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Autor Thema: Aus den USA  (Gelesen 5419 mal)

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Matze

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Re: Aus den USA
« Antwort #15 am: 01.08.2004, 22:58 Uhr »
Zitat von: GreyWolf
Besser "Schlange stehen" als (echte) "Schlange sehen"

(Ein unglaublich geniales Wortspiel, meiner Person voll würdig :D )


Schönes Wortspiel! Ich habe absolut nichts gegen echte Schlangen und war auf den Touren immer enttäuscht, wenn ich keine gesehen habe.  :(  Auf unserer vorletzten Tour hatte ich dann aber Glück: eine Klapperschlange kroch über die Straße -bremsen und raus - waren fast eine Aktion. Dadurch gelangen mir, aus ca. 1 1/2 Meter Entfernung, zwei schöne Fotos.    :lol:    Dann verschwand sie im Gras des Randstreifens. Ihr nachzu gehen erschien mir aufgrund meiner Fußbekleidung (Sandalen!) dann doch etwas riskant!!
Gruß Matze




San Francisco!!

HolgerS

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Re: Aus den USA
« Antwort #16 am: 01.08.2004, 23:33 Uhr »
Auf diese Art Viechzeugs kann ich gern verzichten.

Frei nach dem Motto, ich tu denen nix, die tun mir nix ...... Hoffentlich kennen die das auch.

Utah

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Re: Aus den USA
« Antwort #17 am: 02.08.2004, 09:03 Uhr »
Danke für deine Berichte, bin fleißig am lesen. Weiter so!  :D
Schöne Reise!  :D
Viele Grüße
Utah



Das Leben wird nicht gemessen an der Zahl unserer Atemzüge, sondern an den Orten und Momenten, die uns den Atem rauben.

Westernlady

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Re: Aus den USA
« Antwort #18 am: 03.08.2004, 18:19 Uhr »
Wolfgang, vielen Dank für Deine Berichte. Man hat gleich wieder was zum Freuen, wenn man im Büro den PC einschaltet  :lol:  :lol:  :lol:

Nevada

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Re: Aus den USA
« Antwort #19 am: 03.08.2004, 20:15 Uhr »
Hi Excalibur!

Das klingt ja super, Dein Reisebericht! Mann da kriegt man gleich wieder Lust.  :cry:  Und bei mir dauerts mindestens noch ein Jahr! :(

Viel Glück und schreib weiter so! Es macht echt Spaß!!

Page und das drumherum interessiert mich auch brennend!

Bis bald!
Grüße von Nevada

PS.: Wer Rechtschreibfehler findet --> kann Sie behalten.


Excalibur

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Re: Aus den USA
« Antwort #20 am: 20.08.2004, 02:56 Uhr »
Hallo nach Deutschland,
leider hat schon nach kurzer Zeit mein Modem seinen Geist aufgegeben. Habe erst heute, in Kingman, Ersatz bekommen. Da ich aber letzten Tage noch fleissig geschrieben habe, gibts jetzt noch was zum lesen.
Rund um Flagstaff hatten wir ein wenig trouble mit dem Wetter. Fast jeden Tag Gewitter und kräftige Hagelschauern. Trotzdem war's ne Klasse Zeit. Ich will aber nicht vorgreifen.....  


31.7.2004  -  On the road again
Amerika is great ! Und ein Teil davon ist sicherlich die Wal-Mart Kette. Das Angebot ist überwältigend: Von der Gallone Vanille-Eis bis zur Pump-Gun, vom lebenden Goldfisch bis zum Putter. Alles übersichtlich und sauber in Regalen sortiert. Dazu freundliche Mitarbeiter und günstige Preise. Verbraucher, was willst Du mehr??? Mir stellt sich die Frage, warum sich Wal-Mart in Deutschland so schwer tut.
In der Campingabteilung haben wir etwas Schrilles gefunden. Einen Bierbuchsenhalter aus Edelstahl, mit einem etwa 25 cm breiten Fuß. Nix besonderes eigentlich  – hat doch jeder Mittelklassewagen schon ein halbes Dutzend Cupholder. Dieser aber war dazu gedacht, dass man ein Geflügel-Tier (Truthahn o.ä.) drüberstülpt und samt nun innenliegender gefüllter Bierbüchse in den Backofen schiebt. Das Bier soll das Fleisch zart machen und dem Geflügel einen besonderen Geschmack verleihen. Sachen gibt’s......
Nach dem Einkauf haben wir noch kurz getankt. Kein Problem dank VISA-Card und vollelektronischer Zapfsäule. Dann ab in Richtung North Rim des Grand Canyon. Unterwegs glaubte ich dann schon an eine Fata Morgana. Bei Fredonia kommt uns ein Trabbi entgegen ! Aufgemotzt als Muscle-Car!! Große Felgen, breite Reifen – wenn das der alte Honecker mitbekommen hätte. Irgendwann ändert sich die Landschaft. Ausgedehnte Nadelwälder rechts und links der Straße bestimmen das Bild. Wenn nicht der gelbe Mittelstreifen die Fahrbahn teilen würde, könnte man meinen, wir wären im Schwarzwald. Im sehenswerten Visitor Center des Kaibab National Forest in Jacob Lake legen wir eine Pause ein. Und wieder fanden unsere Kinder eine Rangerin, die ihnen alle Fragen – in erster Linie zu den Eichhörnchen, beantwortete. Die Straße führte uns weiter durch den herrlichen Forest. Saftige grüne Waldwiesen, Meadows genannt, brachten ein wenig Abwechslung. Bis dann linker Hand die ersten Felsen des Grand Canyon zwischen den Bäumen sichtbar wurden. Trotz Mittagszeit am Samstag bekommen wir noch einen günstigen Parkplatz. Schon die Lodge ist beeindruckend. Viel massives Holz und wuchtiger Naturstein wurden verbaut. Dazu die riesigen Fenster, die den Blick auf das Naturwunder freigeben. Von der großen Terrasse und einer schmalen, für unter Höhenangst Leidenden nicht geeigneten Plattform, schießen wir zahlreiche Fotos. Ich erwische mich dabei, dass ich flüstere, so beeindruckend ist der Ausblick. Dann verlangt der Körper seine Rechte. Auf einer Bank genießen wir unser Picknick (Krabensalat, Bagles und Ananassaft) mit einem unbezahlbaren Ausblick. An der South Rim ist ein Waldbrand ausgebrochen. Wir sehen den Rauch in den Himmel steigen. Hoffentlich ist das Feuer in 14 Tagen gelöscht, dann wollen wir der „anderen Seite“ einen Besuch abstatten. Wir müssen weiter, unser Tagesziel Page ist noch weit. Den Weg bis Jacob Lake kennen wir schon. Hier biegen wir nach rechts ab. Nach einer Paßüberquerung stockt uns der Atem – vor uns leuchten geradezu majestätisch die Vermilion Cliffs in der Spätnachmittags-Sonne. Weit unten im Tal sehen wir die Straße, der wir folgen müssen und dahinter die in einem satten Rot leuchtende Abbruchkante. Die ganze Familie ist begeistert. Immer wieder halten wir an, um die einmaligen Farben auf Zelloloid zu bannen (Quatsch, es gibt ja Digital-Kameras). So auch bei den Cliff Dwellings. Hier bieten zwei alte Indianerinnen Schmuck an. Obwohl ich weiß, dass sie für 8 Dollar nicht „echt“ sein kann, kaufe ich für Michelle eine Kette. Als „Gegenleistung“ dürfen wir die Indianerin fotografieren. Unser nächster Halt ist an der Navajo-Bridge, die in einer alten und einer neuen Version nebeneinander den Colorado überspannt. Leider steht die Sonne schon sehr tief und wirft lange Schatten. Ob die Fotos was geworden sind?  
Unser Zimmer im Super 8 Motel in Page hatten wir schon von Deutschland aus gebucht. Trotzdem waren wir alle froh, als wir nach dem obligatorischen Poolbesuch, in unsere Betten fallen konnten.             
1.8.2004 – Die Wüste lebt
Der Wecker klingelt in aller Frühe. Immerhin steht heute einer der Höhepunkte unseres Urlaubs auf dem Programm. Seit einem Jahr träumen wir von der Wave. Im Februar haben wir das Permit reserviert und nun endlich soll es soweit sein. Wir haben die Bücher von Michael R. Kelsey studiert, aus dem Internet Karten und Waypoints herunter geladen. Trotzdem haben wir ein wenig Angst, den Weg zu verfehlen (Man liest ja so einiges im Internet, Gelle !).
Auf der Anfahrt über den Highway 89 bekomme ich eine Gänsehaut: Big Water, Church Wells – die Namen der Orte sind mir aus Reiseberichten und Landkarten längst geläufig. Nun sehe ich sie rechts der Straße. Oder habe ich die Klimaanlage zu stark eingestellt ?  
Der freundliche Ranger in Paria Ranger Station erklärt uns den Weg noch einmal anhand von Fotos und Karten. Das Wetter ist auch kein Problem; die House Rock Valley Road befahrbar.
Kurze Zeit später sind wir am Wire Pass Trailhead. Ein freundliches Paar aus der Schweiz, welches die Wave schon vor zwei Jahren besucht hat und heute den Wire Pass erkunden will, weist uns noch einmal in die Feinheiten der Strecke ein. Nach den Eintragungen im Register sind heute fünf Teams unterwegs zur Wave – wir sind die einzigsten Deutschen !!! Schon nach wenigen Metern kreuzen die ersten aufgeschreckten Hasen (Groß wie Karnickel, aber Ohren wie Hasen) unseren Weg und immer wieder Eidechsen. Kleine, die aussehen wie die heimischen Zauneidechsen und kapitale Burschen von bis zu dreissig Zentimetern Länge. Über eine sandige Steigung verlassen wir den ersten Wash und treffen auf die ersten Rückkehrer. Sie sind verschwitzt, erschöpft, aber sie strahlen, wenn sie über die Wave sprechen. Wir sind also auf dem richtigen Weg.
Die Hitze macht uns zu schaffen. Doch wir haben uns gut vorbereitet. Mit ausreichend Wasser, guten Wanderschuhe und einem kleinen Sonnenschirm für die achtjährige Michelle durchqueren wir eine faszinierende Landschaft. Die Kinder sind von der Tiervielfalt begeistert. Immer wieder Eidechsen, Streifenhörnchen, dann eine Wüstenmaus und leider nur die sich windende Spur einer Schlange im weichen Sand. Aber wir finden auch den angenagten Lauf eines Rehs - jedenfalls ließen der Huf und die Größe auf ein Reh schließen. Vom dazugehörigen Körper war nichts mehr zu sehen. Biologieunterricht vor Ort !
Nach einem weiteren Wash beginnt der felsige Teil. Wir erklimmen einen Höhenzug über Treppenähnliche Stufen. Wieder kommen uns Wanderer entgegen. Unsere beiden Kinder halten tapfer mit. Wir legen Pausen zum trinken und zum fotografieren ein. Hinter jedem Felsvorsprung, hinter jeder Ecke tauchen neue Motive auf. Nach dem passieren der „Bienenkörbe“ können wir in einem Felsmassiv den „Crack“ ausmachen. Genau darunter soll der Eingang zur Wave sein - Wir haben das Ziel visuell vor Augen. Das spornt an. Dann der letzte Wash, the lonley Tree, das GPS zeigt nur noch 350 Meter an. Aber die haben es in sich. Nur noch eine sandige Steigung, dann Felsen. Die Pumpe arbeitet auf Hochtouren, die Lunge brennt. Knapp 150 Meter vor dem ersehnten Ziel muss ich noch eine Verschnaufpause einlegen - ich bin doch keine Gemse. Schlimmer sind jedoch die Gewitterwolken, die aufgezogen sind. In der Ferne donnert es schon. Also wieder auf und dann liegt sie vor uns: Die Wave. Schöner als auf jedem Foto. Obwohl die Sonne und der blaue Himmel fehlen. Dafür sind wir ganz alleine. Wir genießen die Ruhe, die Strukturen und die Farben. Wir legen uns auf den Rücken, betrachten das ganze aus verschiedenen Perspektiven. Und fotografieren bis die Kamera heiß wird. Trotz der überwältigenden Schönheit müssen wir aufbrechen. Das Gewitter ist näher gekommen. Der Rückweg ist zuerst problemlos. In einem Wash finden wir den massiven Kadaver eines toten Rindes. Verdurstet ? Ertrunken ? Auf dem Hinweg ist es uns nicht aufgefallen. Spätestens jetzt wird jedem klar, dass es sich um kein Abenteuer a la Disney handelt. Weil es bewölkt und kühler geworden ist, kommen wir schnell voran. Doch der Regen holt uns ein. Erst nur vereinzelte Tropfen, die man nach der Hitze noch als angenehm empfindet. Dann, auf der letzten Meile, öffnet der Himmel seine Schleusen. Es klatscht auf uns herunter. Hagel peitscht in die Gesichter. Bis wir den Wagen erreichen sind wir durch und durch naß – aber glücklich ! Wir haben unser Ziel, die Wave, erreicht und echt genossen.
Mit zugeschaltetem Allradantrieb und entsprechend vorsichtig fahren wir über die aufgeweichte und teilweise rutschige House Rock Valley Road zurück.

Im Strombollis in Page lassen wir den Tag bei Pizza und Eistee ausklingen und das Erlebte Revue passieren. Zwar ist der Pizzabäcker ein waschechter Navajo aber die Pizza schmeckt fast so gut wie bei Alfredo.

Fazit:
Die Strapaze und das ist es wegen die Hitze, hat sich mehr als gelohnt.
Schon der Weg ist eine Attraktion.
Für den Hinweg haben wir 90 Minuten gebraucht (mit einigen Trink- und Fotopausen).
GPS ist nicht erforderlich. Die Einweisung durch den Ranger und die zahlreichen Hinweise im Internet reichen allemal.
Bei entsprechender Vorbereitung ist die Tour auch mit Kindern machbar.


2.8.2004 - Rund um Page
Heute wollen wir es etwas ruhiger angehen lassen. Nach dem Frühstück im Motel fahren wir zum Staudamm. Allerdings lässt uns das Sicherheitspersonal nicht ins Visitor-Center. Taschen aller Art (auch Fototaschen) sind hier verboten. Zu groß ist die Angst vor einem Anschlag. Dann eben nicht. Wir fahren weiter zur Paria Movie Town. Wieder fängt es an zu regnen. Doch der Zufahrtsweg ist in einen bedeutend besseren Zustand als die House Rock Valley Road. Nach viereinhalb Meilen auf der unasphaltierten Piste erreichen wir das Tal mit den bekannten Holzhäusern. Für die Kinder ist es ein Abenteuerspielplatz. Uns faszinieren die bunt-strukturierten Wände des Talkessels. In dieser Wildnis haben mal 12 Familien gelebt ?!? Wir machen uns Gedanken über den Tagesablauf der Siedler. Was haben sie in dieser Einöde angepflanzt ? Was haben die Kinder gespielt ? Einige hundert Meter weiter finden wir den alten Friedhof. Ein Großteil der Siedler ist schon in jungen Jahren verstorben. Über die Gründe können wir nur spekulieren. Über den Highway 89 fahren wir zurück in Richtung Page. Ohne Probleme finden wir den Trialhead zu den Toadstool Hoodoos. Wie im Internet beschrieben folgen wir dem Wash – „wash and go“. Nach einer letzten kurzen Steigung sind wir am Ziel. Diesmal haben wir Glück. Mit dem Erreichen des Plateaus reißt die Wolkendecke auf . Im Süden haben wir den für die Fotos so wichtigen strahlend blauen Himmel. Und wieder kommt die Kamera in der außerirdisch wirkenden Gegend zum Dauereinsatz. Die erste Woche ist noch nicht vorbei und ich habe schon über 450 Bilder auf der Festplatte gespeichert. Ein Hoch auf den Erfinder der Digital-Kamera. Als ein großer Greifvogel über uns schwebt, habe ich gerade das Teleobjektiv montiert. Zweimal habe ich ihn „geschossen“. Zuhause werden wir versuchen, ihn zu identifizieren. Auf dem Rückweg kommen uns ein Paar und ein einzelner Wanderer entgegen. Offensichtlich sind die Toadstool Hoodoos kein Geheimtipp mehr. Zurück am Trailhead entdeckt Michelle einen Mini-Arch. Die „Entdeckerin“ nennt ihn Popöchen....
Der Tag ist noch nicht vorbei. Unterhalb von Page gibt es einen Aussichtspunkt auf den Staudamm. Von hier aus gelingen prächtige Fotos vom Damm, eingerahmt von den roten Felswänden und dem grünen Wasser des Colorado. Im Wal Mart stocken wir unsere Getränkevorräte auf und holen uns einen gigantischen Pott Eis. America is great. Auf dem Parkplatz erwartet uns eine Lady an unserem Auto. Ich hatte schon Angst, sie hätte uns beim Einparken gerammt. Doch sie hat ein anderes Anliegen. Sie sammelt farbigen Sand und der rote, der noch von der House Rock Valley Road unter unserem Wagen klebt, fehle ihr noch in ihrer Sammlung. Ob sie sich ein wenig abkratzen dürfe ? No Problem ! Sachen gibt’s.          
Die nächste Überraschung dann im Motel. Die Rezeption rief an und fragte ob wir einen Tip für das Zimmermädchen hinterlegt hätten. Hatten wir. Dann wäre alles o.k. Thank you. Offensichtlich ist es nicht üblich, wie in einigen Reiseführern empfohlen, schon vor der Abreise ein Trinkgeld zu geben.
Am Abend tobte dann noch ein kräftiges Gewitter über Page. Hoffentlich können wir morgen zum Wire Pass.

3.8.2004 - Unser erster Slot-Canyon
Wieder sind wir auf dem Highway 89 auf dem Weg zur Paria Ranger Station. Obwohl wir die Strecke schon einige Male abgefahren sind, wird es uns nicht langweilig. Die Landschaft bietet immer wieder neue Eindrücke. Der Ranger gibt uns sein o.k. für den Wire Pass, warnt uns aber wegen der unbeständigen Witterung vor dem Buckskin Gulch. Aber wir kennen unsere Grenzen. Auch heute bereitet uns die teilweise aufgeweichte House Rock Valley Road keine Schwierigkeiten - Wenn man fährt wie zu hause im Winter: vorausschauend und vorsichtig. Nur bei einer etwa 30 cm tiefen Wasserdurchfahrt schalte ich zur Sicherheit den 4WD zu. Die Kinder können ihrer Tierliste heute eine neue Spezies hinzufügen: Fledermäuse auf Nahrungssuche fliegen über uns hinweg.
Am Trailhead warnt uns ein Paar aus Washington vor dem Buckskin Gulch. Die beiden wollten ihn bis Lees Ferry durchwandern, müssen aber nun von ihrem Vorhaben Abstand nehmen. Wir tragen uns im Register ein, zahlen unseren Obolus und machen uns auf den Weg. Heute brauchen wir weder Karte noch Kompass. Immer nur dem Wash entlang. Nach etwa einer halben Stunde verengt sich das ausgetrocknete Bett des Baches. Vor uns ein dunkler Spalt im Fels und, um es mit Boris Becker zu sagen: Ich bin drin.    
Es ist angenehm kühl. Die steilen, kaum einen Meter auseinander liegenden Wände sind mal glatt, mal rund ausgewaschen. Selbst Marco, der sonst eigentlich ununterbrochen plappert, ist still geworden. Liegt es an der Kathedralen ähnlichen Umgebung oder sind ihm die Geschichten von Klapperschlangen und Skorpionen wieder eingefallen ? Wir kommen nur langsam voran. Dabei ist der sandige Weg durch den Canyon keineswegs mühsam. Das Fotografieren nimmt viel Zeit in Anspruch. Fotos mit Personen, Fotos ohne Personen, lieber noch eine Blende weiter öffnen und jetzt auch noch das Stativ aufbauen. Aber uns drängt ja keiner. Wir geniessen den Canyon mit allen Sinnen. Im zweiten Teil wird es dunkler und noch enger. Wir müssen die Rücksäcke abnehmen um durch zukommen. Dann nach einer weiteren Biegung öffnet sich der Canyon. Rechts eine riesige rote steile Sandsteinwand mit einer großen halbrunden Auswaschung. Hier finden wir die angekündigten Petroglyphen aber auch die Hinterlassenschaften von irgendwelchen Banausen aus jüngerer Zeit. Ein herrlicher Ort für eine Rast. In dem kleinen schattigen Tal, dessen Ende durch den rauschenden Buckskin Gulch gebildet wird, finden wir Pflanzen, mit Handteller großen Blüten. Der Rückweg ist nicht minder spektakulär wie der Hinweg. Obwohl wir die Strecke schon gegangen sind finden wir immer wieder neue Motive. Und wieder fängt es kurz vor der Rückkehr am Trailhead an zu regnen an. Doch diesmal haben wir mehr Glück – die letzten 50 Meter schaffen wir im Sprint und werden kaum nass.
Nach diesem Erlebnis machen wir uns auf den Weg zum Horseshoe-Bend des Colorado, nur wenige Meilen außerhalb von Page. Hier knallt inzwischen wieder die Sonne erbarmungslos. Nach 20 Minuten Fußweg stehen wir an der Kante. Kein Hinweisschild, keine Bank und kein Geländer. Nur  Abgrund und ein einmaliger Blick auf den tief unten dahinfließenden Colorado. Nix für Zeitgenossen mit Höhenangst. Danach schauen wir uns noch ein wenig in Page um. In einer Straße finden wir über ein halbes Dutzend Kirchen. Offensichtlich haben die Amerikaner in Glaubensfragen eine ähnlich große Auswahl wie im Supermarkt.      


Das wars für heute. Wenns zu viel wird bescheid geben...

Gruß aus Kingman
Wolfgang

Excalibur

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Re: Aus den USA
« Antwort #21 am: 20.08.2004, 06:36 Uhr »
Hi,
ich nochmal aus Kingman/Arizona. Ein bisschen Text hab ich noch:

4.8.2004 – Pfadfinder, jeden Tag eine gute Tat
In aller Frühe verlassen wir Page. Noch einmal statten wir der Paria Ranger Station einen Besuch ab. Und wieder werden wir kompetent und freundlich beraten. Die Cottenwood Canyon Road ist frei und befahrbar. Wir kommen gut voran. Nach wenigen Meilen durch unwirklich scheinende Badlands erreichen wir ein Tal in dem ein mäandernder Bach für grünes Wachstum sorgt. Rechts von der Piste zieht sich über Kilometer der Cockscomb. Immer wieder finden wir roten, gelben oder weißen Sand und eben solche Felsen. Etwa nach 20 Meilen spricht uns der amerikanische Fahrer eines uns entgegenkommenden Vans an. Wann den endlich das Ende der Schotterpiste erreicht sei, wollte er wissen. Lachend geben wir ihm Antwort und wünschen ihm noch einen „nice day“. Nach 23 Meilen, dort, wo der südlichen Eingang zu den Cottenwood Canyon Narrows sein soll, finden wir kein Schild und keinen Hinweis auf den Canyon. Dann aber sehen wir im Unterholz, knapp 25 Meter neben der Piste eine Register-Box. Hier sind wir richtig. Die Sonne knallt auf uns herab, als wir uns durch den Wash zum Eingang - oder ist es der Ausgang - der Narrows vorarbeiten. Dort angekommen versperren uns große Felsbrocken den Weg. Das Klettern in der Mittagssonne ist anstrengend aber das grüne Tal mit den steilen Wänden ist der Mühe wert. Wir finden blühende bunte Blumen und ein Handteller großer Schmetterling begleitet uns. Können Schmetterlinge neugierig sein? Weil die Zeit drängt, verzichten wir auf die kompletten Narrows. Einige Meilen weiter auf der Cottenwood Canyon Road dann der Abzweig zum Grosvenor Arch. Vom Parkplatz aus wirkt der Felsen wie auf den bekannten Fotos. Aber mit jedem Schritt, den wir uns dem Arch nähern, wird er imposanter. Als wir dann direkt unter dem Felsen stehen, sehen wir ein weiteres Highlight unserer Reise. Stärker kann ein Kontrast kaum sein: der gelb-weisse Felsen vor dem strahlend-blauen Himmel. Rund zwanzig Fotos später sind wir wieder unterwegs. Kurz vor dem Kodachrome Basin State Park müssen wir einen wasserführenden Wash durchqueren. Wir halten kurz an, weil von der anderen Seite eine Limousine ansetzt, dann aber aufgibt und wendet. Da sehen wir auf der Piste eine Brieftasche liegen. Sie beinhaltet den Führerschein, einige Kredit-, Versicherungs- und Kundenkarten des Besitzers. Wir wollen die Mappe bei den Rangern im Park abgeben. Mit eingeschaltetem 4WD bereitet der Wash keine Probleme. Im Kodachrome Basin SP finden wir die Ranger Station verschlossen – Mittagspause ? Der kleine Park präsentiert sich im besten Licht. Am Eagles View Overlook finden wir im malerischen Talkessel einen topgepflegten Campground. Schade, dass wir nicht mit einem Wohnmobil unterwegs sind.
Nun ist die Straße wieder asphaltiert. Zum ersten Mal seit langer Zeit sehen wir wieder eine landwirtschaftliche Nutzung des Geländes. Große Weideflächen werden künstlich bewässert. Die pittoresken Häuser von Tropic haben uns schon bei der Durchfahrt vor drei Jahren begeistert. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Wir befahren jetzt den Highway 12, der nun stetig bergauf führt. Dann sehen wir die erst typisch roten „Bryce-Felsen“. Noch einmal links abbiegen und Rubys Inn markiert die Eingang zum Bryce Canyon NP. Im Visitor Center, das vor drei Jahren noch im Bau war, werden wir endlich die gefundene Brieftasche los. Dazu müssen wir ein ellenlanges Formular ausfüllen. Marco und Michelle bekommen von der Rangerin eine Junior-Ranger-Broschüre mit einigen interessanten Aufgaben. Nach einem kurzen Besuch des Sunrise-Point checken wir auf dem Campground ein, wo wir eine Cabin reserviert haben. Neben einem Hoch-Doppel-Bett, drei urigen Holzbänken und einem Holztisch gehört zu unserer Hütte noch eine Feuerstelle. Wir besorgen uns Feuerholz im Office und endlich kommt meine Campingaxt, die beim packen zu hause von allen belächelt wurde, zum Einsatz. Mein Sohn legt tatsächlich seinen Gameboy zu Seite und hilft mir beim Feuer machen. Unheimlich stolz, dass wir das Feuer ohne die Hilfe von Anzündern oder Papier entfacht haben, schmecken uns die gebratenen Würstchen vorzüglich. Es wird dunkel über dem Bryce-Canyon. Wir singen Lieder am Lagerfeuer – von „How many Roads“ bis zu „Ich möch zo Fooss noh Kölle jon“. Die Stimmung ist einmalig. Irgendwann krabbeln wir, stinkend wie eine Räucherkammer, aber glücklich, in unsere Schlafsäcke.

5.8.2004 - Navajo Trail
Mit den ersten Sonnenstrahlen stehen wir auf. Nach einer Katzenwäsche und einem improvisierten Mini-Frühstück fahren wir zum Sunset-Point. Von hier führt der Navajo-Trail ins Innere des Bryce-Canyon. Wir haben mit Absicht diese kurze Wanderung gewählt, da wir den Kindern nicht zuviel zumuten wollen. Während wir die ersten Panoramafotos an der Abruchkante schiessen, amüsiert sich der Nachwuchs mit den pousierlichen Erdhörnchen, die hier zahlreich vertreten und durchaus zutraulich sind. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt, beim Abstieg in die Tiefe haben wir den Navojo-Trail für uns allein. In endlosen Serpentinen windet sich der Pfad immer tiefer in den roten Sandstein. Rechts und links, vorne und hinten zum Himmel ragende rote Felsen in den verschiedensten Formen. Beeindruckend und fast beängstigend dann der kurze Slot. Unten breit ausgewaschen, darüber immer enger werdend und endend in einem kleinen Spalt blauen Himmels. Wir treffen auf die in keinem Bildband fehlende Douglas-Kiefer, die sich durch die enge Felsschlucht zur Sonne drängt. Das leuchtende Rot der Felsen, der knorrige braune Stamm, das satte Grün der Baumkrone, alles überstrahlt vom tiefen Blau des Himmels – eine unglaubliche Farbenkomposition der Natur. Dann öffnet sich ein Tal vor uns, mit Felsformationen in allen möglichen Rottönen, dazu Nadelgehölze in allen Größen und immer wieder die umherwieselnden Erdhörnchen. Am tiefsten Punkt unserer Wanderung ist eine Bank aufgestellt – Brotzeit ist angesagt. Hier treffen wir auf Wanderer, die sich weniger Zeit für den Abstieg genommen haben. Einige in Schlappen – Viel Spaß beim Aufstieg !
Es geht aufwärts. Wieder dringen wir in die atemberaubende Felslandschaft ein. In einem Seitental hat die Erosion eine Felsbrücke geformt. Schilder warnen davor, sie zu betreten. In Serpentinen gewinnt der Weg an Höhe. Mit jeder  Biegung gewinnen wir neue Eindrücke. Wieviel davon kann unser Gehirn abspeichern ? Aber wir haben ja noch die Kameras. Die laufen wieder heiß, als sich der Panoramablick über den Bryce-Canyon vor uns öffnet. Im Vordergrund sehen wir die Formation Thors Hammer – auch ein beliebtes Motiv. Über uns schon wieder die Abbruchkante. Je näher wir dem Ziel kommen, desto mehr Wanderer kommen uns entgegen. Der Navajo-Trail ist eine beliebte Strecke. Oben angekommen stürzen wir uns auf die Fountain, die die Parkverwaltung hier aufgestellt hat. Wie gut doch klares Wasser schmecken kann.
Nach einem ausgiebigen Brunch im Rubys Inn sagen wir unserer Cabin und dem Bryce Canyon Ade und fahren den Highway 12 in Richtung Escalante. Hier quartieren wir uns im Prospector Inn ein. Doch der Tag ist noch nicht zu Ende. Nach einer kurzen Pause (das Motel hat keinen Pool) fahren wir den Hyw 12 noch ein Stück in Richtung Boulder. Über eine extrem schlechte Piste führt uns das GPS zum Moqui Hill. Nach etwa sechs Meilen sehen wir die ersten Moqui Marbles vom Auto aus. Hunderte der etwa pflaumengroßen mystischen Kugeln liegen auf dem Fahrweg ! Im Rockshop am Bryce Canyon werden sie für einen Dollar angeboten, hier ist das einsammeln verboten. Etwas abseits des Fahrwegs finden wir nach längerer Suche auch Moqui Marbles bis zur Größe einer Apfelsine. Über die Entstehung der angeblich heilenden Kugeln streiten sich die Gelehrten.
Zurück auf dem Highway führt uns die Straße durch atemberaubende Landschaften am Calf Creek vorbei zum Hogback. Die Straßenbauer haben hier den Highway auf den schmalen Grat eines Gebirgszugs angelegt. Unmittelbar neben dem Asphalt geht es auf beiden Seiten steil bergab. Von Leitplanken keine Spur, lediglich ein paar Warnschilder sichern das gefährliche Wegstück. Kurz vor Boulder gebe ich in einem urigen Mini-Mart ein Eis aus. Auf ein paar Quadratmetern werden hier Lebensmittel, Andenken, Wanderkarten, Campingsachen und und und angeboten. Schon vor drei Jahren haben wir uns hier mit frischem Kaffee gestärkt.
Wir fahren zurück nach Escalante. Über dem Hogback haben sich dunkle Wolken aufgetürmt. Sieht auch nicht schlecht aus. Erste Blitze veranlassen uns, von der Fahrt über die Hells Backbone Road abstand zu nehmen. Als wir unser Motel erreichen regnet es.  

6.8.2004 Hole in the Rock Road
Dem Prospector Inn ist ein Cafe angeschlossen. In dem rustikalen Blockhaus geniessen wir unser Frühstück: Eggs Side by Side, Bacon, Hash Browns und Toast. Dann starten wir frohen Mutes in Richtung Hole in the Rock Road, nicht ohne noch vorher dem Visitor Center in Escalante einen Besuch abzustatten. Die Kinder bekommen von der freundlichen älteren Rangerin einen schönen Stempel und wir die weniger schöne Nachricht, dass die Pools des Peek-a-Boo voll Wasser stehen und sich am Eingang des Canyon ein See gebildet hat. Sie rät uns vom Besuch dieses Canyons ab. Schaun wir mal. Die Hole in the Rock Road ist in einem guten Zustand. 40 mph sind auf der Gravel-Road ohne Risiko möglich. Ohne ein entsprechendes Hinweisschild wären wir am Devils Garden vorbei gerauscht. Die Attraktion ist – obwohl nur wenige Meter entfernt - von der Piste nicht auszumachen. Nach der letzten Kurve dann wieder ein Aha-Erlebnis: Der Garten des Teufels präsentiert sich mit seinen prächtigen Rocks vor einem strahlend blauen Himmel. Wir sind ganz allein in der Felsenlandschaft. Für die Kinder ist es gewaltiger Abenteuer-Spielplatz, die Erwachsenen finden unzählige Foto-Motive.
Auch nach Devils Garden erlaubt die Gravel-Road lockere 40 mph. Auf den sandigen Abschnitten wird die Lenkung ein wenig schwammig aber wenn man hastige Lenkbewegungen vermeidet, geht es auch dort flott voran. Von einem Einheimischen werden wir sogar noch überholt. Der Straßenzustand ändert sich dramatisch, als wir auf die Dry Fork Road abbiegen. Tiefe ausgewaschene Spurrillen erfordern höchste Konzentration für die letzten 1,7 Meilen. Wir sind froh einen Geländewagen zu haben. Am Trailhead steht lediglich ein einzelner Pickup. Die Sonne steht hoch am Himmel, als wir in den Dry Fork Gulch hinunter schauen. Mir fällt der Satz über die Flieger ein: Runter kommen sie immer ! Gleichzeitig graust mir vor dem schattenlosen Rückweg bei der gnadenlosen Hitze. Was soll’s, wir sind nicht zum philosophieren hier. Der Weg ist perfekt durch Steinmännchen markiert. Wie schon bei den bisherigen Wanderungen ist es die Aufgabe der Kids, immer den nächsten Steinhaufen zu suchen. Immer tiefer dringen wir in den Canyon ein. Auf dem sandigen Boden finden wir die Spuren verschiedenster Tiere. Vor dem Eingang zum Peek-a-Boo hat sich tatsächlich ein Tümpel ausgebreitet. Nicht sehr groß, aber sehr matschig und nicht zu umgehen. Wir müssen uns eingestehen, dass wir keine Extrem-Hiker sind, denn wir verzichten dankend auf das Schlammbad. In dem Tümpel wimmelt es von Daumengroßen Kaulquappen. So große habe ich noch nie gesehen. Weiter geht’s zum Spooky Gulch. Der Weg erscheint uns weiter als auf der Karte angegeben. Unterwegs entdecken wir einen Felsen in der Form eines Schuhs. Vier Verrückte, ein Gedanke: Der Schuh des Manitu ! Am Eingang des Spooky-Gulch empfängt uns ein Tierkadaver. Eine Beutelratte oder so etwas ähnliches. Das fängt ja gut an. Wir sind noch nicht in den Canyon eingedrungen, da hören wir menschliche Stimmen. Zwei ältere Wanderer, mit nassen Schuhen und aufgeschlagenen Knien kommen uns entgegen. Sie sind am morgen in den Peek-a-Boo rein und haben den Spooky als Rückweg genutzt. Der Peek-a-Boo sei zwar zu begehen, das Wasser nicht allzu tief, aber wegen der Kinder würden sie uns doch abraten. Die Ehefrau des einen kommt aus Berlin und er ist stolz mit uns ein wenig in deutsch zu sprechen. Seiner Frau seien die Canyons aber zu „spooky“, deshalb ist sie auf den Wanderungen nicht dabei. Wir machen uns auf in den engen Canyon. Wir finden Auswaschungen wie Telefonkabinen und nach jeder Windung wird es enger. Wir müssen uns seitwärts fortbewegen und auch das fällt schwer. Dann versperrt ein schwerer Felsbrocken den Weg selbst die achtjährige Michelle muss im Sand kriechen um unter dem Monstrum hindurch zu kommen. Dahinter finden wir das Skelett eines Rattengroßen Tieres. Das war’s. Die Kinder haben genug und wollen zurück. Ich krabbele noch ein wenig weiter. Als es dann wieder nur seitwärts weitergeht, gebe ich – auch aus Sorge um die Kameraausrüstung - auf. Wie schon gesagt, wir sind keine Extrem-Hiker. Auf dem Rückweg kommen uns weitere Wanderer entgegen. Zwei Meter vor uns schrecken wir einen Hasen auf – es stellt sich jedoch die Frage, wer sich mehr erschreckt hat, Meister Lampe oder wir. Der Aufstieg aus dem Canyon klappt besser als erwartet. Trotzdem sind wir froh, als wir den Trailhead erreichen. Hier stehen inzwischen acht Fahrzeuge, davon drei normale Limousinen !!! Der Rückweg zum Highway 12 verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Am Devils Garden ist jetzt mehr los. Als wir an der Abzweigung vorbeikommen, verlassen gerade zwei Fahrzeuge das Gelände und zwei biegen in die Zufahrt ein.
Zurück auf dem Highway 12 hören wir eine CD der Dixie Chicks – das passt. Über verschiedene Vegetations-Zonen, vorbei am Calf Creek, durch Boulder und im Dixie National Forest über eine Höhe von 9400 ft erreichen wir Torrey, wo wir uns im Days Inn einquartieren.

7.8.2004 – Capitol Reef National Park
Wir haben 15 Postkarten für die Daheimgebliebenen geschrieben. Heute morgen wollen wir Briefmarken einkaufen. Wir finden das Post Office von Torrey in einem malerischen Blockhaus unter knorrigen alten Bäumen. Der freundliche Postbeamte bietet uns zu den Stamps leckeren Kuchen an, den seine Frau frisch gebacken hat. Ein toller und vor allen Dingen leckerer Service.
Danach fahren wir in den Capitol Reef National Park. Schon nach wenigen Meilen erreichen wir die Parkgrenzen. Die ersten Aussichtpunkte liegen günstig am Highway. Im Visitor-Center bekommen wir die gewünschten Informationen und die Kinder eine Broschüre mit verschiedenen Aufgaben. Wenn sie diese erfüllen, werden sie zu Junior Rangern ernannt. U.a. müssen sie einen Ranger interviewen. Im Historic Fruita Schoolhouse muss Ranger Ben dran glauben. Er ist jetzt die zweite Saison im Capitol Reef und war vorher schon im Arches NP. Und jetzt kommen die Kids aus Germany und fragen ihm Löcher in den Bauch. Aber freundlich und mit einer unheimlichen Ausdauer beantwortet er alle Fragen, die teilweise mit Hilfe von Händen und Füßen gestellt werden. Als wir unmittelbar vor dem Schoolhouse ein Deer grasen sehen, ist das Interview schnell beendet. Bye bye Ben, jetzt ist das zutrauliche Tier interessanter.
Wie in den anderen Parks steht auch im Capitol Reef die Natur im Vordergrund. Doch neben Flora und Fauna hat dieser Park noch mehr zu bieten. Über den Scenic drive erreichen wir den Blacksmith-shop, wo in einer historischen Schmiede alte Werkzeuge, ein Traktor und landwirtschaftliches Gerät ausgestellt sind. Gleich auf der anderen Straßenseite, inmitten von alten Obstbäumen finden wir das Ripple Rock Nature Center, eine Art Kindergarten, wo eine ältere Rangerin den Kleinen kindgerecht und liebevoll die Natur näherbringt.
Wir fahren den Scenic Drive weiter, vorbei an Felsformationen jeder Größe und Farbe bis zum Capitol George. Zu Fuß erforschen wir die enge und steinige Schlucht mit den senkrechten hohen Wänden,  die bis zur Fertigstellung des Highway 24 im Jahre 1962, als Durchfahrt durch den gewaltigen Gebirgszug genutzt wurde. Wir finden das Pionier-Register, wo sich die frühen Nutzer der Durchfahrt in den Canyonwänden verewigt haben. Das modrige Wasser der Tanks wirkt nicht gerade einladend.  Nur zahlreiche Kaulquappen und ein etwa 20cm langer Wurm - den wir, weil wir noch keine gesehen haben, als Schlange deklarieren – fühlen sich dort wohl.
Auf der Rückfahrt statten wir dem Grand Wash, den wir bereits vor 3 Jahren von der anderen seite erforscht haben einen kurzen Besuch ab. Unser nächstes Ziel ist die Gifford Farm. Das kleine Häuschen, in dem die Familie Gifford bis 1969 lebte, ist heute als Museum eingerichtet und gibt einen Einblick in das Leben auf der Farm in den letzten 100 Jahren.
Nun haben wir genug von Kultur und Natur genug und wechseln in die großzügige Picnic Area. Auf einer grünen Wiese mit Tischen, Bänken und Schatten spendenden Bäumen heizen wir unseren Grill ein, braten Würstchen, Brot und Marshmallows. Die Frisbeescheibe und der Baseball kommen zum Einsatz. Am frühen Abend grast auf der anderen Seite des Freemont River, kaum 10 Meter von uns entfernt ein Deer. Ab und zu schaut es herüber, fühlt sich von uns aber nicht bedroht und frißt weiter. Später auf dem Rückweg sehen wir in den Obstgärten eine weitere Gruppe der Reh-ähnlichen Tiere. Zwei mit mächtigen Geweihen führen die Gruppe an. Das Teleobjektiv kommt zum Einsatz.
Der Tag klingt, wie sollte es anders sein, im Motel-eigenen Pool aus.  

8.8.2004 - Calf Creek Wasserfall
Obwohl Sonntag klingelt unser Wecker bereits um 06.30 Uhr. Eine Stunde später fahren wir auf dem Hyw 12 zum Calf Creek. Im Dixie National Forest sehen wir zu dieser frühen Stunde viele Squirrels, Deers und – eine Gruppe Rinder. Kein Scherz, uns kommen auf dem Highway etwa 12 Rinder entgegen. Eins hinter dem anderen – völlig korrekt auf der linken Straßenseite ! Wir bleiben stehen, schalten die Warnblinkanlage an. Auch die Rinder bleiben vor unserem Wagen stehen – immer noch exakt in einer Reihe. Ich schau der führenden Kuh tief in die Augen – die schaut mindestens genauso blöd zurück und schert auf die andere Straßenseite aus. Der Rest der Truppe hinterher, eine nach der anderen. Im Rückspiegel sehe ich sie wieder auf die linke (richtige) Seite wechseln – eine nach der anderen trotten sie von dannen. Gibt’s nicht ? Ich hab drei Zeugen dafür.
Eine halbe Stunde nach dem merkwürdigen Zwischenfall erreichen wir den Calf Creek Campground. Noch liegt der Parkplatz im Schatten der hohen Felsen und ist leer. Auf den 12 Plätzen des Campgrounds erwacht das Leben – die Camper frühstücken vor ihren Zelten und Rvs. Während wir uns fertig machen kommen zwei weitere Fahrzeuge auf den kleinen Parkplatz. Jetzt aber los. Immer wieder im Schatten kleinerer Eichenbäume windet sich der schmale Trail entlang des Calf Creek. Das klare Wasser des Flüsschens ist Grundlage für eine üppige Vegetation. Über einen Meter hohe Gräser und Schilf lassen Michelle fast verschwinden. Hinweisschilder machen auf indianische Felsmalereien und auf Ruinen hoch oben in den Felsen aufmerksam, an denen man sonst vorbeigegangen wäre. Wir sehen von Bibern abgenagte Baumstümpfe und eine Biberburg. Im kristallklaren, kaum knietiefen Wasser entdecken wir bis zu 25 cm lange Fische. Als ambitionierter Nichtangler kann ich sie nicht definieren. Nach etwas mehr als einer Stunde sehen wir den Lower Calf Creek Wasserfall zwischen den Bäumen hindurch. Das Ding ist super – kristallklar und eiskalt. Das Wasser strömt von oben über die Felsen hinab, wird teilweise vom Wind vernebelt, rinnt den Felsen hinunter oder fällt im freien Fall. Wir können uns nicht satt sehen. Während die Kinder im Sand und im Wasser spielen, liegen wir auf der Decke und sinnieren, das so ähnlich das Paradies ausgesehen haben muss. Als wir uns nach über zwei Stunden auf den Rückweg machen, sind wir nicht mehr allein. Amerikanische Familien, Asiaten, weitere Deutsche und drei Amerikaner, die den Weg am Creek entlang im Dauerlauf zurückgelegt haben, sich ausruhen und uns auf dem Rückweg – wieder laufend – überholen. Der Rückweg ist anstrengender, die Sonne steht hoch und es gibt weniger Schatten. Bevor wir über den Burr Trail / Nottom Road zurück nach Torrey fahren, kehren wir ins Burr Trail Cafe, gleich an der Ecke Hyw 12 / Burr Trail ein. Man sollte sich von dem Äußeren nicht abschrecken lassen. Die Besitzer sind sehr freundlich und das Essen ist gut und reichlich. Während des Essens hören wir Musik von J.S. Bach, damit hätten wir hier nicht gerechnet. Auf der über 70 Meilen langen Strecke Burr Trail / Nottom Road kommen uns nur zwei Fahrzeuge entgegen. Als wir oben an der Serpentinen-Abfahrt stehen und steil ins Tal hinunter schauen, wissen wir warum. Ein Schild gebietet „all vehicles“ in den ersten Gang hinunter zu schalten. Auf der steilen Schotterpiste bricht der über 2 Tonnen schwere Geländewagen hinten leicht aus – rechts ist der Abhang, natürlich keine Leitplanke. Ich kann ihn abfangen und gelobe noch langsamer zu fahren. Unten angekommen machen wir erst einmal eine Pause. Von nun an ist die Fahrt über die einsame Gravelroad kein Problem mehr. Wir erreichen den Hyw. 24, fahren durch den malerischen Capital Reef und erreichen Torrey, nicht ohne unterwegs noch einige Fotos geschossen zu haben.


Jetzt ist aber Schluss für heute. Der Rest der Familie schläft schon und ich muss noch Fotos auf die Festplatte übertragen. Habe in diesem Urlaub bisher ca. 1500 Bilder gemacht !!!

Grüße aus dem Days Inn in Kingman
Wolfgang

Wiley_E._Coyote

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Re: Aus den USA
« Antwort #22 am: 20.08.2004, 07:04 Uhr »
Moin,

Super Bericht !  :applaus:

Weiterhin viel Spaß !

Rainer
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Stephan_

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Re: Aus den USA
« Antwort #23 am: 20.08.2004, 07:20 Uhr »
Hallo Wolfgang,

vielen Dak für den unterhaltsamen und informativen Bericht, bin schon gespannt, wie es weiter geht.

                  stephan
1991 San Francisco - 1993 Dallas - 1995 Seattle - 1997 Atlanta / Mexiko / Kanada - 1999 Seattle - 2001 Detroit / Chicago - 2004 Los Angeles - 2006 Los Angeles - 2008 Los Angeles - 2010 Denver 2012 Seattle - Boston 2013 Las Vegas - 2017 Las Vegas

Kisimba

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Re: Aus den USA
« Antwort #24 am: 20.08.2004, 07:50 Uhr »
Ich finde Deinen Schreibstil einfach klasse ... Danke das Du uns an Deinem Urlaub auf so amüsante Weise teilhaben lässt  :D  :D

Fröhliche Grüße
Wiebke
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wolfmark

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Re: Aus den USA
« Antwort #25 am: 20.08.2004, 08:10 Uhr »
Gut Pfad,

ich finde deinen Erlebnisbericht einfach toll, spaßig und informativ. Ich freue mich auf eine Fortsetzung.

Gruß

Wolfgang

HolgerS

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Re: Aus den USA
« Antwort #26 am: 20.08.2004, 10:24 Uhr »
Klasse Reisebericht !!

In zwei Wochen lösen wir Euch ab !

Gruss aus Köln
Holger

gebse

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Re: Aus den USA
« Antwort #27 am: 20.08.2004, 11:03 Uhr »
Wolfgang,
eingentlich schrecken mich lange postings ja eher ab, aber Deine Berichte sind wirklich kurzweilig und spannend zu lesen.
Bist Du rein zufällig Schriftsteller?  :lol:

Weiterhin viel Spass Euch allen.

Gruss
gebse

Utah

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Re: Aus den USA
« Antwort #28 am: 20.08.2004, 12:14 Uhr »
Ich will mehr haben !!! :D
Klasse Bericht!
Viele Grüße
Utah



Das Leben wird nicht gemessen an der Zahl unserer Atemzüge, sondern an den Orten und Momenten, die uns den Atem rauben.

Reinhold

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Re: Aus den USA
« Antwort #29 am: 20.08.2004, 21:31 Uhr »
ich schließe mich an, sehr schöner Bericht, hat Spaß gemacht zu lesen
Reinhold

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