In nächster Zeit werde ich nur noch abends neue Tagesberichte einstellen können. Damit Euch die Zeit bis morgen abend nicht zu lang wird, kommt heute noch ein Bericht.
Felszeichnungen
Sonntag, 30.12.2007Gefahrene Meilen: 318.2 (= 512 km)
Heute ging es wieder zurück in den Norden nach Albuquerque. Die Strecke ging über Artesia (scheint ein großer Güterbahnknotenpunkt zu sein und stinkt nach Industrie) und Roswell (dort soll mal ein UFO abgestürzt sein; ich habe nicht gehalten, aber bei Arbys in der Reklame einen Schriftzug gesehen „Aliens welcome“; das war aber alles) und weiter über eine sehr windige Hochebene. Im Frühjahr muss die Strecke sehr schön sein. Ich habe sie aber auch im Winter sehr genossen. Die Straße (eine 4-spurige Überlandstraße) ging kilometerweit schnurgerade durch die mit Büschen durchsetzten Viehweiden, auf denen manchmal schwarze Kühe grasten. Und ab und zu (so alle 50 Kilometer) kam eine kleinere Ansiedlung, die auch schon mal am Ortsrand halbverfallene Gebäude hatte.
Die Hochebene stieg in Richtung Albuquerque immer weiter an. Links und rechts waren manchmal Berge zu sehen, aber meistens waren sie zu weit weg. Und in Fahrtrichtung kamen irgendwann auch die ersten Berge in Sicht, die ich erreichen musste. Sonst war da nur Weite zu sehen – manche sagen auch einfach Nichts dazu. Ich habe dieses Gefühl der unendlichen Weite sehr genossen; es ging ja schließlich etwa 3 Stunden durch diese unendliche Weidelandschaft direkt hinein in einen fast unwirklich blauen Himmel. Vorher hatte ich mir noch einen Eimer (600 ml) Cappuccino besorgt. Dann musste ich nur noch den Tempomat einschalten und die passende Musik im Radio suchen. Das war in der Nähe von Roswell kein Problem; brachte doch der Lokalsender meine Lieblingsmusik. Als ich dann nur noch einen einzigen Sender im Radio hatte, wich ich mal wieder auf den Satelliten aus. Ja, mein treues Auto hat ein Satellitenradio, das auch in der schlimmsten Pampa noch Musik liefert. Ich bin also nicht auf CDs angewiesen und habe deshalb auch noch gar nicht intensiv nach welchen gesucht.
Dann war endlich Albuquerque erreicht, das ich komplett durchqueren musste, um zum Petroglyph National Monument zu gelangen. Albuquerque wird von zwei Autobahnen quasi in vier Viertel geteilt. Und ich dachte, dass das gesuchte Ziel im Nordwestlichen Viertel liegt und glaubte deshalb (mal wieder) Bonnie nicht, als sie mich durch Albuquerque durchlotsen wollte. So verfuhr ich mich halt mal wieder und machte eine unfreiwillige Stadtrundfahrt, die den alten Stadtkern streifte und dann durch einige mehr oder weniger betuchte Stadtviertel ging. Es war aber überall sehr sauber und sicher, wo ich durchfuhr. Dann endlich entschloss ich mich, mich doch wieder auf das Navi zu verlassen und kam auch wirklich an meinem Ziel an, dem Visitor Center des Petroglyph National Monument. Dort besorgte ich mir eine Karte des Parks und auch 5 Magnete wechselten den Besitzer (da ich mich nicht entscheiden konnte, nahm ich eben alle 5 mit). Das Visitor Center lag sehr schön am Hang etwas außerhalb von Albuquerque und hatte auch die Peperoni-Zöpfe an der Veranda hängen, die mir schon vor vielen Jahren in Santa Fe so gut gefallen hatten.
Da es am Visitor Center selbst keine Petroglyphen (das sind in Lavagestein geritzte Zeichnungen von den früheren Bewohnern dieser Gegend) gibt, musste ich mich entscheiden, welchen der drei doch ziemlich auseinanderliegenden Parkteile ich besuchen wollte. Zwei Parkteile hatten zwar die schöneren Petroglyphen, waren aber nicht so gut erschlossen wie der dritte. Das heißt, dort waren die Wege einfach Naturpfade und nicht so weit ausgebaut, dass sie die meisten Leute gehen konnten, aber für Rollstühle und Kinderwagen waren sie trotzdem ungeeignet. Und was das „gut ausgebaut“ hieß, sollte ich gleich noch am eigenen Leib zu spüren bekommen.
Es ging da nämlich zwar einen ausgebauten Weg steil einen Hang hinauf, aber die dort liegenden Lavasteine wurden einfach mit eingeteert und als Stufen integriert. Es war also mehr ein über gesichertes Gestein einen steilen Hang hinauf- und wieder hinunterklettern als ein einfaches Spazierengehen den Berg hinauf und wieder hinunter. Und das mit meiner Höhenangst. Aber ganz langsam, Schritt für Schritt, und sehr vorsichtig ging es doch.
Irgendwie kommt mir das Ganze noch immer ziemlich unwirklich vor. Kaum blieb ich stehen und ließ meinen Blick über die Lavafelsen gleiten, sah ich schon wieder auf einem der Felsen eine neue Zeichnung; der ganze Hang war davon übersät. Der Weg war übrigens so angelegt, dass man an den schönsten Petroglyphen fast direkt vorbeikam. Einige Stichwege bin ich jedoch nicht mehr gegangen; da waren mir zu große Lavabrocken integriert. Rauf ist ja kein großes Problem, aber wie komme ich wieder herunter?
Für den Weg waren 30 Minuten Zeitbedarf angegeben; ich brauchte aber wesentlich länger.
Als ich glücklich wieder unten war, ging es weiter zum nächsten Rundweg, der wesentlich kürzer und viel, viel einfacher zu gehen war. Es gab dort aber trotzdem sehr schöne Petroglyphen zu sehen. Und für die Leute, die immer alles anfassen müssen, wurde direkt am Anfang des Rundwegs ein falscher Lavabrocken mit Petroglyphen aus Gips hingelegt. Dafür sollte man gefälligst seine Patschhändchen von den richtigen Petroglyphen lassen.
Ein dritter, wieder etwas längerer und leicht anspruchsvoller Rundweg führte wieder direkt hinein in die Lavahänge mit Petroglyphen. Dort wurde auch deutlich darauf aufmerksam gemacht, was Vandalen mit ihren neuen Graffiti anrichten können. Ein Teil des Weges war sogar endgültig für Besucher gesperrt. Die Bilder hier zeigen keine Graffiti sondern echte Petroglyphen.
Nachdem ich mich fast 3 Stunden in dem Parkteil aufgehalten hatte, für den 1 ½ Stunden angesetzt werden, war es natürlich für die anderen Teile zu spät. Auch sind dort die Wege sehr viel länger und so viel Zeit möchte ich auch nicht für noch mehr Petroglyphen aufbringen. Ich habe jetzt einmal gesehen, wie diese interessanten Zeichnungen gehäuft an bestimmten Stellen aufgefunden werden können, und das reicht mir.
So konnte ich den späten Nachmittag bis es dunkel war noch in der Altstadt von Albuquerque verbringen. Dort sind die Häuser noch im alten Adobestil gebaut, auch wenn heute in jedem Haus entweder eine Gaststätte, eine Boutique, ein Souvenirladen oder ein teuerer Schmuck- und Geschirrladen ist. Auch die Kirche ist in diesem alten Stil gebaut – sie ist ja auch schließlich schon 300 Jahre alt (für die Amerikaner ist das ja sehr alt, für uns handelt es sich da eher um eine neuere Kirche).
Da Weihnachten ja noch nicht allzu lange vorbei ist, waren noch alle Häuser weihnachtlich mit bunten Lichterketten geschmückt. Besonders hervorgetan es dabei der Platz mit vielen Galerien, Restaurants und Touristenabzocken direkt neben der Kirche.
Langsam bekam ich Hunger und außerdem wurde es kalt. Also ging ich zurück zum Auto, das auf einem kostenpflichtigen Parkplatz abgestellt war. Rund um die Altstadt gibt es nur kostenpflichtige Parkplätze, wobei das Parken sonst ja meistens kostenlos ist in Amerika. Da die Motels in Albuquerque ziemlich teuer sind, wurde es mal wieder ein Motel 6, diesmal ohne Internetzugang. Irgendwie habe ich es nicht eingesehen, etwa 15$ mehr für ein Motel mit Frühstück und Internet zu bezahlen.
Ab morgen geht es endgültig zurück nach Westen, auch wenn noch ein kleiner Schlenker nach Süden dabei sein wird.