Die Route 66 - lebt sie noch? Oder ist alles nur noch Kitsch?
Schwer zu sagen, die Geschmäcker gehen da wirklich weit auseinander.
Wer einmal die komplette Strecke gefahren ist und damit auf vielen noch vorhandenen Originalstücken unterwegs war, wird sich beim Abschnitt Seligman - Hackberry - Kingman wahrscheinlich fragen, was denn daran so besonders ist. Die Streckenführung ist zwar noch Original, man befährt auch den längsten zusammenhängenden Abschnitt in Originalstreckenführung, hat aber mittlerweile eine gut ausgebaute, breite, gerade Landstraße unter den Rädern und wenn da nicht irgendwann der Hackberry General Store auftaucht, man könnte sich auf jeder x-beliebigen Straße befinden.
Viel interessanter finde ich persönlich andere Abschnitte, z.B. den schon erwähnten Sitgreaves Pass nach Oatman. Dieses Teilstück hat man nicht ausgebaut und im Südwesten mit den sonst schnurgeraden Straßen bietet dies eine echte Alternative.
Auch der Schlenker über Amboy gefällt mir persönlich besser als der Schlenker über Hackberry, weil hier der Straßenbelag noch so ein schöner rauher alter ist. Außerdem ist hier auch weniger los.
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Natürlich wäre das Route 66 Feeling nicht komplett ohne die Ortschaften und den Menschen, die dort leben. Was die Menschen aus ihren Orten gemacht haben, ist höchst unterschiedlich und wird auch unterschiedlich aufgefasst. Manches ist total kitschig, manches einfach nur überladen, aber jeder versucht auf seine Weise, Touristen anzulocken.
Manch einer versucht einfach nur, viel von der "guten alten Zeit" zu bewaren und mag vielleicht etwas übers Ziel hinausschießen.
Ich persönlich finde Seligman total kitschig, aber es gehört nunmal zur Route 66 dazu, immerhin hatte hier Angel Delgadillo seinen Friseursalon. Und er war einer der ersten, der erfolgreich gegen das Vergessen der Straße gekämpft hatte. Ein Besuch ist also quasi Pflicht.
Hackberry - wer hat nicht schon mal das Bild mit der tollen Corvette gesehen und sich vorgestellt, in so einem Auto zur Glanzzeit die Route 66 abgefahren zu sein?
Amboy - Roy's Café, ein Kleinod in der Wildnis. Hier hätte ich so gerne mal übernachtet, mitten im Nirgendwo. Es ist nicht überladen, aber auch nicht kitschig. Es passt einfach.
Williams - hier hat man einige Diners und Tankstellen nett herausgeputzt. Ich mag den Ort.
Ich gehe hier gerne die Straße auf und ab.
Wo man anhält und was einem gefällt, muss wohl jeder für sich entscheiden. Man darf sich aber nicht vor den Kleinigkeiten verschließen, die noch da sind. Da gibt es Leute, die fahren 20 mal in den Südwesten und müssen jeden Stein von allen Seiten sehen, auch wenn der eigentlich so aussieht wie der davor. Da werden Goldgräbergeisterstädte besucht, aber vor den Relikten der Route 66 halt gemacht. Ich finde das nicht fair. Auch dies ist ein Teil der amerikanischen Geschichte.