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Autor Thema: Winter im Südwesten - 4 Wochen NV, AR, UT, CO, NM, CA - Dezember 07/Januar 08  (Gelesen 44193 mal)

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Gipsy

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Die letzten 3 Tage waren ja schon angenehm warm. Jetzt hoffe ich nur, dass Ihr die warmen Jacken, Mützen, Schals und Handschuhe nicht schon verstaut habt. Es wird nämlich wieder ein paar Tage eiskalt und heute weht vor allem bei der ersten Besichtigung am späten Vormittag ein eiskalter Wind, der versucht, die letzten Reste der gespeicherten Wärme aus den Knochen zu vertreiben.

Jetzt muss ich noch ein paar zusätzliche Bilder auswählen, verkleinern und hochladen, bevor es mit dem Bericht weitergeht. Es kann sich also nur noch um (viele) Minuten oder (wenige) Stunden handeln.
Bis später
Gipsy

Gipsy

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Die Stadt im Himmel und ein Handelsposten

Montag, 31.12.2007

Gefahrene Meilen: 262.4 (= 422 km)


Heute ging es jetzt definitiv wieder nach Westen, aber erst mal mit einem kleinen Abstecher nach Acoma, der „Sky City“ und dann ging es nach Norden zur Hubbell Trading Post und weiter nach Chinle, einem Ort im Navajo-Reservat, der direkten Zugang zum Canyon de Chelly bietet.

Aber zuerst musste ich Albuquerque verlassen. Und das war diesmal wirklich einfach: Hatte ich doch schon am Ortsrand Richtung Westen nicht weit von der Autobahn entfernt übernachtet. Dafür gestaltete sich die Suche nach einer Tankstelle etwas schwieriger: Musste ich dafür doch wieder die Autobahn verlassen. Aber dort gab es Sprit für das Auto sowie einen Eimer Cappuccino und eine große Zimtschnecke für mich (Muffins hatten die leider keine). Und dann ging es dieselbe Strecke nach Westen, die ich bei meiner Flucht vor dem Schnee nach Osten gefahren bin. Aber diesmal präsentierte sich die Landschaft ganz anders: Die Sicht war hervorragend, so dass die umliegenden Berge mit Schneehauben und davor die rot-braun-gestreiften Felsen deutlich sichtbar waren bei einem wolkenlosen blauen Himmel. Nur die Temperatur passte nicht wirklich dazu; die war nur wenig über 0° C.

Nach gut einer Stunde auf der Autobahn führte mich mein Weg in das Acoma-Reservat, in dem ein kleiner Stamm von Pueblo-Indianern lebt. Das Besondere an Acoma ist, dass das alte Pueblo auf einem Felsen liegt und aufgrund seiner Lage immer noch keinen Strom- und Wasseranschluss hat, von Kanalisation ganz zu schweigen.

   

Die Bewohner (etwa 50 Personen das ganze Jahr über, im Sommer einige mehr) leben immer noch in den uralten Häusern, bei denen nur die Türen und Fenster vor ungefähr 50 Jahren vergrößert und modernisiert wurden. Sie heizen und kochen dort noch immer wie vor Hunderten von Jahren mit Holz.

   

Auch das Brot wird noch in den alten Backöfen gebacken. Nur das Trinkwasser wird nicht mehr den Regenwasserzisternen entnommen sondern in Behältern angeliefert. Auch bei den Toiletten ist die Neuzeit eingezogen: Da werden so Häuschen wie bei Baustellen benutzt. Interessanterweise befindet sich dicht bei der Missionskirche eine größere Ansammlung dieser Toilettenhäuschen.

Die geführte Tour war sehr interessant; leider war es sehr kalt und windig.

Dann fuhr ich wieder zurück zur Autobahn und aß erst einmal im Sky City Casino, das die Acoma zusätzlich zu ihrer Touristenattraktion Acoma-Pueblo noch betreiben, zu Mittag. Wie bei einem Casino nicht anders zu erwarten ist, war das Essen gut und günstig: Für 9.40$ konnte ich mich am Mittagsbuffet richtig vollfressen und die Getränke (Kaffee und Wasser) waren auch schon dabei. Das gönnte ich mir, da ich nicht wusste, wie heute Abend die Essensmöglichkeiten sein würden. Schließlich war ja der letzte Tag des Jahres und deshalb mit eingeschränkten Öffnungszeiten zu rechnen. Damit muss ich morgen übrigens auch rechnen. Aber ich habe noch genügend Vorräte, so dass ich auch ohne geöffneten Laden nicht verhungern werde. Aber Tankstellen sollten nicht geschlossen sein und meistens haben sie einen kleinen (für unsere Verhältnisse schon wieder größeren) Lebensmittelladen angeschlossen.

Die Route zum Canyon de Chelly konnte ich so legen, dass ich direkt an einem alten Handelsposten, der heute ein Nationales Historisches Denkmal ist, vorbeikam, der Hubbell Trading Post in Ganado. Die alten Gebäude sind noch vollständig erhalten.

   

Und der alte Laden wird heute mit der alten Einrichtung als Verkaufsposten von Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen für Indianer sowie Snacks und Souvenirs für Touristen betrieben. Irgendwie habe ich beim Herumlaufen auf dem Gelände erwartet, hinter der nächsten Ecke auf eine Filmcrew zu stoßen, die einen Western dreht und einfach Besucher durch ihre Kulissen spazieren lässt. Für eine Führung durch das Wohnhaus der Familie Hubbell war ich etwas zu spät dran. Außerdem musste ich ja noch weiter nach Chinle.


Bei der Weiterfahrt nach Chinle stieß ich dann noch auf einen seltsamen Transport, von dem ich aber leider keine Fotos machen konnte. Das sah von Weitem so aus, als würde die Straße direkt durch ein Haus hindurchführen; vor allem, weil auch noch ein Auto immer direkt hinterherfuhr und es so aussah als würde es einfach durchfahren wollen. Es war aber nur die eine Hälfte eines der in Amerika häufig bewohnten Fertighäusern, die auf Sattelschleppern angeliefert werden. Und da die Straßen hier so breit sind, dass diese Häuserhälften nicht viel breiter sind als eine Fahrspur, können die Transporter auch noch recht flott fahren (so mit 70 – 80 km/h auf zweispurigen Landstraßen). Der Gegenverkehr musste nur teilweise ganz dicht an den Straßenrand fahren und kurz warten oder langsam fahren, bis der Transporter vorbei war. Irgendwie hat es mir gefallen, so hinter einem Haus herzufahren und ich war richtig enttäuscht, als der Sattelschlepper in eine Ausweichbucht fuhr, um die nachfolgende Autoschlange vorbeizulassen (die Höchstgeschwindigkeit auf der Straße war immerhin 105 km/h und der Sattelschlepper fuhr nur etwa 80 km/h und war somit ein Verkehrshindernis).

Jetzt mache ich mir noch einen schönen Abend hier im Motel in Chinle, das mit 75$ wohl mit das teuerste auf der ganzen Reise sein wird. Aber so sind die Preise eben, wenn es nur 2 Motels der gehobeneren Klasse an einer Touristenattraktion gibt. Und morgen besuche ich dann zuerst den Canyon de Chelly und kann hoffentlich mal wieder eine Puebloruine genauer besichtigen, bevor ich dann zum Petrified Forest weiterfahre.



Bis später
Gipsy

Willi

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Hi Gipsy,

mich hat damals in Acoma abgeschreckt, daß man dort für alles extra bezahlen sollte (Besichtigung, Parken, Fotografieren, Videofilmen).

War das bei Deinem Besuch immer noch der Fall ?

Gipsy

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Hi Gipsy,

mich hat damals in Acoma abgeschreckt, daß man dort für alles extra bezahlen sollte (Besichtigung, Parken, Fotografieren, Videofilmen).

War das bei Deinem Besuch immer noch der Fall ?

Hi Willi,

Parken hat nichts gekostet, aber die Tour war nicht gerade ein Schnäppchen und die Kamera kam noch extra. Deshalb habe ich auch alles fotografiert, das sich nicht gewehrt hat. Das Fotografieren von Einwohnern war verboten ebenso wie das Fotografieren des Friedhofs und im Inneren der Kirche. Aber alles andere durfte man fotografieren.

Dass man für alles extra bezahlen muss, wußte ich jedoch schon vorher (steht im Internet). Und wenn man unbedingt ein noch bewohntes Pueblo besichtigen möchte, muss man eben in den sauren Apfel beißen. Da die Gruppe sehr klein war (außer mir noch 3 Paare) und die Führung immerhin eine Stunde ging, hat man doch ziemlich viel für sein Geld erfahren. Auch Fragen zum praktischen Ausleben der Regeln (z.B. gehört aller Besitz den Frauen, Clans-Zugehörigkeit wird über die Frauen weitergegeben, wie sieht es mit der Religionszugehörigkeit und der Gläubigkeit aus, usw.) wurden sehr ausführlich beantwortet.

Durch die Kälte gab es auch nur einen Stand mit Töpferwaren, so dass auch nicht viel Zeit mit Verkaufsaufforderungen vertrödelt werden konnte und mehr Zeit für Erklärungen blieb. Ich kann mir gut vorstellen, dass das im Sommer etwas anders aussieht, wenn die Gruppen größer sind und die Führung dann nach ein paar Grundinformationen fast nur von Verkaufsstand zu Verkaufsstand geht. So musste die Führerin halt mehr Informationen geben und mehr Fragen beantworten, damit die Besichtigung nicht schon nach knapp 30 Minuten beendet war, sondern wirklich die angekündigte Stunde ging.

Abschreckend ist im ersten Moment auch das Blatt mit den Regeln neben der Kasse. Wenn man sich das aber mal genauer ansieht, fragt man sich, warum so harte Regeln aufgestellt werden müssen. Weshalb wohl wird schon schriftlich vor dem Bezahlen mitgeteilt, dass die Häuser, die ja noch alle bewohnt sind, nicht einfach betreten werden dürfen? Haben sich da in der Vergangenheit einige Touristen derart denebenbenommen, dass die Bewohner jetzt auf solch strikten Regeln bestehen? Ich fand es dann nur traurig, dass eigentlich selbstverständliche Verhaltensregeln als Verbote schriftlich aufgeführt werden müssen, damit sich die meisten Leute auch daran halten. Bei der Führung wurden auch gleich am Anfang die ganzen Verbote wiederholt und darauf hingewiesen, dass man bei Nichtbeachtung sofort das Pueblo verlassen müsse. Da fragt man sich nur noch, wie furchtbar sich da manche Leute aufgeführt haben müssen, dass so etwas notwendig ist.

Was mich wirklich gestört hat, war dieser eisige Wind, der einfach immer über das nach allen Seiten offene Plateau pfiff und vor dem es einfach keinen Schutz gab.

Bis später
Gipsy

Crimson Tide

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 :D  Beim mehrfachen Beobachten nicht so tollen Benehmens seitens einiger Touristen wundert mich kein einziges solcher Hinweisschilder!  :roll: :(



L.G. Monika

Gipsy

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:D  Beim mehrfachen Beobachten nicht so tollen Benehmens seitens einiger Touristen wundert mich kein einziges solcher Hinweisschilder!  :roll: :(


Da ich sehr wenig Touristen getroffen habe, konnte ich ein schlechtes Benehmen nicht selbst beobachten. Aber ich kenne ein paar Leute, die ungeniert in fremden Ländern Privatgrundstücke betreten und durch die Fenster in die Häuser glotzen. :roll: Und sie halten das auch noch für ihr gutes Recht als Touristen. Aber sie selbst wollen natürlich nicht, dass fremde Leute ihren Garten betreten und durch die Fenster schauen, um zu sehen, wie Deutsche wohnen.

Ich fand es am Anfang nur etwas befremdlich, dass sich die Acomiten (?) von vorn herein so ein schlechtes Benehmen sogar schriftlich auf nicht übersehbaren Plakaten verbitten und das gleich zu Beginn der Führung auch noch sehr deutlich sagen. Sonst sind solche Hinweise doch eher versteckt. Nachdem ich das erste Erstaunen, oder besser: Erschrecken, überwunden hatte (hat nur etwa 1-2 Minuten gedauert), finde ich die Plakate nur noch gut und auch die harten Maßnahmen, die bei Zuwiderhandlungen ergriffen werden.
Bis später
Gipsy

Palo

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In  Taos Pueblo muss auch für alles extra bezahlt werden.

Ich kann bestätigen, dass die Touristen (nicht alle) einfach in Indianer Häuser, Hogans usw. rein laufen
Gruß

Palo

Gipsy

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Ich kann bestätigen, dass die Touristen (nicht alle) einfach in Indianer Häuser, Hogans usw. rein laufen

So etwas finde ich einfach total unverschämt und rücksichtslos und ... (mir fallen keine salonfähige Wörter dafür ein). Und ich frage mich wirklich, wie lange die Bewohner so ein Verhalten noch bereit sind, einzeln zu ahnden, bevor sie die Pueblos für alle Besucher schließen.

Taos Pueblo steht auch noch auf meiner "Da-muss-ich-unbedingt-noch-hin-Liste".

Bis später
Gipsy

Gipsy

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Heute müsst Ihr Euch besonders warm anziehen. Zumindest am Vormittag werden wir die tiefsten Temperaturen der ganzen Tour erreichen.

Ein roter Canyon und versteinerte Bäume

Dienstag, 01.01.2008

Gefahrene Meilen: 225.4 (= 363 km)


Vom Jahreswechsel habe ich nicht viel mitbekommen, obwohl ich einmal kurz aufwachte und mich über das Geknalle draußen wunderte. Mit Neujahrsböllern habe ich das aber nicht in Verbindung gebracht. Ich war wohl zu müde und irgendwie gehen dieses Jahr die Weihnachtstage und der Jahreswechsel an mir fast unbemerkt vorbei.

Der Blick aus dem Fenster ließ mich erschaudern: Es war zwar schon fast hell und statt Wolken zeigte sich ein leichter roter Streifen im Osten, aber an meinem Fenster waren Eisblumen zu sehen. Und es sollte noch kälter sein als ich befürchtet hatte: Das Bordthermometer zeigte -15° C als ich das Auto anließ. Glücklicherweise war ich gestern schon sehr früh im Hotel angekommen und nicht wieder weggefahren, so dass nur die Heckscheibe etwas vereist war, was durch die Heckscheibenheizung in wenigen Minuten behoben war.

Nach einem selbstgekochten Kaffee (Pulver und Maschine wurden vom Hotel gestellt, und wenn man aus einer 4-Portionen-Packung Kaffee eine Portion Kaffee macht und die Pulvertüte statt im Filter in der Kanne ziehen lässt, hat man auch mal wieder richtigen Kaffee und nicht nur das, was die Amerikaner als Kaffee bezeichnen) und einem Blaubeerbagel aus meinen Vorräten konnte es losgehen. Geplant waren heute der Nord-Rim des Canyon de Chelly (der eigentlich Canyon de Muerte heißt) der Süd-Rim des Canyon de Chelly (der eigentliche Canyon de Chelly) und dann die Weiterfahrt zum Petrified Forest sowie dessen Besichtigung.

Also ging es in der Eiseskälte los zum Nord-Rim, was erst einmal ein paar Kilometer fahren bis zum ersten Aussichtspunkt bedeutete. Der Canyon beginnt kurz hinter Chinle ganz flach und unscheinbar und dann steigt die umgebenden Landschaft sehr stark an, so dass es ein richtig tiefer Canyon wird. An den am weitesten entfernten Aussichtspunkten geht es über 200 m senkrecht hinunter.

Da ich sehr früh dran war, lagen alle Aussichtspunkte des Nord-Rims im Gegenlicht und der Boden des Canyons war noch im Schatten. Aber es war trotzdem (oder vielleicht auch genau aus diesem Grund) sehr schön dort. An sämtlichen Aussichtspunkten und auf allen Wegen von den Parkplätzen zu den Aussichtspunkten war ich ganz allein und konnte einfach so für mich die Aussicht genießen und die Gegend auf mich wirken lassen.

   

Und ganz allein war ich doch nicht: Ein kleines Häschen hoppelte vor mir über den Weg und drehte mir beim Fotografieren einfach den Rücken zu. Dem war bestimmt auch ganz schön kalt.

Dann konnte ich mich wieder einige Zeit im Auto aufwärmen. Draußen war die Temperatur immerhin schon auf -7° C angestiegen und es sollte sogar noch wärmer werden. Aber Plusgrade wurden erst bei meiner Fahrt zum Petrified Forest erreicht. Das Nord-Rim hatte ich quasi von vorne nach hinten aufgerollt, da die Aussichtspunkte alle südlich der Straße, die ich von Westen nach Osten fuhr, lagen. Beim Süd-Rim lagen die Aussichtspunkte naturgemäß nördlich der von Westen nach Osten führenden Straße, so daß ich erst einmal das ganze Rim abfuhr und dann Aussichtspunkt für Aussichtspunkt zurückkehrte. So begann ich also mit dem berühmten Spider Rock, einem Felsen, der einfach wie eine doppelte Nadel mitten im Canyongrund steht, der schon voll von der Sonne angestrahlt wurde.

   

Hier am Süd-Rim war auch deutlich zu erkennen, dass immer noch Navajos im Canyon leben und dort Ackerbau und Viehzucht betreiben.

   


Der Canyon selbst darf ohne Navajo-Führer von Touristen nur an einer Stelle betreten werden: Es gibt unten im Canyon Pueblo-Ruinen und zu diesen darf vom Aussichtspunkt aus hinab- und wieder hinaufgestiegen werden. Da es aber so kalt war, noch Schnee- und Eisreste auf den Wegen lagen, der Weg logischerweise am nach unten führenden Süd-Rim von der Sonne nicht richtig beschienen wird, und ich in Mesa Verde bereits mit weniger Anstrengung an eher besser erhaltene Ruinen gekommen war, habe ich auch in Anbetracht der bereits fortgeschrittenen Zeit auf diese Wanderung verzichtet (es war mir eigentlich schon beim ersten Blick auf ein Thermometer klar, dass diese Wanderung gestrichen würde).

Somit konnte ich dann gegen Mittag endlich losfahren in Richtung Süden zum Petrified Forest. Dieser Nationalpark hat eine eigene Autobahnausfahrt, die für Lastwaren (außer Zulieferern natürlich) gesperrt ist.

Da ich vor fast 4 Jahren schon einmal im Petrified Forest war, aber aus Zeitmangel (bzw. Unlust meiner Mitreisenden) nicht alles sehen konnte, habe ich heute die damals besuchten Punkte in Japaner-Manier abgehakt (d.h. Aussichtspunkt anfahren, raus aus dem Auto, einige Fotos machen, weiterfahren zum nächsten Aussichtspunkt). Aufgrund der winterlichen Temperaturen (5° C) war die Luft sehr klar und die Sicht sehr viel besser als im April 2004. Deshalb sind es auch von der Painted Desert wieder mehr Bilder geworden, als ich eigentlich geplant hatte.


Dann fuhr ich aber erst einmal noch nicht besuchte Teile an. Als erstes kamen die Tepees. Das sind Felskonstrukte, die wie quergestreifte Indianerzelte aussehen. Anschließend wurde die Blue Mesa von mir genauer unter die Lupe genommen. In Anbetracht der schon weit fortgeschrittenen Zeit und der Kälte verzichtete ich auf eine Wanderung hinunter in das Felsenlabyrinth. Außerdem wollte ich ja noch einen kurzen Rundweg laufen.

   

Da sich der Himmel im Westen zuzog und damit auch die Sonne wegsperrte, verzichtete ich auf einen erneuten Besuch des Crystal Forests, in dem hauptsächlich in allen Farben schimmernde versteinerte Stücke von Bäumen zu sehen sind, die dem Park auch seinen Namen gaben. Diese Gegend war von einigen Millionen von Jahren einmal ein Urwald, der dann später überflutet wurde. Dabei wurden die Baumstämme im Morast vergraben, wo sie langsam versteinerten und dabei auch die unterschiedlichsten Mineralien aufnahmen, die jetzt die Ursache für die vielfältigen Farben sind.

Außerdem sollte ich noch einige farbigen Baumstämme bei meinem Rundweg durch die Giant Logs sehen, die zwar nicht ganz so farbenprächtig sind wie die im Crystal Forest, aber wenn die Sonne nicht scheint, ist es auch aus mit der Farbenpracht. Außerdem hatte ich 2004 schon einige schöne Fotos im Crystal Forest gemacht. Und dann sollte die Sonne doch noch ab und zu durchkommen, so dass ich bei den Giant Logs noch einige schöne, farbige Baumstämme fotografieren konnte.

   

Und jetzt sitze ich hier in einem kleinen Motel in Holbrook, in dem wohl hauptsächlich Dauergäste wohnen. Auf jeden Fall werden die Zimmer auch wochenweise vermietet. Zu meiner Überraschung gibt es zwar keine Steckdose in der Nähe des Schreibtisches, über die ich den Laptop betreiben könnte, aber Microwelle und Kühlschrank (die mal kurzfristig vom Strom abgehängt werden). Und einen ab und zu funktionierenden Internetzugang konnte ich auch finden.

Morgen geht es weiter Richtung Osten. Und zwar werde ich wohl den Tag jetzt einbauen, den ich durch den Schnee und das Auslassen von Santa Fe eingespart hatte. Dazu muss ich jetzt natürlich die Strecke erst einmal planen, da ich für diesen Notfall nicht schon fertige Routen habe. Ich habe nur die Informationen dabei, die ich brauche, um ein Ziel auszusuchen und die Strecke dorthin zu finden.



Bis später
Gipsy

Palo

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Taos Pueblo steht auch noch auf meiner "Da-muss-ich-unbedingt-noch-hin-Liste".


Du wirst es nicht bereuen. Achte auf den Sarg vorne in der Kirche beim Altar und hör zu was darüber erzählt wird, ich will hier nicht vorgreifen.
Gruß

Palo

Gipsy

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Du wirst es nicht bereuen. Achte auf den Sarg vorne in der Kirche beim Altar und hör zu was darüber erzählt wird, ich will hier nicht vorgreifen.

Du machst mich neugierig. Die Info ist gespeichert. Danke.
Bis später
Gipsy

Gipsy

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Heute vormittag kommen die Schnee-Fans noch einmal auf ihre Kosten. Ab dem späten Nachmittag ist dann endgültig Schluß mit der Kälte; es geht dann Richtung Süden zu frühlingshaften Temperaturen.

Gleich geht´s weiter.
Bis später
Gipsy

Gipsy

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Lava und Pueblos

Mittwoch, 02.01.2008

Gefahrene Meilen: 229.5 (= 369 km)


Heute wollte ich also den gewonnenen Tag einschieben und einiges ansehen, auf das ich bei der Planung schweren Herzens verzichtet hatte. Aber zuerst musste ich mir ein Frühstück besorgen, da das kleine Motel nicht einmal Kaffee anbot. Jetzt war es ein Nachteil oder Vorteil, dass ich bereits am äußersten Ortsrand von Holbrook übernachtete, da dort von den Zügen nichts mehr zu hören war. Die pfeifen nämlich langanhaltend und durchdringend, sobald sie sich einem Bahnübergang nähern – und das kann sich vor allem nachts äußerst störend auswirken. So konnte ich nur am Wackeln des Untergrunds vorbeifahrende Züge orten.

Also ging es erst einmal auf die Autobahn und gleich die erste Abfahrt wieder runter, weil es dort Benzin und Essen gab. Außerdem fand ich auch noch einen Magneten und 2 Schlüsselanhänger. Irgendwie scheine ich diese Dinger gerade zu sammeln; sie gehen aber auch wirklich eng zusammen und sind nette kleine Mitbringsel.

Nachdem ich meinen Muffin verspeist und einen Teil des Cappucinos getrunken hatte, fuhr ich dann wirklich los. Draußen war es immer noch kalt (-8° C) und ich hatte langsam keine Lust mehr auf Kälte. Aber die beiden Parkteile, die ich mir für heute ausgesucht hatte, sollten noch einmal so richtig kalt werden.

Gestern Abend hatte ich es noch geschafft, trotz ständig zusammenbrechenden Internet die Koordinaten der beiden Parks aus Google Maps herauszukitzeln und mein Navi damit zu programmieren. Zum Checken des Wetterberichts ließ sich das Internet aber nicht mehr überreden. Und es war das erste Mal, dass ich im Fernsehen keinen Wetterkanal fand. Also musste ich einfach auf gut Glück losfahren und hoffen, dass der graue Himmel nicht auch noch zu weinen anfängt.

Bis Flagstaff fuhr ich auf der Autobahn eine ziemlich langweilige Strecke, die ich aber nur etwa eine Stunde aushalten musste. Mit meiner Lieblingsmusik im Radio war es auch gut auszuhalten. Von Flagstaff aus ging es dann Richtung Norden und ich hatte schon so meine Befürchtungen, die sich auch erfüllen sollten. Es lag nämlich etwas Schnee am Straßenrand als ich mich Flagstaff näherte und der wurde mehr, als es weiter nach Norden und dann auch noch in höhere Lagen ging.

Mein erstes Ziel war das Sunset Crater Volcano National Monument, bei dem man sich die Folgen eines Vulkanausbruchs mal hautnah anschauen kann. Vor allem der Lavafluss ist dort eine Attraktion. Eigentlich wollte ich ja keinen Schnee mehr sehen, aber der kurze, etwa 2 km lange Wanderweg quer durch den Lavafluss war so interessant, dass ich mich dort doch länger aufhielt als geplant (vor allem der Wanderweg war gar nicht geplant).

   

Es war sehr interessant zu sehen, wie da inmitten von feinem, gleichmäßigen Gestein, das wie ganz kleine, feine schwarze Kiesel aussieht dann plötzlich wieder riesige, poröse Basaltbrocken liegen. Auch die Vegetation erholt sich nur sehr langsam und wächst jetzt halt auf dem Lavaboden. Und dabei war der Ausbruch schon vor gut 900 Jahren.

Nachdem ich genug Lava hautnah bestaunt hatte, fuhr ich die kleine Parkstraße weiter zum Wupatki Nationalmonument. Diese Parkstraße führt direkt durch den Lavafluss und es war schon interessant zu sehen, wie unter dem Schnee erst mal alles verschwand und so die Landschaft und Vegetation etwas an die Schwäbische Alb erinnerte. Bis dann plötzlich ein pechschwarzer Hang aus diesem ganz feinen Lavakies auftauchte und sich große Basaltbrocken aus dem Schnee erhoben. Da wurde man daran erinnert, dass man ja eigentlich durch die Folgen eines Vulkanausbruchs fährt.

Dann kam das Wupatki Nationalmonument in Sicht. Dabei handelt es sich um mehrere Ruinen von freistehenden Pueblos aus der Zeit kurz nach dem Vulkanausbruch bis etwa 1300 bewohnt wurden. Das erste Pueblo, Wukoki, war sehr klein. Es war auf einen Felsen gebaut und bestand aus 3 je 3-stöckigen Wohnungen und einem größeren Vorplatz. Interessant daran war, dass man sich frei durch die Ruine bewegen konnte, nur das Klettern auf Mauern und das Betreten des umliegenden Geländes war verboten, da dort noch nicht alles ausgegraben ist. Wenn man davor stand, sah man erst, wie klein die Räume und vor allem die Fenster und Türen waren. Die Türen waren nur so breit, dass ich gerade so mit den Schultern hindurchpasste. Von der Höhe gingen sie mir gerade bis zu Brust. Ich konnte mich aber noch durchquetschen. Ob mein Kopf irgendwie aus den Fensterlöchern passt, habe ich nicht ausprobiert.


Die Hauptruine des Nationalmonuments, Wupatki, ist einiges größer. Sie hat etwa 100 Räume, die aber nicht alle ausgegraben sind, und einen Ballspielplatz, wie er aus Mexiko bekannt ist. Auch dieses Pueblo stand frei in der Landschaft statt in einen Felsen gebaut zu sein wie die in Mesa Verde und anderswo.

   

Interessant ist, wie gut die Felsen in die Gebäude integriert wurden und quasi ganze Wände ersetzten. Man kann auch noch sehr deutlich die Löcher in den Wänden sehen, durch die die hölzernen Bohlen für den Fußboden des nächsten Stockwerks gingen.

   


Dann hatte ich langsam wirklich Hunger und beschloss, die anderen Ruinenreste in diesem Nationalmonument nicht mehr so genau zu untersuchen. Stattdessen fuhr ich nach Flagstaff zurück und gönnte mir in einem Sizzler ein Steak mit Salat- und Nachtischbuffet.

Anschließend wollte ich nur noch raus aus der Stadt. Flagstaff ist sehr langgezogen an der Eisenbahn entlang, so dass man fast keine Chance hat, dem Getröte der Züge zu entgehen. Ich erschrak ein paar mal wirklich furchtbar, da ich immer erst dachte, dass da ein Sattelschlepper fast direkt neben mir seine Hupe bearbeitet.

Also beschloss ich, heute schon nach Sedona zu fahren und dort zu übernachten. Die ausgewählte Straße durch den Oak Creek Canyon war sehr schön. Zuerst windet sie sich in Serpentinen etwa 200 m tiefer in den Canyon. Nach Mesa Verde kam mir das gar nicht mehr schwer vor. Da der Canyon sehr eng und auch noch dicht bewaldet ist, konnte man gar nicht weit sehen und meine Höhenangst hatte gar keine Chance auszubrechen. Davor hatte ich mich bei der Planung der Strecke etwas gefürchtet, da Serpentinen abwärts und meine Höhenangst nicht richtig zusammenpassen.

Als es dann unten im Canyon weiterging, kamen langsam die riesig hohen roten Felsen in Sicht, für die Sedona so berühmt ist. Aber Sedona war erst einmal ein Schock: Überall wimmelte es nur so von Touristen und die Hauptdurchgangsstraße ist eine einzige, kilometerlange Baustelle. Da habe ich erst gar nicht versucht, dort ein bezahlbares Zimmer zu bekommen, sondern bin gleich weitergefahren nach Camp Verde, wo ich mich in einem Comfort Inn für 3 Nächte einquartiert habe.

Schon auf der Strecke heute morgen nach Flagstaff reifte ein Plan in mir, die Route etwas umzuwerfen. Und bei der Fahrt durch Sedona nahm dieser Plan Gestalt an. So werde ich jetzt 3 Nächte in diesem komfortablen Hotel bleiben (ich brauch auch mal wieder zwei oder drei Tage an einer Station und nicht immer jeden Tag woanders) und von hier aus Tagesausflüge unternehmen.

Geplant ist jetzt ein Tag (morgen) Sedona, das nur etwa 50 km weg ist und dann je nach Zeit und Lust noch etwas in der näheren Umgebung. Für übermorgen ist dann der Besuch der Geisterstadt Jerome, einer oder auch zwei weiteren Puebloruinen und Fort Verde geplant. Ein weiterer Landschaftspark ist auch noch ganz in der Nähe, so dass ich für zwei Tage wirklich genug Ziele habe. Dafür muss eine Nacht in Tucson dran glauben, so dass die Fahrt nach Tucson und die Besichtigung der mir wichtigsten Dinge an einem Tag stattfinden müssen. Tucson ist auf der Autobahn aber auch nur gut 300 Kilometer entfernt, so dass ich schon am späten Vormittag dort sein kann (wenn ich, wie bisher eigentlich fast immer, schon vor 8 Uhr morgens loskomme). Die Erfahrungen mit Albuquerque, Santa Fe und jetzt Flagstaff – und auch schon etwas Sedona – haben mir gezeigt, dass ich viel lieber Natur und kleine Orte heimsuche als größere Städte. Und das Raketenmuseum in Tucson reizt mich überhaupt nicht mehr, vor allem, wenn ich dadurch Zeit bei Pueblos oder roten Felsen opfern soll.

Die ursprüngliche Planung hatte einen Tag für die Strecke von Camp Verde nach Tucson vorgesehen, wobei die Strecke eben durch die Berge geht. Ich habe jetzt aber wirklich genug von der Kälte und heute Abend das verhältnismäßig warme Camp Verde (und Sedona beim Durchfahren) sehr genossen. Es hatte hier um 17 Uhr immer noch +10° C. Den Naturpark, der für die Strecke nach Tucson eingeplant war, kann ich vielleicht morgen oder übermorgen noch einschieben (der liegt nämlich auch quasi um die Ecke) und das Pueblo wird einfach durch ein anderes ersetzt. Pueblos hat es hier in der Gegen eh mehr als ich ansehen kann. Außerdem hatte ich heute ja schon das Vergnügen, Wupatki bzw. Wukoki wirklich hautnah erleben zu dürfen.

Bis später
Gipsy

americanhero

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Toll, den Sunset Crater und Wupatki NM im Schnee zu sehen. Ich werde das beides ja im Juni sehen und deine Bilder machen auf jeden Fall schon mal Lust auf mehr. Wir wollen da auch die kleine Wanderung machen  :wink:


Greetz,

Yvonne

Gipsy

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Toll, den Sunset Crater und Wupatki NM im Schnee zu sehen. Ich werde das beides ja im Juni sehen und deine Bilder machen auf jeden Fall schon mal Lust auf mehr. Wir wollen da auch die kleine Wanderung machen  :wink:


Greetz,

Yvonne

Die meisten Bilder vom Sunset Crater sind vom Lava Flow Trail aus aufgenommen. Fasziniert hat mich dort, dass man auch nach 800 Jahren sehr gut die Zerstörung sehen kann, die so ein Vulkanausbruch anrichtet. In dieser Gegen braucht die Vegetation zur Erholung sehr viel länger als anderswo.

Beim Besuch des Wupatki NM empfehle ich, auch das Wukoki Pueblo zu besuchen. Das ist, wenn man vom Sunset Crater kommt, gleich am Anfang (ziemlich weit im Inneren, von der "Hauptstraße" aus nicht zu sehen), kommt man vom Wupatki Visitor Center ist es ganz am Ende des Parks. Da es so abgelegen ist, dürfen die wenigen Besucher nach Herzenslust durch die kleine Ruine streifen. Nur das Besteigen der Mauern und das Betreten des noch nicht ausgegrabenen Geländes drumherum ist verboten, ebenso wie das Mitnehmen von Steinen.

Viel Spaß beim Durchstreifen (1/2 Tag solltet Ihr mindestens dafür einplanen).
Bis später
Gipsy