Bitte entschuldigt die vielen Fotos, ich glaube jedoch ihr werdet es verstehen. Einige haben ja schon auf unsere Erfahrungen mit der Silver Salmon Creek Lodge gewartet.
Tag 27 8. Juli / Bärentour Silver Salmon Creek LodgeIch fasse diesen Tag und den darauf folgenden Vormittag zu einem Bericht zusammen.
Auch wenn unser bisheriger Urlaub kaum zu übertreffen ist, wissen wir, der Ausflug in den Lake Clark National Park wird das Highlight des Urlaubs werden. Bereits im Vorfeld habe ich einen regen E-Mail-Verkehr mit dem Inhaber der Lodge, David Corray, gehabt, ob es möglich ist, mit dem Rollstuhl an so einer Tour teilzunehmen. Nach ein paar abklärenden Fragen entschieden wir uns einen Overnight Bearviewing Trip zu buchen.
Auf sehr kleinem Raum leben in der Nähe der Silver Salmon Creek Lodge zirka 80 Bären, die sich nicht um die Nahrung streiten müssen weil es reichlich davon gibt. Im Frühling Gräser im Überfluss, im Hochsommer Lachse in den zahlreichen Flüssen und im Herbst Beeren und Lachse.
Hier werden wir also den heutigen Tag verbringen und bis morgen am Vormittag bleiben.
Wir fahren zum Soldotna Airport, wo unser Trip beginnt und verschonten dabei sogar die Flugzeuglandebahn direkt neben der Cabin, die eine erhebliche Abkürzung wäre!
Unser Transport wird von Natron Air durchgeführt. Bei dichter Wolkendecke und leichtem Regen fliegen wir über das Cook Inlet etwa 40 Minuten zur Lodge. Schon kurz vor dem Landeanflug sehe ich auf meiner Seite (rechts) 3 Braunbären, wow!
Beim Landeanflug sehen wir bereits Fotografen, die weiter drinnen im Meer stehen und Bären fotografieren. Wir landen sehr sanft am Strand.
Schon kurze Zeit später kommt unsere Limousine, wie sie der Pilot nannte. Ein ATV (Quadbike) mit einem Anhänger mit zwei Sitzbänken.
Der erste Weg führt uns zur Lodge, wo wir unser Gepäck abladen können. Schon am Weg dorthin haben wir wieder ein paar Bären gesehen.
Wir bekommen ein Zimmer im Hauptgebäude im Erdgeschoß, wenn man das Wohnzimmer Richtung Stiegen verlässt, das erste Zimmer gerade aus. Wir können vom Zimmer aus direkt an den Strand sehen.
Unser Guide heißt Jenny (sie hat Biologie studiert), sie wird uns auch den ganzen Tag durch die Gegend führen.
Bereits vor dem Mittagessen gibt es einige besondere Highlights, stillende Bärenmütter mit Jungen und einen jungen Bären der von seiner Mutter verstossen wird und sich trotzdem selbst durchschlägt. Einmal wurde er erschrocken durch die Annäherung eines erwachsenen männlichen Bären und hat die Flucht ergriffen, direkt bei uns vorbei. Wir waren maximal 1-2 Meter von einander entfernt (siehe auch Video weiter unten).
Um 12:30 kehren wir zur Lodge zurück. Jetzt können wir uns ein bisschen aufwärmen und die Jacken trocknen. Ich nehme gleich vorweg, es hat den ganzen Tag durchgeregnet bei 13°C. Unserem Spaß tat das keinen Abbruch und den Bären war der Regen egal, es war windstill und das ist den Bären am angenehmsten.
Um 13:00 Uhr gibt es Mittagessen, Sheppards Pie. Als Nachspeise Windbeutel mit Schlagobersfüllung. Wir essen oben im Esszimmer, von wo aus man auf der einen Seite an den Strand sieht und beim Essen die Bären beobachten kann und auf der anderen in den Garten zwischen den Cabins sieht. Wie im Kino!
Nach der Hauptspeise entscheidet sich ein Bär, den Garten näher zu erkunden. Die Skulptur vom stehenden Bären gefällt ihm besonders und er wirft sich in die gleiche Pose wie die Statue, leider dauerte das nur einen Augenblick und wir haben nur ein Foto, wie er „normal“ davor steht und sie mustert.
Gleich nach dem Mittagessen ziehen wir uns wieder all unsere warmen Sachen an, die inzwischen am Holzofen zum Trocknen lagen und gehen mit Jenny auf Bärenbeobachtung.
Die Beobachtung läuft meist so ab, dass man Bären findet und sich dann zu Fuß nähert. Da ich das nicht kann, sind wir im Anhänger sitzen geblieben, hatten aber Glück, dass die Bären das wussten und deshalb zu uns kamen.
Einmal näherte sich meine Mutter mit Jenny zu Fuß bis auf vielleicht 10 Meter, sie beschrieb es als ein Gefühl, mit der Natur eins zu sein. Später sehen wir kleine Bären mit ihrer Mutter spielen.
Weitere Bären
Um 18:30 bemerkte Jenny, dass wir eigentlich schon wieder zurück in die Lodge fahren sollten um zu Abend zu essen. Wir waren schon wieder 5 Stunden draußen ohne jeglichem Zeitgefühl.
Das Abendessen bestand aus Huhn mit Gemüse, Kartoffeln und Brot. Als Nachspeise ein guter Pudding. Wir essen wieder oben im Esszimmer.
Nach dem Essen bleiben wir noch bei 22:30 sitzen und beobachten die Bären am Strand, einfach herrlich.
Auch Adler können wir beobachten, die sich den Nestern von Möwen nähern wollen, dann aber von den Möwen so stark attackiert werden, dass sie landen müssen um nicht aus der Luft zu fallen. Die Möwen knabbern an den Flügeln der Adler, das wirft sie aus der Flugbahn.
Alle Gäste einigen sich darauf, das morgige Frühstück um eine Stunde nach hinten zu verlegen (9 Uhr) um vorher an den Strand zu fahren um die Bären beim Muschelsuchen zu beobachten. Das ergibt sich nämlich sehr gut mit der stattfindenden Ebbe.
9. Juli VormittagSchon beim Aufstehen sehen wir von unserem Zimmerfenster aus einen Bären.
Um 7:00 in der Früh verlassen wir die Lodge und brechen zum Strand auf. Dieser Tag ist so gänzlich anders als der vorherige, die Sonne scheint und es sind nur ein paar Wolken am Himmel zu sehen.
Die Fotografen mit den Riesenobjektiven (400mm/2.8 aufwärts) sind alle mit hüfthohen Gummistiefeln raus ins Meer gewandert, da die Bären bei Ebbe zuerst ganz hinaus zum Meer gehen und dann Stück um Stück wieder zum Strand.
Ich kann ja nicht gehen, daher entschied sich Jennys Mann, der auch Guide bei David ist, dass es auch möglich sein müsste durch den Schluff (sehr schlammartiger Sand, fast Treibsand) zu fahren. Jenny soll allerdings vorsichtig sein und nur dort fahren wo ihr Mann sagt. Für Jenny ist diese Fahrt ein Novum, ihr Mann hat das schon öfter gemacht und weiß aus leidvoller Erfahrung, wie es ist, ein ATV bis zur Sitzbank im Schlamm versinken zu sehen.
Auf diese Art fahren wir also gute 200 Meter auf sehr weichem Sand und nähern uns den Bären. Sie sind zu diesem Zeitpunkt immer noch gute 100-200 Meter entfernt, wir haben allerdings das Meer auf unserer Seite und mit der Zeit kommen die Bären immer näher bis auf 10 Meter an uns heran. Man hört deutlich wie sie die Muscheln knacken und beim Fressen laute Schmatzgeräusche. Manche Bären lernen von ihren Müttern, die Muscheln im Sand zu riechen und finden sie so bis zu einer Tiefe von 40 cm. Allerdings beherrschen nicht alle Bären diese Technik.
Fotografen links, Bär rechts
Jetzt mussten wir uns schön langsam wieder auf den Weg zurück zur Lodge machen, für das Frühstück. Kurz vorher sehen wir noch einen sehr großen Bären grasen. Jenny sagte, sie habe ihn schon lange nicht mehr gesehen.
Die Lodge
Gefüllte Käseomeletts mit frisch gebackenen Weckerln und Hashbrowns stärken uns für den Rückflug. Gefrühstückt haben wir im Wohnzimmer zusammen mit den Guides. Generell ist im Haus eine sehr familiäre Atmosphäre, man fühlt sich sehr willkommen. Während unseres Aufenthaltes waren noch 6 weiter Gäste in der Lodge. Für bis zu 15 ist sie ausgelegt, es werden allerdings gerade noch 2 oder 3 Cabins errichtet.
Beim Rückflug haben wir wolkenlosen Himmel und sehen ganz entfernt sogar Mt. McKinley (Denali).
Video unseres TripsFazitWir haben lange überlegt ob wir diesen nicht ganz billigen Ausflug machen wollen, im Nachhinein betrachtet war es das Juwel des ganzen Urlaubs. Wir hatten das Glück, dass der Lachswanderung kurz bevor stand. Das bedeutete, dass die meisten Bären schon an den Strand gekommen sind in Erwartung der Lachse, aber noch Gras fressen mussten, und dadurch lange sichtbar blieben.
Während der Lachswanderung fressen sie angeblich die Fische und verstecken sich ein paar Minuten später wieder im Wald.
Ohne zu übertreiben und auch wenn es unglaubwürdig klingt können wir sagen, dass die ganze Zeit kaum eine Minute verging, in der wir keinen Bären gesehen haben!
Für mich war es einer der besten Tage meines Lebens!
Danke an das ganze Team der Silver Salmon Creek Lodge, allen voran David und unserer Führerin Jenny!
Achja, man kann sich im Freien gänzlich selbständig bewegen wenn man möchte.
Unterkunft: Silver Salmon Creek Lodge, Lake Clark National Park, AK
gefahrene Kilometer: ca. 20