Hi,
ich nochmal aus Kingman/Arizona. Ein bisschen Text hab ich noch:
4.8.2004 – Pfadfinder, jeden Tag eine gute Tat
In aller Frühe verlassen wir Page. Noch einmal statten wir der Paria Ranger Station einen Besuch ab. Und wieder werden wir kompetent und freundlich beraten. Die Cottenwood Canyon Road ist frei und befahrbar. Wir kommen gut voran. Nach wenigen Meilen durch unwirklich scheinende Badlands erreichen wir ein Tal in dem ein mäandernder Bach für grünes Wachstum sorgt. Rechts von der Piste zieht sich über Kilometer der Cockscomb. Immer wieder finden wir roten, gelben oder weißen Sand und eben solche Felsen. Etwa nach 20 Meilen spricht uns der amerikanische Fahrer eines uns entgegenkommenden Vans an. Wann den endlich das Ende der Schotterpiste erreicht sei, wollte er wissen. Lachend geben wir ihm Antwort und wünschen ihm noch einen „nice day“. Nach 23 Meilen, dort, wo der südlichen Eingang zu den Cottenwood Canyon Narrows sein soll, finden wir kein Schild und keinen Hinweis auf den Canyon. Dann aber sehen wir im Unterholz, knapp 25 Meter neben der Piste eine Register-Box. Hier sind wir richtig. Die Sonne knallt auf uns herab, als wir uns durch den Wash zum Eingang - oder ist es der Ausgang - der Narrows vorarbeiten. Dort angekommen versperren uns große Felsbrocken den Weg. Das Klettern in der Mittagssonne ist anstrengend aber das grüne Tal mit den steilen Wänden ist der Mühe wert. Wir finden blühende bunte Blumen und ein Handteller großer Schmetterling begleitet uns. Können Schmetterlinge neugierig sein? Weil die Zeit drängt, verzichten wir auf die kompletten Narrows. Einige Meilen weiter auf der Cottenwood Canyon Road dann der Abzweig zum Grosvenor Arch. Vom Parkplatz aus wirkt der Felsen wie auf den bekannten Fotos. Aber mit jedem Schritt, den wir uns dem Arch nähern, wird er imposanter. Als wir dann direkt unter dem Felsen stehen, sehen wir ein weiteres Highlight unserer Reise. Stärker kann ein Kontrast kaum sein: der gelb-weisse Felsen vor dem strahlend-blauen Himmel. Rund zwanzig Fotos später sind wir wieder unterwegs. Kurz vor dem Kodachrome Basin State Park müssen wir einen wasserführenden Wash durchqueren. Wir halten kurz an, weil von der anderen Seite eine Limousine ansetzt, dann aber aufgibt und wendet. Da sehen wir auf der Piste eine Brieftasche liegen. Sie beinhaltet den Führerschein, einige Kredit-, Versicherungs- und Kundenkarten des Besitzers. Wir wollen die Mappe bei den Rangern im Park abgeben. Mit eingeschaltetem 4WD bereitet der Wash keine Probleme. Im Kodachrome Basin SP finden wir die Ranger Station verschlossen – Mittagspause ? Der kleine Park präsentiert sich im besten Licht. Am Eagles View Overlook finden wir im malerischen Talkessel einen topgepflegten Campground. Schade, dass wir nicht mit einem Wohnmobil unterwegs sind.
Nun ist die Straße wieder asphaltiert. Zum ersten Mal seit langer Zeit sehen wir wieder eine landwirtschaftliche Nutzung des Geländes. Große Weideflächen werden künstlich bewässert. Die pittoresken Häuser von Tropic haben uns schon bei der Durchfahrt vor drei Jahren begeistert. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Wir befahren jetzt den Highway 12, der nun stetig bergauf führt. Dann sehen wir die erst typisch roten „Bryce-Felsen“. Noch einmal links abbiegen und Rubys Inn markiert die Eingang zum Bryce Canyon NP. Im Visitor Center, das vor drei Jahren noch im Bau war, werden wir endlich die gefundene Brieftasche los. Dazu müssen wir ein ellenlanges Formular ausfüllen. Marco und Michelle bekommen von der Rangerin eine Junior-Ranger-Broschüre mit einigen interessanten Aufgaben. Nach einem kurzen Besuch des Sunrise-Point checken wir auf dem Campground ein, wo wir eine Cabin reserviert haben. Neben einem Hoch-Doppel-Bett, drei urigen Holzbänken und einem Holztisch gehört zu unserer Hütte noch eine Feuerstelle. Wir besorgen uns Feuerholz im Office und endlich kommt meine Campingaxt, die beim packen zu hause von allen belächelt wurde, zum Einsatz. Mein Sohn legt tatsächlich seinen Gameboy zu Seite und hilft mir beim Feuer machen. Unheimlich stolz, dass wir das Feuer ohne die Hilfe von Anzündern oder Papier entfacht haben, schmecken uns die gebratenen Würstchen vorzüglich. Es wird dunkel über dem Bryce-Canyon. Wir singen Lieder am Lagerfeuer – von „How many Roads“ bis zu „Ich möch zo Fooss noh Kölle jon“. Die Stimmung ist einmalig. Irgendwann krabbeln wir, stinkend wie eine Räucherkammer, aber glücklich, in unsere Schlafsäcke.
5.8.2004 - Navajo Trail
Mit den ersten Sonnenstrahlen stehen wir auf. Nach einer Katzenwäsche und einem improvisierten Mini-Frühstück fahren wir zum Sunset-Point. Von hier führt der Navajo-Trail ins Innere des Bryce-Canyon. Wir haben mit Absicht diese kurze Wanderung gewählt, da wir den Kindern nicht zuviel zumuten wollen. Während wir die ersten Panoramafotos an der Abruchkante schiessen, amüsiert sich der Nachwuchs mit den pousierlichen Erdhörnchen, die hier zahlreich vertreten und durchaus zutraulich sind. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt, beim Abstieg in die Tiefe haben wir den Navojo-Trail für uns allein. In endlosen Serpentinen windet sich der Pfad immer tiefer in den roten Sandstein. Rechts und links, vorne und hinten zum Himmel ragende rote Felsen in den verschiedensten Formen. Beeindruckend und fast beängstigend dann der kurze Slot. Unten breit ausgewaschen, darüber immer enger werdend und endend in einem kleinen Spalt blauen Himmels. Wir treffen auf die in keinem Bildband fehlende Douglas-Kiefer, die sich durch die enge Felsschlucht zur Sonne drängt. Das leuchtende Rot der Felsen, der knorrige braune Stamm, das satte Grün der Baumkrone, alles überstrahlt vom tiefen Blau des Himmels – eine unglaubliche Farbenkomposition der Natur. Dann öffnet sich ein Tal vor uns, mit Felsformationen in allen möglichen Rottönen, dazu Nadelgehölze in allen Größen und immer wieder die umherwieselnden Erdhörnchen. Am tiefsten Punkt unserer Wanderung ist eine Bank aufgestellt – Brotzeit ist angesagt. Hier treffen wir auf Wanderer, die sich weniger Zeit für den Abstieg genommen haben. Einige in Schlappen – Viel Spaß beim Aufstieg !
Es geht aufwärts. Wieder dringen wir in die atemberaubende Felslandschaft ein. In einem Seitental hat die Erosion eine Felsbrücke geformt. Schilder warnen davor, sie zu betreten. In Serpentinen gewinnt der Weg an Höhe. Mit jeder Biegung gewinnen wir neue Eindrücke. Wieviel davon kann unser Gehirn abspeichern ? Aber wir haben ja noch die Kameras. Die laufen wieder heiß, als sich der Panoramablick über den Bryce-Canyon vor uns öffnet. Im Vordergrund sehen wir die Formation Thors Hammer – auch ein beliebtes Motiv. Über uns schon wieder die Abbruchkante. Je näher wir dem Ziel kommen, desto mehr Wanderer kommen uns entgegen. Der Navajo-Trail ist eine beliebte Strecke. Oben angekommen stürzen wir uns auf die Fountain, die die Parkverwaltung hier aufgestellt hat. Wie gut doch klares Wasser schmecken kann.
Nach einem ausgiebigen Brunch im Rubys Inn sagen wir unserer Cabin und dem Bryce Canyon Ade und fahren den Highway 12 in Richtung Escalante. Hier quartieren wir uns im Prospector Inn ein. Doch der Tag ist noch nicht zu Ende. Nach einer kurzen Pause (das Motel hat keinen Pool) fahren wir den Hyw 12 noch ein Stück in Richtung Boulder. Über eine extrem schlechte Piste führt uns das GPS zum Moqui Hill. Nach etwa sechs Meilen sehen wir die ersten Moqui Marbles vom Auto aus. Hunderte der etwa pflaumengroßen mystischen Kugeln liegen auf dem Fahrweg ! Im Rockshop am Bryce Canyon werden sie für einen Dollar angeboten, hier ist das einsammeln verboten. Etwas abseits des Fahrwegs finden wir nach längerer Suche auch Moqui Marbles bis zur Größe einer Apfelsine. Über die Entstehung der angeblich heilenden Kugeln streiten sich die Gelehrten.
Zurück auf dem Highway führt uns die Straße durch atemberaubende Landschaften am Calf Creek vorbei zum Hogback. Die Straßenbauer haben hier den Highway auf den schmalen Grat eines Gebirgszugs angelegt. Unmittelbar neben dem Asphalt geht es auf beiden Seiten steil bergab. Von Leitplanken keine Spur, lediglich ein paar Warnschilder sichern das gefährliche Wegstück. Kurz vor Boulder gebe ich in einem urigen Mini-Mart ein Eis aus. Auf ein paar Quadratmetern werden hier Lebensmittel, Andenken, Wanderkarten, Campingsachen und und und angeboten. Schon vor drei Jahren haben wir uns hier mit frischem Kaffee gestärkt.
Wir fahren zurück nach Escalante. Über dem Hogback haben sich dunkle Wolken aufgetürmt. Sieht auch nicht schlecht aus. Erste Blitze veranlassen uns, von der Fahrt über die Hells Backbone Road abstand zu nehmen. Als wir unser Motel erreichen regnet es.
6.8.2004 Hole in the Rock Road
Dem Prospector Inn ist ein Cafe angeschlossen. In dem rustikalen Blockhaus geniessen wir unser Frühstück: Eggs Side by Side, Bacon, Hash Browns und Toast. Dann starten wir frohen Mutes in Richtung Hole in the Rock Road, nicht ohne noch vorher dem Visitor Center in Escalante einen Besuch abzustatten. Die Kinder bekommen von der freundlichen älteren Rangerin einen schönen Stempel und wir die weniger schöne Nachricht, dass die Pools des Peek-a-Boo voll Wasser stehen und sich am Eingang des Canyon ein See gebildet hat. Sie rät uns vom Besuch dieses Canyons ab. Schaun wir mal. Die Hole in the Rock Road ist in einem guten Zustand. 40 mph sind auf der Gravel-Road ohne Risiko möglich. Ohne ein entsprechendes Hinweisschild wären wir am Devils Garden vorbei gerauscht. Die Attraktion ist – obwohl nur wenige Meter entfernt - von der Piste nicht auszumachen. Nach der letzten Kurve dann wieder ein Aha-Erlebnis: Der Garten des Teufels präsentiert sich mit seinen prächtigen Rocks vor einem strahlend blauen Himmel. Wir sind ganz allein in der Felsenlandschaft. Für die Kinder ist es gewaltiger Abenteuer-Spielplatz, die Erwachsenen finden unzählige Foto-Motive.
Auch nach Devils Garden erlaubt die Gravel-Road lockere 40 mph. Auf den sandigen Abschnitten wird die Lenkung ein wenig schwammig aber wenn man hastige Lenkbewegungen vermeidet, geht es auch dort flott voran. Von einem Einheimischen werden wir sogar noch überholt. Der Straßenzustand ändert sich dramatisch, als wir auf die Dry Fork Road abbiegen. Tiefe ausgewaschene Spurrillen erfordern höchste Konzentration für die letzten 1,7 Meilen. Wir sind froh einen Geländewagen zu haben. Am Trailhead steht lediglich ein einzelner Pickup. Die Sonne steht hoch am Himmel, als wir in den Dry Fork Gulch hinunter schauen. Mir fällt der Satz über die Flieger ein: Runter kommen sie immer ! Gleichzeitig graust mir vor dem schattenlosen Rückweg bei der gnadenlosen Hitze. Was soll’s, wir sind nicht zum philosophieren hier. Der Weg ist perfekt durch Steinmännchen markiert. Wie schon bei den bisherigen Wanderungen ist es die Aufgabe der Kids, immer den nächsten Steinhaufen zu suchen. Immer tiefer dringen wir in den Canyon ein. Auf dem sandigen Boden finden wir die Spuren verschiedenster Tiere. Vor dem Eingang zum Peek-a-Boo hat sich tatsächlich ein Tümpel ausgebreitet. Nicht sehr groß, aber sehr matschig und nicht zu umgehen. Wir müssen uns eingestehen, dass wir keine Extrem-Hiker sind, denn wir verzichten dankend auf das Schlammbad. In dem Tümpel wimmelt es von Daumengroßen Kaulquappen. So große habe ich noch nie gesehen. Weiter geht’s zum Spooky Gulch. Der Weg erscheint uns weiter als auf der Karte angegeben. Unterwegs entdecken wir einen Felsen in der Form eines Schuhs. Vier Verrückte, ein Gedanke: Der Schuh des Manitu ! Am Eingang des Spooky-Gulch empfängt uns ein Tierkadaver. Eine Beutelratte oder so etwas ähnliches. Das fängt ja gut an. Wir sind noch nicht in den Canyon eingedrungen, da hören wir menschliche Stimmen. Zwei ältere Wanderer, mit nassen Schuhen und aufgeschlagenen Knien kommen uns entgegen. Sie sind am morgen in den Peek-a-Boo rein und haben den Spooky als Rückweg genutzt. Der Peek-a-Boo sei zwar zu begehen, das Wasser nicht allzu tief, aber wegen der Kinder würden sie uns doch abraten. Die Ehefrau des einen kommt aus Berlin und er ist stolz mit uns ein wenig in deutsch zu sprechen. Seiner Frau seien die Canyons aber zu „spooky“, deshalb ist sie auf den Wanderungen nicht dabei. Wir machen uns auf in den engen Canyon. Wir finden Auswaschungen wie Telefonkabinen und nach jeder Windung wird es enger. Wir müssen uns seitwärts fortbewegen und auch das fällt schwer. Dann versperrt ein schwerer Felsbrocken den Weg selbst die achtjährige Michelle muss im Sand kriechen um unter dem Monstrum hindurch zu kommen. Dahinter finden wir das Skelett eines Rattengroßen Tieres. Das war’s. Die Kinder haben genug und wollen zurück. Ich krabbele noch ein wenig weiter. Als es dann wieder nur seitwärts weitergeht, gebe ich – auch aus Sorge um die Kameraausrüstung - auf. Wie schon gesagt, wir sind keine Extrem-Hiker. Auf dem Rückweg kommen uns weitere Wanderer entgegen. Zwei Meter vor uns schrecken wir einen Hasen auf – es stellt sich jedoch die Frage, wer sich mehr erschreckt hat, Meister Lampe oder wir. Der Aufstieg aus dem Canyon klappt besser als erwartet. Trotzdem sind wir froh, als wir den Trailhead erreichen. Hier stehen inzwischen acht Fahrzeuge, davon drei normale Limousinen !!! Der Rückweg zum Highway 12 verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Am Devils Garden ist jetzt mehr los. Als wir an der Abzweigung vorbeikommen, verlassen gerade zwei Fahrzeuge das Gelände und zwei biegen in die Zufahrt ein.
Zurück auf dem Highway 12 hören wir eine CD der Dixie Chicks – das passt. Über verschiedene Vegetations-Zonen, vorbei am Calf Creek, durch Boulder und im Dixie National Forest über eine Höhe von 9400 ft erreichen wir Torrey, wo wir uns im Days Inn einquartieren.
7.8.2004 – Capitol Reef National Park
Wir haben 15 Postkarten für die Daheimgebliebenen geschrieben. Heute morgen wollen wir Briefmarken einkaufen. Wir finden das Post Office von Torrey in einem malerischen Blockhaus unter knorrigen alten Bäumen. Der freundliche Postbeamte bietet uns zu den Stamps leckeren Kuchen an, den seine Frau frisch gebacken hat. Ein toller und vor allen Dingen leckerer Service.
Danach fahren wir in den Capitol Reef National Park. Schon nach wenigen Meilen erreichen wir die Parkgrenzen. Die ersten Aussichtpunkte liegen günstig am Highway. Im Visitor-Center bekommen wir die gewünschten Informationen und die Kinder eine Broschüre mit verschiedenen Aufgaben. Wenn sie diese erfüllen, werden sie zu Junior Rangern ernannt. U.a. müssen sie einen Ranger interviewen. Im Historic Fruita Schoolhouse muss Ranger Ben dran glauben. Er ist jetzt die zweite Saison im Capitol Reef und war vorher schon im Arches NP. Und jetzt kommen die Kids aus Germany und fragen ihm Löcher in den Bauch. Aber freundlich und mit einer unheimlichen Ausdauer beantwortet er alle Fragen, die teilweise mit Hilfe von Händen und Füßen gestellt werden. Als wir unmittelbar vor dem Schoolhouse ein Deer grasen sehen, ist das Interview schnell beendet. Bye bye Ben, jetzt ist das zutrauliche Tier interessanter.
Wie in den anderen Parks steht auch im Capitol Reef die Natur im Vordergrund. Doch neben Flora und Fauna hat dieser Park noch mehr zu bieten. Über den Scenic drive erreichen wir den Blacksmith-shop, wo in einer historischen Schmiede alte Werkzeuge, ein Traktor und landwirtschaftliches Gerät ausgestellt sind. Gleich auf der anderen Straßenseite, inmitten von alten Obstbäumen finden wir das Ripple Rock Nature Center, eine Art Kindergarten, wo eine ältere Rangerin den Kleinen kindgerecht und liebevoll die Natur näherbringt.
Wir fahren den Scenic Drive weiter, vorbei an Felsformationen jeder Größe und Farbe bis zum Capitol George. Zu Fuß erforschen wir die enge und steinige Schlucht mit den senkrechten hohen Wänden, die bis zur Fertigstellung des Highway 24 im Jahre 1962, als Durchfahrt durch den gewaltigen Gebirgszug genutzt wurde. Wir finden das Pionier-Register, wo sich die frühen Nutzer der Durchfahrt in den Canyonwänden verewigt haben. Das modrige Wasser der Tanks wirkt nicht gerade einladend. Nur zahlreiche Kaulquappen und ein etwa 20cm langer Wurm - den wir, weil wir noch keine gesehen haben, als Schlange deklarieren – fühlen sich dort wohl.
Auf der Rückfahrt statten wir dem Grand Wash, den wir bereits vor 3 Jahren von der anderen seite erforscht haben einen kurzen Besuch ab. Unser nächstes Ziel ist die Gifford Farm. Das kleine Häuschen, in dem die Familie Gifford bis 1969 lebte, ist heute als Museum eingerichtet und gibt einen Einblick in das Leben auf der Farm in den letzten 100 Jahren.
Nun haben wir genug von Kultur und Natur genug und wechseln in die großzügige Picnic Area. Auf einer grünen Wiese mit Tischen, Bänken und Schatten spendenden Bäumen heizen wir unseren Grill ein, braten Würstchen, Brot und Marshmallows. Die Frisbeescheibe und der Baseball kommen zum Einsatz. Am frühen Abend grast auf der anderen Seite des Freemont River, kaum 10 Meter von uns entfernt ein Deer. Ab und zu schaut es herüber, fühlt sich von uns aber nicht bedroht und frißt weiter. Später auf dem Rückweg sehen wir in den Obstgärten eine weitere Gruppe der Reh-ähnlichen Tiere. Zwei mit mächtigen Geweihen führen die Gruppe an. Das Teleobjektiv kommt zum Einsatz.
Der Tag klingt, wie sollte es anders sein, im Motel-eigenen Pool aus.
8.8.2004 - Calf Creek Wasserfall
Obwohl Sonntag klingelt unser Wecker bereits um 06.30 Uhr. Eine Stunde später fahren wir auf dem Hyw 12 zum Calf Creek. Im Dixie National Forest sehen wir zu dieser frühen Stunde viele Squirrels, Deers und – eine Gruppe Rinder. Kein Scherz, uns kommen auf dem Highway etwa 12 Rinder entgegen. Eins hinter dem anderen – völlig korrekt auf der linken Straßenseite ! Wir bleiben stehen, schalten die Warnblinkanlage an. Auch die Rinder bleiben vor unserem Wagen stehen – immer noch exakt in einer Reihe. Ich schau der führenden Kuh tief in die Augen – die schaut mindestens genauso blöd zurück und schert auf die andere Straßenseite aus. Der Rest der Truppe hinterher, eine nach der anderen. Im Rückspiegel sehe ich sie wieder auf die linke (richtige) Seite wechseln – eine nach der anderen trotten sie von dannen. Gibt’s nicht ? Ich hab drei Zeugen dafür.
Eine halbe Stunde nach dem merkwürdigen Zwischenfall erreichen wir den Calf Creek Campground. Noch liegt der Parkplatz im Schatten der hohen Felsen und ist leer. Auf den 12 Plätzen des Campgrounds erwacht das Leben – die Camper frühstücken vor ihren Zelten und Rvs. Während wir uns fertig machen kommen zwei weitere Fahrzeuge auf den kleinen Parkplatz. Jetzt aber los. Immer wieder im Schatten kleinerer Eichenbäume windet sich der schmale Trail entlang des Calf Creek. Das klare Wasser des Flüsschens ist Grundlage für eine üppige Vegetation. Über einen Meter hohe Gräser und Schilf lassen Michelle fast verschwinden. Hinweisschilder machen auf indianische Felsmalereien und auf Ruinen hoch oben in den Felsen aufmerksam, an denen man sonst vorbeigegangen wäre. Wir sehen von Bibern abgenagte Baumstümpfe und eine Biberburg. Im kristallklaren, kaum knietiefen Wasser entdecken wir bis zu 25 cm lange Fische. Als ambitionierter Nichtangler kann ich sie nicht definieren. Nach etwas mehr als einer Stunde sehen wir den Lower Calf Creek Wasserfall zwischen den Bäumen hindurch. Das Ding ist super – kristallklar und eiskalt. Das Wasser strömt von oben über die Felsen hinab, wird teilweise vom Wind vernebelt, rinnt den Felsen hinunter oder fällt im freien Fall. Wir können uns nicht satt sehen. Während die Kinder im Sand und im Wasser spielen, liegen wir auf der Decke und sinnieren, das so ähnlich das Paradies ausgesehen haben muss. Als wir uns nach über zwei Stunden auf den Rückweg machen, sind wir nicht mehr allein. Amerikanische Familien, Asiaten, weitere Deutsche und drei Amerikaner, die den Weg am Creek entlang im Dauerlauf zurückgelegt haben, sich ausruhen und uns auf dem Rückweg – wieder laufend – überholen. Der Rückweg ist anstrengender, die Sonne steht hoch und es gibt weniger Schatten. Bevor wir über den Burr Trail / Nottom Road zurück nach Torrey fahren, kehren wir ins Burr Trail Cafe, gleich an der Ecke Hyw 12 / Burr Trail ein. Man sollte sich von dem Äußeren nicht abschrecken lassen. Die Besitzer sind sehr freundlich und das Essen ist gut und reichlich. Während des Essens hören wir Musik von J.S. Bach, damit hätten wir hier nicht gerechnet. Auf der über 70 Meilen langen Strecke Burr Trail / Nottom Road kommen uns nur zwei Fahrzeuge entgegen. Als wir oben an der Serpentinen-Abfahrt stehen und steil ins Tal hinunter schauen, wissen wir warum. Ein Schild gebietet „all vehicles“ in den ersten Gang hinunter zu schalten. Auf der steilen Schotterpiste bricht der über 2 Tonnen schwere Geländewagen hinten leicht aus – rechts ist der Abhang, natürlich keine Leitplanke. Ich kann ihn abfangen und gelobe noch langsamer zu fahren. Unten angekommen machen wir erst einmal eine Pause. Von nun an ist die Fahrt über die einsame Gravelroad kein Problem mehr. Wir erreichen den Hyw. 24, fahren durch den malerischen Capital Reef und erreichen Torrey, nicht ohne unterwegs noch einige Fotos geschossen zu haben.
Jetzt ist aber Schluss für heute. Der Rest der Familie schläft schon und ich muss noch Fotos auf die Festplatte übertragen. Habe in diesem Urlaub bisher ca. 1500 Bilder gemacht !!!
Grüße aus dem Days Inn in Kingman
Wolfgang