Lava und Pueblos
Mittwoch, 02.01.2008Gefahrene Meilen: 229.5 (= 369 km)
Heute wollte ich also den gewonnenen Tag einschieben und einiges ansehen, auf das ich bei der Planung schweren Herzens verzichtet hatte. Aber zuerst musste ich mir ein Frühstück besorgen, da das kleine Motel nicht einmal Kaffee anbot. Jetzt war es ein Nachteil oder Vorteil, dass ich bereits am äußersten Ortsrand von Holbrook übernachtete, da dort von den Zügen nichts mehr zu hören war. Die pfeifen nämlich langanhaltend und durchdringend, sobald sie sich einem Bahnübergang nähern – und das kann sich vor allem nachts äußerst störend auswirken. So konnte ich nur am Wackeln des Untergrunds vorbeifahrende Züge orten.
Also ging es erst einmal auf die Autobahn und gleich die erste Abfahrt wieder runter, weil es dort Benzin und Essen gab. Außerdem fand ich auch noch einen Magneten und 2 Schlüsselanhänger. Irgendwie scheine ich diese Dinger gerade zu sammeln; sie gehen aber auch wirklich eng zusammen und sind nette kleine Mitbringsel.
Nachdem ich meinen Muffin verspeist und einen Teil des Cappucinos getrunken hatte, fuhr ich dann wirklich los. Draußen war es immer noch kalt (-8° C) und ich hatte langsam keine Lust mehr auf Kälte. Aber die beiden Parkteile, die ich mir für heute ausgesucht hatte, sollten noch einmal so richtig kalt werden.
Gestern Abend hatte ich es noch geschafft, trotz ständig zusammenbrechenden Internet die Koordinaten der beiden Parks aus Google Maps herauszukitzeln und mein Navi damit zu programmieren. Zum Checken des Wetterberichts ließ sich das Internet aber nicht mehr überreden. Und es war das erste Mal, dass ich im Fernsehen keinen Wetterkanal fand. Also musste ich einfach auf gut Glück losfahren und hoffen, dass der graue Himmel nicht auch noch zu weinen anfängt.
Bis Flagstaff fuhr ich auf der Autobahn eine ziemlich langweilige Strecke, die ich aber nur etwa eine Stunde aushalten musste. Mit meiner Lieblingsmusik im Radio war es auch gut auszuhalten. Von Flagstaff aus ging es dann Richtung Norden und ich hatte schon so meine Befürchtungen, die sich auch erfüllen sollten. Es lag nämlich etwas Schnee am Straßenrand als ich mich Flagstaff näherte und der wurde mehr, als es weiter nach Norden und dann auch noch in höhere Lagen ging.
Mein erstes Ziel war das Sunset Crater Volcano National Monument, bei dem man sich die Folgen eines Vulkanausbruchs mal hautnah anschauen kann. Vor allem der Lavafluss ist dort eine Attraktion. Eigentlich wollte ich ja keinen Schnee mehr sehen, aber der kurze, etwa 2 km lange Wanderweg quer durch den Lavafluss war so interessant, dass ich mich dort doch länger aufhielt als geplant (vor allem der Wanderweg war gar nicht geplant).
Es war sehr interessant zu sehen, wie da inmitten von feinem, gleichmäßigen Gestein, das wie ganz kleine, feine schwarze Kiesel aussieht dann plötzlich wieder riesige, poröse Basaltbrocken liegen. Auch die Vegetation erholt sich nur sehr langsam und wächst jetzt halt auf dem Lavaboden. Und dabei war der Ausbruch schon vor gut 900 Jahren.
Nachdem ich genug Lava hautnah bestaunt hatte, fuhr ich die kleine Parkstraße weiter zum Wupatki Nationalmonument. Diese Parkstraße führt direkt durch den Lavafluss und es war schon interessant zu sehen, wie unter dem Schnee erst mal alles verschwand und so die Landschaft und Vegetation etwas an die Schwäbische Alb erinnerte. Bis dann plötzlich ein pechschwarzer Hang aus diesem ganz feinen Lavakies auftauchte und sich große Basaltbrocken aus dem Schnee erhoben. Da wurde man daran erinnert, dass man ja eigentlich durch die Folgen eines Vulkanausbruchs fährt.
Dann kam das Wupatki Nationalmonument in Sicht. Dabei handelt es sich um mehrere Ruinen von freistehenden Pueblos aus der Zeit kurz nach dem Vulkanausbruch bis etwa 1300 bewohnt wurden. Das erste Pueblo, Wukoki, war sehr klein. Es war auf einen Felsen gebaut und bestand aus 3 je 3-stöckigen Wohnungen und einem größeren Vorplatz. Interessant daran war, dass man sich frei durch die Ruine bewegen konnte, nur das Klettern auf Mauern und das Betreten des umliegenden Geländes war verboten, da dort noch nicht alles ausgegraben ist. Wenn man davor stand, sah man erst, wie klein die Räume und vor allem die Fenster und Türen waren. Die Türen waren nur so breit, dass ich gerade so mit den Schultern hindurchpasste. Von der Höhe gingen sie mir gerade bis zu Brust. Ich konnte mich aber noch durchquetschen. Ob mein Kopf irgendwie aus den Fensterlöchern passt, habe ich nicht ausprobiert.
Die Hauptruine des Nationalmonuments, Wupatki, ist einiges größer. Sie hat etwa 100 Räume, die aber nicht alle ausgegraben sind, und einen Ballspielplatz, wie er aus Mexiko bekannt ist. Auch dieses Pueblo stand frei in der Landschaft statt in einen Felsen gebaut zu sein wie die in Mesa Verde und anderswo.
Interessant ist, wie gut die Felsen in die Gebäude integriert wurden und quasi ganze Wände ersetzten. Man kann auch noch sehr deutlich die Löcher in den Wänden sehen, durch die die hölzernen Bohlen für den Fußboden des nächsten Stockwerks gingen.
Dann hatte ich langsam wirklich Hunger und beschloss, die anderen Ruinenreste in diesem Nationalmonument nicht mehr so genau zu untersuchen. Stattdessen fuhr ich nach Flagstaff zurück und gönnte mir in einem Sizzler ein Steak mit Salat- und Nachtischbuffet.
Anschließend wollte ich nur noch raus aus der Stadt. Flagstaff ist sehr langgezogen an der Eisenbahn entlang, so dass man fast keine Chance hat, dem Getröte der Züge zu entgehen. Ich erschrak ein paar mal wirklich furchtbar, da ich immer erst dachte, dass da ein Sattelschlepper fast direkt neben mir seine Hupe bearbeitet.
Also beschloss ich, heute schon nach Sedona zu fahren und dort zu übernachten. Die ausgewählte Straße durch den Oak Creek Canyon war sehr schön. Zuerst windet sie sich in Serpentinen etwa 200 m tiefer in den Canyon. Nach Mesa Verde kam mir das gar nicht mehr schwer vor. Da der Canyon sehr eng und auch noch dicht bewaldet ist, konnte man gar nicht weit sehen und meine Höhenangst hatte gar keine Chance auszubrechen. Davor hatte ich mich bei der Planung der Strecke etwas gefürchtet, da Serpentinen abwärts und meine Höhenangst nicht richtig zusammenpassen.
Als es dann unten im Canyon weiterging, kamen langsam die riesig hohen roten Felsen in Sicht, für die Sedona so berühmt ist. Aber Sedona war erst einmal ein Schock: Überall wimmelte es nur so von Touristen und die Hauptdurchgangsstraße ist eine einzige, kilometerlange Baustelle. Da habe ich erst gar nicht versucht, dort ein bezahlbares Zimmer zu bekommen, sondern bin gleich weitergefahren nach Camp Verde, wo ich mich in einem Comfort Inn für 3 Nächte einquartiert habe.
Schon auf der Strecke heute morgen nach Flagstaff reifte ein Plan in mir, die Route etwas umzuwerfen. Und bei der Fahrt durch Sedona nahm dieser Plan Gestalt an. So werde ich jetzt 3 Nächte in diesem komfortablen Hotel bleiben (ich brauch auch mal wieder zwei oder drei Tage an einer Station und nicht immer jeden Tag woanders) und von hier aus Tagesausflüge unternehmen.
Geplant ist jetzt ein Tag (morgen) Sedona, das nur etwa 50 km weg ist und dann je nach Zeit und Lust noch etwas in der näheren Umgebung. Für übermorgen ist dann der Besuch der Geisterstadt Jerome, einer oder auch zwei weiteren Puebloruinen und Fort Verde geplant. Ein weiterer Landschaftspark ist auch noch ganz in der Nähe, so dass ich für zwei Tage wirklich genug Ziele habe. Dafür muss eine Nacht in Tucson dran glauben, so dass die Fahrt nach Tucson und die Besichtigung der mir wichtigsten Dinge an einem Tag stattfinden müssen. Tucson ist auf der Autobahn aber auch nur gut 300 Kilometer entfernt, so dass ich schon am späten Vormittag dort sein kann (wenn ich, wie bisher eigentlich fast immer, schon vor 8 Uhr morgens loskomme). Die Erfahrungen mit Albuquerque, Santa Fe und jetzt Flagstaff – und auch schon etwas Sedona – haben mir gezeigt, dass ich viel lieber Natur und kleine Orte heimsuche als größere Städte. Und das Raketenmuseum in Tucson reizt mich überhaupt nicht mehr, vor allem, wenn ich dadurch Zeit bei Pueblos oder roten Felsen opfern soll.
Die ursprüngliche Planung hatte einen Tag für die Strecke von Camp Verde nach Tucson vorgesehen, wobei die Strecke eben durch die Berge geht. Ich habe jetzt aber wirklich genug von der Kälte und heute Abend das verhältnismäßig warme Camp Verde (und Sedona beim Durchfahren) sehr genossen. Es hatte hier um 17 Uhr immer noch +10° C. Den Naturpark, der für die Strecke nach Tucson eingeplant war, kann ich vielleicht morgen oder übermorgen noch einschieben (der liegt nämlich auch quasi um die Ecke) und das Pueblo wird einfach durch ein anderes ersetzt. Pueblos hat es hier in der Gegen eh mehr als ich ansehen kann. Außerdem hatte ich heute ja schon das Vergnügen, Wupatki bzw. Wukoki wirklich hautnah erleben zu dürfen.