So, nun kommt der letzte Teil. Es war mir gar nicht klar, was für eine Arbeit so ein Reisebericht macht.
21.10. Am nächsten Morgen ist es zwar kalt, aber die Sonne strahlt. Das richtige Wetter für eine Städtetour. Direkt vom Campground fährt ein Linienbus zur Metrostation und von da geht es mit der Metro in ca. 20 Minuten mitten ins Herz von Washington. Da wir fast direkt beim National Air and Space Museum ankommen, ist das das erste Ziel des Tages.
Meine Männer sind begeistert! Es folgen mehrere Stunden Luft- und Raumfahrt.
Unsere 5 jährige Tochter dagegen kommentiert das Museum nach einer viertel Stunde mit den Worten: „hier gibt es ja nur Jungens-Sachen“! Pflichtschuldig kläre ich sie auf, dass auch Frauen Piloten, Forscher, Astronauten werden können, aber das überzeugt sie nicht so recht. Zum Glück gibt es im Rahmen einer Wochenendaktion einen Mal- und Basteltisch, an dem wir uns dann die Zeit vertreiben. Nachdem wir unsere Männer dann doch irgendwann von Düsenjägern und Raketen loseisen können, schlenderen wir die Mall Richtung Washington Monument und Weißem Haus.
Dieses etwa 10cm große Tier begegnete uns mitten in der StadtLeider ist das Tageskontingent für das Washington Monument schon vergeben, so dass wir diesen Punkt von unserer Liste streichen mussten. Am Weißen Haus haben wir uns dann die Nase am Zaun platt gedrückt, aber außer einem Eichhörnchen und zwei Scharfschützen auf dem Dach war niemand zu sehen.
Es war schon später Nachmittag, aber trotzdem setze ich dann noch meinen Wunsch nach einem Besuch im National Science Museum durch. Dieses Museum hätte mehr als die eine Stunde verdient, die uns bis zur Schließung bleiben. Es gibt sehr interessante Exponate, riesige Dinosaurierskelette und viele ausgestopfte Tiere. Unsere Tochter war begeistert und nahm noch einmal alle Kräfte zusammen, während die vom Luftfahrtmuseum erschöpften Herren sich auf den Bänken lümmelten. Danach sind wir alle geschafft und machen uns mit Metro und Bus auf den Rückweg zum Campground. Wir runden den Tag mit abendlichen Marshmellow-Grillen ab
.
22.10. Wir trödeln morgens lange rum, die Kids lümmeln sich im Alkoven vorm Fernseher und mein Mann und ich surfen und telefonieren VoIP kostenlos mit Deutschland. Es lebe das Internet!!! Danach gehen wir alle eine Runde Minigolf spielen.
Da auf dieser Reise bisher das Shoppen recht kurz gekommen ist, beschließen wir, in der Arundel Mills Mall südlich von Baltimore ein bisschen Geld unter die Leute zu bringen. Die Mall ist neu und modern und es gibt alle gängigen großen Marken. Genau nach unserem Geschmack. Die Kinder vergnügen sich derweil mit ihrem neuen Hobby: verlorene Münzen unter Getränkeautomaten hervorzuangeln. Insgesamt haben sie in diesem Urlaub rund 8$ eingesammelt!
In der Mall gibt es das größte Sportgeschäft, das wir jemals gesehen haben. Es gibt alles in Hülle und Fülle. Du benötigst einen ein Meter langen Köder für die Haijagd? Kein Problem! Dazu das passende Motorboot? No problem, es stehen mindestens 20 zur Auswahl. Ein Quad? Auch mindestens 20 da. Ein Gewehr für den nächsten Amoklauf? Mindestens 50!
Eine Angel? Ein paar 100! Es war absolut überwältigend. Dieser Laden hat uns echt die Sprache verschlagen. Leider hat er anscheinend auch auf’s Gehirn geschlagen
. Wir lassen die Hälfte unserer Einkäufe bei Tommy Hilfiger stehen, was wir aber erst spät abends auf dem Campground bemerken.
23.10. An diesem Morgen kämpfen wir erst einmal mit den amerikanischen Telefonen. Es gelingt uns weder, Tommy Hilfiger im kaum 20km entfernten Baltimore noch den Campground in Lancaster, unser nächstes Ziel, anzurufen. Auch unter Mithilfe einiger umstehender Amerikaner gelingt es uns nicht, dem Münztelefon eine Verbindung zu entlocken. Entnervt greifen wir auf unser gutes deutsches Handy zurück und es klappt sofort! Zum Glück sind unsere Sachen noch im Geschäft und wir fahren wieder zur Mall, die auch noch in unserer geplanten Fahrtrichtung für diesen Tag liegt. Natürlich bleibt es nicht dabei, nur die Sachen bei Tommy Hilfiger abzuholen, sondern wir suchen auch noch diverse andere Geschäfte auf, danach geht es noch in den WalMart auf der anderen Straßenseite. Gegen 14.00 Uhr fahren wir endlich Richtung Lancaster. Der Verkehr um Baltimore ist extrem dicht, kurz vorm Stillstand. Die Kinder sind extrem knatschig und streiten sich die ganze Zeit. Entnervt beschließen wir schließlich, den DVD-Player rauszuholen und die Brut damit ruhigzustellen. Die Rechnung geht auf und der Rest der Fahrt bis Lancaster verläuft harmonisch und ruhig. Der Himmel ist bedeckt, bei Sonnenschein wäre sie Landschaft sicher sehr schön gewesen, besonders, da sich noch Reste des Indian Summers zeigen. In Lancaster finden wir den Campground sofort, ein schöner Platz an einem Fluß direkt neben dem Vergnügungspark Dutch Wonderland, das zum Leidwesen der Kinder leider unter der Woche geschlossen ist. Wir haben alle Hunger und die Frau im Campground Office empfiehlt uns für das Abendessen das Restaurant Good N Plenty. Da wir Fast Food satt haben, beschließen wir, einfach diesem Rat zu folgen.
Als wir hinkommen sieht der Laden wie der typische Touri-Nepp-Schuppen aus. Mit riesigem Parkplatz und separaten Eingang für Bustouren sowie Souvenierladen. Wir sind kurz davor umzudrehen, aber der Hunger war stärker – zum Glück. Wir haben eine für Amerika außergewöhnliche Ess-Erfahrung gemacht. Weniger wegen der kulinarischen Qualität, sondern wegen der Atmosphäre. Man zahlte am Eingang und wurde an den Tisch geführt. Lange Tische für 12 Personen, die Gäste wurden der Reihe nach daran platziert. An unserem Tisch saß bisher nur ein Ehepaar aus Colorado, das uns die ganze Mahlzeit über „unterhalten“ hat. Im Grunde war es ganz nett, sich mal ausführlich mit Amerikanern zu unterhalten („wir waren auch schon mal in London, Paris und Florenz und haben sechs Stunden auf dem Flughafen von München verbracht“), allerdings haben sie uns echt vom Essen abgehalten. Das Essen bestand aus einer Vorspeise aus Brot und mehreren Soßen / Brotaufstrichen und Apfelmus, das Hauptgericht aus Hähnchen, Kassler und Fisch, dazu Mais, Kartoffelbrei, gekochte Tomaten und Nudeln mit Huhn. Zum Nachtisch gab es zwei verschiedene Pies, Eis, Pudding und Wackelpudding. Alles war sehr schmackhaft und wurde am Tisch rauf- und runtergereicht. Das Problem war nur, dass alles sehr schnell hintereinander serviert wurde, wir hatten kaum die ersten Bissen der Vorspeise im Mund, da kam der Hauptgang, und der war kaum angeknabbert, da kam schon der Nachtisch. Da unsere Tischnachbarn eifrig Konversation pflegten kamen wir kaum dazu, die reichlich dargebotenen Köstlichkeiten zu probieren. Dazu waren unsere amerikanischen Freunde Kalorienzähler, die die ganze Zeit dazwischenwarfen, wie viel sie bereits gegessen haben, wie mastig das alles ist, dass sie ab morgen wieder auf Diät wären, etc. Da fühlte ich mich schon gehemmt, noch ein zweites Stück Pie zu nehmen. Aber im großen und ganzen war es eine tolle Sache und ist durchaus zu empfehlen.
Ohne Worte!24.10. Heute wollen wir nun endlich die Amish People beobachten. Wir haben eine Karte in der die typischen Amish-Routen eingezeichnet sind. Also sollte es nicht schwierig sein, ein paar Amish in ihren Buggys zu finden. Wir setzen also unser WoMo in Bewegung und fahren und fahren. Wo sind die Amish?
Endlich, ein BuggyÜberall sehen wir große Pickups, Traktoren und Leute in Jeans. Von den Amish weit und breit keine Spur. Nach einigem cruisen erspäht unser Sohn dann endlich einen bärtigen Mann, der mit Pferdewagen und Pflug sein Feld bestellt. Endlich!
Eine Amish Farm bei Strasburg. Durch das schlechte Wetter ist die wunderschöne Landschaft leider grau in grau.Wir sehen dann noch einige Amish People, aber im großen und ganzen ist die Gegend doch recht „normal“. Wir entscheiden uns dann doch für einen Besuch im Amish Village and Farm Museum. Die Führung ist extrem lieblos gemacht, aber sehr informativ. Da es heute sehr kalt ist und es immer wieder anfängt zu nieseln, ist unser nächstes Ziel das Railroad Museum in Strasbourg. Das Museum hat viele schöne alte Züge und Lokomotiven und ist einen Besuch wert. Außerdem gibt es eine nette Spielecke, wo man mit Lego Züge nachbauen kann, was unsere Kinder begeistert. Insgesamt ist unser Eindruck von dem Amish Country, dass da wohl eher ein Mythos zum Zwecke des Tourismus aufrecht erhalten wird. Abends checkte auf dem Campground eine Amish Familie in traditioneller Kleidung in einem Big Rig ein. Wie geht das zusammen?
Kürbisse und Halloween sind allgegenwärtig25.10. Unser vorletzter Tag. Wir fahren zurück nach New York. Die Autobahn in New Jersey, hinter der Landesgrenze von Pennsylvania ist extrem schlecht, unser WoMo fliegt fast auseinander.
Wir haben lange überlegt, wo wir die letzte Nacht vor der Rückgabe des Wohnmobils verbringen sollen. In der Nähe von Linden, NJ, wo sich die El Monte Station befindet, gibt es keine Campgrounds, der nächste landschaftlich attraktive ist ca 40 Meilen entfernt. Da wir es nicht riskieren wollen, morgens in der Rush Hour Richtung New York zu fahren, beschließen wir, nach Liberty Harbor zu gehen.
Mit dem RV nach New York, was für ein AbenteuerDies ist eine Marina mit kleinem RV Park gegenüber von Manhattan. Der Campground ist rund 10 Meilen von der El Monte Station entfernt. Allerdings hätten wir uns für den letzten Abend einen schöneren Standplatz gewünscht. Liberty Harbor ist quasi ein Parkplatz auf dem ein paar RVs rumstehen. Kein Baum, kein Strauch, nichts. Es gibt auch keine Sewer-Anschlüsse, man muß an die Dumpstation fahren. Kosten: 60$ für eine Nacht. Dafür hat man Sicht auf die Statue of Liberty und Manhattan. Das Office schließt um 16.30 Uhr und die Angestellten sind von ausgesuchter Unfreundlichkeit. In ca. 15 Minuten Laufentfernung (nicht 5 Minuten, wie auf der Website angegeben) befindet sich die PATH Station mit Anschluß nach Manhattan. Direkt am Campground gibt es auch einen Fähranleger mit Verbindung nach Manhattan. Da der Big Apple nun nochmals direkt vor unserer Nase lag, konnten wir nicht widerstehen und sind nach unserer Ankunft in Liberty Harbor gegen 15.00 Uhr noch einmal nach Manhattan rübergefahren. Als wir aus der U-Bahn an der 33rd St. raus kamen standen wir direkt unterhalb des Empire State Buildings. Was für ein Empfang!
Wir sind dann die 5th Avenue noch ein Stück nach Süden gelaufen. Zwischenzeitlich wurde es dunkel und immer kälter. Die Kinder waren von dieser Aktion wenig begeistert, aber wir mussten einfach noch ein bisschen “Stadtluft“ schnuppern.
Wir beschlossen dann, von der PATH Station in der 23nd St. zurückzufahren, sind aber versehentlich schon in der 24th St. Richtung 6th Ave. Abgebogen. Plötzlich fühlten wir uns 50 Jahre zurückversetzt. An den Straßenrändern parkten nur noch Autos aus der Elvis-Zeit, eine Karosse schöner als die andere. Es wurde mal wieder ein Film gedreht! Es war ein interessantes Gewusel am Set, Kostüme wurden anprobiert und in einer Ecke stand ein Büffet für die Schauspieler. Leider haben wir kein bekanntes Gesicht entdeckt. Gegen 19.00 Uhr waren wir dann wieder beim RV und da wir noch Grillfleisch hatten, “mussten“ wir noch einmal grillen. Das passte mir eigentlich überhaupt nicht in den Kram, denn wir mussten ja auch noch packen und den RV übergabefertig machen. Gegen 23.30 Uhr hatten wir alles erledigt. Die Packerei ist immer eine der übelsten Pflichten im Urlaub.
26.10.Abreisetag! Es gab noch ein schnelles Frühstück und gegen 09.30 Uhr haben wir endgültig Bye Bye New York gesagt. Die Fahrt zu El Monte verlief völlig problemlos, kurz nach 10.00 waren wir da. Die Rückgabe wurde genauso pingelig wie die Übergabe durchgeführt, aber zum Glück gab es keine Beanstandungen, außer die unsererseits. Zeitgleich mit uns hat noch eine deutsche Familie ihr RV zurückgeben. Die Familie hatte die Tanks nicht entleert und sollte nun 50$ Strafgebühr zahlen. Es gab eine ewig lange Diskussion. Sie beriefen sich darauf, dass es in der Nähe von El Monte keine Entsorgungsmöglichkeiten gäbe und es eine Unverschämtheit wäre, dass El Monte keine Entsorgung bei der Station anbieten würde. Irgendwann ging es dann doch endlich mit dem Shuttle zum Flughafen. Die Abfertigung bei Lufthansa begann erst um 13.00 Uhr, wir hatten also 1,5h Zeit, die wir für ein frühes Mittagessen nutzen wollten. Auf einmal fiel uns ein, dass Gepäckstück Nr. 9, der Halloween Hexenbesen unserer 5-jährigen Tochter nicht mehr da war. Wir hatten ihn im Shuttle liegen lassen und die Tränen rollten! Ein Anruf bei der Station brachte Abhilfe, der Fahrer ist netterweise für unseren 2,88$ Besen noch einmal zum Flughafen zurückgefahren und der Tag war gerettet. Da wir gerne noch einmal zur Jersey Gardens Mall fahren wollten, haben wir uns dann bald bei LH angestellt und waren auch die ersten die abgefertigt wurden. Zum ersten Mal seit ich fliege, wurde unser Handgepäck gewogen. Und zwar kam urplötzlich eine Frau von hinten und bat uns, das Handgepäck auch auf die Waage zu stellen. Damit hatten wir nicht gerechnet! Wir hatten ein bisschen mehr als die erlaubten 8kg dabei. Zum Glück hatte ich noch eine Flasche mit 1l Mineralwasser im Trolley. Mit der Begründung, diese rausnehmen zu wollen, da sie eh nicht durch die Security darf, habe ich den Trolley aufgemacht und schnell meinem Sohn neben der Wasserflasche auch noch ein paar andere Sachen in die Hand gedrückt, während die Dame sich dem Handgepäck meines Mannes gewidmet hat. Meinen Sohn habe ich schnell außer Sichtweite geschickt. So hatte der Koffer dann die gewünschten 8kg und wurde mit einem entsprechenden Aufkleber versehen. Glück gehabt, aber beim nächsten Mal müssen wir wohl doch ein bisschen sparsamer packen. Nach dem Einchecken sind wir dann mit dem Shuttlebus zur Mall gefahren und haben noch ein bisschen Windowshopping gemacht. Die Mall, angeblich die größte New Jerseys, ist schon älter und ein bisschen abgewirtschaftet und düster. Also nicht unbedingt eine Reise wert, aber immerhin interessanter als der Flughafen. Die Hinfahrt ist übrigens umsonst, die Rückfahrt kostet 2$ pro Person über 12 Jahre. Der Abflug verzögerte sich um eine halbe Stunde, die aber auf dem Flug wieder reingeholt wurde. Das Essen war auf dem Rückflug erstaunlich gut, normalerweise ist das Essen auf der Strecke USA – Deutschland ja noch schlechter als auf dem Hinflug, was allerdings bei dem Fraß, der uns auf dem Hinflug serviert wurde, schwer zu toppen gewesen wäre. Nach 6 Stunden, 30 Minuten sind wir in Frankfurt gelandet, drei Stunden später ging es weiter nach Hannover, wo es gut 10 Grad wärmer war als in New York.
Fazit: Die bereiste Gegend ist sicher eine Reise wert. Ich würde es allerdings nicht noch einmal in dieser Jahreszeit machen, zumindest nicht mit Kindern im Wohnmobil. Außerhalb der Metropolen sind überall die Bürgersteige hochgeklappt, kein Vergnügungspark ist geöffnet, auch viele attraktive Campgrounds sind bereits zu. Bei den Campgrounds, die geöffnet haben, sind viele Aktivitäten stark eingeschränkt. Die Swimmingpools sind zu, der Minigolfplatz nicht bespielbar, der Fischteich trockengelegt. Wir legen immer sehr viel Wert darauf, unsere Urlaube kindgerecht zu machen. Dies ist uns dieses Mal nicht wie sonst gelungen.