Das Land der Canyons
Dienstag, 25.12.2007Gefahrene Meilen: 131.1 (= 211 km)
Heute morgen ließ mich der Blick aus dem Fenster erst mal etwas trödeln. Draußen lag etwas Schnee (aber nicht auf der Straße) und es war bewölkt und der Wetterbericht im Fernsehen erzählte etwas von -6° C. Also testete ich erst einmal das Telefonieren mit Skype, was auch ziemlich gut funktionierte.
Dann half aber alles Trödeln nichts: Das Land der Canyons wollte erkundet werden. Zuerst war das Fahren noch sehr angenehm, die Straße war trocken und frei. Und die Außentemperaturen spürte ich im Auto ja nicht, solange ich nicht aussteigen musste. Dann aber ging es los. Je höher ich hinaufkam, desto mehr Schnee lag auf der Straße. Moab liegt auf etwa 1200 m, Canyonlands bringt es an seiner höchsten Stelle auf gut 2000 m. Zum Glück war es nicht sehr viel Schnee, nur etwa 1 cm. Und es war Pulverschnee, so dass es nicht rutschig war und der Schnee durch den Fahrtwind größtenteils fortgeweht wurde. An einigen Stellen war die Straße ganz frei; da hatte der Wind schon das Räumen übernommen. Es gab aber ein paar Stellen, an denen eine ältere, dickere Schneedecke lag, die auch noch teilweise leicht vereist war. Und diese Stellen waren natürlich vorzugsweise in Kurven und/oder bergab.
Ich habe ein paar Mal an Umdrehen gedacht, aber der Blick aus dem Auto war doch zu reizvoll. Und seltsam war es obendrein: Nach Norden lag alles im schönsten Sonnenschein und im Süden herrschten die Wolken. Also fuhr ich eben sehr vorsichtig weiter und teilweise wahrscheinlich auch viel langsamer als wirklich nötig. Und ich habe es nicht bereut. Ich habe einige unbezahlbare Schätze gefunden: Den Blick auf tolle, abwechslungsreiche Landschaften, und dann auch noch teilweise schön winterlich verschneit. Jetzt kann der Grand Canyon endgültig einpacken. Canyonlands finde ich viel interessanter.
Ganz am Anfang des Parks ist ein Arch, zu dem man hinlaufen kann. Als ich dort aber aus dem Auto stieg, stieg ich sofort wieder ein; es wehte ein so eisiger Wind, dass ich lieber auf Bilder von diesem Arch verzichten wollte. Also fuhr ich weiter und je länger ich fuhr, desto mehr klarte es auf, bis so ab 11 Uhr fast überall die Sonne schien. Und so waren die Temperaturen von -4° C bis -6° C, die den ganzen Tag im Park herrschten, fast nicht zu spüren. Und zu dem Arch bin ich am Ende auch noch gelaufen, was knapp 1 Stunde dauerte (hab halt mal wieder viel fotografiert, aber die Landschaft war halt so fotogen).
Es gibt in Canyonlands noch einen Vulkankrater, zu dem man hinauflaufen kann. Aber dazu war mir das Wetter dann trotz Sonnenschein doch zu unwirtlich. Canyonlands ist eigentlich sehr groß, aber größtenteils nur sehr schwer zugänglich. Auch ist es durch die Canyons in drei nicht miteinander verbundene Teile getrennt, von denen 2 eigentlich nur mit Geländewagen bzw. zu Fuß erkundet werden können. Der dritte, Island in the Sky, in dem ich war, besteht hauptsächlich aus Straßen, Aussichtspunkten, längeren und anspruchsvollen Wanderwegen und ein paar einfachen Wanderwegen.
Deshalb war ich mit meiner Fahrt von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt schon am frühen Nachmittag durch, so dass ich noch eine kleine Fahrt am Colorado entlang einschieben konnte. Hier in Moab erinnert der Colorado nur an einen trägen, breiten Fluss und hat absolut nichts gefährliches oder auch kraftvolles an sich. Er fließt einfach träge durch ein ziemlich breites Tal, das aber schon von recht hohe, roten Felsen eingeschlossen wird. Hier kann man etwa 16 Kilometer lang direkt am Fluss entlangfahren und sieht auch noch ein paar Arches und Petroglyphen.
Obwohl es immer noch hell war, die tiefstehende Sonne tauchte erst die umliegenden roten Berge in ein warmes Licht, so dass sie richtig aufleuchteten, fuhr ich wieder zurück zum Motel. Das ist jetzt das erste Mal in diesem Urlaub, dass ich meine Unterkunft betrete, obwohl es draußen noch nicht stockdunkel ist. Aber ich hatte einfach keine Lust mehr, nur für die Chance auf von der untergehenden Sonne angestrahlte berühmte Felsen noch einmal in den Arches zu fahren. Und außerdem wollte ich heute Abend noch meine Wäsche waschen.
Für die Entscheidung, noch bei Tageslicht zum Motel zurückzufahren, wurde ich direkt beim Motel auch noch belohnt: da rannte plötzlich ein ganzes Rudel Rehe über die Wiese neben dem Motel und begann an den Büschen und Bäumen daneben zu fressen. Und ich kam zu Fuß auch noch ganz dicht an die Tiere heran. Das war noch ein passender Ausklang eines schönen Tages.
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