Im «Königreich der Langen Augen»Donnerstag ist wieder einmal Wäschetermin. Schliesslich bin ich schon seit sechzehn Tagen unterwegs. Auch den Dienst einer Glätterei muss ich noch in Anspruch zu nehmen. Um halb zwei Uhr ist jedoch alles erledigt, und ich bin bereit für neue Erlebnisse. Zuerst fahre ich durch die Stadt und über den Ajo Hwy (AZ 86) Richtung Westen ins Pima County. Nach knapp 40 Meilen lese ich auf einem Abzweigungsschild: «Kitt Peak». Dort will ich hin.
Der Weg führt nun 12 Meilen lang über eine wunderschöne, gewundene Panoramastrasse hinauf auf den 2097 m hohen Kitt Peak.
Beim Parkplatz des Observatoriums steht ein mächtiger Betonring, der auf angenehme Art klarmacht, auf wessen Gebiet wir uns hier aufhalten. Der abgelegene Berg befindet sich auf dem Reservatsgebiet der Tohono O'odham Indian Reservation.
Hier oben geniesse ich eine grandiose Rundsicht auf die rundum liegende, weite Sonorawüste. Hier der Blick gegen Osten.
Und so schaut es gegen Westen aus.
Seit 1958 dient der Kitt Peak als Standort des US-amerikanischen Nationalobservatoriums.
«Königreich der Langen Augen» nennen die Indianer das Observatorium. Es beherbergt rund 20 optische Teleskope, von denen das Mayall Telescope und das WIYN Telescope mit Hauptspiegeln von 4 m und 3,5 m Durchmesser die grössten sind. Zur Beobachtung der Sonne steht zudem das grösste Sonnenteleskop der Welt zur Verfügung. Durchschnittlich arbeiten hier oben laut einem Techniker ständig etwa 30-35 Wissenschaftler, Techniker und Servicepersonal. Geforscht wird jede Nacht. Das immerhin 50 Meilen entfernte Tucson verzichtet aus Rücksicht auf die Sternengucker vom Kitt Peak auf eine grosse nächtliche Beleuchtung.
Auf meinem Rundgang zu den verschiedenen Teleskopen entdecke ich diese interessante Bildertafel.
Das Mayall Telescope überragt alles.
Teleskope, wohin man schaut.
Das McMath-Pierce Solar Telescope. Die Superanlage fällt durch ihre Form besonders auf. Die Röhre verläuft unterhalb der Erdoberfläche noch 100 Meter weiter.
Das Mayall-Gebäude weist eine Höhe von 18 Stockwerken auf und ist öffentlich zugänglich. Das nutze ich doch gerne.
Im Innern erkenne ich durch eine Glasscheibe das mächtige Teleskop mit dem 4m-Spiegel. Er allein wiegt gute 15 Tonnen.
Weil die Zufahrtsstrasse um 16 Uhr geschlosssen wird, fahre ich nun zügig in die Ebene hinunter. Zurück auf der AZ 86 gerate ich in eine Kontrolle der Border Patrol, die hier in der Nähe zur mexikanischen Grenze häufig anzutreffen ist. Einige Fragen, keine Beanstandungen. Ich darf weiterfahren. Kurz vor Sonnenuntergang erreiche ich den Eingang des Saguaro Nationalparks West. Das Visitor Center hat schon geschlossen, es ist viertel nach fünf Uhr. So fahre ich ohne den Segen der Ranger – aber dank Annual Pass durchaus legal – in die kakteenreiche Landschaft hinein. Im Park absolviere ich mit grossem Vergnügen den Hohokam Rd./Golden Gate Rd. Loop auf einer gut zu befahrenden Dirt Road. Leider verschwindet die Sonne bald, so dass es heute nichts mit Fotos à la «Saguaros im Sonnenuntergang» wird. Vor der Heimfahrt verzehre ich noch mein Picknick mit Genuss und mache mich dann im Dunkeln auf den Weg nach Tucson zurück.
Im Laufe des Nachmittags ist am Armaturenbrett eine Anzeige erschienen: «Change Oil Engine soon!». Genau so. Passt mir jetzt gar nicht. Ich brauche den Equinox noch weitere drei Wochen. Da ich jedoch in der Nähe des Flughafens wohne, fahre ich noch kurz bei Hertz vorbei. Die Leute fackeln wie erwartet nicht lange: «Wagentausch!» Ob es mir nichts ausmache, auf einen grösseren Wagen umzusteigen, sie hätten grad keinen gleichwertigen? Natürlich ohne Aufpreis! Nein, macht mir absolut nichts aus! Wirklich nicht!
Und so bin ich auf der weiteren Route bis nach San Francisco mit einem Riesengefährt, einem Chevrolet Tahoe, allein unterwegs. Das Schönste daran ist, dass ich, bevor es nun in die Millionenstädte am Pazifik geht, mit einem vorzüglichen Navi ausgerüstet bin. Für mein mitgebrachtes habe ich dummerweise zu Hause den Saugnapf vergessen, so dass ich das Navi nur im Hotel laden konnte. Damit war es jeweils nur kurz zu gebrauchen, undenkbar für die Fahrten in den Metropolen. Es hat doch alles auch seine guten Seiten, denke ich und fahre zufrieden zum «Quinta Inn» zurück.