Ein seit Tagen mir unbekanntes Geräusch weckte mich an diesem Morgen - Regentropfen, die an mein Fenster klopfen. Egal, ich hatte für heute ein volles Programm geplant und letzten Endes war es nur Wasser. Also noch gut gefrühstückt und um kurz vor sieben Uhr stand ich vor der North Entrance Station des Joshua Tree NP. Keiner da? Noch keiner da! Da ich aber den Annual Pass hatte, ma hte ich mir keine Gedanken und enterte den Park. Eine viertel Stunde später hatte ich mein erstes Ziel, den Trailhead zur Desert Queen Mine erreicht. Wobei Trail ein wenig übertrieben war - die Strecke war höchstens 1 Kilometer lang und leicht zu finden. Es hatte inzwischen aufgehört zu regnen, aber die morgendliche Kühle und die dunklen Wolken veranlassten mich die Regenjacke anzuziehen.
Den kurzen Weg zur Mine empfand ich schon als Rausch der Sinne. Durch den nächtlichen Regen lag ein einzigartiger Geruch über der Landschaft, den ich nicht näher beschreiben konnte. Ob er vom feuchten Boden ausging oder von den Pflanzen, die die Nässe aufsogen - ich weiss es nicht. Jedenfalls war es ein einzigartiger Duft und nicht unangenehm. Dann die bunten Blüten der Pflanzen. Im wieder blieb ich stehen, ging in die Hocke, um die Farbenvielfalt zu bestaunen. Besonders das leuchtenden Rot der runden Beavertail Kakteen hatte es mir angetan. Das ganze rundete das Gezwitschere zahlreicher Vögel ab, die den feuchten, noch frühen Morgen auf ihre Art begrüssten.
Dann erreichte ich das Tal der Desert Queen Mine. Fand die Ruine eines Wohnhauses mit einem dekorativ platziertem Bettgestell, einen alten Tank, Bergbaugerätschaften und die üblichen leeren und verrosteten Konservendosen. Ein kleines Hinweisschild informierte über die Goldmine, die geschlossen wurde, als die Erträge ausblieben. Auch ich fand nur noch 2 bis 3 Nuggets. Ganz tief und gut versteckt, unten in meinem Ruchsack. Chicken Mc Nuggets vom Vortag - immerhin. Auf der gegenüberligenden Seite des Tales konnte man Minenschächte ausmachen, da ich aber als Alleinreisender kein Risiko eingehen wollte und auch der Regen wieder einsetzte ersparte ich mir den Weg und ging zurück zum Wagen.
Der nächste Punkt auf meiner To-do-Liste war die Wall Street Mill. Dorthin fuhr ich aber nicht über den Park Boulevard, sondern über die in etwa parallel laufende und landschaftlich schönere Queen Valley Road - eine Sandpiste, die zwar schmal, aber wie schon die Desert Queen Mine Road, sich in einem ausgezeichneten Zustand befand.
Der empfohlene Trailhead am zweiten Klohäuschen - nur über eine Sandpiste zu erreichen - war schnell gefunden. Allerdings bin ich dann einmal falsch nach links abgebogen, fand die Ruine eines ehemals roten Wohnhauses (mit offenem Kamin) und dachte mir, wo das Wohnhaus steht, kann die Mühle nicht weit sein. Pustekuchen - der zwar sehenswerte Wash, dem ich folgte, war irgendwann durch um gestürzte Bäume versperrt. Hier war ich wohl falsch - also zurück.
Nun fand ich das Hinweisschild auf den Gedenkstein, der genau an dieser Stelle stand, an der Mr. Key seinen Nachbarn erschossen hatte - in Notwehr. Das musste der richtige Weg sein. Als ich wenig später die Übereste des vorsichhinrostenden ersten Trucks fand, war ich mir meiner Sache sicher. Dann kam ich am alten Windrad mit dem Brunnenschacht vorbei und einige Salamander und Hasen später fand ich auch die Mühle - allerdings frisch eingezäunt und mit Verbotsschilder versehen. In der näheren Umgebung fand ich eine Pumpe, die wohl das Wasser vom Windrad bis hierhin förderte und weitere Autowracks. In einem deutschen Nationalpark hätten diese Überreste vergangener Automobiltechnik schon längst die Obere Wasserschutzbehörde auf den Plan gerufen - aber hier.... Auch die, die Mill umgebende Landschaft war sehenswert, trotzdem machte ich mich zeitig auf den Rückweg, denn die dunklen Wolken am Himmel sahen bedrohlich aus.
Und tatsächlich, als ich am Hidden Valley Parkplatz ankam, regnete es. Hidden Valley im Regen - hmmm. Ausserdem wollte ich nicht ein zweites Mal an eine Tag nass werden. Ein Blick zum Himmel verriet mir, dass das Wetter im Süden wohl besser sei. Also auf zum Cholla Cactus Garden. Eine Enttäuschung!!! Den hatte ich anders in Erinnerung. Außer hunderten Chollas gab es nichts zu sehen. Während es an anderen Stellen des Parks farbenfroh blühte, waren hier ALLE im ausgelegten Fleyer angekündigten Pflanzen verdörrt. Dies konnte natürlich an der Jahreszeit liegen. Dass aber die Hinweisschilder am Self-Guiding Nature Trail nicht mehr lesbar waren, hatte nichts mit der Jahreszeit zu tun.
Auf dem Rückweg bog ich in die Geology Tour Road ab. Hier sollte mir der Regen nichts antun, wird sie doch IM Auto abgefahren. Am Start stand zwar ein Schild "Only 4WD", aber in der Park Newspaper war zu lesen, dass man erst ab Marker 9 die zweite angetriebene Achse benötigte. Trotzdem brach ich die 18 Meilen lange Fahrt bereits nach 5 Meilen wieder ab. Erneut einsetzender Regen, sandiger Untergrund und starkes Gefälle in Verbindung mit dem fehlenden Allradantrieb meines Jeep und den nicht vorhandenen Geländereifen liessen mich zu dem Entschluss kommen. Ich denke man könnte es auch Eigenverantwortung nennen...
Da war doch noch die Lost Horse Mine. Also nix wie hin. Wieder war die sandige Piste zum Trailhead gut befahrbar. Aber dort angekommen - wie konnte es anders sein - fing es wieder an zu regnen. Shit happens. Oder war ich mit einem Fluch belastet. Vielleicht sollte ich mir über meine berufliche Karriere Gedanken machen - in weiten Teilen Kaliforniens lässt sich derzeit als Regenmacher gutes Geld verdienen.
Vielleicht würde mich der Ausblick vom Keys View für alles entschädigen. Ich bin ja ein positiv denkender Mensch. Aber dort angekommen, war meine Reizschwelle ereicht. NEBEL. Oder waren es die tiefhängenden Regenwolken? Egal, die Sichtweite betrug ca. 30 Meter. Nix Ausblick. Grrr...
Leicht schmollend beschloss ich kurzerhand ins Hotel zu fahren und ein Mittagsschläfchen abzuhalten. Dabei hatte der Tag doch so gut angefangen. Nun gut - am Abend sollte der Park noch eine Chance erhalten.
2 1/2 Stunden später, ausgeschlafen und fit wie ein Turnschuh, war ich wieder auf dem Weg in den Park. Es hatte aufgeklart. Weit weg, am Horizont standen noch dunkle Wolken, aber hier über dem Park, war der Himmel teilweise blau und die Sonne strahlte, wenn auch schon tiefstehend. Also genau das richtige für das Hidden Valley? Dort angekommen, sah ich, dass sich viele Touristen schon auf den Rückweg machten. War ich zu spät? Nein, ich war begeistert. Die tiefstehende Sonne warf grandiose Schatten und tauchte das Tal in ein spannendes Licht. Den Rest besorgte der Polfilter. Die Kamera kam an diesem Abend nicht zur Ruhe. Immer neue Motive, immer wieder neue Eindrücke. Ein Genuss für die Augen. Great. Als ich den Rundweg beendet hatte, war die Sonne am Horizont verschwunden. Jetzt war es zu spät für den Keys View. Aber Egal - das Hidden Valley im Sonnenuntergang war es wert. Eine absolute Empfehlung.