21.05.2010Die Nacht war auch hier eisekalt. Trotz meinem eigenen Schlafsack, hab ich des nächtens überlegt, doch noch meine Joggingjacke anzuziehen. Na ja, letztendlich doch ganz gut geschlafen und gegen 7 Uhr aufgestanden. Wir nutzen natürlich die kostenlosen Duschen. Mit welch kleinen Dingen man zufrieden sein kann
Ich könnte stundenlang unter der heißen Dusche stehen. Aber das Frühstück ruft.. Im Edge Café gibts Pancakes all you can eat und frischen Kaffee *schleck* Wir frühstücken also erstmal ausgiebig und gehen dann zurück zu unserem Platz, um unseren Palast abzubauen und den ganzen Kram wieder ins Auto zu packen.
Unterwegs erschrecken wir noch den Deutschen vom Platz gegenüber, indem Patrick ihm ein fröhlich schallendes "Morgeeeen" entgegenschmettert. Der junge Mann hatte nämlich das Bodenmuster des Schotterweges genau studiert, als wir ihm entgegenkamen. Das Ergebnis ein leises und zögerliches "Moin" und schnell weiter. Komische Vögel.
Hinter unserem Zelt steht ein Reh... hach ich liebe die Natur
Dann gehts erstmal zum Far View Visitor Center, um Tickets für Cliff Palace und Balcony House zu besorgen. Gemäß dem Rat des Rangers nehmen wir zuerst an der Tour für Cliff Palace teil. Das ist die größte Felswohnung in Mesa Verde mit 150 Räumen.
Wir erfahren einiges über die frühen Bewohner und über deren Zeremonien. Dafür wurden die tiefer gelegenen, sogenannten Kiva's, genutzt. Hier gab es nur einen kleinen Einstieg an der Oberseite, der dann über eine Leiter hinunter führte.
Dieser Platz hat schon was magisches. Ich finde die Idee der Rangerin klasse, daß die Leute diesen Ort vielleicht wegen der schönen Aussicht für ihre Wohnung gewählt haben. Bis heute weiß keiner so genau, ob es der Wunsch nach Schutz, der fruchtbare Boden, die Jagdmögllichkeiten oder eben die tolle Aussicht war, die die Menschen hier sesshaft werden ließ. Interessant ist auch, daß die Frauen in dieser Zeit das "Sagen" hatten. Bei einer Heirat gingen die Männer in die Familie der Frauen und auch die Kinder wurden in die Familie der Frau integriert. Erbin war immer die jüngste Tochter einer Familie. Trauriger Hintergrund: die Frauen wurden durch die vielen Geburten und das harte Leben nicht sehr alt (die Männer aber auch nicht
).
Zurück geht es über enge Steinstufen und Leitern. Nach einer kurzen "Schnäges"-Pause gehts weiter zu Balcony-House, der "abenteuerreichsten" Felswohnung. Beim Buchen der Tour wird man gefragt, ob man Höhenangst hat oder Klaustrophobie. Oh je, was steht uns wohl da bevor?
Zuerst klettern wir eine Stahltreppe runter. Geht ja noch... dann kommt eine steile Holztreppe, die man nebeneinander hochklettern soll. Merkwürdiges Gefühl, aber nicht so schlimm, wie es aussieht.
Ein Teilnehmer mit extremer Höhenangst lässt alle anderen vorgehen, schafft es dann aber auch. Jetzt noch ein paar Steinstufen hoch und wir stehen in Balcony House. Absolut beeindruckend!
In einem weiteren - noch höher gelegenen Raum - zeigt uns die Rangerin ein Werkzeug, das zum Mahlen von Mais benutzt wurde - ich glaube es hieß Manatoe und Manatee. Sie erzählt uns, daß sie im letzten Sommer eine Besucherin hatte, die Vorfahren aus dem Zuni- und Navajo-Stamm hatte. Die Frau besitzt noch ein solches Original-Werkzeug von ihren Vorfahren und ist natürlich mächtig stolz darauf. Vielleicht sollten wir auch die Mixer, Kaffeemaschinen, Hämmer und Bohrmaschinen an unsere Kinder weitergeben
Ach, ich hab ja gar keine..
Das verlassen von Balcony House stellt sich dann wieder als echte Herausforderung dar. Zuerst gehts durch einen engen Tunnel,
der zum Glück nicht so lang ist und dann über schmale Stufen immer an der steil aufragenden Felswand nach oben. Ziemlich anstrengend, aber es lohnt sich.
In Cortez tanken wir ohne ZIP. Wir wählen "pay inside" und können den Wagen direkt füttern. Als wir von Cortez richtung Dove Creek fahren sehen wir an der Straße ein "Autohaus" der besonderen Art. Hier stehen so viele amerikanische "Schätze", daß dem Hasen ein ums andere Mal das Kfz-Mechaniker-Herz blutet.
Wir beschließen, daraus ein Geschäft zu machen. Wenn wir in Vegas beim pokern was gewinnen, wird hier ein Oldtimer gekauft und nach Deutschland verschifft. Womöglich gibts hierzulande einen Markt für solche Wagen. Aber das restaurieren wär sicher sehr zeit- und geldaufwändig.
Weiter gehts durch weites Farmland. Wir sehen viele Rinderherden und denken sofort an "Bonanza". Wir amüsieren uns mit Sätzen wie "lass uns die Rinder von der Ostweide zur Westweide treiben" und "wir treffen uns am Valley Creek, dort muss noch der Zaun repariert werden".
Dann passieren wir die Staatsgrenze zu Utah und hinter Monticello verändert sich die Landschaft zusehends. Es wird wieder hügeliger und man ahnt schon, daß man bald wieder im rote-Steine-Land ist.
Als wir in Moab ankommen ist es schon 18:30 Uhr. Zu unserem großen Erstaunen und Entsetzen, sind die Campgrounds El Portal und Valley CG vollbesetzt und auch an den Motels prangt uns überall ein "no vacancy" entgegen. Soweit zu der Theorie, daß man in Moab immer ein Zimmer kriegt bzw. für ein Zelt immer ein Plätzchen zu finden sei..
Im Auto schlafen, kommt nicht in Frage. Wo sollten wir uns auch hinstellen? Aus einem vagen Gefühl raus fahren wir einfach mal Richtung I40 und landen 50 Meilen weiter in Green River. Im dortigen Super8 ist nur noch eine Suite frei. Blöderweise ist es auch noch ein Raucherzimmer. Aber die nette Dame macht mir das Zimmer mit den Worten schmackhaft, daß es auch einen Whirlpool im Zimmer hätte und Mikrowelle blablabla. Zuerst soll es 79$ kosten, schließlich bekommen wir es aber - wohl auch ob der späten Stunde - für 71$. Mir alles egal, Hauptsache wir haben einen Platz zum schlafen! Das ist eben der Nachteil des nicht-vorbuchens. Kann halt auch nach hinten losgehen..
Das Zimmer sieht aus, wie aus den 70er Jahren oder vielleicht noch eher wie aus einem Doris-Day-Rock-Hudson-Film. Eine herzförmige(!) Whirlwanne und alles irgendwie plüschig
Ich überlege, die ganze geplante Schleife (Arches-Canyonlands-Page) aus dem Plan rauszuschmeissen, aber die Karte gibt irgendwie nicht soviele Alternativen her.
Hm.. in Page ist für den 25.5. ein Campground vorgebucht, weil bereits in der Woche vorm Memorial Day Weekend kaum noch was zu kriegen war. Also sieht der weitere Plan vor, gleich in den Canyonlands NP zu fahren, um dort vielleicht ne Übernachtungsmöglichkeit für 2 Nächte zu bekommen.
Die Wanne ist zwar verlockend, aber um 21 Uhr sind wir einfach nur noch müde. Ach nein, noch kurz das Internet gecheckt, um Patrick zu beweisen, daß "Unsere kleine Farm" in der Nähe von Walnut Grove gespielt hat. Er hat geglaubt, ich denke mir das aus
Dabei herausgefunden, daß die Geschichte von Laura Ingalls auf wahren Begebenheiten basiert hat und es Walnut Grove wirklich gibt.
Fazit: Die Freiheit des nicht-vorbuchens kann schnell in der Einöde enden
gefahrene Meilen 226
Super8 Green River 71$ plus Tax