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Autor Thema: Aus den USA  (Gelesen 5417 mal)

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Angi

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Re: Aus den USA
« Antwort #30 am: 21.08.2004, 00:01 Uhr »
Toll zu lesen !! Man fühlt sich fast, als ob man dabei wäre.

Weiter so und viel Spass noch.

LG Angi
Wissen ist Macht - nichts wissen macht auch nichts! Man kann ja hier im Forum fragen ;-)

Wolfgang

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Re: Aus den USA
« Antwort #31 am: 21.08.2004, 06:56 Uhr »
Hi,

toll zu lesen. Das "Mitfahren" macht sehr viel Spaß. Beim Lesen kommen so viele eigene Erinnerungen zurück, schöööööön.

Weiter so  :wink:
Gruß

Wolfgang

Excalibur

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Re: Aus den USA
« Antwort #32 am: 23.08.2004, 01:06 Uhr »
Hallo,
inzwischen sind wir schon wieder in Las Vegas. In Laughlin und in Primm hab ich es nicht geschafft, online zu gehen. Wir haben inzwischen Gabis amerikanische Freundin getroffen, die auch Kinder im Alter der unseren hat, und verbringen zusammen eine schöne Zeit. aber der Tag des Abflugs rückt näher... :? .  

9.8.2004 – Campen bei den Kobolden
Auf zum Gobelin Valley. Doch vorher geht’s noch einmal durch das Capitol Reef. Im Visitor Center geben Marco und Michelle stolz ihre Junior Rancher Broschüren ab. Wer nun meint, die Kids würden auf die Schnelle abgefertigt, der irrt. Die Rangerin, die vorgestern noch auf der Gifford Ranch Dienst hatte, kontrolliert Aufgabe für Aufgabe, bespricht Unklarheiten mit den Kindern und überreicht schließlich die Urkunde und das begehrte Abzeichen. Zum Abschluß greift sie zum Mikrophon, informiert die anwesenden Besucher über die neuen Ranger und fordert sie zum Applaus auf. Nach dem zweiten Vorhang verlassen die Junior Ranger mit ihren stolzen Eltern die Bühne.
Wir schauen uns noch die Petroglyphen am Hyw. 24 an und pflücken in den Obstgärten von Fruita Pfirsiche und Äpfel – pro Pfund zahlen wir 1 Dollar. Was vor Ort gegessen wird, braucht nicht bezahlt werden. Das absolut frische Obst schmeckt köstlich. Leider war die Pflaumenzeit schon vorbei.
Wir fahren weiter nach Hanksville. Die Strecke verläuft teilweise durch regelrechte Mondlandschaften. Auf dem grauen Boden aus vulkanischer Asche (?) wächst nix – kein bisschen grün. Nur grau in grau. In Hanksville tanken wir an einer der drei Tankstellen nochmal voll und schauen uns den Ort etwas genauer an. Eine schöne Kirche, eine schöne Schule und sonst fast nur Schrott. Auf den Hinterhöfen heruntergekommener Häuser rosten alte Autos, vergammeln Trailer und verrotten Boote. Nichts wie weg. Irgendwann verlassen wir die 24 und fahren über die asphaltierte einsame Zufahrtstraße zum Gobbelin Valley. Wir treffen keine Menschenseele. Dafür aber zweimal eine Gruppe von jeweils drei Antilopen. Leider sind sie nicht so zutraulich wie die Tiere im Capitol Reff NP – näher als 50 Meter lassen sie uns nicht heran. Wir haben das Gefühl, den Ranger an der Einfahrt zu Gobbelin Valley in seinem Mittagsschlaf gestört zu haben. Bevor wir uns entschließen hier zu bleiben, wollen wir uns den Campground erst einmal anschauen. Kein Problem – wir sollen ihm dann nur Bescheid geben. Der Platz ist piccobello. 18 Plätze, jeweils mit einem Schatten spendendem Dach, Tisch und Bänken und einem Grillplatz. Dazu Sanitärraume, die zwar nicht ganz auf dem aktuellen Stand sind, aber sauber und in denen Tag und Nacht ein Gaslicht (!) brennt. Da wir ganz alleine sind, suchen wir uns den besten Platz aus, melden uns beim Ranger an und erobern das Tal der Kobolde. Unglaublich, was man hier mit ein bisschen Phantasie zu sehen bekommt: eine Gummiente, ein Krokodil, verschiedenste Vögel und immer wieder Schildkröten. Irgendwo im Internet hatten wir gelesen, dass sich hinter dem grünen Berg rechts im Tal ein weiteres Valley mit „verzauberten Figuren“ befindet. Also machten wir uns auf den Schweiss treibenden Weg und wurden nicht enttäuscht. Ein einmaliges Tal, das leider viel zu wenig besucht wird.
Zurück auf dem Campground richteten wir uns häuslich ein. Der Grill wurde vorgeheizt, das Zelt aufgebaut, Würstchen gebraten und Kaffee nach Cowboy-Art aufgebrüht. So verging der Abend, in dessen Verlauf noch sieben weitere Familien, alle mit Zelten, den Platz bevölkerten. Mit Einbruch der Dunkelheit flatterte eine einsame Fledermaus über uns. Zeit um ins Bett zu krabbeln - aber Schlaf war uns noch nicht vergönnt. Im wieder schlugen lautstark Autotüren. Kaum zu glauben, was da alles ein- oder ausgepackt wurde. Gegen 00.30 Uhr griff dann noch ein musischer Zeitgenosse zur Gitarre und spielte schöne aber auch laute Lieder. Ich trug mich ernsthaft mit dem Gedanken, unsere Campingaxt einzusetzen, war mir dann aber doch nicht sicher, ob in Utah schon die Todesstrafe abgeschafft wurde. Irgendwann schlief ich dann ein.

10.8.2004 – Auf nach Moab
Von den ersten Sonnenstrahlen wurden wir geweckt. Heute wollen wir, noch vor der großen Hitze, den Little-Wild-Horse-Canyon aufsuchen. Ohne uns an den Krachmachern der letzten Nacht zu rächen, bauen wir leise unser Camp ab und packen ein. Bevor wir den Platz verlassen, dann ein lautes Hupen. Eine Alarmanlage (nicht unsere ! ) war wach geworden und weckte den ganzen Platz. Nach wenigen Meilen sind wir am Trailhead und mal wieder allein. Der Weg führt durch einen trockenen Wash, vorbei an alten Bäumen mit grober knorriger Rinde. Dort, wo das Tal enger wird, wird auch der Weg beschwerlicher. Klettern ist angesagt. Cairns markieren verschiedene Wege. Über die Rocks, rechts oder links über den Abhang. Ob wir den einfachsten genommen haben ? Wer weiss ? An der Junction Little Wild Horse / Bell Canyon markiert ein massiver Pfahl den Weg. Wir halten uns rechts und der Trail wird wieder einfacher. Noch ist der Canyon offen, ist aber nicht weniger eindrucksvoll. Für Fotos sind wir zur falschen Tageszeit hier. Die Morgensonne wirft kein gutes Foto-Licht in den Canyon. Trotzdem ein einmaliges Erlebnis (mal wieder !)
Auf dem Rückweg zum Highway 24 glitzert ein grauer „Ascheberg“ merkwürdig in der Sonne. Wir gehen dem Glitzern auf den Grund und finden glasartiges Gestein. Bergkristall oder natürliches Glas ? In Deutschland wollen wir einen Geologen befragen. Die Landschaft bis zur Interstate 70 erinnert entfernt an das Monument Valley. Wieder werden wir uns der Weite des Landes bewusst. Bis zum Horizont geht die Straße geradeaus – rechts und links über Meilen das gleiche Bild. Dann auf die I 70. In Green River tauchen wir wieder in die Zivilisation ein. Wenn man Burger King so nennen kann.
Die I 70 verlassen wir endgültig nicht an der „regulären“ Moab-Abfahrt, sondern erst in Cisco. Die neuzeitliche Ghost-Town an der Bahnlinie und die Fahrt am Colorado entlang vorbei an den Fisher Towers wollen wir uns nicht entgehen lassen. Tief hat sich der schlammig-braune Colorado in das rote Sandsteinmassiv hineingefressen. Mehrere, bestimmt nicht billige Ferienressorts liegen an der 128. Und immer wieder Recreation-Areas. Wir schauen den Schlauchbootfahrern auf dem Colorado zu.
Im Bowens Motel stürzen wir uns in den Pool. Das tut gut. Danach geht’s zu Denny’s. Das Essen ist lecker und reichlich. Die Bedienung zuvorkommend und – Surprise, Surprise – Kinder unter 12 Jahren speisen Dienstags kostenfrei. Zum Sonnenuntergang wollen wir noch dem Arches NP einen Besuch abstatten. Unmittelbar vor der „Golden hour“ durchbricht die Sonne die Wolkendecke. Glück gehabt ! Der Balanced Rock leuchtet phantastisch. Wir fotografieren bis die Sonne am Horizont verschwindet. Kann man Fotografier-süchtig werden ? Zahlt die Krankenkasse die Therapie ?
Moab ist kommerziell ! Im dunkeln schlendern wir entlang der Mainstreet von einem Souverniershop zum anderen. Fast alle haben das gleiche Angebot. Wem’s gefällt !?! Auch New Age-Läden machen sich breit. Wird Moab ein zweites Sedona ?


Gruß
Wolfgang

Excalibur

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Re: Aus den USA
« Antwort #33 am: 23.08.2004, 01:14 Uhr »
Hi,
nochmal ganz kurz. Aber jetzt wollen die Kiddies erst mal an den Pool.  

11.08.2004 – Shafer Trail – Lohn der Angst
Wir stehen zeitig auf und gehen ein wenig im Supermarkt shoppen. Dann steht der Canyonlands NP auf unserer Liste. Freundlich werden im Visitor Center unsere Fragen beantwortet. Die Kinder bekommen ihre Junior-Ranger-Broschüre und weiter geht’s zu den View-Points. Die Aussichten sind beeindruckend. Gut gefallen hat uns der Mesa Arch, auch wenn wir ihn nicht bei Sonnenaufgang ablichten konnten. Auf der Rückfahrt statten wir dem Visitor Center einen weiteren Besuch ab. Marco hat die Aufgaben während der Fahrt gelöst, muss nun noch ein Gedicht aufsagen und wird unter dem Beifall der Besucher als Junior Ranger vereidigt (Richtig mit Hand hoch halten und so!). Dann der Shafer Trail. Um ehrlich zu sein, ich hatte ihn mir leichter vorgestellt. Die Piste ist schlecht, die Serpentinen eng, der Weg steil und der Abgrund tief. Mir kommt der Film „Lohn der Angst“ in den Sinn. Schon im Bereich der Serpentinen werden wir ordentlich durchgeschüttelt. Der Blick nach unten, nur wenige Zentimeter neben dem Wagen, ist beängstigend. Es wird sehr sehr still im Wagen. Die Eindrücke sind gewaltig. Und immer wieder werden wir durchgeschüttelt. Spurrillen, Felsen, Schotter – alles was das Herz begehrt. Weiter unten kreuzt ein Bighorn-Sheep mit seinem Jungen unseren Weg.- Niedlich anzuschaun... Weniger niedlich die Piste. Es geht über blanken Fels und durch einen Wash – nicht quer, sondern einige hundert Meter durch den Wash. Plötzlich machen wir in dem Felsendurcheinander einem himmelblauen See aus. Ein außergewöhnlich strahlendes Blau – aber keine Fatamorgana. Hier wird Salz gewonnen. Die Salzlake wird in die riesigen Becken aus Folie gefüllt. Den Rest erledigt die Sonne. Das Wasser verdunstet und zurück bleibt das weisse Salz. Einige Kilometer weiter erreichen wir die Salzverlade-Anlage und damit wieder die asphaltierte Straße, Die 3 ½-stündige Strapaze hat ein Ende. Am Colorado entlang fahren wir bis nach Moab.    

12.8.2004 - Fledermäuse
Wir frühstücken in Smitty’s Golden Steak Restaurant, gleich an der Mainstreet. Eingerichtet wie ein Dinner frühstücken viele Einheimische hier. Das Essen ist gut und günstig. Wir werden wieder kommen. Im Supermarkt holen wir noch frisches Fleisch zum grillen. Den Arches NP erforschen wir jetzt nach Plan. Zuerst die Windows – sehr schön, aber auch sehr voll ! Dann zum Delicat-Arch Viewpoint. Schon aus der Entfernung macht das Ding mächtig Eindruck. Den Trail direkt zum wohl schönsten Arch behalten wir uns für die Golden Hour vor. Wir arbeiten uns bis zum Campground vor und lassen keinen Viewpoint aus. Unseren Übernachtungsplatz haben wir vor schon vor Monaten via Internet reserviert. Unser Zelt ist schnell aufgebaut und schon bruzzelt das Fleich auf dem mächtigen Grill. Zusammen mit den frischen Maiskolben ein echter Gaumenschmaus. Derart gestärkt machen wir uns auf den Weg zum Delicat-Arch. Der Weg ist gut gekennzeichnet und für den Notfall, falls wir in die Dunkelheit kommen, haben wir Taschenlampen dabei. Am Beginn des berüchtigten Felsplateaus hat sich eine Gruppe Wanderer aus aller Welt versammelt. Ein älterer amerikanische Allein-Hiker ist bös gestürzt und hat sich eine stark blutende Wunde am Kopf zugezogen. Wir haben unsere Erste Hilfe Tasche dabei und Gabi kann ihm einen Verband anlegen. Ein deutsches Paar begleitet den Verletzten zurück zum Trailhead. Nach der Unterbrechung geht unser Weg weiter bergauf. Endlich, noch viel zu früh, sind wir am Ziel. Vor dem Arch hat sich eine multikulturelle Gesellschaft eingefunden. Asiaten, Franzosen, Italiener, Osteuropäer, Deutsche und natürlich auch Amerikaner. Einige harren mit uns aus und wollen die Golden Hour abwarten, andere sind nur wegen dem Foto UNTER dem Arch hier und machen sich direkt wieder auf den Rückweg. Unter dem Bogen ist ein Kommen und Gehen. Um den Delicat Arch mal ohne Touristen ablichten zu können, braucht man Geduld und muss den richtigen Zeitpunkt abwarten. Dann ist es soweit. Die tiefstehende Sonne lässt den  Bogen in einem fast mystischen Licht erstrahlen. Wir machen unsere Fotos und begeben uns auf den Heimweg. Nach etwa 100 Metern finden wir oben im Fels ein Fenster durch das wir weiter schöne Bilder vom Delicat Arch schiessen. Auf dem Rückweg kommen uns noch Wanderer entgegen, die ihr Ziel wohl zu spät erreichen – dumm gelaufen (Im wahrsten Sinne des Wortes !).
Die Fahrt durch den Park im allerletzten Licht ist mal wieder eindrucksvoll. An den dunklen Silouetten der Berge und Felsen können wir uns nicht satt sehen. Als wir den Campground erreichen ist es stockfinster. Wir entfachen erneut das Lagerfeuer und suchen den klaren Himmel nach Sternschnuppen ab. Was wir finden sind Fledermäuse, die nur knapp über uns hinweg flattern. Es ist Zeit für Gruselgeschichten, bei denen aber mehr gelacht, als sich gegruselt wird. Nach einer Stunde kriechen wir in die Schlafsäcke.  

13.8.2004 – Nochmal Moab
Zum Morgen war es doch recht frisch geworden. Nach dem Aufstehen haben wir uns einen Kaffee nach Cowboy-Art über dem Lagerfeuer in den Metalltassen aufgebrüht. Zwei kleine Hasen haben unser Treiben neugierig beobachtet. Als wir die Salami-Brote schmieren, gesellt sich auch noch ein Squirrel dazu. Sorry Freunde – Euer Futter müsst Ihr Euch selber suchen. Wir bauen unser Lager ab und fahren langsam durch den aufwachenden Park. Bevor die große Hitze einsetzt scheint die Fauna im Park aktiver zu sein. Wir sehen zahlreiche Hasen, Eidechsen und auch Vögel. Es folgt der obligatorische Besuch im Visitor Center, wo die Kinder eine Tüte mit gesammeltem Müll abgeben und nun auch als Junior Ranger des Arches NP ausgezeichnet werden.
Wir fahren in den Moab überragenden Manti-La Sal National Forest. Auf der gut ausgebauten aber doch recht wenig frequentierte  Straße, gewinnen wir rasch an Höhe. Aus fast  3.000 Metern bieten sich immer wieder fantastische Ausblicke ins Tal. Den Ausflug zum Goldgräber-Camp Miners-Camp canceln wir kurzfristig, da wir uns die 3 Meilen Gravelroad nicht antuen wollen. Die Straße führt durch das Castle Valley zum Colorado.. Wieder  können wir uns am geliebten roten Sandstein nicht satt sehen. Am Colorado entlang fahren wir noch bis zu den Fisher Towers. Leider steht die Sonne ungünstig (falsche Tageszeit), sodass wir unsere Eindrücke nicht fotografisch festhalten können. Durch das Tal des Colorado fahren wir zurück nach Moab und quatieren uns in der Big Horn Loge ein. Praktischer Weise liegt die Lodge gleich neben Smittys Restaurant. Ein gutes Frühstück ist also gesichert. Gabi handelt einen günstigen Preis aus (Mit AAA und Summer-special preiswerter als im Bowen Motel und trotzdem ein Stern mehr). Den Nachmittag verbringen wir am Pool, gehen noch ein wenig shoppen und sehen uns abends die Eröffnung der olympischen Spiele in Athen an.    

Gruß
wolfgang

AZcowboy

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Re: Aus den USA
« Antwort #34 am: 23.08.2004, 05:38 Uhr »
Hi Wolfgang

Vielen Dank für Deine neuen Reiseeindrücke und Kompliment zum Schreibstil - informativ, unterhaltsam, leicht verständlich.

Hoffe, daß ich bald wieder von Dir lesen kann.

Winke aus AZ  :wink:
Besuche uns auf gmintheworld.

"Dreams are teachers - they tell us a story to follow."


Excalibur

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Re: Aus den USA
« Antwort #35 am: 23.08.2004, 08:21 Uhr »
Hi AZCowboy,
Dein Wunsch ist mit Befehl. Hab ich schon gesagt, dass wir Dich um Deinen Wohnsitz beneiden ? Hier unsere Er"fahrungen" aus dem Canyonlands NP und dem Monument Valley:

14.8.2004 – Canyonlands NP
Das Frühstück bei Smitty’s hält was es verspricht. Marko bestellt sich ein Cineman-Roll samt Doggy-Bag, Michelle drei Toast – die Erwachsenen bleiben bei Eiern mit Speck. Derart gestärkt machen wir uns auf den Weg in den zweiten Teil des Canyonland NP, die Needles. Schon die Anfahrt ist anders. Kaum ein Fahrzeug kommt uns entgegen. Wer die Einsamkeit sucht, ist hier richtig. Auch im Visitor-Center sind wir fast mit dem Ranger allein. Wir informieren uns und planen zwei kleinere Wanderungen. Die Cave-Spring-Trail ist besonders für Kinder geeignet. Auf einem Kilometer werden ein Cowboy-Lager, indianische Felszeichnungen und die heimische Flora gezeigt. Es geht über zwei Leitern hoch und über ein kleines Felsplateu. Unser zweiter Trail zu den Potholes ist nicht viel länger aber eher enttäuschend. Alle Potholes sind trocken. In der Picnic-Area müssen wir erst die Raben vertreiben, die auf Tischen und Bänken den Schatten suchen. Aber dann lassen wir uns Brote und Melone schmecken. Noch einige Viewpoints und dann sind die Needles für uns Geschichte. Im Süden sehen wir ein Gewitter aufkommen. Genau da wollen wir aber hin ! Zurück auf dem hyw 191 sehen wir, wie das Gewitter über den angrenzenden Bergen hernieder geht. Blitze und starker Regen, doch wir bleiben trocken. Allerdings ist der Himmel nun durchgehend bedeckt. In Monticello finden wir ein relativ neues Motel mit einem Indoor-Pool. Der Preis ist o.k. Wir erkunden noch ein wenig die umliegenden Berge. Nix besonderes – oder sind wir in den letzten Wochen zu anspruchsvoll geworden ? Im Stadtpark (?) feiert eine Hochzeitsgesellschaft – wir haben nicht den Mut, uns selbst einzuladen.    

15.08.2004 - Mitten view Campground
Nach dem Frühstück verliessen wir das Hotel in Richtung Süden. Noch kurz getankt und auf geht’s in Richtung Monument Valley. In Blanding besuchen wir das Museum Edge of the Cedar. Sehr interessante Ausgrabungen. Wir steigen in eine authentische  Kiwa hinab und alle sind sehr beeindruckt. Weiter geht’s auf der 191 nach Bluff. Hier schauen wir uns die Reste eines alten Forts an, welches wohl renoviert werden soll. Dann geht’s ins Valley of Gods. Die Gravelroad ist recht gut, doch geht es wie auf der Achterbahn immer wieder rauf und runter. Das Valley of Gods erinnert an eine  Small-Version des Monument Valley. Den Moki Dugway schenken wir uns, da wir diesen Teil der Straße schon vor drei Jahren abgefahren sind. Und dann sehen wir am Horizont die ersten Buttes. Am Meilemaker 13 halten wir an und machen die ersten Fotos. Wir erreichen den Mitten View Campground und sind froh, dass er noch fast  leer ist. Auch die Aussichtsplätze 24 und 25 sind noch frei. Im Visitor Center bekommen wir die 25 zugewiesen. Suuuuper-Ausblick vom Zelt direkt ins  Tal. Bei Goldings frischen wir unsere Vorräte auf, besuchen „unser“ Haus, in dem wir vor drei Jahren wohnten und finden leider nicht den Weg zum Teardrop Window. Zurück im Valley machen wir sogleich die Rundfahrt, da der Himmel sich dramatisch zu zieht. Die Piste ist in einem merklich schlechteren Zustand als vor drei Jahren. Wir sind froh, das wir nicht, wie damals, mit einer Limosine unterwegs sind. Am Campground dann eine Überraschung. Eine holländische Familie hat sich auf unserem Platz breit gemacht. Das Mißverständnis ist rasch geklärt. Sie waren noch nicht im Visitor Center und dachten der Platz sei noch frei. Bereitwillig räumen sie unseren Claim. Wir bauen unser Zelt auf und werfen den grill an. Inzwischen hat sich die Wolkendecke weiter verdichtet. In der Ferne scheint es zu regnen und die ersten Blitze beleuchten den abendlichen Himmel. Wir beschließen, wegen dem herannahenden Gewitter noch eine  Plane über unser Zelt zu spannen. Auf dem Grill liegt noch ein Papa-Burger als der Himmel seine Schleusen öffnet. Und wie. Auf Grund der Blitzgefahr flüchten wir uns ins Auto, nicht ohne den letzten Papa-Burger in Sicherheit zu bringen. Aus dem Wageninnern beobachten wir das Inferno. Der Wind verbiegt die Zelte bedenklich. Drei oder Vier brechen unter der Last zusammen. Unser Aldi-Zelt trotzt der Witterung standhaft. Mit dem Gewitter ist es dunkel geworden. Noch immer kommen Fahrzeuge im Schritttempo aus dem Valley. Dann ist der Spuk vorbei. Alles ist nass, aber unser Zelt steht. Wir kriechen in unsere mollig warmen Schlafsäcke. Das Gewitter hat die Luft merklich abgekühlt. In der Nacht frischt der Wind wieder auf. Die zusätzliche Plane flattert und macht einen Höllen-Lärm. Also raus aus Schlafsack und Zelt und das „Segel“ bergen. Danach ist wieder Ruhe. Später prasseln wieder Regentropfen auf unser Zelt. Irgendwann ist auch die längste Nacht vorbei. Der Horizont hinter den Buttes fängt an zu glühen. Wir holen unser Fotoequipment aus dem Auto und machen uns bereit. Erst ein zartes Orange, dann immer stärker leuchtet uns die Sonne entgegen. Mit den Buttes im Vordergrund ergeben sich sagenhafte Motive. Die Strapazen der Nacht sind schnell vergessen. Ein neuer Tag beginnt.       .

Winke aus Las Vegas nach AZ und den Rest der Welt
Wolfgang

Excalibur

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Re: Aus den USA
« Antwort #36 am: 23.08.2004, 08:50 Uhr »
Einen hab ich noch:


16.8.2004 – Coal Mine Canyon
Nach dieser Nacht brauchen wir dringend Kaffee. Wir haben keine Holzkohle mehr und das Restaurant im MV Visitor Center hat noch nicht auf. Also schnell alles abgebaut und ab nach Kayenta. Im Burger King ist immer noch die Soldaten Ausstellung aufgebaut. Merkwürdig. Gut gestärkt machen wir uns auf den Weg zum Coal Mine Canyon. Rechts und links der Straße sehen wir armselige Behausungen. In Tuba City biegen wir auf die 264 ab. Die Landschaft ist recht eintönig. Hier soll der sagenhafte Canyon sein ? Nach 16 Meilen biegen wir links auf die Gravelroad in Richtung des Windrades ab. Noch immer ist vom Coal Mine Canyon nichts zu sehen. Kein Hinweis, kein Schild und erst recht kein Canyon. Hinter dem Windrad sehen wir erst eine verkommene Picknick-Area und dann stehen wir urplötzlich an der Canyon-.Kante. Ob wohl wir nicht das allerbeste Wetter haben, strahlt das Gestein in allen möglichen Farben. Leider fehlt uns die Zeit, tiefer in diese Farbenpracht einzudringen. Wir entdecken ein großes Hole in the Rock und wundern uns, dass dieser Canyon noch nicht touristisch erschlossen ist. Allerdings ist das Gestein derart spröde und brüchig, dass Heerscharen von Hikern der Landschaft nicht unbedingt gut tun würden. Wieviele dieser Secrets bietet der westen noch?  
Zurück auf der 89 wird die Landschaft grüner. Wir fahren in die San Francisco Mountains, über denen sich gerade ein Gewitter austobt.  Schnell gewinnen wir an Höhe. Plötzlich ist alles um uns herum weiss – Schnee im August ??? Nein, kurz vorher hatte es kräftig gehagelt und die Hagelkörner haben die Landschaft mit einer weißen Decke überzogen. Noch etwas ist weiß geworden. Fast jedes zweite Anwesen ist von einen hübsch anzusehenden weißen Rancher-Zaun umgeben. Scheint in der Gegend von Flagstaff zum Standard zu gehören.
Flagstaff selbst überrascht uns. Mit so vielen Hotels hätten wir nicht gerechnet. Die Auswahl fällt schwer. Von uralt und heruntergekommen bis sauber und modern ist alles vorhanden. Aber die Preisgestaltung ist und bleibt undurchsichtig. So steht zum Beispiel in unserem Zimmer im Super 8 als Preis: Minimum: 28,- $ , Maximum: 144,- $. Eine recht große Spanne...
Auf dem Weg zum Pionier-Museum machen wir an einem Sportplatz halt und schauen der Flagstaff Highshool Mannschaft lange beim Football Training zu. Fast 70 Boys wieseln in verschiedenen Gruppen über den Platz und studieren Spielzüge ein. Als wir im Museum ankommen, machen die gerade dicht. Offensichtlich müssen wir uns noch an die Zeitumstellung (Utah/Arizona) gewöhnen. Also sehen wir uns nur die Aussenanlagen, u.a. einen alten Eisenbahnzug, an.
Da uns inzwischen der Magen knurrt, machen wir uns auf in die Altstadt. Einige schöne alte Gründerzeit-Häuser mit teilweise interessanten Geschäften. Und immer wieder das langgezogene Tuten der durchfahrenden Züge. Ein Glück, dass unser Motel etwas abseits liegt. Auch dem legendären Museumsclub starten wir einen Besuch ab. Das alte geschichtsträchtige Blockhaus ist ganz aus Holz gebaut. Gleich nebenan ist eine Long John Silver Filiale, eine Fast Food Kette, die sich auf frittierten Fisch spezialisiert hat. Kraben und Fisch ist doch mal was anderes. Und da der Fisch schwimmen muss, verbringen wir den Rest des Abends im Indoorpool.  

Gruß
Wolfgang

squirrel

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Re: Aus den USA
« Antwort #37 am: 23.08.2004, 09:56 Uhr »
Hey Wolfgang,

sagenhafter Bericht - ich kann mich immer kaum losreissen....
deine Kinder scheinen ja auch richtig viel Spaß zu haben - ich, als jemand der keine Kinder hat, habe immer gedacht, daß Disney World wohl eher für einen Urlaub mit Kindern das Richtige wäre, aber du belehrst mich gerade eines besseren... Toll!

viel Spaß weiterhin!

Gruß

Anja

Excalibur

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Re: Aus den USA
« Antwort #38 am: 23.08.2004, 17:09 Uhr »
Guten morgen,
das Bufett von gestern abend liegt mir noch schwer im Magen. Aber bei Seafood kann ich nicht Nein sagen. Da ich aber hinsichtlich der Berichterstattung noch einiges nachzuholen habe....

17.8.2004 – Nationalparks - Drei auf einen Streich !
So richtig zufrieden mit dem Super 8 sind wir nicht. Also suchen wir uns für den nächsten Tag was neues. Im Days Inn hatten wir schon angefragt, aber 71$ (Angeblich günstigster Preis mit AAA-Rabatt) waren uns zu teuer. Da finden wir einen Coupon der ein Zimmer in eben diesem Motel für 39$ anbietet. Fragen kostet bekanntlich nichts und wider erwarten bekommen wir das Zimmer zu diesem Preis (zzgl. Tax). Glück gehabt.  
Heute stehen drei Nationalparks auf unserem Mammutprogramm. Der Sunset Crater NP empfängt uns mit einem informativen Visitor Center. Wir sind noch nicht ganz durch die Tür, da stürzt sich ein älterer Ranger auf uns und erklärt uns, wie alles funktioniert. Allerlei Informationen über Vulkanausbrüche und deren Auswirkungen. Eine perfekte Computersimulation verdeutlicht den letzten Ausbruch des Sunset Kraters und ein Seismograph zeigt aktuelle Bewegungen an.
Recht eigentümlich ist die Fahrt durch den kleinen Nationalpark. Es geht durch ausgedehnte Wälder, vorbei an großen Wiesen mit bunten Wildblumen. Dann große Lavafelder, auf denen nur vereinzelt Sträucher und Bäume wachsen und Abhänge aus vulkanischer Asche, wo auch heute, rund 1000 Jahre nach dem letzten Vulkanausbruch absolut nichts gedeiht. Und wieder sind wir (fast) alleine im Park unterwegs.
Das Wupatki NP Visitor Center ist etwas älter und bietet neben den Infos zu den indianischen Ruinen auch wissenswertes über Flora und Fauna der Wüste. Wir schauen uns die alten Bauten gleich hinter dem Visitor Center an, machen uns aber bald wieder auf den Weg, den der Grand Canyon wartet schon seit tausenden Jahren auf uns. Da wollen wir ihn nicht noch weiter warten lassen.
Je näher wir der South Rim kommen, um so mehr ist los. Auf der Straße, aber auch an den Rändern. Immer wieder sieht man Indianer in erbärmlichen Bretterbuden, die Schmuck anbieten, über dessen Herkunft man spekulieren kann.
An einem Viewpoint ins Tal des Little Colorado River machen wir halt. Selbst die Kinder blicken fast andächtig in das tief eingeschnittene Tal. Und das nennen die „Little“.
Nach weiteren Viewpoints erreichen wir Grand Canyon Village. Im Supermarkt stellen wir uns ein Picnic zusammen – Kartoffelsalat, harte Eier, Hummer (ob es ein Immitat ist, sei dahingestellt) und frisches Obst. Wir speisen mit Ausblick auf den Grand Canyon – unbezahlbar !!! Leider ist der Himmel wieder mit Wolken verhangen. Die Fotos zur golden Hour können wir vergessen. Den Abstieg in den Canyon über den Bright Angel Trail bis zu Indians Gardens haben wir schon vor Tagen gestrichen. Zu anstrengend (der Aufstieg !!!) für die Kinder. Trotzdem ist es ein Erlebnis. Wir bewundern die indianische Kunst im Hopi-House und geniessen den Service in der Lounge des El Tovar Hotels. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: america is great.  
Mit vielen neuen Eindrücken fahren wir zurück nach Flagstaf.


18.8.2004  Route 66 -Williams
Das Frühstück im Days Inn ist gut. Qualität, Auswahl und Service empfehlenswert. Wir machen uns auf den Weg nach Sedona. Die Stimmung ist gut, das Wetter leider nicht. Wieder Wolken am Himmel, die sich immer mehr verdichten. Als wir Sedona erreichen, lacht uns aber erst mal wieder die Sonne. Parkplatz gesucht (Gar nicht so einfach in der Stadt !) und Geschäfte angeschaut. Kuriose und teure und dann noch kuriose teure. Mann, haben wir ein Geld gespart....  Nach fast zwei Stunden hatte uns dann „unser“ Gewitter wieder eingeholt. Schon vor drei Jahren konnten wir nicht im Oak Creek baden, damals war er wegen Bakterien gesperrt. Heute machte uns ein heftiges Gewitter einen Strich durch die Rechnung. Der Oak Creek Canyon ist aber auch bei Regen schön.
Zurück in Flagstaff kehren wir bei Bazzoli (Bin mir nicht sicher, ob der Name der Fast-Food-Kette stimmt ????) ein. Pizza und Pasta sind dort nicht überdurchschnittlich, aber die leckeren Rolls haben es uns angetan. Zum Salat und auch nur so zwischendurch verteilt die Bedienung die herrlich leckeren Breadsticks. Köstlich !!!  
Für den Nachmittag steht die Lava-River-Cave nördlich von Flagstaff auf unserem Besichtigungsprogramm. Auf dem Highway 180 gibt’s keine Probleme, die Wegbeschreibung aus dem Internet ist perfekt. Die Forest-Road erweist sich als Waldweg der übelsten Sorte. Schlagloch an Schlagloch, wegen der Regenfälle der letzten Tage, gefüllt bis zum Rand mit Wasser. Mal wieder sind wir froh, dass wir einen Geländewagen gemietet haben. Die letzten 100-150 Meter müssen wir zu Fuß gehen. Es nieselt ein wenig. Dann stehen wir vor einer kreisförmigen Mauer aus Felsbrocken. Eine Tafel erklärt und beschreibt die Höhle. Auch eine Registrations-Box ist vorhanden. Im inneren der Mauer liegen weitere Felsen unterschiedlicher Größe. Da zwischendurch schlängeln wir uns durch einen schmalen Spalt abwärts in die Höhle. Von einem Stein zum anderen dringen wir immer tiefer in die Erde ein. Es ist feucht, aber nicht muffig. Die Steine sind teilweise nass. Nach wenigen Meter ist es stockfinster um uns herum. Unsere beiden Taschenlampen reichen kaum aus um die Szene auszuleuchten. Ich wundere mich, was ich für mutige Kinder habe. Nach 30 – 40 Metern immer über Felsbrocken kletternd, beschließen wir umzukehren. Unsere Ausrüstung ist einfach unzureichend. Aber wir werden wieder kommen – im nächsten Urlaub.
Ein weiteres Abenteuer ist das Canyon Motel in Williams. Nicht, dass das kleine, liebevoll erhaltene, schon etwas ältere Motel besonders abenteuerlich ist, aber wir haben uns hier einen der beiden Santa Fe-Bremser-Waggons für uns reservieren lassen. Für die Kinder ist es das Größte („Viel besser als im Luxor !“) im „Turm“ des Eisenbahnwagens im Hochbett zu schlafen. Die Cabbuse ist ausgestattet, mit einem Queens-Bed, den drei Kinderbetten im Turm, Bad/WC, 2 x TV, Kühlschrank, Mikrowelle, Kaffeemaschine und dem einmaligen Gefühl ein echter Railroader zu sein.
Bevor wir aber unseren „Schlafwagen“ nutzen, wollen wir der Altstadt von Williams noch einen Besuch abstatten. Wir lernen die beiden „Gesichter“ von Williams kennen. Da sind zum einen die neuen, sauberen Motels, die neuen Restaurants, teilweise auf alt getrimmt und die neuen Souvenirshops mit dem Einheitsangebot. Aber wir sehen auch die alten, schon abgenutzten Motels mit flackernden Neonschildern, an denen auch mal an Buchstabe fehlt. Wir sehen Diner, die statt einer Klimaanlage, langsam laufende, riesige Ventilatoren an den hohen Decken haben. Dazu Geschäfte, in denen zwar die Bodendielen bei jedem Schritt ächzen, die aber noch den ungekünstelten Charme der 50er-Jahre ausstrahlen und die ein Warensortiment haben, das manchmal zum schmunzeln, aber auch zum kaufen anregt.  


Gruß
Wolfgang

Excalibur

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Re: Aus den USA
« Antwort #39 am: 23.08.2004, 17:15 Uhr »
Hi,
da Marco und Michelle noch schlafen, kann ich noch ein wenig schreiben:

19.8.2004 – Get out your kicks......
Das Frühstück im Canyon-Motel ist eines „echten“ Railroadman würdig. In dem kleinen Office mit der Rock-o-la Music-Box werden Kaffee, Fruchtsäfte, Kuchen, Croissants, Cerlealien, Früchte und Eier (!!!) angeboten. Wir setzen uns vor die Tür in den Schaukelstuhl und genießen: das Frühstück, die Gastfreundlichkeit, die Aussicht – Amerika. Schlechter soll es uns nicht mehr gehen !  Noch einmal fahren wir durch Williams. Am hellen Tag sieht die Stadt anders aus. Überall wird geputzt, umgebaut, angestrichen, erneuert. Williams bereitet sich auf die Zukunft vor. Der Zug der Grand-Canyon Railroad steht schon unter Dampf. In wenigen Minuten fährt er wieder hunderte Touristen zur South-Rim.
Auch wir müssen weiter. Heute ist der Weg unser Ziel. Und der Weg heißt Route 66. In Ashfork verlassen wir schon wieder den Interstate. Doch von dem kleinen Städtchen sind wir enttäuscht – es scheint im sterben zu liegen. Häuser stehen leer und verkommen. Wir vermissen den 66-Flair und müssen auch schon wieder auf den Interstate. Einige Meilen vor Seligmann könn wir dann wieder auf die alte Strecke. Wir treffen eine Gruppe von 10 – 12 Motorradfahrern aus Italien. Sie haben Ihre Bikes aus Europa mitgebracht und sind wie wir neugierig auf die Route 66. Die Strecke geht schnurgeradeaus bis zum Horizont. Aber mit der richtigen Musik und der richtigen Einstellung wird uns nicht langweilig. Auf der nebenanlaufenden Eisenbahnstrecke kommen uns immer wieder lange Güterzüge entgegen. Einmal haben wir 108 Waggons mit jeweils zwei Übersee-Containern, gezogen von fünf Dieselloks, gezählt. America is great.
Auch in Seligman wartet ein Güterzug auf die Weiterfahrt. Der Zugführer winkt freundlich, als wir ihn bzw. seine imposante Lok fotografieren. Vor dem weltberühmten Friseurladen von Angel D. hat gerade ein Bus seine Touristenladung ausgespuckt. Große Gedränge vor und in dem kleinen Shop. Wir fahren erst einmal weiter und schauen uns den Rest von Seligman an. Am anderen Ende des kleinen Ortes finden wir die Westerntown-Kulisse die uns vor 13 Jahren begeistert hat. In einem Pferch haben wir damals einen etwas lethargischen Bison bestaunt. Heute ist der Pferch leer, das arme Tier wohl eingegangen. Schade, ich hätte das Monstrum gerne den Kindern gezeigt. Auf der anderen Straßenseite, in lilos Cafe, haben wir damals, kurz nachdem wir in Las Vegas geheiratet haben, köstliche gegessen. Da werden Erinnerungen wach. Auch diesmal ist der Hamburger delikat und nicht mit den gleichnamigen Produkten der verschiedenen Fast-food-Ketten zu vergleichen. Die Kinder haben offensichtlich Heimweh und ordern eine „German Bratwurst“. Auf dem Glas „Düsseldorfer Löwensenf“ steht noch der Preis drauf: 5,95 $ - in den USA offensichtlich eine teure Delikatesse. Der Chef des Hauses, Mr. Russell, war in Wiesbaden stationiert, erzählt uns, dass er dort seine Lilo kennen und lieben gelernt hat und das er auch Köln kennengelernt hat.
Derart gestärkt besuchen wir Angel D. Der Souvenirshop ist inzwischen größer als sein Friseursalon. Visitenkarten, Geldscheine und Autokennzeichen aus aller Herren Länder sind sein ganzer stolz. Germany ist recht stark vertreten. Allerdings sind die unverkäuflichen Andenken interessanter als die kommerziellen. Schon extrem stark überdreht ist das „Snow Cap“ seines Bruders Juan. Man hat das Gefühl, hier „muss“ alles lustig sein. Mir persönlich hat Williams besser gefallen, aber Angel D. ist wohl der bessere PR Mann.
Nach Seligman geht es wieder weiter auf der Route 66. Die Kinder zählen die Murmeltiere/Prariehunde die aus ihren  Bauten schauen. Wieder sehen wir zwei Antilopen. Die Grand  Canyon  Caverns lassen wir links liegen. In Huckberry treffen wir auf eine Gruppe von 12-15 Bikern. Die Motorradfahrer aus aller Welt machen eine geführte Rundreise durch den Westen auf Harley Davidson Motorrädern. Ein Van transportiert das Gepäck und sogar eine Ersatzmaschine ist auf dem Anhänger dabei.            
Irgendwann erreicht die Route 66 Kingman. Wir suchen uns ein Motel und verbringen den sonnigen Nachmittag am Pool.  

               
20.8.2004 – An den Colorado
Nicht nur an den Temperaturen merken wir, dass wir uns Las Vegas nähern. In wenigen Tagen schliesst sich unser Kreis. Bevor wir Kingman verlassen, besuchen wir noch das  Visitor Centor im historischen Powerhouse. Marco ist von der Modelleisenbahn fasziniert, die hier ihre Runden dreht.
Wir bleiben auf der Route 66, die wir außerhalb der Stadt fast für uns alleine haben. In unendlichen Kurven zieht sich die historische Straße  bis zum Sitgreave Pass. Wieder müssen wir an die Menschen denken, für die die 66 der Weg in ein neues Leben war. Was mag ihnen durch den Kopf gegangen sein, als sie von hier oben schon das grüne Tal des Colorado gesehen haben ?
Wir erreichen Oatmann, als gerade die Esel in den Ort einziehen. Ein gutes Dutzend der Tiere trottet gelassen die Straße hinauf, dahinter vier oder fünf Fahrzeuge, deren Fahrer geduldig auf eine Gelegenheit warten, die Gruppe zu überholen. Die Tiere wissen genau, wo es Leckerchen gibt und suchen gezielt die Geschäfte auf, die Futter bereithalten. Die Mainstreet ist ein einziges Chaos.Mittendrin das historische Hotel, drumherum zahlreiche Hütten und sogar Zelte in denen allerlei Plunder verkauft wird. Nachdem die Kinder sich an den Baby-Eseln satt gesehen haben, suchen wir fluchtartig das Weite. Über eine Gravelroad versuchen wir einen alten Friedhof zu finden. Nach fünf Meilen geben wir auf. Zwar haben wir zahlreiche Minen gefunden, aber keinen Friedhof.
An unserem Tagesziel, in Laughlin herrscht Hochbetrieb. Soviele Boote und Jet-ski auf Anhängern haben wir noch nie gesehen. Wenn die alle gleichzeitig auf dem Wasser sind, kann man den Colorado trockenen Fußes überqueren. Wir kehren in Pioneer ein, das zwar schon etwas älter ist, aber hier können wir mit dem Wagen bis vor die Zimmertür fahren. Nach einem kurzen Spaziergang entlang der Uferpromenade, wird es uns zu heiß – ab in den Pool. Unser „Abendbrot“ holen wir uns bei In `n Out. Die haben zwar nur drei verschiedene Burger auf der Speisenkarte, aber die sind Spitze. Wir hatten schon viel Gutes über diese Fast-Food-Kette gehört und können dieses nun bestätigen. Danach wird es schon dunkel. Trotzdem ist es noch sehr heiß. Also wieder in den nun beleuchteten Pool.        


21.8.2004 – The End is near.....
Für das Breakfast-Bufett im Pioneer haben wir alle nicht genügend Hunger. Ein günstiges Angebot finden wir im Regancy, einem kleinen alten Casino ohne Hotelzimmer zwischen dem Flamingo- und Edgewater-Casino. Für nur 1,99 $ gibt es ein komplettes Frühstück mit Eiern, Bacon, Saussage, Hashbrownes, Toast und Kaffee. Genau das richtige für uns.
Schon weisen die Billboards an den Straßen auf Las Vegas hin. Am Mittwoch startet dort unser Flieger in die Heimat. Unsere Gefühle sind gemischt. Richtig Heimweh hat keiner. Als dann noch Louis Armstrong von der Wonderful World im Radio singt, wird es ruhig im Auto.
Heute steht Nelson auf unserem Besichtigungsprogramm. Wir erreichen die Goldgräberstadt über den Highway 95 von dem wir einige Meilen hinter Searchlight rechts abbiegen.  Von Nelson sind wir  enttäuscht. Einige Häuser sind noch bewohnt, andere stehen leer. Viel Schrott, aber nichts besonderes.
Eine innere Stimme (hört, hört) empfiehlt uns, noch ein wenig weiter zu fahren. Und tatsächlich finden wir etwa eine Meile weiter einen obskuren aber sehenswerten Ort. Rechts von der Straße liegt ein großes altes Goldminengelände, dass man den Schildern nach auch besichtigen kann. Und links – es lässt sich nur schwer in Worte fassen, was wir gesehen haben – finden wir eine Gaststätte oder ist es eine Tankstelle ? Ein Schrottplatz oder ist es ein Museum ? Um das Haupthaus herum stehen mehrere Kabins und eine große alte Scheune. Die Türen sind weit geöffnet. Innendrin sehen wir jede Menge Krimskrams, alte Außenbordmotore, Skelette von Tieren, außergewöhnliche Steine, Kanonenkugeln (!!!), Autoteile, Werkzeuge und und und. Auf dem Gelände stehen Fahrzeuge in allen Zuständen des Verfalls herum, Tanksäulen und immer wieder Knochen, alte Schilder und schön anzuschauende Rocks. Wir finden in dem Sammelsurium Golfschläger, uralte Waschmaschinen und Bettgestelle. Manches Altertümchen sieht man erst beim zweiten Hinschauen. Ein wahres Paradies für Flohmarktbesucher.
Noch 250 Meter weiter sehen wir rechts der Straße auf einem abgesperrten Platz etwa 25 Navy-Kampfflugzeuge aus dem zweiten Weltkrieg, allerdings ohne Tragflächen, sowie weitere Oldtimer.          
Merkwürdige Geschichte. Hier scheint ein außergewöhnlicher „Sammler“ am Werk zu sein.
Am Nachmittag treffen wir uns mit Gabis amerikanischer Freundin und deren Familie in Primm. Der Ort an der Staatsgrenze Californien/Nevade ist ein „Ableger“ von Las Vegas und  besteht in Hauptsache aus drei großen Hotel-Casinos, den üblichen Fast-Food-Buden und Tankstellen. Bis tief in die Nacht sitzen wir mit den amerikanischen Freunden am Pool, der offiziell längst geschlossen ist und quatschen über Gott und die Welt. Auch die Kinder haben über alle Sprachbarrieren hinweg ihren Spaß. Wendies Familie is great.

Ich denke, ich schliesse an dieser Stelle. Wir haben noch drei Tage in Las Vegas vor uns. Welches Bufett wir geplündert, welche Mall wir leer gekauft und auf welche Zahlen wir unsere letzten Dollars gesetzt haben,  ist für Aussenstehende nicht so interessant.

Wir danken allen, die uns auf unserer Reise virtuell begleitet haben. In den letzten beiden Jahren haben wir aus diesem Forum viele interessante Infos „mitgenommen“ und wir würden uns freuen, wenn wir etwas zurückgeben können. Für evt. Fragen stehen wir ab Donnerstag wieder zu hause unter box21@t-online.de zur Verfügung.  


Liebe Grüße aus Las Vegas
von Marco und Michelle (die langsam wach werden), Gabi und Wolfgang

Excalibur

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Re: Aus den USA
« Antwort #40 am: 23.08.2004, 17:27 Uhr »
Eins noch !
Falls jemand nen Job für mich in den Staaten als Park-Ranger, Bademeister in einem Ressort o.ä. hat......
 :wink:
An mir soll`s nicht liegen....

Gruß
Wolfgang

AZcowboy

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Re: Aus den USA
« Antwort #41 am: 23.08.2004, 17:48 Uhr »
Hallo Marco, Michelle, Gabi und Wolfgang

Nochmals vielen Dank für's Teilhabenlassen an Eurer Reise, die, wie mir scheint, recht gut geplant und mit wenig Streß abläuft. Toll, Ihr habt scheinbar perfekt eine schöne Südwest-Tour für Euch und Eure Junior Rangers zusammengestellt.

Wünsche Euch noch ein paar schöne Tage in Las Vegas und einen guten Flug nach Hause.

Winke aus AZ  :wink:
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Utah

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Re: Aus den USA
« Antwort #42 am: 24.08.2004, 11:47 Uhr »
Hallo Wolfgang!

Ich danke dir für die regelmäßige Teilnahme an euren Erlebnissen, es war sehr schön deine Berichte zu lesen. Klasse!
Schönen Resturlaub!
Viele Grüße
Utah



Das Leben wird nicht gemessen an der Zahl unserer Atemzüge, sondern an den Orten und Momenten, die uns den Atem rauben.

Triberium

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Re: Aus den USA
« Antwort #43 am: 24.08.2004, 12:37 Uhr »
Hallo,


Danke auch von mir fuer den tollen Reisebericht! Da steigt direkt die Vorfreude auf den Urlaub :)


Ich wuerde mich sehr freuen, bald auch ein paar eurer Fotos sehen zu koennen, vielleicht kannst du ja ein paar online stellen.


Gruss,


Jan

Kisimba

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Re: Aus den USA
« Antwort #44 am: 24.08.2004, 14:51 Uhr »
Toller Bericht - ich ziehe den Hut (in den mein Chef wahrscheinlich bald die Kündigung legt, wenn ich immer "nur" in den PC starre´ :bibber: )

Fröhliche Grüße
Wiebke
... mein Herz ist da, wo meine Träume sind!
So, never give up dreaming ...