26. Tag: Mittwoch, 24.06.2009
Coarsegold – Yosemite National Park - GrovelandGlacier PointHeute Morgen geht es direkt los zur Mariposa Grove. Am Parkeingang stehen schon etliche Autos Schlange. Das kann ja heiter werden.
An der Abzweigung zur Grove bekommen wir von einem Mitarbeiter signalisiert, dass wir das WoMo auf einen Parkplatz stellen und mit dem Shuttlebus weiterfahren sollen, da es für die Straße anscheinend zu groß ist. Wir warten ein Weilchen und werden dann vom Bus aufgegabelt.
Schon auf der Fahrt stehen am Straßenrand die ersten Baumriesen. Am Haltepunkt angekommen sind wir total unentschlossen, ob wir mit dem kleinen Bähnchen eine teure Rundfahrt durch den kompletten Mammutbaumbestand machen oder lieber nur umherspazieren und dafür aufgrund des Zeitmangels nur einen Teil der Bäume ansehen. Nachdem wir uns deswegen fast in die Wolle gekriegt haben, entscheiden wir uns für die Rundfahrt mit Audiotour, obwohl Touren dieser Art nicht so mein Fall sind.
Bevor die Bahn startet haben wir noch etwas Zeit und daher fotografiere ich noch ein wenig. Besonders angetan hat es mir ein umgestürzter Baum, dessen Wurzel gigantisch mehrere Meter in die Höhe ragt. Ein Größenvergleich zwischen meinem Fuß und einem dieser XXL-Tannenzapfen muss natürlich auch sein.
Als es losgeht, bekommen wir alle Kopfhörer ausgeteilt und hören Informationen zum Park und der Mariposa Grove. Mein Kopfhörer spinnt herum und ich kriege fast gar nichts davon mit…
Wir fahren einen Rundweg durch den Baumbestand, halten an den dicksten Bäumen an, steigen aber nicht aus. Ich finde das sehr schade, denn von der Bahn aus kann man total schlecht fotografieren und selbst wenn man den Baum draufkriegt hat man keinen Menschen als Größenvergleich mit dabei. Meine Laune sinkt erheblich und ich verderbe mir die halbe Fahrt damit zu überlegen, ob wir nicht doch besser nur die Wanderung gemacht hätten.
Eine ganze Weile später muss ich natürlich einsehen, dass wir ohne die Fahrt längst nicht so tief in den Wald gekommen wären und daher viele interessante Bäume gar nicht erst gesehen hätten. Zweimal halten wir schließlich auch an und steigen aus. Endlich kann ich meine Fotos machen. Man achte beim ersten Bild auf den winzigen Mensch rechts unten im Bild.
Der Fahrer meint plötzlich, dass linkerhand eine „bobcat“ im Wald wäre. Nach und nach kapiert dann auch der letzte, dass er uns veräppelt hat und dort nur eine Maschine der Firma Bobcat steht. Typischer Amihumor.
Zusammenfassend ist die Fahrt schon gut gewesen, man sieht in jedem Fall mehr als zu Fuß, besonders wenn man wenig Zeit hat, allerdings ist meiner Meinung nach der Preis nicht gerechtfertigt für das, was geboten wird.
Zurück am WoMo fahren wir ins Yosemite Valley. Wir kreiseln um die verschiedenen Parkplätze, aber alles ist zunächst voll. Etwas außerhalb finden wir schließlich am Straßenrand auf dem Seitenstreifen etwas. Wir fragen uns durch, wo man Bustouren zum Glacier Point buchen kann, da wir uns mit dem dicken WoMo nicht hoch trauen und dort vermutlich erst recht keine Parkplätze sind.
Beim Spaziergang zur Haltestelle bieten sich uns tolle Blicke auf das Tal und die Yosemite Falls, die zu dieser Jahreszeit sehr viel Wasser führen.
An der Busstation angekommen kriegen wir in Anbetracht der Preise wieder große Augen, trotzdem kaufen wir die Tickets. Wir sollen den Bus nehmen, der gerade vor der Tür steht. Trotz Beeilens kriegen wir am Bus mitgeteilt, dass er bereits voll ist. Wir warten also an der vollen Haltestelle in dem scheinbar ungeordneten Chaos der Menschenmassen.
Angeblich soll in fünf Minuten der nächste Bus kommen. Natürlich dauert es deutlich länger und auch eine halbe Ewigkeit bis wir losfahren. Kaum dass wir uns endlich fortbewegen, macht der Fahrer die Durchsage, dass auf unserem Weg ein Feuer wütet, das aber wohl unter Kontrolle ist. Dementsprechend ist erstmal ein ellenlanger Stau im ganzen Tal. Es geht sehr langsam voran und schließlich stoßen wir auf Feuerwehrfahrzeuge, die die eine Seite der Fahrbahn blockieren. Am gesamten Steilhang rechts von uns läuft ein mehrere Meter breiter Wasserfall den Hügel herunter und halb auf die Straße. Das muss das Löschwasser sein.
Da an der Abzweigung zum Glacier Point eine große Baustelle ist, stehen wir bald im nächsten Stau. Dennoch ist es sehr unterhaltsam, denn unser Fahrer plaudert die ganze Zeit vor sich hin. Er erzählt, dass er zig Jahre Schulbusfahrer war und dann einfach mal etwas anderes machen wollte. Er plaudert viel über den Park und seine Tiere, darüber, wie es im Winter ist und wie der Park entstand. Als gefährlichste „Tiere“ im Park stellt er uns die Cruise-America-WoMos vor. Er teilt uns mit, dass jedes Jahr hunderte von Außenspiegeln von den Bäumen gepflückt werden müssen. Offenbar ist er nicht gut auf Camper zu sprechen…
Nachdem wir auch den zweiten Stau hinter uns gebracht haben, geht es steil bergauf. Der Fahrer sagt jedes Mal an, wenn am Straßenrand „snowplants“ zu sehen sind (weiß nicht, ob es dafür auch einen deutschen Namen gibt). Leider kriege ich im Vorbeifahren kein gutes Foto hin, diese roten Pflanzen sehen aber toll aus.
An der letzen, besonders steilen Klippe flachst er in der Linkskurve weiter, dass besonders die Leute auf der rechten Seite nun einen „scary moment“ erleben müssen, aber es nun zu spät dafür ist, ihm nicht zu vertrauen. Die Aussicht ist der Wahnsinn. Es ist verdammt eng hier und wir sind froh, den Bus genommen zu haben. Uns kommt ein WoMo entgegen und tatsächlich ist es die reinste Millimeterarbeit bis der Bus sich vorbeigequält hat.
Als wir ankommen, spazieren wir direkt los Richtung Glacier Point. Der Ausblick ist unfassbar. Ein unbedingtes Muss, wenn man im Yosemite Park ist. Man hat einen perfekten Blick auf den Half Dome, den Overhanging Rock und die Wasserfälle.
Nevada Falls und Yosemite Falls
Der Blick nach unten in den fast 1000 Meter tiefen Abgrund ist atemberaubend. Die Autos erkennt man nur als winzige Punkte auf den Parkplätzen, mit dem Teleobjektiv können wir sogar unseren Camper ausmachen.
Die Stunde geht viel zu schnell vorbei und der Bus wartet wieder. Mittlerweile geht es auch schon auf den frühen Abend zu. Zurück im Tal bin ich fix und fertig. Ich schieße noch das ein oder andere Abschiedsfoto und wir verlassen den Park langsam Richtung Westen.
Auf dem Rückweg stehen noch immer Feuerwehrfahrzeuge auf der Straße. Das Löschwasser ist inzwischen verschwunden, dafür sind auf dem Waldboden überall kleine rote und gelbe Fähnchen verteilt und Feuerwehrmänner kauern auf dem Boden.
Nachdem wir vorbei gefahren sind, stauen sich mal wieder scheinbar grundlos die Autos vor uns. Bei einem Blick nach links wird uns auch klar warum. Ein kleiner brauner Bär ist auf einer Lichtung zu sehen. Es muss sich um einen Schwarzbär handeln, denn der Busfahrer hatte uns erklärt, dass es hier keine anderen Bären mehr gibt und auch braune Schwarzbären im Yosemite Park leben. Das Tier trägt offenbar ein Sendehalsband.
Wie so oft begegnet uns auch hier eins der Bärenwarnschilder, die überall im Park stehen. Der Busfahrer hatte erzählt, dass die überall dort aufgestellt werden, wo mal ein Bär an- oder überfahren wurde. Wirklich traurig, denn es stehen ziemlich viele solcher Schilder im Park...
Ich verzeichne Bär Nr. 6 auf dieser Reise und wir verlassen den Park. Nun geht die Suche nach einem Campingplatz los. Laut unserer Broschüre müsste hier einige Meilen weiter ein kommerzieller Platz sein. Wir kommen an einigen verlassenen staatlichen Plätzen vorbei und streiten uns darüber, ob wir lieber so einen nehmen oder weiterfahren.
Das WoMo scheint auch nicht mehr so ganz fit zu sein von den vielen Bergfahrten, jedenfalls zittert das Lenkrad wie verrückt, wenn man bremst. Vielleicht Überhitzung oder was auch immer... Unsere Warnlampen leuchten auch noch munter vor sich hin. Zum Glück ist morgen der letzte Fahrtag.
Es dämmert schon langsam als wir die Abzweigung zum Campground erreichen. Wir sind erleichtert. Im Office dauert es einen Moment, bis wir an der Reihe sind; wir haben es gerade noch geschafft, bevor geschlossen wird. Und dann – ohje – die Platz-Besitzerin ist sich nicht sicher, ob sie noch etwas frei hat. Wir sind beide total k.o. und dann das zitternde Lenkrad – es wäre der Super-GAU, wenn wir weiterfahren müssten. Wir versichern ihr, dass wir kein Hook-up und nichts brauchen, uns notfalls auch auf den Parkplatz stellen. Sie schaut weiter im PC und dann… sie hat doch noch etwas frei! Puh, was ein Glück, noch mehr fahren wäre weder für uns noch für das WoMo ohne weiteres machbar gewesen.
Erleichtert parken wir ein und fallen todmüde ins Bett.
Insgesamt muss ich sagen, dass der Yosemite NP landschaftlich ein traumhafter Park ist, aber diese ungeheuren Menschenmassen und die vielen Autos verderben das alles ziemlich. Ich denke, ein Bussystem wie es zum Beispiel im Zion NP praktiziert wird, wäre sinnvoller und auch für die Bären sicherer.
Campground: Yosemite South KOA (teuer, schön gelegen)
Meilen: ca. 96 (153 km)
Wetter: sonnig, warm und wolkenlos