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Autor Thema: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg  (Gelesen 12958 mal)

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Edmund

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Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« am: 06.08.2006, 00:05 Uhr »
Ich habe 2003 den sehr guten Film "Gettysburg" gesehen und mir gedacht, so etwas kommt doch nicht aus dem Nichts. Ich hatte mir alle Schlachtfelder in Virginia bereits in den vergangenen Jahren angeschaut und war immer wieder erschüttert, aber eine geschichtliche Einordnung fand bei mir nicht statt.
Deshalb habe ich mich auf diese Reise besonders vorbereitet und mir Gedanken gemacht.

Die Sklavenfrage spaltete die Union schon seit 1820. Hinter dem Konflikt standen solide wirtschaftliche Interessen – Sklavenarbeit war kostengünstiger als die Arbeit des billigsten Tagelöhners; würde sie abgeschafft, bräche die Wirtschaft des Südens zusammen.

Obwohl Präsident Lincoln die Sklaverei tolerierte, wollte er die Ausbreitung auf neue Staaten verhindern. Aus Protest dagegen unterzeichnete South Carolina – ein Gründungsstaat – am 20.12.1860 die Sezessionserklärung und erklärte den Austritt aus der Union. Bis zum 13.06.1861 traten Mississippi, Alabama, Florida Georgia, Louisiana, Texas, Virginia, Arkansas, Tennessee und North Carolina aus der Union aus und gründeten die C.S.A. – Confederate States of America.

Im Norden lebten 1860 ca. 22 Millionen, im Süden ca. 6 Millionen Weiße. Die Grenze auf dem östlichen Kriegsschauplatz verlief entlang des Potomac Rivers nach Westen.

Kriegsziel der Nordstaaten war die Wiederherstellung der Union. Darum ging es Lincoln zu Allererst, da durch die Trennung dem Norden zunächst die Märkte im Süden wegbrechen würden.

Den einfachen Soldaten bis einschließlich der Bataillons- und Regimentskommandeure, soweit sie nicht Kongressabgeordnete oder Senatoren waren, interessierte das wenig – er kämpfte für die Befreiung der Neger aus der Sklaverei.

Der Süden sah sich durch die Aufgabe des Gleichstandes zwischen pro und contra Sklaverei-Staaten in der Union im Nachteil. Schließlich baute seine Wirtschaft auf der Sklaverei auf. Der einfache Soldat, kaum jemand hatte Sklaven, war dagegen der Auffassung, die Nordstaatler wollten ihm ihre Lebensweise aufoktroieren. Der gemeine Südstaatler wollte sich aber nicht vorschreiben lassen, wie er zu leben hatte, weder von seiner Regierung noch von seinem Vorgesetzten, aber auf keinen Fall von den Nordstaaten. Dabei wäre ihm sicherlich nichts lieber gewesen, als an den Segnungen des Nordens selber teilzuhaben.

Das waren meine persönlichen Überlegungen, jetzt geht es los.

21. September 2004

Ich fahre mit der Bahn AG von Neuwied nach Frankfurt. Gleich bei der ersten Fahrkartenkontrolle stelle ich fest, dass ich meine BahnCard zu Hause vergessen habe. In beiden Zügen glauben mir die Zugbegleiter diesen Sachverhalt - in Frankfurt gehe ich zum Informationsschalter und regele, dass meine Frau mir die BahnCard an die Bahn AG in Frankfurt schicken und ich sie nach dem Rückflug dort abholen kann. Natürlich hat die Bahn AG in Frankfurt etwas Verspätung.

Das Einchecken bei NorthWest ging flott, ebenso die Kontrollen. Der Abflug erfolgte beinahe pünktlich - ich sitze in Reihe 11 H am Fenster. Der Flug selbst ist sehr ruhig - ich sehe mir 3 Filme an:
Die Frauen von Stepford
Garfield (sehr lustig)
Troya (na, ja)
Die Maschine landet pünktlich in Detroit, Mi; Einreise und Übergang zum Anschlussflug problemlos.
Mit 45-minütiger Verspätung geht es dann nach Washington, D.C., Reagan Airport. Der Anflug über die Innenstadt ist großartig.

Die Übernahme des Mietwagens läuft zügig. Dann verfahre ich mich allerdings in Washington. In Frederick, Md bin ich gegen 20:00 Uhr, verfahre mich wieder und habe in der Dunkelheit eine nette Rundfahrt. Nach dem ersten Einkauf bin ich gegen 21:00 Uhr im Motel.

Fahrtstrecke:
Ronald Reagan Airport - IS 395 N - 14th Street N - Massachusetts Ave - Md 188 N - Md 190 N - I 495 N - I 270 N - Md 85 N - Md 355 N - I 70 E - Reichs Ford Road - Reels Mill Rd - Ball Rd - Md 355 N
Gruß
Edmund
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Es ist ein großer Trost, andere dort scheitern zu sehen, wo man selbst gescheitert ist. (William Somerset Maugham)

americanhero

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #1 am: 06.08.2006, 00:11 Uhr »
Klasse, ein Reisebericht über eine Thematik, die mich ebenfalls sehr interessiert. Da werden sicherlich einige Erinnerungen wach, zumal ich selbst einige Battlefields in Northern Virginia besichtigt habe.  :wink:

Zitat von: Edmund

Mit 45-minütiger Verspätung geht es dann nach Washington, D.C., Reagan Airport. Der Anflug über die Innenstadt ist großartig.



Hast du wenigstens auf der linken Seite sitzen können und unter anderem auf die National Mall, Washington Monument usw. blicken können? Ich fliege ja nach DC immer über Reagan Airport, der Anflug ist echt grandios und genieße ich jedes mal aufs Neue.
Ich freue mich schon auf die Weiterfahrt.


Greetz,

Yvonne

Edmund

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #2 am: 06.08.2006, 17:20 Uhr »
Hallo Yvonne,

glücklicherweise ja. War aber Zufall, da ich vorher noch nie auf dem Reagan Airport gelandet war.
Gruß
Edmund
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Edmund

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #3 am: 06.08.2006, 17:56 Uhr »
22. September 2004

Ich stehe um 07:15 Uhr auf und telefoniere mit zu Hause. Um 09:00 Uhr fahre ich zunächst zum AAA.

Auf der I 70 W geht es dann in Richtung Hagerstown, Md. Der Interstate kreuzt immer wieder die querverlaufenden Bergketten der Alleghenies; eine sehr schöne Landschaft, die früher allerdings sehr schwierig zu durchqueren war. Am Welcome Centre am South Mountain erhalte ich alles, was ich benötige.



Am Exit 35 verlasse ich den Interstate und fahre südlich um Hagerstown, Md herum und komme dann zum West Virginia Welcome Centre.

Von Falling Waters, WV am Potomac River fahre ich über Nebenstrassen zum Hoke Run und weiter durch Martinsburg, WV nach Bunker Hill.



Auf der Fahrt fällt es schwer, sich vorzustellen, dass hier vor 143 Jahren heftige Gefechte stattfanden.

Generalmajor Patterson überquerte den Potomac bei Williamsport, Md. Bei Hokes Run kam es am 2. Juli 1861 zum Gefecht mit der Brigade des Südstaatengeneral Jacksons. Patterson erreichte am nächsten Tag kampflos Martinsburg, damals Virginia. Erst am 15. Juli ging er weiter nach Süden gegen die ständig kämpfend ausweichenden Konföderierten vor. Bei Bunker Hill kam es erneut zu einem Gefecht.

Patterson verfolgt jedoch nicht die Südstaatler, sondern marschiert mit seinen 18.000 Soldaten nach Charlestown und Harpers Ferry, weil die dreimonatige Dienstzeit seiner Soldaten abgelaufen war.

Der Oberbefehlshaber der Konföderierten im Shenandoahtal entschloss sich deshalb, drei seiner Brigaden per Eisenbahn nach Manassas Junction, ca. 100 km ostwärts, in Marsch zu setzen. Diese trafen dort gerade rechtzeitig ein, um die erste große Schlacht des Bürgerkrieges zu Gunsten der Südstaaten zu wenden. Näheres zum Gefecht hier: http://www.civilwarhome.com/firstshenandoah.htm

Die Bunker Hill Mill ist nicht berauschend, dann verfahre ich mich, schließlich erreiche ich über Charles Town, WV Harpers Ferry, WV. Der Eintritt beträgt USD 6.--, allerdings muss man mit einem Busshuttle in die Stadt fahren und das gefällt mir nicht. Ich suche mir einen Übersichtspunkt am Friedhof.



Von dort hat man einen sehr schönen Blick auf das Dreiländereck. Ich bin in West Virginia. Links des Potomac Rivers liegt Maryland und rechts des Flusses Virginia.



Ich fahre danach auf dem rechten Ufer des Potomac Rivers flußaufwärts - ein wirklich großer Strom. Parallel zum Fluß verlaufen die Überreste des Chesapeake & Ohio Canals (C&O), der für beide Kriegsparteien wichtig war. Er ist seit vielen Jahrzehnten außer Betrieb - man sieht nur die Dämme/Einschnitte - zu großen Teilen ist er heute Nationalpark.



Motel in Hagerstown, Md.

Fahrtstrecke:

I 70 W - Md 66 S - Beaver Creek Pike - Cool Hollow Rd - Old Natl Pike (Alt US 40) - Poffenberger Rd - Rench Rd - Md 632 S - Md 68 W - I 81 S (Exit 23) - US 11 S - WV 51- US 340 - Harpers Ferry Rd - Limekyln Rd - Canal Rd - Md 34 - Md 65 - I 70 E (Exit 32B) - US 40 N.
Gruß
Edmund
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americanhero

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #4 am: 06.08.2006, 19:53 Uhr »
das war wieder ein interessanter Tagesabschnitt. Diese Ecke kenne ich ja noch nicht, aber Harpers Ferry interessiert mich auch noch mal, zumal historsich auch sehr interessant.
Besonders klasse finde ich deine historischen Hintergrundinformationen  :wink:


Greetz,

Yvonne

cleoxx

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #5 am: 06.08.2006, 20:15 Uhr »
Hallo Edmund,

schön - ein weiterer interessanter Reisebericht von Dir. Da bin ich doch gleich wieder mit dabei! Bin schon gespannt, was Du zu berichten hast, wir waren ja vor kurzem auch erst in der Ecke (u.a. auch Frederick, Harpers Ferry,...) unterwegs.

Und gleich noch eine Frage: Du bist nicht nach Harpers Ferry runter, sondern hast die Fotos von oben gemacht? Uns hat das Busshuttle auch nicht so zugesagt (wg. zeitl. Flexibilität) und wir haben auch überlegt - es aber dann doch genutzt. Und ich muß sagen: Wir fanden es sehr schön dort, auch wenn es nur eine kurze Stippvisite war (ca. 1 Stunde).
Wenn Du allerdings hauptsächlich die Bürgerkriegs-Schauplätze anschauen wolltest, gibt es sicherlich interessantere Orte - die Infos vor Ort gaben dort nicht so viel her.

Freue mich schon auf die nächsten Tage!

Grüßle
cleoxx


Heiner

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #6 am: 06.08.2006, 21:33 Uhr »
Hi Edmund!

Ich bin wieder dabei bei Deiner Reise,
die so viel Hintergrundinformation bietet.

Gruß Heiner


Wat mutt, dat mutt

America_Crazy

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #7 am: 06.08.2006, 22:27 Uhr »
Hallo,

ich setze mich auch gleich mit ins Auto und bin gespannt. Die Gegend interessiert mich auch sehr. Ich war zwar schon in Virginia, aber nicht in dieser Gegend. Freue mich schon auf die Weiterreise.

Grüße
America_Crazy



Edmund

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #8 am: 07.08.2006, 10:48 Uhr »
Hallo cleoxx,

ich bin mit dem Auto nach unten gwefahren und habe vergeblich einen Parkplatz gesucht. Anschließend bin ich auf halber Höhe der Hauptstraße einfach nach links abgebogen und zum Friedhof gekommen.

Ich bin ein 3/4 Jahr später nach Harpers Ferry mit dem Shuttle runter gefahren, weil es auf dieser "historischen" Tour sein musste, und dort spazierengegangen - sehr empfehlenswert und habe anschließend eine Wanderung auf den Spuren des Bürgerkrieges auf die Maryland Heights gemacht.
Gruß
Edmund
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Edmund

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #9 am: 07.08.2006, 18:03 Uhr »
23. September 2004

Gegen 08:30 Uhr fahre ich los und habe Schwierigkeiten, aus Hagerstown, Md. herauszufinden. Die Stadt ist nicht groß, aber wenn man in amerikanischen Städten nur konsequent eine Richtung einhält, kommt man irgendwann raus. Ich komme nach Williamsport, Md. und fahre von dort zunächst zu den Four Locks am C&O Kanal. Sie sind im Gegensatz zu den "Flights", die ich in England befahren habe, recht klein, und sind obwohl ohne Wasser recht nett anzusehen.



Vorher bin ich noch über diese scheinbar aus der Zeit des Bürgerkriegs stammende Brücke über den 'Little Conococheague Creek' gefahren.



Davon gibt es noch einige. Glücklicherweise sind sie für den Schwerverkehr gesperrt.



Wie da aber Gegenverkehr möglich sein soll, habe ich mich vergeblich gefragt.

Weiter geht es zum Fort Frederick. Das ist ein Fort aus der Zeit des 'French & Indian War'.  1756 erbaut, musste es mit seinen Steinmauern einen großen Eindruck auf die Indianer gemacht haben. Das Fort gibt dem gleichnamigen State Park seinen Namen. Ein schönes Visitor Center, Camping- und Picknickmöglichkeiten und einige kurze Wanderstrecken gibt es dort. Der Eintritt betrug - glaube ich - USD 5,00.




Weiter fahre ich bei herrlichem Sonnenschein quer durch die Appalachen über Hancock, Md. zum Sideling Hill.



Hier ist während des Baus des Interstate Hwy ein ca. 130 m tiefer Einschnitt durch den Sideling Hill gesprengt worden, so dass diese Stelle heute ein Eldorado für Geologen ist.



Am Sideling Hill befindet sich eine Raststätte mit einem kleinem kleinen Museum - sehr schön und kostenlos. Ich wandere ein Stückchen in den Einschnitt - mehr als ca. 100 m geht nicht.

Kreuz und quer fahre ich durch die Appalachen - hier heißt die Bergkette Town Hill - zum Paw Paw Tunnel. Der C & O Canal kürzte hier eine Biegung des Potomac Rivers ab.  Ich wandere bei fast 30° C auf dem Treidelpfad durch den Tunnel.



Weil ich nicht denselben Weg zurück gehen will, folge ich dem Kanal noch ca. 400 m und gehe dann auf einem Weg, der bergauf zunächst dem Verlauf des Kanals folgt, dann jedoch den Hügel hinauf führt. Nach einiger Zeit ist kein Weg mehr zu erkennen; ich verlaufe mich etwas - finde dann so etwas wie einen Pfad - Wildwechsel? - bergauf, dem ich folge. Plötzlich sehe ich eine Schranke und befinde mich auf dem gewünschten Tunnel Hill Trail. Jetzt geht es wieder steil bergab, aber da ich jetzt richtig bin, schreite ich beflügelt aus. Natürlich bin ich nass geschwitzt!!! Da freut es, diese Sommerfrischler zu sehen.



Durch eine landschaftlich sehr reizvolle Landschaft fahre ich über Cumberland, Md. auf dem National Pike bis Keysers Ridge - der National Pike stellte vor 160 Jahren die Verbindung zwischen Washington, D.C. und Ohio dar. In Cumberland wurden die auf dem C & O Canal verschifften Güter entladen und auf dem Pike auf dem Landweg bis zum Ohio River transportiert.

In Morgantown,WV. tanke ich, fahre dann zu einem Motel in Fairmont, WV. Mein Handy funktioniert nicht, da mein Anbieter (neudeutsch: Provider) mit der dort herrschenden Telefongesellschaft keinen Roaming-Vertrag hat. Egal, geht auch mal ohne.

Fahrtstrecke:

Md 68 - MD 56 -Four Locks Rd - Md 56 - Fort Frederick State Park - Exit 12 - I 70 W - I 68 W - Exit 75 - Swain Rd - Swain Hollow Rd - Stottlemeyer Rd - Cliff Rd (Steinrutsch) - Hoop Pole Rd - Price Rd - John O Price Rd - Orleans Rd - Oldtown Rd - Malcolm Rd - Md 51 - Paw Paw Tunnel - Md 51 - I 68 W - Exit 39 - Alt US 40 W - I 68 W - I 79 S -Exit 132 - US 250 W - US 19 S
Gruß
Edmund
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missy

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #10 am: 07.08.2006, 19:49 Uhr »
Zitat von: Edmund
23. September 2004

 

Vorher bin ich noch über diese scheinbar aus der Zeit des Bürgerkriegs stammende Brücke über den 'Little Conococheague Creek' gefahren.



Davon gibt es noch einige. Glücklicherweise sind sie für den Schwerverkehr gesperrt.



Wie da aber Gegenverkehr möglich sein soll, habe ich mich vergeblich gefragt.
 



Grins....klar ist Gegenverkehr moeglich!

Bevor man auf die Bruecke faehrt muss man mehrmals laut hupen um den Gegenverkehr zu warnen...wer zuerst hupt hat gewonnen und darf zuerst fahren. :D


Missy

P.S. Du kommst nicht zufaellig an Manassas vorbei???? :wink:

Edmund

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #11 am: 07.08.2006, 20:09 Uhr »
Hallo Missy,

na klar doch. Gleich zweimal. 1st und 2nd Manassas (Bull Run). Ich absolviere die nacheinander, weil das besser in mein Motto passt.
Jetzt kommen noch die Kämpfe in Northwestern Virginia, die vor 1st Bull Run stattfanden und letztlich zur Sezession West Virginias führten.

Deine Fahrweise finde ich etwas mutig, denn dann müsste ich ja meine Musik im Auto vorher leiser stellen, denn man sieht wirklich nicht, ob da einer entgegenkommt.-:)
Gruß
Edmund
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America_Crazy

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #12 am: 07.08.2006, 22:14 Uhr »
Hallo,

das sind richtig schöne Bilder. Die Landschaft gefällt mir wirklich sehr gut. Die beiden Strassenbilder sind genau mein Ding  :wink: Ich mag Highway Bilder. Ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt.

Grüße
America_Crazy



missy

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #13 am: 07.08.2006, 22:26 Uhr »
Zitat von: Edmund
Hallo Missy,

na klar doch. Gleich zweimal. 1st und 2nd Manassas (Bull Run). Ich absolviere die nacheinander, weil das besser in mein Motto passt.
Jetzt kommen noch die Kämpfe in Northwestern Virginia, die vor 1st Bull Run stattfanden und letztlich zur Sezession West Virginias führten.

Deine Fahrweise finde ich etwas mutig, denn dann müsste ich ja meine Musik im Auto vorher leiser stellen, denn man sieht wirklich nicht, ob da einer entgegenkommt.-:)



Das ist nicht meine Fahrweise...lol...so faehrt man tatsaechlich....es gibt gerad in Va einige dieser einspurigen Bruecken...ueber die man nicht anders kommt vorher loszuhupen(mehrmals) und sehr,sehr langsam zu fahren. :D

Edmund

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #14 am: 08.08.2006, 13:26 Uhr »
24. September 2004

Gegen 08:45 Uhr fahre ich los und erreiche nach einer Fahrt durch das sehr schöne Tygart Valley River-Tal Grafton, WV. Grafton ist ein hübsch gelegenes Provinznest mit großer Eisenbahngeschichte. Vor dem Bürgerkrieg führte hier die wichtige Eisenbahnverbindung der Baltimore & Ohio RR von Washington, D.C. nach Parkersburg, WV entlang.  Im Bürgerkrieg häufig unterbrochen war es wichtig, die Eisenbahnlinie unter ständige Kontrolle zu bekommen. Schon Ende Mai 1861 besetzten die Nordstaaten aus Ohio kommend die nordwestlichen Countys Virginias, um deren Sezession von Virginia zu unterstützen.

Am 2. Juni 1861 marschierten die Nordstaatler in zwei Kolonnen von Grafton aus links und rechts des Tygart Valley Rivers nach Philippi, WV, um dort ein konföderiertes Regiment anzugreifen. Während des Marsches nach Süden regnete es in Strömen. Die linke Kolonne verlief sich und traf nicht rechtzeitig in Philippi ein. Die schlecht ausgebildeten und ausgerüsteten Südstaatler wurden überrascht und flohen. Die Schlacht bekam deshalb den Namen "Philippi Races".

Ich versuche den Weg der linken Angriffskolonne bei Sonnenschein und auf relativ guten Wegen über Claude, WV, Kasson, WV, Nestorville, WV und Tacy, WV nachzufahren und verfahre mich trotz guten Kartenmaterials - DeLorme Atlas & Gazetteer West Virginia - wie schwer muss das dann für die ortsunkundigen Nordstaatler in strömenden Regen gewesen sein. Ich muss nur einmal umdrehen, als mir die Straße ausging.



In Philippi gibt es noch eine Covered Bridge aus dem Jahre 1852.



Die Brücke brannte zwar 1989 ab, wurde aber neu aufgebaut und ist bis zum Bau einer Umgehungsstraße in Betrieb. Über die Brücke führt die US 250.

Den Teil der Appalachen, in den ich jetzt komme, finde ich besonders schön. Bergkette reiht sich an Bergkette. Das ist ein Blick vom Rich Mountain nach Osten.



Die Bergketten sind teilweise über 4.000 Fuss hoch, dass nächste Tal liegt auf einer Höhe von 1.000 Fuss über NN. Auch heute führen nur wenige Straßen von Ost nach West über die Berge. Vor 150 Jahren gab es in diesem Gebiet nur den Staunton - Parkersburg Pike. Und dieser befand sich im regnerischen Sommer 1861 in keinem guten Zustand. Der Pike war die am weitesten nördlich gelegene Straßenverbindung der Konföderierten in den Westen.

Nach der Flucht aus Philippi errichteten die Südstaatler ein befestigtes Lager am Staunton-Parkersburg Pike an der westlichen Auffahrt zum Rich Mountain und besetzten dessen Kuppe. Die Nordstaatler griffen jedoch nicht das befestigte Lager, sondern die kleine Abteilung auf dem Rich Mountain im Rücken des Lagers an. 310 Südstaatler standen auf dieser Lichtung - am gegenüberliegenden Waldrand - 2.000 Soldaten der Nordstaaten gegenüber und hielten sie vier Stunden auf.



Weitere Informationen zum Pike, zum Gelände am Rich Mountain und zur Schlacht hier: http://www.richmountain.org/
Die Südstaatler weichen in strömenden Regen nach Norden und Osten aus.  Sie verlieren im Tal des Cheat Rivers ihren Tross und müssen sich schließlich den Nordstaatlern ergeben. Während dieser Rückzugsgefechte fällt der erste General während des Bürgerkrieges - Brigadegeneral Garnett.

Ich fahre über Elkins, WV, Kerens, WV entlang des Pleasant Run durch eine sehr malerische Landschaft nach Parsons, WV. Dabei folge ich dem Weg der geschlagenen Konförderierten. Ich fahre durch die Recreation Area am Spruce Mountain, in der es viele sportliche Freizeitmöglichkeiten gibt.



Das sind die Seneca Rocks. Mein Weg führt mich nun nach Südwesten immer parallel zu den Bergketten zunächst durch enge, bewaldete Täler. Später werden die Täler weiter und gleichen einer englischen Parklandschaft. Meine Fahrt endet heute in White Sulphur Springs, WV.

Fahrtstrecke:

WV 310 - US 50 E - Weg nach Philippi (ungefähr) - CR 52 - CR 9 - CR 1 - WV 92 - WV 38 - CR 24 - US 250 E - Norton, WV - CR 53 - CR 37 - (Staunton-Parkersburg Pike) - Rich Mtn - Beverly, WV - US 250 W - US 219 N - CR 3 - CR 47 - US 219 N - WV 72 - WV 32 - US 33 S - WV 28 - WV 92 - White Sulphur Springs, WV
Gruß
Edmund
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