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Autor Thema: Zion, Bryce und wüste Wüsten  (Gelesen 18693 mal)

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Excalibur

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Re: Zion, Bryce und wüste Wüsten
« Antwort #15 am: 03.04.2016, 05:04 Uhr »
Ich hatte es gestern abend schon einmal probiert. Dann brach im Hotel das Internet zusammen und der Text war weg. Neues Hotel, neues Glück?

"My daughter say to me:'Angels landing - no problem'. Today I go to Angels Landing and I hate my daughter". Das erzählte ich jedem, der es auf dem Weg zum Gipfel hören wollte und auch denen, die es nicht hören wollten. Aber der Reihe nach.

Die Nacht in Washington war kurz. Bereits um 3:00 Uhr war ich wieder wach - Jetlag. Nach dem Frühstück wollte ich sowieso noch einmal zum Walmart um mir noch einen USB Charger zu holen. Da konnte ich mir gleich eine Packung Melatonin mitbringen. Aber nicht die mit Erdbeergeschmack - sind die zum lutschen? Hatte ich schon erwähnt, dass ich Walmart mag? Mich wundert, dass noch kein Reiseveranstalter Walmart-Touren anbietet - ich wäre ein guter Kunde.

Danach machte ich mich auf den Weg zum Zion NP. War ja nicht weit. Das Wetter war prächtig und die Landschaft wurde von Meile zu Meile ansprechender. Als dann der Asphalt eine rötliche Farbe annahm und auch die umgebenden Felsen in der Sonne regelrecht rosarot leuchteten, konnte der Zion Nationalpark nicht mehr weit sein.

Doch zuerst kam Springdale. Eine meiner zahlreichen Töchter - genau die, die mir Angels Landing schmackhaft gemacht hatte - hatte mir den Tip gegeben und bedingt bei Wildcat Willies einzukehren und dort zu essen. Der Laden war an der Hauptstraße schnell gefunden. Innen war es urig/rustikal, das Essen war gut (sogar der Kaffee hat gemundet) und der Service war freundlich. Und aus den Lautsprechern noch Garth Brooks ertönte, fühlte ich mich sauwohl.

Gut gesättig fuhr ich dann zum NP. Vor den beiden Kassenhäuschen hat sich schon zwei Schlangen von jeweils ca. 12 Fahrzeugen gebildet. Ach ja, heute ist ja Freitag. Aber war schnell dran und kaufte den aktuellen Annual Pass. In diesem Jahr ist darauf ein Eisbär mit einem putzigen Jungen abgebildet. Noch schnell ins Visitor Center noch einige Infos abgeholt und schon sass ich in einem der gasbetriebenen Busse, die die Besucher ins Innere des Parks brachten. Ich fuhr bis The Grotto, querte sowohl die Straße als auch die Brücke über den Virgin River und stand am Trailhead des Angels Landing Trails. Das Abenteuer konnte beginnen.

Am Anfang ging es ja noch eben bzw. leicht ansteigend voran. Aber der Trail wurde steiler und schweisstreibender. Aber ich war nicht der einzige, der schwitzte. Ich liess es langsam angehen und machte immer wieder Pausen. Bin ja nicht mehr der Jüngste. Aber ich war nicht der einzige, der Pausen machte. Die Sonne brannte erbarmungslos. Aber die vielen Menschen wollten alle nach Angels Landing und stürmten den Berg. Teilweise ohne nach rechts und links zu schauen. Die Haarnadeln von Walters Wiggels waren die letzte Strapatze, dann hatte ich den Scouts Lookout erreicht und war fix und fertig. Erst mal ne Pause. Hier oben war die Hölle los. Vor den beiden Toiletten hatten sich Schlangen gebildet. Angels Landing scheint 'in' zu sein.

Trotzdem habe ich die letzten 800 Meter über den schmalen Grat geschenkt. Nicht wegen meinef Höhenangst und auch nicht wegen meinem Bandscheibenproblemen oder wegen meiner Anwartschaft auf ein neues Hüftgelenk. Ich hatte einfach keine Lust. Auf dem Grat ging es zu, wie in einem Swingerclub am Wochenende - drunter und drüber. Mit innigem Körperkontakt und lautem Geschrei. Das wollte ich mir nicht antun und ging statt dessen den West Rim Trail in der entgegengesetzten Richtung. Hier war es ruhig, fast einsam. Aber mit einer anschaulichen Natur und beindruckenden Ausblicken. Herrlich.

Irgendwann musste ich zurück. Anfangs lief es (ähh, ich) ganz gut. Aber dann. Waren es beim Aufstieg noch die untrainierten Muskeln und der Kreislauf, die Probleme bereiteten, so waren es jetzt die Knochen und Gelenke. Und wieder waren viele Pausen angesagt und wieder war ich nicht der einzige, der Pausen brauchte.

Komisch, damals der Angels Trail in der Grand Canyon hatte doch noch gut geklappt. Aber damals war 2006 und damals war ich erst knackige 50 Jahre alt. Naja, das Alter.

Als ichndas Rauschen des Virgin Rivers wieder hören konnnte, überlegte ich kurz, ob ich mich den Rest der Strecke herab kugeln sollte. Die Muskeln und Gelenke sagten: "Ja, maches es." Aber mein Hirn intervenierte: "Und was ist, wenn Dir unten angekommen keiner hochhilft? Dann verrottest Du dort und wirst zum Mahnmal des Unbekannten Hikers." Das wollte ich nun auch nicht.

Irgendwann erreichte ich die Bank. Es gibt tatsächlich auf der ganzen Strecke nur eine Bank - unglaublich. Wenn ich wieder zu Hause bin werde ich Präsident Obama einen Brief schreiben. Eine Bank, das geht überhaupt nicht. Immerhin hat der Präsident den hochdotierten Friedennobelpreis bekommen. Die Kohle hätte er auch ins Bankgeschäft investieren können.

Beim überqueren der Virgen River brucke pfiff ich munter "Bridge of troubled water" vor mich hin ("The Boxer" hätte sicherlich nicht gepasst). Dann warf ich mich auf eine Bank der Bushaltestelle und wollte nie wieder aufstehen.

6 Busse kamen vorbei und fuhren ohne mich weiter. Das sprach sich sehr schnell herum. Und die Busfahrer bekamen schon Angst um ihre Jobs. Darum erbarmte ich mich und fuhr mit dem siebten Bus zurück ins Visitor Center. Nur schnell zum Auto und auf zum Bryce Canyon National Park.
Fortsetzung folgt....

et

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Re: Zion, Bryce und wüste Wüsten
« Antwort #16 am: 03.04.2016, 07:09 Uhr »
schwups da häng i mich auch noch an!

glg Toni
1983 - BC-MT-WA
1986 - PHX-SW-SFO
1988 - solo CAL/OR +SW
1989 - SW again
2000 - NYC
2004 - Xmas Florida
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2008 - NYC mit Familie
2011 - 4 Wo Western up & down
2014 - 3 Wo CO/UT/AZ around Rim to Rim

Culifrog

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Re: Zion, Bryce und wüste Wüsten
« Antwort #17 am: 03.04.2016, 08:52 Uhr »
Gute Entscheidung von mir, mitzufahren! Sonst hätte ich echt etwas verpasst. Dein witziger Schreibstil gefällt mir. Ich hoffe, es geht so weiter und freue mich schon auf die nächsten Tage.

Liebe Grüsse
Gaby

gecko1a

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Re: Zion, Bryce und wüste Wüsten
« Antwort #18 am: 03.04.2016, 09:12 Uhr »
Auch eine gute Entscheidung die letzten 800m nicht zu gehen, wenn so viel los ist.
Die letzten 800m sind wirklich lebensgefährlich, was wir letztes Jahr erfahren mussten und es wundert mich im nachhinein wirklich, dass es nicht jedes Jahr Tote zu beklagen gibt.

Gruß Frank

Excalibur

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Re: Zion, Bryce und wüste Wüsten
« Antwort #19 am: 03.04.2016, 16:41 Uhr »
Den Zion NP verliess ich über den Zion Mt Carmel Highway. Hatte die Strecke gar nicht mehr so schön in Erinnerung. Vielleicht lags am Wetter, das heute nicht besser hätte sein können. Felsen in allen Formen und Farben. Great. Eigentlich hätte ich alle paar Meter anhalten und fotografieren müssen, aber ich brauchte ne Dusche und wollte ins Hotel. Als sog ich alle Eindrücke der einmaligen Natur mit meinen Sinnen auf.

Apropos Sinnen. War die Checkerboard Mesa nicht früher auf der anderen Seite der Straße? Egal - aber es ist schon ein Wahnsinn, was die Amies alles für den Tourismus tun.

Hinter der Nationalparkgrenze wurde es "grüner". Farmen rechts und links der Straße. Große und Kleine. Liebevoll gepflegte und herunter gekommene. Gleich auf der ersten wurden Bisons gezüchtet. Die mächtigen massigen Viecher, die auch im Yellowstone herumstehen. Auch eine kleine Attraktion für Touristen. 5 bis 6 PKW standen am Zaun und die Reisenden gegutachteten die grasenden Fleischbrocken und dachten an saftige Steaks.

Ich erreichte Mt Carmel Junction. Eine Tankstelle, eine Werkstatt (oder ein Schrottplatz???), ein uraltes Motel und ein gepflegtes Best Western - natürlich ein Golfplatz. Hier, in the middle of nowhere!?!?!? Aber es war ja eine Junction. Ich bog nach links ab und fuhr nun den Hwy 89 in Richtung Norden. Wieder Farmen rechts und links. Teilweise gepflegt, mit weiß gestrichenen Zäunen und teilweise -ähhh- weniger gepflegt und kurz vor dem zusammenbrechen. Dann ein Schild: German Bakery. Das wäre es doch jetzt - einen frischen Berliner oder, noch besser und passe der, einen leckeren Amerikaner. Aber leider hatter der Laden für heute schon zu. Dann vielleicht ein ander Mal...

Kurz vor Panguitch musste ich nach rechts auf den Hwy 12 abbiegen und erreichte nach wenigen Meilen das Gebiet des Red Rock Canyon. Die Sonne stand schon tief und der Sandstein strahlte nur für mich. Ein beeindruckender Anblick, auch mit den übriggeblibenen Schneefeldern an den schattigen Stellen. Die Zeit verging. Erst um 20.00 Uhr erreichte ich die Bryce View Lodge, meine Unterkunft. Die Sonne war schon hinter dem Horizont verschwunden, also ersparte ich mir den abendlichen Besuch des Bryce Canyon NP. Morgen ist auch noch ein Tag.

Excalibur

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Re: Zion, Bryce und wüste Wüsten
« Antwort #20 am: 03.04.2016, 17:14 Uhr »
Ich muss aufpassen, dass ich nicht durcheinander komme. Heute ist Sonntagmorgen, ich schreibe aber über Samstagmorgen.

Den Wecker hatte ich auf 6:30 gestellt, um 7:14 Uhr sollte die Sonne aufgehen. Also war Katzenwäsche angesagt, rein in die Hose und los gings. Die Nacht war kalt - es hatte gefroren. Auf meinem Jeep war eine Schicht Rauhreif, aber die Scheiben waren frei. Die Kassenhäuschen am NP Eingang war noch nicht besetzt und ich war flugs wie geplant am Sunset Point. Grandios. Wolkenloser Himmel. Ein funktionierender Pol-Filter. Ich war mit meiner Fotoausbeute zufrieden (Ich poste sie, wenn ich wieder zu Hause bin). Wenn es nur nicht so kalt gewesen wäre.

Dann zurück ins Hotel, heiß geduscht und heiß gefrühstückt. Derart gestärkt ging es wieder in den NP. Da mir der gestrige Hike noch in den Knochen steckte verzichtete ich auf den Plan, den den Navajo hinab und über Queens Garden wieder hinauf zu laufen und begnügte mich damit, die Aussichtspunkte an der Rim abzufahren. Ich war schon drei Mal im Bryce Canyon, aber immer "nur" im Hochsommer. Jetzt aber begeisterte mich der Kontast vom roten Sandstein und weißem Schnee. Great!!!

Gegen Mittag sagte ich 'Bye bye, Bryce' und machte mich auf in Richtung Torrey. Auf dem Hyw. 12 wurden wieder viele Erinnerungen wach. Das neue Visitor Center in Escalante kannte ich noch nicht, doch es war am WE geschlossen. Genausowenig wie die Ausstellung zu den Pionieren der Hole in the Rock Road am Ortsausgang von Escalante. Aber mein knapper Zeitplan zog mich weiter. Vorbei an den Abzweigen zur Hole in the Rock Road und zum Burr Trail.

In den Boulder Mountains traff ich auf eine Herde von etwa ei em Dutzend Rehen. Sie grasten friedlich unmittelbar am Straßenrand und machten auch keine Anzeichen zur Flucht, als ich anhielt um zu fotografieren. Nice. Am Ende des Hwy. 12 fehlte eine Tankstelle. An der Stelle steht nun das Visitor Center des Wayne County mit sehr freundlichen Mitarbeitern. Aber gegenüber ist noch die Tanke mit angeschlossenem Subway und direkt daneben meine Unterkunft für die heutige Nacht. Angekommen.

Yaphi

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Re: Zion, Bryce und wüste Wüsten
« Antwort #21 am: 03.04.2016, 21:23 Uhr »
Freue mich schon auf die Bilder, weiterhin ein toller Bericht, macht Spaß mit zu reisen :)

Excalibur

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Re: Zion, Bryce und wüste Wüsten
« Antwort #22 am: 05.04.2016, 04:24 Uhr »
Hallo
Gestern hatte ich leider keine I-net Verbindung, daher gehts es jetzt erst mal mit dem Sonntag weiter.

Frühstück, tanken und bye bey Torrey. Auf dem gleichen Weg, also wieder auf dem schönen Hwy 12, zurück. In den Wälder des Dixie National Forest standen erneut zahlreiche Rehe am Straßenrand und beobachteten den crazy German, der es am frühen Sonntagmorgen wagte, sie zu stören. Meine Vermutung, dass sie auf das Streusalz scharf waren, das in den letzten Monaten hier aufgebracht wurde, bestätigte sich wenige Stunden später. Im Wintersportgebiet der Cedar Breaks sah ich zwei Rehe mitten auf der Straße gierig den Asphalt sauber lecken. Dda waren die Tiere im Dixie NF besser erzogen. Bis auf die suizidgefährdeten Squirrels, die unbedingt noch knapp vor mir die Straße kreuzen wollten. Dank meine Aufmerksamkeit haben sie es überlebt.

In Boulder bog ich auf den Burr Trail ab. Ein Eingeborener hatte mich auf den Singing Canyon aufmerksam gemacht. Den wollte ich mir anschauen. Die Wegbeschreibung war einfach: 11 Meilen ab Boulder fahren. In der Parkbucht den Wagen abstellen. Den Wash queren und hinter den Büschen den Canyon geniessen. Die Parkbucht war schnell gefunden - mitten im Long Canyon, der alleine schon den Besuch wert war. Dann sah ich, warum der kleinen Slot Canyon mir bisher nicht aufgefallen war. Vor dem Eingang, mitten im Wash, steht ein mächtiger Baum, dahinter mehrere Sträucher. Im Sommer verdeckten diese wohl den Blick. Jetzt aber, noch ohne Blätter, war der direkt dahinterliegende Singing Canyon leicht auszumachen. "Bewaffnet" mit Kamera, Stativ und Leatherman (Ich hatte mich vor wenigen Tagen mit dem Film '127 Hours' auf die Reise vorbereitet und sicher ist sicher...) eroberte ich den nur maximal 50 Meter langen Canyon. Trotzdem hat er mir gut gefallen. Gut zu erreichen, sehr hoch und angenehm kühl. Mehrer Fotos später war ich schon wieder auf dem Rückweg zum Hyw. 12.

Die Calf Creek Recreation Area war total überfüllt. Kein Parkplatz war frei - Sonntagsausflügler. Dann endlich mal wieder Gravelroad fahren. Devils Garden kannte ich zwar schon, aber der erste und bisher einzige Besuch lag fast zwanzig Jahre zurück und danach sind wir immer dran vorbei gefahren. Das war ein Fehler. Heute hatte ich den Garten fast ganz für mich allein. Nur gleich am Parkplatz grillte eine amerikanische Großfamilie - lautstark. Die Hole in the Rock Road ist bis Devils Garden meist für Fahrzeuge aller Art zu befahren. O.K. - teilweise Waschbrettpiste, aber es ist wie mit meinem Waschbrettbauch - man mag ihn oder auch nicht (Ähhh, schrieb ich Waschbrett? Meinte natürlich Waschbär!).

In Escalante schaute ich mir mal die Nebenstraßen an. Man findet dort viele schöne, weit über 100 Jahre alte Häuser (Die Waltons lassen grüßen...). Im Visitor Center, das auch heute noch geschlossen war, gibt es dazu ein informatives Faltblatt (Historic District Guide).

Mein nächster Anlaufpunkt war der Kodachrome Basin State Park. Schön wie immer. Das Visitor Center in Canonville hatte - natürlich - geschlossen. Die erneute Fahrt durch den Red Canyon beendete meine Trip auf dem Hyw. 12

In den Cedar Breaks war noch eine geschlossene Schneedecke und mein Jeep hatte nur eine angeriebene Achse und kaum profilierte Straßenreifen. Aber der Hwy 14 war durchgehend frei (bis auf die beiden Rehe s.o.). und so erreichte ich problemlos mein Tagesziel Cedar City. Zum Abschluss des Tages genehmigte ich mir noch ein Chilli bei Wendy's. Lecker!

Saguaro

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Re: Zion, Bryce und wüste Wüsten
« Antwort #23 am: 05.04.2016, 13:26 Uhr »
Schade, dass es zu deiner humorvoller Berichterstattung keine Bilder gibt.

Bist du schon wieder auf dem Rückweg nach Las Vegas?

LG

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


Excalibur

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Re: Zion, Bryce und wüste Wüsten
« Antwort #24 am: 05.04.2016, 15:46 Uhr »
Guten Morgen!
Leider schaffe ich es nicht die Bilder hoch zu laden. Aber wenn ich wieder zu Hause bin.... Versprochen!!!

Heute geht es in Death Valley. Aber es fehlt ja noch der Montag, der ein Reisetag werden sollte. Über 600 km standen auf dem Plan. Und trotzdem sollte ich heute eines der Highlights meiner Reise "finden". Aber der Reihe nach...

Das Frühstück im Super8 von Cedar City war überraschend umfangreich: zwei Cerealien, Jogurth, Bananen und Äpfel, Fruchtsäfte, Waffeln zum selber backen und wie üblich Toast und Kaffee. Für den Preis kann man sich nicht beschweren.

Kurze Zeit später fuhr ich auf dem Hwy 56 Richtung Westen. Es war wenig Verkehr, ich hatte die Straße fast für mich allein und mit der passenden Musik kam ich gut voran. Nach etwa einer Stunde erreichte ich die Staatsgrenze Utah/Nevada. Zeitumstellung? Mir egal - ich hab Urlaub.

Etwas außerhalb von Panaca fand ich schnell mein erstes Ziel für heute - den Cathedral Gorge State Parke, der schon einige Male auf meiner to-do-Liste stand, aber immer der knappen Zeit zum Opfer gefallen war. Im Visitor Center wollte ich meinen Obulus abliefern und mich informieren. Pustekuchen! Natürlich war auch dieses VC geschlossen. Diesmal aber wegen Renovierung. So langsam überkommt mich das Gefühl, die Mitarbeiter der Visitor Center verrammeln die Türen, wenn sich mich am Horizont sehen...

Der State Park hat mich begeistert. Ein Wahnsinn, welche Strukturen die Natur hier geschaffen hat. Und alles aus Lehm. Leider stand die Sonne schon hoch am Himmel. Tiefstehendes, warmes Licht wäre ideal zum fotografieren gewesen. Also fasste ich kurzerhand den Entschluss, wieder zu kommen. Im nächsten Jahr, um dann auf dem Campground des State Parks zu übernachten. Es gibt 22 Stellplätze, alle mit Stromanschluß. Toiletten, Duschen und eine Dumpstation. Bis dahin musste ich aber mit den jetzigen Gegebenheiten auskommen. Also die Kamera aufs Stativ und rein in die 'Caves'. Kleine, kurze und kühle Slotcanyons galt es zu erobern. Und alles aus Lehm. Zig Kubikmeter Lehm. Hoffentlich hält das. Heute und auch noch bis nächstes Jahr.

Nach 1 1/2 Stunden musste ich mich losreissen, fuhr aber noch zum nördlich gelegenen Miller Point Overlook. Hier schaut man von oben in den einzigartigen Gorge hinein, kann aber auch heruntersteigen. Darauf musste ich leider wegen der fortgeschrittenen Zeit verzichten - ich hatte ja noch einige Kilometer vor mir. Den Park hatte ich übrigens ganz für mich allein. Erst als ich losfuhr, kam mir ein Wagen entgegen....

Jetzt hieß es 'Meilen machen'. 70 in der Stunde waren erlaubt. Mit Tempomat und den Dixie Chicks im Ohr ging durch einsame Landschaften. Ein kurzer Halt in Caliente und den sehenswerten Bahnhof fotografiert. In Ash Springs, 2 bis 3 Meilen abseits der eigentlichen Strecke, noch einmal vollgetankt. Dann der Extraterresterial Highway 375. Immer wieder Hinweisschilder auf tieffliegende Aircrafts und 'Open Range'. Das war's. Hunderte mehr oder weniger muntere Rinder rechts und links der Straße und ein verendetes direkt im Straßengraben (Vielleicht war es ja den Alliens zum Opfer gefallen?). Von der Area 51 keine Spur, keine Verbotsschilder, kein nix. Vielleicht war aber auch meine Erwartungshaltung zu groß gewesen. Rachel selbst - Endschuldigung - ein einziger Schrotthaufen. Allerdings überraschte mich dort ein lauter Überschallknall - die Ursache konnte man jedoch nicht sehen. Vielleicht ein Tarnkappenbomber der neuesten Generation?

Weiter ging die eintönige Fahrt. Die Rinder glotzten mich blöde an, ich glotzte blöde zurück. Die Fahrt war ermüdend. Warm Springs war mit einem Zaun verrammelt - Keep out! Am nächsten Rastplatz legte ich eine Pause ein und hab 20 Minuten geschlafen. Weiter. Go West. Dann ein Schild: Tonopah Speedway. Das interessierte mich. Alles war offen, niemand zu Hause. Ein kleines Oval, ein Dirth Track. Auf dem Gelände einer aufgegebenen Air Base. Auch den ehemaligen Militärflugplatz schaute ich mir an - soweit es möglich war. Riesige hölzerne Hangars waren dem Verfall preusgegeben und leider eingezäunt. Ich glaube gelesen zu haben, dass hier mal ein bekannter Film gedreht wurde, komme aber leider nicht auf den Titel. Es war auch niemand da, den ich fragen konnte.

Tonopah selbst hatte wohl schon bessere Zeiten erlebt, aber nach dem Abzug des Militärs ging es mit der Stadt bergab. Noch schlimmer sah es in Goldfield aus. Der Begriff 'Dritte Welt' ging mir durch den Kopf. Schrott und Abfall an jeder Ecke und trotzdem wohnen hier Menschen. Trump Wähler, die auf eine bessere Zukunft hoffe ???

 Von meinem Tagesziel Beatty trennten mich jetzt nur noch wenige Meilen - und eine große Baustelle. 15 Minuten Wartezeit. Aber dadurch lasse ich mir doch nicht den Tag versauen. Ich hab doch Urlaub.....

NähkreisSteffi

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Re: Zion, Bryce und wüste Wüsten
« Antwort #25 am: 05.04.2016, 17:34 Uhr »
Interessante Reise, da bin ich auch mal auf die Bilder gespannt.


Drummond

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Re: Zion, Bryce und wüste Wüsten
« Antwort #26 am: 05.04.2016, 18:10 Uhr »
Ich habe die Strecke genau so empfunden. Bin noch in Rachel die gesamte Umgebung abgeklappert. Nichts interessantes. Nur die Kneipe.

Was mich wundert.
Du schriebst, einen alten Jeep erwischt. Da dachte ich es ist ein Glücksfall mit 4x4 + HC.
Scheint aber nicht so zu sein.
Gute Fahrt.

Yaphi

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Re: Zion, Bryce und wüste Wüsten
« Antwort #27 am: 05.04.2016, 21:40 Uhr »
Cathedral Gorge State Park ist notiert ;)

Excalibur

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Re: Zion, Bryce und wüste Wüsten
« Antwort #28 am: 06.04.2016, 15:43 Uhr »
Mit einem Frühstück bei Dennys könnte jeder Tag gut anfangen. Im Motel 6 in Beatty gab es nur Kaffee und so hatte ich flugs die Lokalität gewechselt. Gut gesättigt machte ich mich auf den Weg nach Ryholite. Der Weg durch den Ort war nun asphaltiert, allerdings hatte ich das subjektive Gefühl, dass nach 25 Jahren die Anzahl der Exponate abgenommen hatte. Wie wird es wohl nach weiteren 25 Jahren hier aussehen? Die übriggebliebenen Ruinen waren allesamt  eingezäunt. Auch die gespenstisch anmutetenden Kunstobjekte standen noch rum...

Ein Besuch des heruntergekommenen Friedhofs von Rhyolite liess mich über eigene Vergänglichkeit nachdenken. In der äussersten Ecke befand sich das jüngste Grab: Mary Elizabeth Madison, bekannt als Panniment Anne. 1910 - 1979. Was hätte sie mir wohl alles erzählen können.

Der Titus Canyon wartet. In zu befahren war kein Problem - aber die Anreise. Der Canyon selbst ist so schmal, dass man ihn zur Einbahnstraße erklärt  hat - eine Einfahrt aus dem Death   Valley ist verboten. Am Abzweig vom Hwy 374 informierte eine Schild, dass 4WD das Befahren der Strecke vereinfachen würde (frei übersetzt). Aber wie sagte schon Konfuzius: Wo ein Willys (Jeep) ist, ist auch ein Weg. Und immerhin sass ich in einem Jeep, wenn auch in einem Patriot ohne 4WD. Ich wollte sehen, wie weit ich komme und notfalls umkehren. Anfangs war der Gra el noch o.k. - Geschwindigkeiten von 20 bis 30 MpH waren möglich und ich konnte mich auch noch dem Blütenmeer rechts und links der Piste widmen. Je mehr ich mich jedoch dem Red Pass nährte, desto kniffliger wurde es. Der Fahrer eines mächtigen Dodge - das einzive Fahrzeug, das ich auf der Strecke sah - winkte mich  vorbei und liess mich vor fahren. Im ersten Moment tat das meinem Ego gut, dann dachte ich mir, dass er seinen Nobelhobel vielleicht noch nicht abbezahlt hatte. Der Weg gewann nun rasch an Höhe. Endlose Serpentinen, Quer-, Längs-  und auch Rundumrillen erforderten die volle Konzentration und ein Fahren im Schritttempobereich. Der Dodge war inzwischen schon lange aus meinem (Rückspiegel-)Blickfeld verschwunden. Immer weiter rappelte und wackelte der kleine Patriot nach oben. Dann war der Red Pass, der seinen Namen zu Recht trug, erreicht. Pause.  Ich stieg aus und hörte - nix. Absolute Ruhe Absolute Einsamkeit. Schön. Mit dem Fernglass suchte ich die Umgebung ab und sah weit unten im Tal etwas, was eine verrostete Hütte sein könnten. Ein Zeichen menschlicher Zivilisation? Sollte das Leadfield sein?

Wie es ein Pass so an sich hat, ging es auf der anderen Seite wieder abwärts. Mit ähnlichen Rillen und Schlaglöchern wie gehabt. Nur, dass das Gewicht des Wagens nun noch zusätzlich nach unten drückte. Warum tut man sich das an? Neugier? Abenteuerlust? Egal - soll sich mein Therapeut doch Gedanken machen.

Es war tatsächlich Leadfield was ich gesehen hatte. 300 Mensche  lebten hier - zu den besten Zeiten. Im August 1926 eroffnete ein Post Office -  und war bereits im Februar 1927 schon wieder Geschichte. Kurzlebig. Vom Ortsleben zeugen heute noch eine handvoll Hütten oder besser gesagt Ruinen und zahlreiche Minenschächte.

Weiter gings bergab - mit der Straße. Das Tal, durch das sich der Weg windete, wurde zunehmend enger. Die Felswände hoher. Offensichlich hatte ich den eigentlichen Titus Canyon erreicht. Plötzlich verstand ich, warum der Canyon als Einbahnstraße deklariert war. Es war nicht nur eng, sondern auch kurvenreich. Man wusste nicht was einen hinter dem nächsten Knick erwartete - Wanderer. Wanderer? Ja, sie zeigten das Ende des Canyons an. Da sie vom Death Valley nicht einfahren durften, erkundeten sie den Canyon per Pedes. Bestimmt zwei Dutzend kamen mir entgegen. Ich nahm wieder das Gas weg,  um sie nicht einzustauben. Dann öffnete sich der Canyon und erlaubte einen weiten Blick in das Death Valley. Ziel erreicht.

Ob sich die Strapaze gelohnt hat? Eindeutig JA. Jedoch hätte ich mich mit Allradantrieb, Sperrdifferential oder wenigstens Geländereifen sicherer gefühlt. Der Jeep hat übrigens kein einziges Mal aufgesetzt. Trotzdem - bitte nix dem Vermieter sagen. Psssst.....

Im Tal hielt ich mich nach Norden, aber die letzten drei Meilen Richtung Scottys Castle waren gesperrt. Ich hatte das vorher gelesen, aber so interpretiert, dass das Castel geschlossen sei, aber nicht die Straße dort hin. Mein Fehler. Aber ich bin ja spontan. Also Ubehebe Crater. Die Landschaft mit der schwarzen Asche (?) vulkanischen Ursprungs erinnerte mich an den Craters of the Moon NP und es war auch so heiß wie dort (im Hochsommer). Die obligatorischen Fotos gemacht und ab in Richtung Visitor Center. Die Straße zwischen Stovepipe Wells und Furnace Creek wird der Zeit neu asphaltiert, was zu einer Zwangspause führte. Im Visitor Center (Es hatte geöffnet!!!!) das Thermometer 104 Grad Farenheit an. Mein bisheriger Rekord für 2016. Dann noch Fotos von den Furnace Creek Hotels und der Umgebung gemacht, sowie von den Dünen in der tiefstehenden Sonne und schon fuhr ich eine meiner zahlreichen Lieblingsstädte, Lone Pine.

Culifrog

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Re: Zion, Bryce und wüste Wüsten
« Antwort #29 am: 06.04.2016, 17:52 Uhr »
Vom Ubehebe Crater aus hättet Ihr noch zum Racetrack Playa fahren können. Es rumpelt zwar gewaltig, aber es ist einer der faszinierendsten Orte der Welt :-) Aber auch so ist das Death Valley wunderschön. Bin schon gespannt auf die weiteren Sehenswürdigkeiten auf Eurer Reise.

Liebe Grüsse
Gaby