13.9.11Noch im halbdunklen bin ich morgens losgefahren. Am Abend vorher hatte ich mir die GPS-Daten der Adobe Town auf mein Garmin geladen und war damit bestens vorbereitet. Nur schade, dass das Garmin nicht im Rucksack sondern auf dem Nachttisch im Hotel lag!
Also musste ich den Weg auch Lowtech finden. War dank der Wegbeschreibung eines ehemaligen Modkollegen auf der Homepage einer genau so ehemaligen Modkollegin kein Problem. Die hatte ich mir schon vor der Reise als PDF aufs iPhone gepackt. Mein Dickschiff hatte zwar etwas kürzere Meilen als die Beschreibung aber alle Abzweigungen waren eindeutig zu identifizieren.
Gleich nachdem ich den Interstate verlassen hatte und an den hässlichen Öl- und Gas-Pumpstationen vorbei war, sah ich im schönsten Morgenlicht die ersten Pronghorns.
Die Landschaft war hier noch etwas eintönig.
Ich kam nicht allzu schnell voran, weil ich dauernd Pronghorns knipsen musste, die hier alle paar 100 Meter zu sehen waren.
Nach der Durchfahrt durch die Ranch hatte ich bald den vorletzten Abzweig erreicht. Hier gab es allerdings einen Stau aus diversen Trucks mit Asphalt. Auf meine Frage, wo sie denn bauen würden und ob ich denn überhaupt bis zur Adobe Town durch käme erntete ich nur Schulterzucken. Die Jungs waren nicht von hier und fuhren nur nach GPS bzw. nach Anweisung über Funk. Ich glaube, die wussten gar nicht, wo sie überhaupt waren. Dann kam ein Funkspruch und ruckzuck waren sie alle weg.
Also bin ich auch weiter gefahren und sah schon an den Staubwolken, dass sie an „meinem“ Abzweig lange vorbei waren. So langsam gab es jetzt ein paar Felsen zu sehen, die zumindest entfernt nach Badlands aussahen.
Kurz vor dem Abzweig der Adobe Rim Road gab es dann ein paar seltsame Geräusche. Erst ein Ping im Auto, dann draußen ein pfffffft, gefolgt von einem “'#$%&0ß#$§“'/§$&%$“§$%'“. Ein paar Minuten später dann quietschen, gefolgt von „plingplingpling“ immer wieder unterbrochen von ziemlich unflätigen deutschen und englischen Kraftausdrücken.
Kurz - der rechte Hinterreifen war platt und ich habe ihn gewechselt.
Jetzt stand ich vor einer Gewissensentscheidung. Bis zur Adobe Town waren es sicher noch 5 Meilen und eigentlich hatte ich vorgehabt auch noch zum Skull Rim zu fahren. Aber ohne Reserverad? Ich beschloss, dass Vorsicht der bessere Teil der Tapferkeit ist und habe gewendet. Mache ich halt heute einen Game Drive durch die Wüstenlandschaft und schaue mir die Badlands morgen an.
Auch auf dem Rückweg habe ich immer wieder Pronghorns gesehen und geknipst.
Wirklich schön sind sie ja nicht aber interessant sehen sie schon aus.
Auf einer Anhöhe neben der Straße saß dieser Adler und scannte konzentriert das unter ihm liegende Tal nach Beute ab.
Plötzlich schien er was entdeckt zu haben und ganz gegen meine sonstige Gewohnheit war ich (zumindest fast) schnell genug für eine Foto beim Start.
Auf der weiteren Fahrt fanden sich ab und an auch Stellen, die ahnen ließen, warum die Gegend Red Desert heißt.
Desert sieht man, Red zumindest andeutungsweise ein bisschen.
Eine weitere Attraktion dieser Gegend sind die Wild Mustangs. Schon auf der Hinfahrt hatte ich welche in sehr weiter Entfernung ausmachen können. Aber jetzt waren sie deutlich näher.
Und netter weise ließen sie sich weder von meinem Auto noch von den ab und an vorbei donnernden Bautrucks stören, die mich nett einstaubten. Ich konnte sie sicher eine halbe Stunde in aller Ruhe beobachten.
Da ich noch einen Reifendienst suchen musste, ließ ich sie schließlich alleine und fuhr weiter.
Bei einem Pronghorn Pärchen habe ich gehalten, weil es so aus sah, als ob da gleich was passieren könnte. Er sah das wohl genau so und tänzelte ganz nervös und erregt um die Dame seines Herzens herum. Die dachte aber gar nicht daran, ihm das zu geben, worauf er ganz offensichtlich scharf war sondern spielte auf einmal „Rühr-mich-nicht-an“.
Gegen 11:30h war ich zurück in Rock Springs und fand auch schnell einen Tire-Shop. Leider stellte sich heraus, dass Reifen für mein Dickschiff nicht gerade Massenware sind. Der Besitzer des Tireshops war sehr engagiert und da er keine passenden Reifen hatte, rief er für mich alle Kollegen in der Stadt an. Leider konnte keiner von ihnen mit einem passenden Reifen dienen. Also bestellte er einen bei seinem Großhändler. Der würde aber erst am nächsten Vormittag in Rock Springs ankommen. Na toll!
Etwas frustriert bin ich ins Hotel gefahren, um darüber nachzudenken, was ich mit dem angebrochenen Tag anfangen sollte. Auf meiner Liste standen in der Gegend ja noch die Killpecker Sand Dunes, die aber ebenfalls mit einer längeren Anfahrt über Gravel verbunden waren. Ein bisschen Recherche im Netz ergab, dass die Piste dorthin eine gut ausgebaute Gravel Road war, die auch mit PKW problemlos zu befahren wäre. Außerdem fand ich auf dem Weg dorthin (na ja, sagen wir in der groben Richtung noch einen '
Pilot Butte Wild Horse Scenic Loop', der ebenfalls aus PKW-tauglichem Gravel bestand. Hm, wenn ich schön langsam und vorsichtig fahren würde, sollte das Risiko eines erneuten Plattfußes doch überschaubar sein. Außerdem war auf beiden Pisten sicherlich mit mehr Verkehr zu rechnen, so dass im Fall der Fälle auch Hilfe zu bekommen sein sollte. Also habe ich mich entschlossen, es auch ohne Ersatzrad zu Wagen.
Der Wild Horse Loop war landschaftlich ganz schön. Man fährt die meiste Zeit auf einer Hochebene parallel zu einer Abbruchkante und hat schöne Aussichten ins Tal.
Nach einer Weil kam dann auch die (der? das?) Pilote Butte in Sicht, ein einsamer Monolith in der flachen Savanne.
Die Wild Horses ließen sich allerdings nur einmal und auch nur aus großer Entfernung blicken. Der frühe Nachmittag ist halt nicht die Zeit für Wildlife.
Also genoss ich halt weiter die Aussicht.
Nach ca. 90 Minuten Fahrt über die wirklich sehr gut ausgebaute Gravelroad hatte ich in Form der US 191 wieder Asphalt unter den Rädern. Aber schon nach wenigen Minuten kam der Abzweig der Piste zu den Killpecker Sand Dunes (Co Road 4-17). Von hier sind es etwa 25 Meilen bis zum Rand des ausgedehnten Dünengebiets (das größte „aktive“ Dünenfeld in den USA und das drittgrößte der Welt – was auch immer aktiv heißt). Auch diese Piste war gut zu fahren. Störend war nur, dass man ab und an von Trucks überholt wurde (oder welche entgegen kamen, die dafür sorgten, dass man die nächsten Minuten außer Staub nichts mehr sah.
Was ich sah, war, dass sich genau in Richtung auf die Sanddunes immer dunklere Wolken zusammen ballten. Als der Himmel in dieser Richtung irgendwann vollständig schwarz war, habe ich beschlossen, umzudrehen. Was soll ich bei Regen in den Dünen? Und wie der Teufel es will, hole ich mir dabei noch einen Platten.
Nach einem letzten Blick auf den 'Boars Tusk' und einem Foto mit dem Tele bin ich nach Rock Springs zurück gefahren.
Hört sich doof an aber obwohl ich eigentlich nichts von dem gesehen habe, was ich mir vorgenommen hatte, war es trotzdem ein ganz netter Tag.
Nicht so nett war allerdings der Wetterbericht, der für den nächsten Tag bereits ab dem späteren Vormittag zunehmende Bewölkung und für den Nachmittag sogar Regen vorhersagte.
Nach einigem überlegen habe ich mich daher entschieden, auf die Dünen und die Badlands zu verzichten und schon einen Tag früher als geplant zum Grand Teton zu fahren.
Für Jackson fand Hotels.com allerdings nur noch Zimmer ab 500$ aufwärts! Die Signal Mountain Lodge im Park, wo ich die 2 Nächte danach verbringen würde war leider ausgebucht. Aber nach ein bisschen suchen habe ich ein vergleichsweise bezahlbares Zimmer im Teton Village gefunden und gebucht.
Als ich den Wecker auf dem iPhone stellen wollte, meldete die Vodafone eine Nachricht auf meiner Maulbox. Es war der Reifenshop, der mir mitteilte, dass der Reifen schon um 9h da wäre und er außerdem bei dem Telefonat ,mit Hertz völlig vergessen hatte, zu erwähnen, dass ich mir den Plattfuß auf Gravel geholt hätte. Es wäre also schon alles bezahlt. O.k., da hat er sich wohl ein ordentliches Trinkgeld verdient
Die Red Desert und die diversen Wilderness Study Areas im Grenzgebiet von Colorado und Wyoming zwischen Vernal und Rock Springs lohnen mit Sicherheit mal einen längeren Besuch. Hier gibt es noch einiges zu entdecken.