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Autor Thema: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016  (Gelesen 26372 mal)

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mlu

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In Abwandlung eines alten Sprichworts: Ist das Auto ruiniert, fährt es sich ganz ungeniert. ;-)
:groove:

Gerade das Hotelgewerbe sollte es sich doch vielleicht zweimal überlegen, ob es ausgerechnet mit Jesus wirbt. Schließlich hatte der bei seiner allerersten Hotelübernachtung nur einen Platz im Stall abbekommen.
:lachroll:

Du triffst absolut mein Komikzentrum  :lol:

Tolle Bilder und ein toller Bericht, bitte mehr davon!

Gruß
Micha
Man muss dem Leben immer um einen Whiskey voraus sein - Humphrey Bogart


Flicka

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Na ja, wenn der Tag solch böse Überraschungen bereit hält, bleibt einmal halt nur noch Galgenhumor.  :wink:

Flicka

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Sonntag, 31.7.16


Gut geschlafen habe ich nicht. Gegen vier Uhr wache ich auf und fasse einen Entschluss: Wenn es die Möglichkeit gibt, mir ein Kabel für das Laptop zu kaufen, dann werde ich das machen, und kaufen kann man heutzutage ja auch übers Internet. Blöd nur, dass die Online-Recherche, die ich machen müsste, genau mit diesem Laptop stattfinden müsste. Ich simse also einen Freund in Deutschland an, ob der mir nicht vielleicht eine schnell lieferbare Ladekabel-Alternative heraussuchen könnte, aber so einfach ist das leider nicht. Was er findet, hat eine Lieferzeit bis Mitte August. Das würde mir zwei oder drei Tage vor dem Heimflug nicht mehr viel nützen.

Schade, so geht es also nicht. Ich könnte mal im Walmart in Cody nach einem passenden Ladekabel oder einem passen Traveladapter schauen, bevor ich in den Yellowstone Park fahre, vielleicht haben die was. E-mails, Internetrecherche, Datenspeicherung, Datensicherung, das alles hängt an diesem blöden Laptop bzw. an diesem blöden Stecker. Ich könnte mir in den Arsch beißen, dass ich vor dem Abflug nicht geschaut habe, ob der Stecker und der Adapter zusammenpassen.

Als um sieben Uhr die Rezeption öffnet, werde ich dort mit Sack und Pack vorstellig, also mit Laptop, Kabel und Steckeradapter, um dort live vorzuführen, welches Problem ich habe und um Hilfe bei der Lösung zu bitten. Laut der Schrift neben der Tür rockt hier ja ein gewisser Jesus, der könnte sich ja auch mal Gedanken darüber machen, wie ich in den nächsten zweieinhalb Wochen mein Laptop laden soll, schließlich zahle ich in Deutschland regelmäßig haufenweise Kirchensteuer, das dürfte so einem allwissenden Wesen wie Gott ja auch nicht verborgen geblieben sein. Gut, ein bisschen über den Lord gelästert habe ich in den letzten Tagen auch, das ist vermutlich da oben nicht so gut angekommen.

Der Motelinhaber weiß davon aber nichts und schaut sich alles genau an. Dann verschwindet er im Nebenraum. Und dann kommt er mit einem Steckeradapter wieder zurück. Ein kurzer Test: Mein blöder Schuko-Stecker passt tatsächlich auf diesen Reiseadapter. Okay, was jetzt? Ich will ja schließlich gleich abreisen. Hm, vielleicht lasse ich das Laptop zum Aufladen hier und gehe in der Zwischenzeit gemütlich frühstücken, dann hätte ich wenigstens wieder mehr Saft drauf und für die dringendsten E-mails würde das reichen. Gerade als ich diesen Vorschlag machen will, erklärt mir der Motelinhaber, ich könnte den Adapter haben. Wie bitte? Ich kann ihn haben? Ja, den hätte vor längerer Zeit ein Gast vergessen und auf E-mails nicht mehr reagiert. Er, der Motelbetreiber, hätte sich dann gedacht, dass man ja nie wissen könne, ob man sowas nochmal brauchen könne, deshalb hätte er den Adapter aufgehoben. Und ich könnte ihn jetzt haben.

Ich bin so froh, dass ich ein aufgeregtes „I love you“ rausquietsche, wie geil ist das denn??? Okay, vielleicht funktioniert der Adapter gar nicht mehr und ist deshalb hiergeblieben, bremse ich mich erst mal, aber ein kurzer Test ergibt: Das Ding funktioniert, und das Ladelämpchen am Laptop leuchtet.

Vorsichtshalber sage ich dann doch mal dem rockenden Jesus Dankeschön, gepriesen sei der Lord, auch wenn ich ihn nach wie vor nicht auf meiner Handtasche haben wollte.

Bei strahlend blauem Himmel und Sonne im Herzen mache ich mich also auf zum Mount Rushmore. Die Fahrt dauert etwa eine halbe Stunde und führt durch hügelige felsige Wälder. Schön ist es hier. Einen Blick auf den ziemlich unfertigen Indianerhäuptling erhasche ich unterwegs auch. Wenn der zu meinen Lebzeiten noch fertig wird, dann reise ich nochmal hierher, beschließe ich, und dann wird auch ein Foto gemacht. Heute nicht.

Am Mount Rushmore ist schon einiges los, dabei haben die gerade erst vor einer Viertelstunde aufgemacht. Ich parke das Auto und steuere die Flaggen-Allee und die große Terrasse an. Von unterwegs versuche ich schon mal, die Präsidentenköpfe dekorativ einzufangen.










Das Standardfoto mache ich natürlich auch.





Und dann schaue ich mal, ob ich Georgie und Co. nicht doch eine bisher unbekannte Seite entlocken kann. Das Wetter spielt zum Glück heute morgen mit, vergessen sind die heftigen Gewitter von gestern abend.






Heute wartet wieder ein längerer Fahrtag auf mich, und als nächsten Stopp habe ich mir Deadwood ausgesucht. Leider bin ich was die Geschichte des Wilden Westens angeht absolut unbedarft, aber immerhin kenne ich Calamity Jane aus einem Lucky-Luke-Comic, also schaue ich mir ihr Grab und das von Wild Bill erst mal auf dem Friedhof von Deadwood an. Okay, das ist definitiv noch steigerungsfähig.








Unten in Deadwood kann man durch die historische Straße schlendern, wobei ich so meine Schwierigkeiten habe, zwischen alt und auf alt gemacht zu unterscheiden. Es gibt z.B. einen Saloon No 10, in dem nachgespielt wird, wie Wild Bill erschossen wurde. Und es gibt den Original-Saloon, in dem er tatsächlich erschossen wurde. Oder ist das nur der Saloon, der anstelle des Saloons gebaut wurde, in dem Wild Bill erschossen wurde? Und warum ist es eigentlich so wichtig, wer wo wann und warum Wild Bill erschossen hat? Egal, ich bin fest entschlossen, hier in Deadwood zu Mittag zu essen, also warum nicht am Beinahe-Original-Schauplatz? Dort gibt es allerdings zwar einen Saloon und einen Souvenirshop, aber anscheinend nichts zu essen. Und im nachgemachten Saloon gibt es zwar was zu essen, aber als ich sehe, dass Leute mit Papptellern und Pastikbesteck an Tischen sitzen, um überteuerte Burger zu essen, setzt es bei mir aus. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Ich kehre schließlich in einem nach vorne offenen, aber überdachten und damit schattigen Lokal ein, das jetzt zwar auch nicht für kulinarische Köstlichkeiten in die Geschichte Deadwoods eingehen wird, aber immerhin gibt es hier richtiges Geschirr, wenn man auch das Gefühl hat, dass man als Gast eher lästig ist.












Insgesamt werde ich mit Deadwood nicht so wirklich warm, obwohl es (Achtung, Wortspiel!) inzwischen brüllend heiß ist. Auch wenn das Spektakel hier historische Wurzeln hat, ist der ganze Ort anscheinend auf die Abfertigung von Tagestouristengruppen ausgelegt, zumindest in den Shops und Restaurants entlang der historischen Mainstreet. Also los, wieder ins Auto und zum nächsten Ziel. Das ist der Devils Tower, und bis dahin muss ich wieder ein paar Meilen machen.

Unterwegs beschließe ich, wieder zu tanken, denn wer weiß schon, wo die nächste Tankstelle ist. Ich steuere also nach der Abfahrt von der Interstate eine Tankstelle in Sundance an und schaue mir an, welchen Sprit man hier bekommt. Hm, das E85, das in meinem Tankdeckel steht, ist hier nicht im Angebot. Das Zeug ist mir ja von Anfang an etwas obskur vorgekommen, aber nachdem die erste Tanke 85er-Sprit hatte, und ich trotz des fehlenden „E“s dort einfach mal forsch getankt hatte und mit dem Sprit auch bis hierher gekommen bin, hatte ich nicht weiter darüber nachgedacht. Hier hat man es wie gesagt nicht, weder was mit „E“, noch 85er, und die Frage ist: KANN ich mit dem Auto 85er tanken oder MUSS ich mit dem Auto 85er tanken. Ich bin ja eigentlich der Meinung, dass ein bisschen mehr Oktan nie schaden kann, frage aber sicherheitshalber doch mal in der Tankstelle nach, schließlich weiß ich ja auch immer noch nicht, wofür das „E“ eigentlich steht. Und dann nimmt das Drama seinen Lauf.

Die Dame in der Tankstelle will erst mal schauen, was ich mit diesem komischen E85 meine, von dem ich, die obskure Ausländerin, ständig fasele. Also geht sie mit mir raus, schaut in den Tankdeckel, legt die Stirn in Falten und erzählt mir dann, soviel sie wisse, sei E85 ein völlig anderer Sprit als z.B. 87er Regular, das sie hier im Angebot hätten, und wenn ich ihr Regular nehmen würde, würde ich riskieren, den Motor zu beschädigen.

Ich kann mir besseres vorstellen als mit einem Motorschaden in Sundance, Wyoming, zu stranden, also tanke ich erst mal überhaupt nichts, sondern mache mich auf die Suche nach dem Handbuch des Autos. Das soll zwar im Handschuhfach liegen, befindet sich aber definitiv nicht dort. Toll. Ich merke, dass ich gerade auf einen wütend-hysterischen Anfall zusteuere. Erst der Vorfall auf dem Hinflug, dann der Hagel, dann das Gewitter, dann die Sache mit dem Adapter, die halbschlaflose Nacht und jetzt das? Kann denn nicht einfach mal einen Tag lang alles glatt laufen?

In der Tankstelle packt die Dame hinter der Kasse wieder ihre Theorie vom drohenden Motorschaden aus, bietet mir aber an, bei einer anderen Tankstelle nachzufragen, von der sie vermutet, dass die das gesuchte E85 im Angebot hätten. Eigentlich kann ich mir ja nicht vorstellen, dass ich hier wirklich mit einem Sondermodell unterwegs sein sollte, das nur ausgesuchten Sprit frisst, aber gleichzeitig sehe ich vor meinem inneren Auge das Personal der Denver-Budget-Station, das auf meine wütende Beschwerde nur mild lächelt und mir erklärt, dass es das Zeug in Colorado überall gibt und ja niemand ahnen konnte, dass ich mit einem Compact Car überhaupt die Stadtgrenzen verlassen würde.

Ganz knapp vor einem hysterischen Anfall – ich habe gerade große Lust, Sachen aus dem Regal zu werfen und darauf herumzutrampeln - übernimmt dann zum Glück die jüngere Kollegin der Motorschaden-Lady das Kommando, googelt herum und ruft schließlich einen befreundeten Mechaniker an. Das Ergebnis: Natürlich kann ich normalen Sprit tanken, auch das hier angebotene 87er.

Ich bin echt erleichtert, tanke und spendiere der hilfreichen Kollegin noch ein großzügiges Trinkgeld. Immerhin weiß ich jetzt, dass ich mir um den Sprit keine Gedanken machen muss, also war der Vorfall hier dann doch für was gut. Und das hier war jetzt bestimmt der letzte Vorfall auf meiner Reise. Erstaunlicherweise glaube ich wirklich daran, und meine Stimmung bessert sich sofort deutlich.

Frohgemut fahre ich also weiter. Von Sundance aus führt eine Landstraße bis zum Devils Tower. Außer mir sind kaum Leute auf der Straße unterwegs, da werde ich den Devils Tower ja vermutlich für mich alleine haben. Als ich dann aber an „dem“ Devils Tower Fotomotiv am Trading Post ankomme, ist der Parkplatz gut gefüllt.




An der Einfahrt kaufe ich mir den Nationalpark-Jahrespass, auf dem dieses Jahr ein Eisbär abgebildet ist, was perfekt zu den gefühlten 50 Grad hier passt. Ich komme an den Prairie Dogs vorbei, aber die werde ich bei der Weiterfahrt in Ruhe besuchen und fahre erst mal hoch zum Devils Tower. Die Parkplätze sind gut gefüllt, aber zum Glück finde ich auf Anhieb ein Plätzchen für meinen Blauen, der das 87er übrigens problemlos verdaut. Der Devils Tower ist irgendwie kleiner als erwartet, oder zumindest sieht er kleiner aus. Aber die Runde um den Tower ist dann doch länger als erwartet. Hinter jeder Ecke bieten sich neue Blicke auf die Steinsäulen, und dann lugt sogar ein wenig Wildlife durch die Bäume, wie süß! Ab und zu sieht man Bäume, die mit Bändern und Tüchern geschmückt sind.










Der Devils Tower im Nordosten von Wyoming ist vulkanischen Ursprungs. Er entstand vor 40 Millionen Jahren vermutlich aus Magma, das im Gestein nach oben stieg, zum vulkanischen Gestein Phonolith abkühlte und dabei sechseckige Säulen bildete. Es ist umstritten, ob das Magma die Erdoberfläche erreichte und es sich bei dem Devils Tower um die Überreste eine aktiven Vulkans handelt oder ob das Magma bereits vor Erreichen der Oberfläche erkaltete. In der Folge wurde das umgebende weichere Sedimentgestein durch Erosion abgetragen. Heute ragt der Devils Tower etwa 265 Meter über das Umland hinaus und hat einen Durchmesser von fast 150 Metern.

Der Devils Tower gilt den Prärieindianern als Wohnsitz des Grizzlybären und als heiliger Ort. Zahlreiche Mythen ranken sich um den Berg. So sollen sieben Mädchen auf der Flucht vor einem Bären den Devils Tower erreicht haben und den Großen Geist um Hilfe gebeten haben. Dieser ließ den Turm steil in die Höhe wachsen, so dass der Bär den Mädchen nicht folgen konnte. Als die Mädchen den Himmel erreichten, verwandelten sie sich in die Sterne der Plejaden.

Den englischen Namen Devils Tower, Teufelsturm, erhielt der Berg aufgrund einer Fehlübersetzung seines indianischen Namens zu „Bad God's Tower“.



Erst als ich den Berg fast komplett umrundet habe, sehe ich ein paar Kletterer im Berg. Mit den winzigen Menschen in den Felsen merkt man dann doch, wie groß der Tower ist.




Ich bewundere die Kletterer für ihren Mut und ihre Fitness. Ich bin schon von der Runde um den Tower ziemlich fertig und mir läuft der Schweiß in Strömen. Zurück im Auto hole ich erst mal eine Flasche Wasser aus dem Kofferraum und trinke in einem Zug einen halben Liter. So, jetzt geht’s mir besser, und auf den nächsten Spaziergang bei diesen Temperaturen werde ich dann doch lieber mal Wasser mitnehmen.

Bei den Prairie Dogs muss dann dann zum Glück nicht laufen. Wie ich an den anderen Autofahrern feststelle, muss man nicht mal das Auto ausschalten, geschweige denn, aus dem Auto aussteigen, um die süßen Tiere zu beobachten. Ich steige aber trotzdem aus, was eindeutig ein Fehler war, denn es fällt mir schwer, irgendwann wieder einzusteigen. Die sind ja so süß!












Aber es hilft nichts, bis nach Buffalo,wo ich heute übernachte, habe ich noch 2 Stunden 15 Minuten Fahrt vor mir und mache mich schließlich gegen vier Uhr auf den Weg. Zuerst geht es über Land zur Interstate, dann mit 80 Sachen auf der Interstate Richtung Westen. In Buffalo komme ich dann erst mal an den vielen Kettenmotels an der Durchgangsstraße vorbei und biege dann nach links ab und lande vor dem historischen Occidental Hotel. Hier ist es ja echt urig! Ich betrete die Lobby, einen großen Raum mit alten Möbeln und darf an der Rezeption meine persönlichen Angaben mit einem federgeschmückten Stift eintragen. Ich habe hier die Herbert Hoover Suite reserviert. Hoover, damals Präsident der USA, hat hier in den 1930ern übernachtet, in einem der Räume, aus denen jetzt meine Suite besteht. Ich bin echt begeistert. Und der Gegensatz zwischen dem echten historischen Hotel und dem auf alt getrimmten Deadwood könnte kaum größer sein.












Das Restaurant des Hotels hat heute zwar geschlossen, aber man kann im Saloon des Hotels etwas trinken und ein paar Kleinigkeiten essen. Ich hüpfe aber erst mal unter die Dusche, wo ich es leider nicht richtig schaffe, den Vorhang in die Wanne zu hängen, der ist aber auch mal komisch unter der Wanne verklemmt. Bei einem kurzen Spaziergang auf die andere Straßenseite entdecke ich noch ein paar nette Murals.








Dann esse ich im Saloon, und weil ich keine Lust habe, schon wieder einen Burger mit Pommes frites zu essen, suche ich mir drei Tapas aus, Quesadillas, Jalapenos und zur Abwechslung knackiges Gemüse mit Dip, damit mein Körper nicht verlernt, mit unfritierten Lebensmitteln zurechtzukommen. Ich bin schon vor dem Essen bester Stimmung, und durch die zwei Bier wird meine Stimmung auch nicht schlechter, und ich zeige begeistert der Bedienung aus Armenien die süßen Bambi-Bilder.








Während ich gegessen habe, hat auch das Laptop mit dem neuen Reiseadapter aufgetankt, und ich sichere noch die Bilder der letzten beiden Tage auf dem Laptop und der externen Festplatte und fange mit dem Reisebericht an, aber mir fallen bald die Augen zu. Ich habe das Gefühl, dass der Stress der letzten Tage von mir abfällt, und ich habe jetzt auch nur noch eine längere Fahretappe nach Cody vor mir, bevor ich übermorgen das erste mal im Yellowstone NP übernachte. Der Start in den Urlaub war ja wirklich etwas holprig gewesen, aber ab jetzt sollte doch alles glatt laufen.

Gute Nacht!

Andi12882

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Spannend geschrieben - vielen Dank, dass Du uns mitnimmst.
Das ist ja ziemlich ähnlich der Route, die wir kurz vorher gefahren sind...

Hibis

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Du fährst in den Yellowstone? Kannst du mich noch mitnehmen.
Habe bei meinem letzten Besuch Ende September 2015 den Morning Glory Pool vergessen.
Fährst du vielleicht dahin? Wäre super!

Hibis

et

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Hallo Flicka,

DANKE für den RB, echt kurzweilig - die Weihnachtsfeiertage sind vorbei und dann darf man schon wieder mal im www verreisen. Wir kammen 2011 aus dem Yellowstone über Montana und die Blackhills in diese Gegend. Deadwood war auch nach unserem Empfinden zum ......., der Rest der Gegend hingegen in jedem Fall eine Reise Wert.

Freue mich auf die Weiterfahrt.

glg Toni
1983 - BC-MT-WA
1986 - PHX-SW-SFO
1988 - solo CAL/OR +SW
1989 - SW again
2000 - NYC
2004 - Xmas Florida
2007 - Family of Five goes west
2008 - NYC mit Familie
2011 - 4 Wo Western up & down
2014 - 3 Wo CO/UT/AZ around Rim to Rim

Andi12882

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Wem Deadwood eine Spur zu touristisch ist, dem kann man den Nachbarort Lead empfehlen:
Besichtigung Black hills Mining Museum, Besuch des Homestake Visitor Center am "Kraterrand", authentische Hauptstraße mit wenigen, aber "echten" Restaurants und der ehemalige Ringlokschuppen der Blackhill Railways mit einem super Restaurant. (Reservierung empfohlen) http://blackhillsftpierrerailroadroundhouse.com/

Flicka

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An die neu Zugestiegenen ein herzliches Willkommen!

Heute gibts noch den nächsten Reisetag, wir nähern uns langsam aber sicher dem Yellowstone-Nationalpark. Und es gibt erst mal keine weiteren Schäden oder emotionalen Tiefpunkte!  :D

Flicka

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Montag, 1.8.16


Ich habe trotz der lauten Klimaanlage gut geschlafen, und der Jetlag lässt mich inzwischen immerhin bis fünf Uhr ausschlafen. Gegen halb acht checke ich aus und mache mich auf den Weg nach Westen, durch die Bighorn Mountains zu einem Ort mit dem Namen Ten Sleep. Die Strecke durch die Berge ist schön, und auf dem letzten Stück vor Ten Sleep werden die bewaldeten Hügel zu hoch aufragenden Felsen.






In Ten Sleep lotst mich das Navi auf eine Gravelroad. Ich bin nicht sicher, ob das wirklich der beste Weg zum meinem Ziel ist, aber so lange die Gravelroad gut befahrbar ist, vertraue ich dem Navi. Tatsächlich taucht irgendwann ein Hinweisschild zu meinem Ziel auf, den Castle Gardens, einem felsigen Gebiet ein wenig südlich des Highways. Die Anfahrt dorthin zieht sich, denn es sind mehrere Kilometer Gravelroad zu bewältigen, aber immerhin kennt das Navi sich hier aus.

Irgendwann mündet die Straße in eine Schleife, und ich bin am Ziel. Weiße Felstürme mit braunen Käppchen erheben sich in den blauen Himmel, und Pfade führen vom Picknickplatz hinauf in die Felsen und hinunter auf die andere Seite. Ich spaziere etwa eine Stunde ganz alleine zwischen den Felsen herum. Ganz alleine? Nein! Hier wohnen viele kleinen Hasen. Manche sitzen unbemerkt unter Sträuchern und sprinten erst los, wenn ich sie fast erreicht habe und verpassen mir einen Riesenschreck. Wenn sie nicht sprinten, schauen sie mich groß an, als würden sie sich fragen, was ich hier überhaupt will.














Bevor ich weiterfahre, trage ich mich noch im Register ein. Wenn das alle anderen Besucher auch getan haben, dann waren die letzten schon vor 10 Tagen hier. Kein Wunder, dass die Hasen an Menschen nicht gewöhnt sind.

Ich fahre weiter, und als ich durch Worland komme, nutze ich die Gelegenheit für ein frühes Mittagessen und genehmige mir bei McDonalds den leckeren Southwest Salad, den ich schon bei der ersten USA-Reise vor 9 Jahren kennengelernt habe. Ja, der schmeckt immer noch.

Weiter geht die Fahrt zu den nächsten fotogenen Felsen, den Gooseberry Badlands. Auf dem Weg dorthin muss ich allerdings einmal scharf bremsen, denn ein Pronghorn steht auf der linken Straßenseite und schaut, als hätte er sich hier gerade einen privaten Zebrastreifen eingerichtet. Ich halte an, und er spaziert gelassen vor meinem Auto hinüber bis zu einem Zaun. Ich warte, ob er vielleicht drüberspringt, aber er geht quasi in die Knie und schiebt sich unter dem Zaun durch, sehr schlau. Als ich das Auto auf dem Randstreifen parke und noch ein Foto von ihm mache, freut er sich anscheinend nicht, sondern versucht mich mit niesenden Geräuschen zu verscheuchen. Ist ja gut, ich muss ja auch weiter.




Die Gooseberry Badlands liegen direkt rechts der Straße. Jetzt, mitten am Tag, ist das Licht zwar nicht so schön, aber trotzdem kann man die unterschiedlichen Rot- und Lilatöne gut erkennen. Ich mache mich auf den ausgeschilderten Weg durch die Felsen und knipse mich fest. Immer wieder neue hoodooartige Türme, Farbabstufungen, balancierende Felsen. Erst nach eineinhalb Stunden bin ich wieder am Auto.
















Von hier aus brauche ich nur noch eine gute Stunde bis Cody, komme um kurz vor drei an und beziehe ein Zimmer im Irma Hotel, allerdings nicht im historischen Teil, sondern im modernen Anbau. Das Zimmer ist groß und offenbar speziell für mich als Deutsche reserviert, denn auf dem gerahmten Poster über meinem Bild ist ein indianischer „Ober-Befehlshaber“ abgebildet. Hm, gab es die Buffalo-Bill-Show nicht auch mal in Deutschland?




Ich überlege noch, ob ich mir das Buffalo-Bill-Center anschauen soll, aber ich habe irgendwie so gar keine Lust dazu, obwohl es sehenswert sein soll. Stattdessen fahre ich auf direktem Weg zum großen Walmart, um einzukaufen. Ganz wichtig ist der Bärenspray. Letztes Jahr in Kanada musste ich in einem Outdoor-Laden meine kompletten Personalien angeben, bevor ich das Spray bekommen habe, hier im Walmart nimmt man das Spray aus dem Regal, und das wars. Die Suche nach einem passenden Holster dauert dann etwas länger, bis ich die Packung umdrehe und merke, dass das Holster schon dabei ist. Okay, der dringendste Posten ist damit erledigt. Ansonsten wandern noch eine Kühlbox, haufenweise Snacks, ein bisschen Brot und Salami und ein Jahresvorrat an Wasser und Cola light in den Einkaufswagen. 140 Dollar muss ich zahlen, aber davon kostet schon das Bärenspray 40 Dollar, und schließlich bleibe ich 12 Tage im Yellowstone NP. Im Liquor Store würde ich mir gerne noch einen Jahresvorrat Bier kaufen. Aber ich will die nächsten Tage ja auch nicht damit verbringen, Bier zu kühlen, also entscheide ich mich schließlich für zwei Flaschen kalifornischen Weißwein. Und dann merke ich, dass ich überhaupt kein Glas dabei habe, und aus der Flasche oder dem Zahnputzbecher will ich dann doch nicht trinken. Also wandert noch ein Weinglas in die Einkaufstüte.

So, der Koffer passt jetzt zwar nicht mehr in den Kofferraum, aber mit diesem Luxusproblem werde ich mich morgen beschäftigen. Ich fahre zum Hotel zurück und will nachfragen, wann und wo das traditionelle Shootout stattfindet, aber ich bekomme die Antwort, dass es abgesagt wurde. Warum das so ist, erfahre ich später beim Fernsehen: Vor drei Tagen gab es beim Shootout drei Verletzte, anscheinend nicht unter den Darstellern, sondern unter den Zuschauern, und jetzt sucht die Polizei Leute, die das Shootout gefilmt haben. Ich vermute, dass sie sich vor Zusendungen nicht werden retten können.

Nach einer Rast auf dem Hotelbett gehe ich in die Milton-Brauerei in der Nähe des Irma Hotels essen und mache unterwegs noch ein paar Bilder.




Irgendwie hatte ich mir Cody schlimmer vorgestellt, so als Einfallstor zum Yellowstone Park. Eigentlich ist es ganz nett hier. Im Milton bekomme ich einen Tisch in der Nähe der Bar mit Blick auf die großen Bildschirme mit Sportübertragungen. Ich trinke Bier, esse Pizza und weide mich an dem Fernsehkanal mit der Schießsportübertragung: Da absolvieren Leute einen kleinen Parcours, in dem sie mit verschiedenen scharfen Waffen verschiedene Ziele abschießen müssen, Bestzeit sind 36,irgendwas Sekunden, und eine Frau, die mit ihrer Zeit ausscheidet, weint beinahe. Hoffentlich hat sie sich emotional wieder gefangen, bevor sie die nächste scharfe Waffe in die Hand bekommt.

Weil ich ab morgen ohne Fernsehen auskommen darf, nutze ich diesen Abend und schalte im Hotelzimmer die Glotze an, während ich die Fotos sichere und Reisebericht schreibe. Die Ninja Warriors, die es inzwischen ja auch bei uns gibt, sind in den USA offenbar einen Tick besser: Die Hindernisse sind schwieriger, die Parcours länger und die Teilnehmer eindeutig besser trainiert. Irgendwie fehlt dem Wettbewerb aber ein Schießelement, finde ich. Auf einem anderen Kanal wird von den ersten Waldbränden berichtet, für den Yellowstone NP sieht die Lage aber derzeit nicht kritisch aus. Heiß ist aber, und heiß soll es bleiben.

Als ich mich schließlich schlafen lege, höre ich immer wieder vor meinem Zimmer den Fußboden quietschen und auf dem Parkplatz hinter meinem Zimmer Motorengeräusch und zuschlagende Autotüren. Vielleicht hätte ich doch besser ein Hotel etwas weiter außerhalb nehmen sollen? Na ja, es ist ja nur für eine Nacht.

Gute Nacht!

Yaphi

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So, nach der Weihnachtspause bin ich auch wieder an Bord.
Musste sehr lachen, dass du erst über Rock´n Jesus ablästerst und dann quasi auf dem Silbertablett einen Adapter bekommst... die Wege des Herrn sind unergründlich, oder so ähnlich ;)
Klasse Bericht, macht echt Spaß und jetzt noch 12 Tage Yellowstone, das kann ja nur gut werden.

Flicka

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Musste sehr lachen, dass du erst über Rock´n Jesus ablästerst und dann quasi auf dem Silbertablett einen Adapter bekommst... die Wege des Herrn sind unergründlich, oder so ähnlich ;)


Stimmt, es war ein regelrechtes Wunder.  :D


Klasse Bericht, macht echt Spaß und jetzt noch 12 Tage Yellowstone, das kann ja nur gut werden.


Danke für das Lob, und jetzt brechen wir auch endlich auf in den Yellowstone Park. Bis gleich!  :D

Flicka

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Dienstag, 2. August


Heute nacht bin ich ein paar mal hochgeschreckt. Das Irma Hotel kann ich leider nur eingeschränkt empfehlen. Mein Zimmer ist zwar groß, aber alles ist etwas abgewohnt, und am meisten stört mich, dass offenbar jeder, ganz egal ob Hotelgast oder nicht, durch einen der vielen Eingänge hereinkommen und in den Fluren herumwandern kann, anscheinend auch nachts.

Na ja, ich bin trotzdem halbwegs ausgeschlafen, und gegen halb acht mache ich mich auf den Weg zum Yellowstone NP. Beim Tanken akzeptiert die Zapfsäule trotzdem mehrfacher Versuche die Kreditkarte nicht, drinnen klappt es aber, und ich lasse noch ein paar Gallonen Sprit - hier ist es 85,5er - in den Tank laufen.

Dann breche ich auf und erreiche nach ein paar Kilometern den Chief Joseph Highway. Der schlängelt sich landschaftlich schön durch die Berge, und an einem Aussichtspunkte kann man nicht nur weite Landschaft, sondern auch kleine Chipmunks bewundern, die in der Morgensonne herumtollen.












Weiter geht die Fahrt, zuerst nach Cooke City und von hier aus in den Yellowstone NP. Den Jahrespass habe ich ja schon am Devils Tower gekauft, so bin ich schnell drinnen und freue mich, dass ich nach dem teilweise etwas stressigen Aufgalopp der Reise endlich hier bin.

Heute fahre ich die Strecke bis Mammoth Hot Springs, wo ich im Mammoth Hotel übernachte. Für unterwegs habe ich mir ein paar kleine Wanderungen und Aussichtspunkte notiert, und als erstes halte ich am Trailhead zum Trout Lake. Eine Strecke von ca. 1,5 km, dazu evtl. die Runde um den Trout Lake, das ist doch ein netter Auftakt. Das Bärenspray befestigte ich mit dem Holster am Gürtel, aber wie ich sehe, stehen schon andere Autos am Trailhead, damit fühle ich mich dann doch etwas wohler als wenn ich ganz alleine hier herumspazieren würde.

Der Weg zum Trout Lake ist ziemlich kurz und führt bergan, durch Wiesen und unter Bäumen hindurch.




Ein entgegenkommender Wanderer scherzt, ich solle besser schnell umdrehen, der View am See sei einfach nur furchtbar. Bald habe ich den See erreicht, in dem sich der gegenüberliegende Gipfel spiegelt. Tatsächlich, echt furchtbar!




Ich spaziere ein wenig am Ufer vorbei und versuche schließlich, Libellen zu fotografieren. Gar nicht so einfach, aber ein paar erwische ich dann doch.




Während ich so da stehe und auf die nächsten Libellen warte, raschelt es plötzlich neben meinem rechten Fuß. Ich bekomme einen ganz schönen Schreck, und über meinen Schreck erschreckt sich dann die Bisamratte oder der Otter oder der Biber, der sich hierher aus dem Wasser gearbeitet hatte und springt schnell wieder zurück in den See. Hm, wo ist der denn hergekommen? Ich beschließe, einfach mal zu warten, ich habe ja Zeit, und irgendwann schaffe ich es dann wenigstens, einen Schnappschuss zu machen.

Ein paar Vögel gibt es hier auch noch, und hoffentlich auch die Forellen, nach denen der See benannt ist, denn sie sind mittlerweile durch eine nicht einheimische Art bedroht.




Ich fahre weiter nach Westen und sehe bald die ersten Bisons, eine große Herde auf der anderen Seite des Flusses. Ein paar Tiere grasen getrennt von den anderen unter ein paar abgestorbenen Bäumen, und dann bemerke ich, dass ein Bison, das von meiner Flussseite aus auf die anderen Seite schwimmt. Ein Stück weiter stehen die Bisons schon dicht an der Straße und wollen offenbar auch zum Fluss. Ich schiebe mich lieber mal zum Auto zurück, damit ich notfalls flüchten kann.






Ein Stück weiter ist ein Nest zu sehen, und ich wende das Auto und halte an. Es sind wohl Falken, leider sehr weit weg, aber immerhin kann man erkennen, dass mindestens ein Jungtier im Nest sitzt. Ich beschließe, das gestern gekaufte Sandwich zu essen und suche mir einen Felsen ein wenig abseits, unter den Bäumen und direkt über dem Fluss, von wo aus man das Nest im Sitzen sehen kann und lege ein gemütliches Picknick ein.




Kaum habe ich zweimal in mein Sandwich gebissen, taucht neben mir eine asiatische Familie auf. Von überall aus kann man das Nest besser sehen als von hier aus, aber wenn ich hier sitze, muss es ja offenbar ein besonders toller Ausblick sein. Vermutlich ist das der Fluch des Teleobjektivs, der mir schon auf dem Kiss-Konzert zum Verhängnis geworden ist. Ich sehe einfach zu professionell aus. Ich erkläre der Frau, dass da ein Nest ist und dass man das Nest von dort drüben besser sehen kann, aber die asiatische Familie bleibt hinter mir sitzen und starrt nach oben, obwohl sie durch die überhängenden Zweige gar nichts sehen können. Als sie endlich gehen, taucht eine spanisch sprechende Familie auf. Mein Sandwich habe ich inzwischen gegessen und halte das Teleobjektiv nach oben Richtung Nest, aber das hindert den Familienvater nicht, mich hoffnungsvoll zu fragen, ob da ein Bär sei. Nein, kein Bär, ein Nest, erkläre ich, und dass man es von da drüben besser sehen kann. Die hoffnungsvolle Antwort lautet trotzdem „A bear?“ Nein, no bear! Just birds!

Natürlich bleiben sie alle hinter mir sitzen und warten geduldig, dass ich meinen exklusiven Posten räume. Das tue ich dann auch nach kurzer Zeit und steige wieder ins Auto.

Ein Stück weiter kreuzt dann das erste Bison fototauglich die Straße, und einem Bison direkt neben der Straße kann ich durchs Fenster in die Augen schauen.




An der Tower Junction biege ich dann kurzentschlossen nach links ab. Es ist erst Mittag, da kann ich mir ja noch ein bisschen was anschauen. Den ersten Stopp lege ich an den Calcite Springs ein, aber im Gegensatz zum Erklärfoto dampft da im Moment nichts. Bunt ist es hier trotzdem, das mag ich.




Ein Stück weiter südlich kann man dann noch schön auf den Fluss Yellowstone River und passenderweise ziemlich viel gelben Fels hinunterschauen, oben türmen sich Basaltsäulen von Vulkanausbrüchen vor unvordenklichen Zeiten, das mag ich auch.




Was ich nicht mag, ist der überfüllte Parkplatz beim Tower Fall. Nein, den hebe ich mir für irgendwann später auf, und außerdem habe ich das Gefühl, dass ich heute nicht mehr zu viel Sonne abgekommen sollte. Der Sonnenbrand vom ersten Tag ist immer noch nicht ganz weg. Also mache ich mich auf den weiteren Weg nach Westen und halte nur noch an den Undine Falls. Die sind auch sehr schön.




An den Mammoth Hot Springs erwartet mich dann richtig viel Betrieb. An der Kreuzung am Hotel schieben sich die Autos eins nach dem anderen weiter, und die Parkplätze sind dicht belegt. Ich stelle das Auto direkt vor dem Hotel ab, und zum Glück ist jetzt gegen halb vier mein Zimmer schon fertig, obwohl offiziell erst ab vier Uhr eingecheckt werden kann. Ich suche für das Auto einen Parkplatz hinter dem Hotel, was gar nicht so einfach ist, dann schleppe ich Sack und Pack mit dem einzig verfügbaren Aufzug hinauf in den dritten Stock und falle erst mal müde aufs Bett und trinke literweise Wasser. Es ist richtig heiß hier.

Nach einer Rast wage ich mich schließlich mit einer neuen Ladung Sonnencreme und der Hoffnung auf schönes weiches Abendlicht an den Sinterterrassen gegen sechs Uhr wieder nach draußen. O je, die Sonne knallt doch noch ganz schön runter. Also kehre ich in den Terrace Grills, dem Schnellrestaurant hier in Mammoth, ein und bestelle mir Chili und ein Coors. Mit dem Coors ist der junge Mann an der Essen- und Getränkeausgabe offenbar überfordert, ein Coors, was ist denn das? Wahrscheinlich darf er noch kein Bier trinken, so jung wie er aussieht.

Das Chili ist gar nicht schlecht, das schließlich doch organisierte Coors schön kalt, und als ich zu den Unteren Sinterterrassen aufbreche, ist auch die Sonne gnädiger. Viel los ist hier trotzdem noch, die Parkplätze sind gut belegt, und Heerscharen von Menschen schieben sich über die Boardwalks. Ich mache erst mal Station an der fotogenen untersten Terrasse.






Als ich dann die Treppen und Boardwalks entlang gehe, bestätigt sich leider, was ich schon gelesen hatte: Viele der Terrassen sind trocken und fangen an zu zerfallen. Ich kann mich noch an Stellen erinnern (oder glaube es zumindest), an denen ich vor neun Jahren Fotos von tropfenden Stalaktiten und Bäumen inmitten der aktiven Terrassen gemacht habe, aber hier ist jetzt nur noch Ödnis. Dafür scheint es eine neue, strahlend gelbe Quelle zu geben, die ich natürlich ausgiebigst fotografiere.






Dabei vergeht die Zeit, und als ich endlich oben ankomme, verschwindet die Sonne langsam hinter den Hügeln. Noch ein letzter Blick auf die Canary Spring, dann ist die Sonne weg. Aber trotzdem gibt es noch einiges zu sehen. Manche Ablagerungen sehen aus wie Mini-Terrassen, andere wie winzige Hoodoos, und ein bisschen Farbe finde ich auch noch.












Damit wäre der erste Yellowstone-Tag eigentlich abgeschlossen, aber halt, ich wohne ja hier in Mammoth, und natürlich begegne ich auf dem Rückweg zum Hotel den Wapitis, die sich hier regelmäßig auf den Wiesen tummeln. Auch heute abend fressen sich einige Tiere, unter anderem Mutter und Kalb, durch das saftige Grün. Aber auch hier gilt: mindestens 25 Meter Abstand, denn die Wapitis sind wilde, gefährliche Tiere.






Danach kehre ich ins Zimmer zurück, in dem es jetzt wärmer ist als draußen. Das Fenster lässt sich zwar öffnen, aber durch das Fliegengitter kommt nicht viel Luft hinein. Ich lasse alles weit offen und kuschele mich müde in die Kissen. Der erste Tag im Yellowstone hat mir schon gut gefallen, so kann es weitergehen!

Gute Nacht!

Buzzmeister

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Wirklich schöner Bericht mit tollen Fotos!
Mit was für Equipment und welchen Optiken fotografierst Du denn?


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et

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Dem fotographischen Lob kann ich mich nur anschließen - "Ran an's Motiv" scheint ist die Devise zum Erfolg zu sein.

Bin ebenfalls neugierig in Sachen Equipment?

Danke Toni
1983 - BC-MT-WA
1986 - PHX-SW-SFO
1988 - solo CAL/OR +SW
1989 - SW again
2000 - NYC
2004 - Xmas Florida
2007 - Family of Five goes west
2008 - NYC mit Familie
2011 - 4 Wo Western up & down
2014 - 3 Wo CO/UT/AZ around Rim to Rim

Flicka

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Das Lob nehme ich zwar gerne entgegen, aber ich übe mich lieber in Demut vor den vielen richtig tollen Fotos, die ich schon von anderen Leuten vom Yellowstone Park gesehen habe.

Was die Ausrüstung angeht: Ich habe seit letztem Jahr eine Canon 6D und nutze für vermutlich 95 Prozent der Fotos ein Canon 24 -105-L-Objektiv. Für die Telefotos habe ich mir letztes Jahr ein Tamron 150-600mm-Objektiv angeschafft. Ach ja, und ich habe sehr häufig einen Polarisationsfilter drauf. Die Fotos mache ich inzwischen standardmäßig im RAW-Format und bearbeite sie zuhause nach.