Mit einem Frühstück bei Dennys könnte jeder Tag gut anfangen. Im Motel 6 in Beatty gab es nur Kaffee und so hatte ich flugs die Lokalität gewechselt. Gut gesättigt machte ich mich auf den Weg nach Ryholite. Der Weg durch den Ort war nun asphaltiert, allerdings hatte ich das subjektive Gefühl, dass nach 25 Jahren die Anzahl der Exponate abgenommen hatte. Wie wird es wohl nach weiteren 25 Jahren hier aussehen? Die übriggebliebenen Ruinen waren allesamt eingezäunt. Auch die gespenstisch anmutetenden Kunstobjekte standen noch rum...
Ein Besuch des heruntergekommenen Friedhofs von Rhyolite liess mich über eigene Vergänglichkeit nachdenken. In der äussersten Ecke befand sich das jüngste Grab: Mary Elizabeth Madison, bekannt als Panniment Anne. 1910 - 1979. Was hätte sie mir wohl alles erzählen können.
Der Titus Canyon wartet. In zu befahren war kein Problem - aber die Anreise. Der Canyon selbst ist so schmal, dass man ihn zur Einbahnstraße erklärt hat - eine Einfahrt aus dem Death Valley ist verboten. Am Abzweig vom Hwy 374 informierte eine Schild, dass 4WD das Befahren der Strecke vereinfachen würde (frei übersetzt). Aber wie sagte schon Konfuzius: Wo ein Willys (Jeep) ist, ist auch ein Weg. Und immerhin sass ich in einem Jeep, wenn auch in einem Patriot ohne 4WD. Ich wollte sehen, wie weit ich komme und notfalls umkehren. Anfangs war der Gra el noch o.k. - Geschwindigkeiten von 20 bis 30 MpH waren möglich und ich konnte mich auch noch dem Blütenmeer rechts und links der Piste widmen. Je mehr ich mich jedoch dem Red Pass nährte, desto kniffliger wurde es. Der Fahrer eines mächtigen Dodge - das einzive Fahrzeug, das ich auf der Strecke sah - winkte mich vorbei und liess mich vor fahren. Im ersten Moment tat das meinem Ego gut, dann dachte ich mir, dass er seinen Nobelhobel vielleicht noch nicht abbezahlt hatte. Der Weg gewann nun rasch an Höhe. Endlose Serpentinen, Quer-, Längs- und auch Rundumrillen erforderten die volle Konzentration und ein Fahren im Schritttempobereich. Der Dodge war inzwischen schon lange aus meinem (Rückspiegel-)Blickfeld verschwunden. Immer weiter rappelte und wackelte der kleine Patriot nach oben. Dann war der Red Pass, der seinen Namen zu Recht trug, erreicht. Pause. Ich stieg aus und hörte - nix. Absolute Ruhe Absolute Einsamkeit. Schön. Mit dem Fernglass suchte ich die Umgebung ab und sah weit unten im Tal etwas, was eine verrostete Hütte sein könnten. Ein Zeichen menschlicher Zivilisation? Sollte das Leadfield sein?
Wie es ein Pass so an sich hat, ging es auf der anderen Seite wieder abwärts. Mit ähnlichen Rillen und Schlaglöchern wie gehabt. Nur, dass das Gewicht des Wagens nun noch zusätzlich nach unten drückte. Warum tut man sich das an? Neugier? Abenteuerlust? Egal - soll sich mein Therapeut doch Gedanken machen.
Es war tatsächlich Leadfield was ich gesehen hatte. 300 Mensche lebten hier - zu den besten Zeiten. Im August 1926 eroffnete ein Post Office - und war bereits im Februar 1927 schon wieder Geschichte. Kurzlebig. Vom Ortsleben zeugen heute noch eine handvoll Hütten oder besser gesagt Ruinen und zahlreiche Minenschächte.
Weiter gings bergab - mit der Straße. Das Tal, durch das sich der Weg windete, wurde zunehmend enger. Die Felswände hoher. Offensichlich hatte ich den eigentlichen Titus Canyon erreicht. Plötzlich verstand ich, warum der Canyon als Einbahnstraße deklariert war. Es war nicht nur eng, sondern auch kurvenreich. Man wusste nicht was einen hinter dem nächsten Knick erwartete - Wanderer. Wanderer? Ja, sie zeigten das Ende des Canyons an. Da sie vom Death Valley nicht einfahren durften, erkundeten sie den Canyon per Pedes. Bestimmt zwei Dutzend kamen mir entgegen. Ich nahm wieder das Gas weg, um sie nicht einzustauben. Dann öffnete sich der Canyon und erlaubte einen weiten Blick in das Death Valley. Ziel erreicht.
Ob sich die Strapaze gelohnt hat? Eindeutig JA. Jedoch hätte ich mich mit Allradantrieb, Sperrdifferential oder wenigstens Geländereifen sicherer gefühlt. Der Jeep hat übrigens kein einziges Mal aufgesetzt. Trotzdem - bitte nix dem Vermieter sagen. Psssst.....
Im Tal hielt ich mich nach Norden, aber die letzten drei Meilen Richtung Scottys Castle waren gesperrt. Ich hatte das vorher gelesen, aber so interpretiert, dass das Castel geschlossen sei, aber nicht die Straße dort hin. Mein Fehler. Aber ich bin ja spontan. Also Ubehebe Crater. Die Landschaft mit der schwarzen Asche (?) vulkanischen Ursprungs erinnerte mich an den Craters of the Moon NP und es war auch so heiß wie dort (im Hochsommer). Die obligatorischen Fotos gemacht und ab in Richtung Visitor Center. Die Straße zwischen Stovepipe Wells und Furnace Creek wird der Zeit neu asphaltiert, was zu einer Zwangspause führte. Im Visitor Center (Es hatte geöffnet!!!!) das Thermometer 104 Grad Farenheit an. Mein bisheriger Rekord für 2016. Dann noch Fotos von den Furnace Creek Hotels und der Umgebung gemacht, sowie von den Dünen in der tiefstehenden Sonne und schon fuhr ich eine meiner zahlreichen Lieblingsstädte, Lone Pine.