf sich warten, aber zum Glück ist mein Koffer bei den ersten, ich gebe den Zettel aus dem Automaten beim Zoll ab und dann bin ich endlich richtig in den USA angekommen.

Zum Car Rental muss ich mich durchfragen, das ist nämlich entweder gar nicht ausgeschildert oder ich bin zu dämlich, um die Schilder zu finden oder man fasst es hier großzügig unter Ground Transportation. Ich habe zum ersten mal ein Auto bei Budget angemietet, das Shuttle dorthin kommt zum Glück schnell an der vorgesehenen Haltestelle an, und gemeinsam mit mehr Menschen als erhofft stürme ich wenig später die Anmietestation. Ja, hier ist einiges los, aber entgegen von dem, was ich an kritischen Berichten gelesen hatte, sind fünf oder sechs Schalter besetzt, und nach einer halben Stunde Wartezeit bin ich dran. Vorher konnte ich schon einige Male die üblichen Sie-haben-so-viel-Gepäck-und-brauchen-ein-größeres-Auto-Gespräche und ähnliches mit anderen Kunden anhören, und bin erstaunt, wie oft Kunden da tatsächlich noch umgebucht haben.

Dafür dauert es dann bei mir ewig, weil der Ich-lerne-noch-Chef, der sich meiner annimmt, weder mit meinem deutschen Führerschein, noch mit der Prepaid-Buchung über Drittvermittler klarkommt und einen Angestellten zu Hilfe rufen muss. Ich bekomme dafür weder Upgrade-Angebote, noch Versicherungs-Angebote noch Auftank-Angebote, sondern kann schließlich mit dem Mietvertrag die Parkbucht A22 aufsuchen, wo ein blau-glitzernder Ford Focus auf mich wartet. Zum Glück habe ich das Hotel im Navi einprogrammiert, und das Navi findet sich hier schnell zurecht, denn in der Dunkelheit wäre ich hier ansonsten völlig überfordert, und dem Notfall-Ausdruck von Google-Maps entspricht das ganze hier irgendwie auch nicht.

Ich fahre also dem Navi nach, bin erst mal ganz entspannt und merke plötzlich, dass ich kein Licht angeschaltet habe. Super, das hätte der Typ bei der Ausfahrt mir ja vielleicht sagen können. Ich reiße das Auto also auf der Zufahrt zur Schnellstraße auf den Randstreifen und finde zum Glück nach kurzer Zeit das Licht. Inzwischen bin ich nassgeschwitzt, ich hätte vielleicht heute abend doch erst mal mit dem Taxi ins Hotel fahren sollen und morgen früh das Auto abholen. Aber irgendwann komme ich dann doch im Ramada in der Nähe des Airports an, checke ein und bin dann gegen viertel vor zwölf im Zimmer, völlig kaputt, gleichzeitig aufgekratzt und halb verdurstet, so dass ich mir erst mal zwei Flaschen Cola aus dem Automat ziehe, bevor ich ins Bett falle.

Letztlich sieht die Gesamtbilanz des Tages doch ganz positiv aus: Ich bin nicht gestorben, ich bin samt Gepäck und Mietauto heute im Hotel angekommen, und morgen werde ich einfach mal entspannt schauen, wozu ich nach dem stressigen Anreisetag noch so fähig bin.

Gute Nacht!

Yaphi

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Hmm... die Anreise war mir eigentlich schon viel zu dramatisch für eine entspannte Runde lesen vor dem zu Bett gehen :D

Ich hätte außerdem genau die gleichen Gedanken in der Flugsituation gehabt... klingt etwas bekloppt... aber wäre mir genau so gegangen.
Und seitdem ich mal eine Video-Demonstration geguckt habe zum Thema, was passiert, wenn du deine Sauerstoffmaske nicht schnell genug anlegst, kontrolliere ich jetzt auch immer wo die bei meinem Sitz ist und wie ich da im Notfall schnell hinkomme.... Nein, bin auch kein entspannter Flieger...

Flicka

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Eigentlich bin ich kein besonders ängstlicher Passagier. Aber in der Situation habe ich mich so ausgeliefert gefühlt und war in Reykjavik am Flughafen regelrecht erschöpft. Als hätte ich gar nicht mehr die Kraft, weiter in den Urlaub zu fliegen. Ich war dann nach der Ankunft im Hotel auch froh, dass ich mir diesmal oben in den Koffer eine kleine Tasche mit allem für die erste Nacht gepackt hatte, inkl. Mp3-Player mit Hörbüchern, bei denen ich besonders gut einschlafe. So habe ich es erstaunlicherweise relativ schnell geschafft, zur Ruhe zu kommen.

Wolfgang

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Hi,

eine entspannte Anreise sieht wahrlich anders aus. Zum Glück blieb nur eine verspätete Ankunft in Denver übrig. Jetzt kann hoffentlich der angenehme Teil vom Urlaub beginnen.
Gruß

Wolfgang

mlu

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Ich reise denn auch mal schnell hinterher, die angekündigte Route interessiert mich.

Bei einem derart eklatanten Verlassen der eigentlichen Flugroute beginnt das Kopfkino, kann ich absolut nachempfinden. Wenn dann auch noch irgendwelche Erklärungen aus dem Cockpit auf sich warten lassen, umso schlimmer.

Am Ende ist die Verspätung dann wahrlich das kleinste Problem. Aber ab jetzt kann der Urlaub ja beginnen.... wobei.... wenn ich so an den Titel denke, schwant mir, dass da noch einiges kommt. Nun denn, ich freu mich auf den weiteren Bericht.

Gruß
Micha
Man muss dem Leben immer um einen Whiskey voraus sein - Humphrey Bogart


Culifrog

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Schon der Titel überzeugte mich, mitzureisen, aber jetzt, wo die Anreise spannender beschrieben wurde, als viele Reiseberichte als Gesamtes, bin ich erst recht dabei. Bin gespannt, was noch alles kommt und wie viele Parallelen es zu unserer Reise im Mai/Juni gibt.

Liebe Grüsse
Gaby

mrh400

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klingt spannend - bin gerne dabei, zumal ich vor 10 Jahren auch eine Yellowstone-Runde ab Denver gefahren bin (allerdings mit weniger Aufregung auf der ganzen Reise als bei Dir am ersten Tag).
Gruß
mrh400

Gitania

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Oh fein, es gibt wieder was Neues zum mitlesen. Freue mich auf deine Erlebnisse, auch wenn der Titel einiges unangenehmes ankündigt. Bei mir ist es nun auch schon einige Zeit her, dass ich mich von Denver aus zum Yellowstone aufgemacht habe. Daher freue ich mich, Bekanntes wieder zu entdecken oder vielleicht auch Neues zu sehen.
LG
Gitania

Flicka

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Das freut mich aber, dass ihr mich begleiten wollt. An euch alle ein herzliches Willkommen an Bord!  :D

Ich habe im Hotel auch gleich die halbe Etage für unsere Reisegruppe reserviert und vorab für die nächsten Übernachtungen noch ein paar zusätzliche Zimmer gebucht. In den Ford Focus passt ihr nicht alle, aber für euch steht ein Van mit eigenem Fahrer bereit. Wir können uns also alle gemeinsam auf den Weg machen.

Die Beneidenswerten unter euch, die den Flug verschlafen konnten, werden wohl die einzigen sein, die genug Schlaf abbekommen, bevor wir uns in den ersten richtigen Urlaubstag stürzen. Der Tag läuft übrigens halbwegs reibungslos, von daher ist erst mal Aufatmen angesagt.

Flicka

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Donnerstag, 28.7.16


Wie befürchtet wache ich schon nach 2 Stunden Schlaf um 2 Uhr nachts wieder auf, döse noch ein wenig vor mich hin und mache dann doch gegen vier Uhr das Licht an. Wenn ich schon so früh wach bin, dann kann ich mich auch früh auf den Weg machen und in Cheyenne die morgendliche Veranstaltung der Frontier Days besuchen, nämlich die Parade durch die Stadt. Ich bin also schon bei Eröffnung des Frühstücks um halb sechs unten, esse Cornflakes und Donuts und mache mich dann um kurz vor sechs auf den Weg. Die Wettervorhersage sieht gut aus, 10 Stunden Sonne und leichte Bewölkung.

Der erste Teil der Fahrt ist etwas anstrengend, denn ich muss im beginnenden Berufsverkehr Richtung Denver, um dort auf die Interstate 25 nach Norden einzubiegen. Dank Navi und guter Ausschilderung klappt das aber letztlich problemlos. Ich freunde mich langsam mit dem Auto an, probiere den Tempomat aus und freue mich, als die Strecke langsam raus aufs Land führt und der Verkehr abnimmt. Leider bauen sich aber immer mehr Wolken vor mir auf, und plötzlich ist die Sonne weg. Die Interstate führt bergauf, mitten in eine Nebelbank hinein, ich muss die Scheibenwischer anmachen. Gut dass ich die heute morgen schon für die beschlagenen Scheiben gebraucht habe und sie jetzt wiederfinde. Um mich herum wird es richtig dunkel, vor mir ist kaum noch etwas zu erkennen. Als ich nach etwa 1 Stunden 45 Minuten Fahrt Cheyenne erreiche, fängt es dann auch noch an zu nieseln. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.

Ich will heute den Tag mit dem Besuch der Frontier Days verbringen und das Auto am Festgelände parken. Bis ich den Parkplatz finde, kreise ich ein wenig herum, aber dann darf ich schließlich doch die geforderten 20 Dollar löhnen und stelle das Auto, das plötzlich sehr klein aussieht, zwischen Pickups und großen SUVs ab. Weil es jetzt beständig nieselt, hole ich noch die Regenjacke aus dem Koffer und mache mich dann zu Fuß auf den Weg zum State Capitol, wo die Parade starten soll. Obwohl es schon viertel nach acht ist, liegen die Häuser und Gärten, an denen ich vorbeikomme, noch ziemlich verschlafen da, und ich sehe mein erstes Wildlife dieses Urlaubs über den Rasen hoppeln.






Je näher ich zum Capitol komme, desto mehr Leute kommen aber aus den Seitenstraßen, größtenteils mit Campingstühlen ausgestattet, die Parade scheint also eine längere Sache zu werden. Am Capitol ist schon einiges los. Pünktlich um 9 Uhr startet von hier aus die Parade Richtung Downtown, und pünktlich hört zum Glück auch der Regen auf.






Was jetzt kommt, ist eine bunte Mischung aus Cowboys und Kutschen, historischen Einsprengseln, Werbung, patriotischen Flaggen und Truppenaufmärschen und macht richtig Spaß. Die Amerikaner verstehen es einfach, solche Sachen aufzuziehen und mit Begeisterung dabei zu sein. Das heute die Farbe pink überproportional vertreten ist, liegt übrigens daran, dass man den Tag dem Kampf gegen Brustkrebs widmet, und da ziehen sogar die Cowboys Hemden in knalligem Pink an.
































Als die Parade schließlich vorbei ist, überlege ich noch, mir Downtown Cheyenne ein wenig anzuschauen, aber sonderlich viel gibt’s dort wohl nicht, also mache ich mich lieber zurück auf den ca. 2 km weiten Spaziergang zurück zum Festgelände. Dort muss ich erst noch an der Kasse die vorbestellten Tickets abholen, dann geht’s Richtung Rodeoplatz. Das Rodeo fängt erst um viertel nach zwölf an, aber bis dahin kann man sich hier die Zeit gut mit Shoppen, Essen, Trinken und Karusselfahren verbringen. Kaufen kann man hier so einiges, natürlich überall Cowboyhüte, aber auch besonders robusten Stacheldraht oder Weingeschenktüten aus Leder.






Gegen halb zwölf gönne ich mir das erste Bier das Urlaubs und blättere im Programmheft, wo unter anderem die Miss Frontiers der vergangenen Jahrzehnte abgebildet sind, während am Tisch neben mir alte Männer mit Cowboyhüten Wasser und Cola trinken und ab und zu begehrliche Blicke auf mein Coors werfen. Einer fragt mich dann, wo ich das her hätte und kommt schließlich beglückt mit einer eigenen Dose zurück.




Ich hole mir noch ein paar Curly Fries und nehme dann meinen Platz auf der Tribüne am Rodeo-Gelände ein. Das Wetter bessert sich, ab und zu kommt sogar die Sonne raus und dann beginnt das Programm.




Ich hatte ja immer gedacht, Rodeo sei halt Rodeo und bestünde daraus, sich auf einem bockenden Pferd zu halten. Jetzt muss ich feststellen, wie unwissend ich doch war. Es gibt unterschiedliche Disziplinen: Reiten auf bockenden Pferden mit Sattel und ohne Sattel und auf bockenden Bullen. Eine bestimmte Zeit, nämlich acht Sekunden, muss der Reiter sich oben halten und darf dabei mit der freien Hand nichts berühren, sonst wird er disqualifiziert. Und wer die vorgegebene Zeit übersteht, bekommt anschließend eine Punktewertung.












Dann gibt es noch Wettbewerbe gegen die Uhr, z.B. das Stier-Wrestling. Dabei reiten zwei Cowboys hinter einem Stier her, einer lässt sich vom Pferd auf den Stier fallen, hält ihn fest und muss ihn auf den Rücken drehen.








In einer anderen Disziplin wird das Kalb mit dem Lasso gefangen, das Pferd bleibt dann stehen und hält das Seil stramm und der Cowboy fesselt das Kalb.






Beim Barrel Racing gilt es, so schnell wie möglich, drei Tonnen zu umrunden, die in einigem Abstand in der Arena stehen. Und beim Team Roping muss der eine Reiter das Kalb am Kopf mit dem Lasso fangen und der andere an den Hinterbeinen. Das scheint relativ schwierig zu sein, denn hier ist kaum ein Team erfolgeich.








Zwischendurch gibt es immer wieder kleine Showprogramme, z.B. den Auftritt eines Lasso Künstlers und der Miss Rodeo.






Etwas merkwürdig finde ich das Fohlenrennen, bei dem die Fohlen festgehalten werden und dann zu ihren Müttern rennen dürfen. Und ziemlich martialisch wirkt dann der Wettbewerb, bei dem Dreierteams ein Wildpferd satteln und damit ein Rennen reiten müssen. Das scheint Teil des Showprogramms zu sein und kein offizieller Rodeo-Wettbewerb und müsste wirklich nicht sein. Man kann vom Rodeo halten was man will, aber immerhin machen beim offiziellen Programm speziell dafür trainierte, halbwegs zahme Tiere mit, während das Mustang-Bezwingen eher nach brachialer Gewalt aussieht.




Mit diesem Wettbewerb ist dann auch gegen viertel nach drei das heutige Rodeo-Progamm beendet. Ich esse einen Cheeseburger, wandere noch ein wenig durch die Geschäfte und gehe schließlich hinüber dem Gelände, auf dem das Chuck Wagon Cooking stattfindet und das Indianerdorf aufgebaut ist.










Im Indianerdorf schaue ich mir noch den netten Auftritt einer Indianerin an, die die Weltmeisterschaften im Hoop-Dancing gewonnen hat. Sie erzählt von ihrer Kindheit und den Problemen, sich in der Männerwelt durchzusetzen und führt dann mit Kindern und ein paar Erwachsenen ein paar Tänze und Übungen vor. Als die letzten Reifen wieder eingesammelt sind, beginnt es auch gerade zu donnern, und die ersten Regentropfen fallen. So langsam kehrt auf dem Festgelände Ruhe ein.








Ich mache mich also auf den Weg zum Hotel, dem ganz neuen Staybridge Suites im Norden von Cheyenne, das ich zum Glück teilweise mit Hotelpunkten buchen konnte, denn jetzt während der Frontier Days bezahlt man in Cheyenne Oktoberfestpreise. Das Zimmer ist groß, und wenn ich wollte, könnte ich abends noch kostenlos ein kleines Nacho-Abendessen bekommen, aber nach Fries und Burger bin ich immer noch satt. Ich gehe abends im nahen Target noch Getränke und Snacks für die nächsten Tage kaufen und liege schließlich gegen halb acht nach einem langen erlebnisreichen Tag im Bett. Kaum zu glauben, dass ich vor 24 Stunden noch im Flieger gesessen bin. Der Tag hier in Cheyenne mit seinem bunten Programm war ein toller Start in den Urlaub, und die stressige Anreise scheint schon weit weit weg. Nur habe mich leider wegen des bewölkten Himmels erst viel zu spät mit Sonnencreme eingecremt, und der heftige Sonnenbrand, den ich mir geholt habe, trübt ein bisschen das allgemeine Wohlbefinden. Aber das sind Luxusprobleme, und ich freue mich schon auf den morgigen Tag.

Gute Nacht!

Yaphi

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Klasse Tag und tolle Bilder, die Frontier Days sehen ja auch echt spaßig aus :)

Simone_JJ

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Hallo Flicka,

ein toller erster Tag! Hoffentlich ist die Lady in Red noch lange Teil der Parade.
Danke für den Bericht über das Rodeo.

Viele Grüße
Simone