14.9.: Williams – Grand Canyon – Page, 270 miNach sehr frühem Aufwachen Start Richtung Grand-Canyon. Williams noch völlig im Dunkeln, Fahrt durch die bewaldete Straße mit x-Hinweisschildern „Wildwechsel“. Aber zum Glück nix dergleichen gesehen, nur einmal eine Hirschherde am Straßenrand. Immer wieder passieren dort wohl Unfälle durch o.g.
Für „Offen-Fahren“ ist es leider noch zu kalt und so cool wie in LA wollten wir nicht mehr sein (man lernt mit der Zeit dazu).
Langsam wird’s dann heller, der Sonnenaufgang ist in vollem Gang. Nach durchqueren der Passkontrolle für den Grand Canyon – NP kommen erstmal Rauchschwaden auf uns zu und Waldbrand (aber wohl so gewollt, jedenfalls gibt’s Schilder auf denen man hingewiesen wird, dass man den Brand nicht melden solle. Es ist wie ein megadichter Nebel; ein übelriechender und sich im Auto festsetzender Geruch macht sich breit.
Tipp: für die Nationalparks zahlt man entweder 1x Eintritt pro Park oder kauft sich einen Annual-Pass für derzeit 80$, damit kann man 1 Jahr in sämtliche NP. Auf dem Pass sind 2 Unterschriftsfelder, somit können 2 verschiedene Personen einen Pass benutzen.
Der erste geniale Aussichtspunkt ist am Visitor-Center, hier können wir den Sonnenaufgang und das Farbenspiel des Grand-Canyon beobachten. Es ist noch ziemlich frisch, friere etwas, genieße aber die fantastischen Sonnenstrahlen.
Dann fahren wir die Straße entlang durch den NP, bis es nicht mehr weiter geht, und beschließen erstmal zu frühstücken im GC-Café. Hot-Chocolate mit Croissant für 4,50$. Danach Festlegen der Tour bzw. wie wir den GC-Park erkunden wollen, zu Fuß natürlich, aber leicht, schwer, lang, kurz?
Bei mir machen sich zunehmend gesundheitliche Schwächen bemerkbar, was mich etwas einschränkt, trotzdem beschließen wir den Bright-Angel-Trail zu erlaufen. Eine sehr schöne, aber auch schwere Tour in den Canyon hinein, die man nur schwer komplett an einem Tag schaffen kann (insg. 10 Milen einfach). Ab und zu sterben auch Leute, die sich übernehmen (akute Austrocknung, Herzinfarkt, etc). Wir wollten mal sehen wie weit wir kommen. Ich werf mir noch eine Aspirin rein, und dann geht’s los.
Vor uns eine Eselreitgruppe („faule Säcke“ können sich per Esel runter und wieder hochreiten lassen). Diese Esel haben natürlich Bedürfnisse und scheissen (Entschuldigung, aber es ist so) den ganzen Weg voll. Man muss streckenweise Hindernislauf betreiben, um nicht auf „Esel-Samtschuhen“ zu weiter zu marschieren. Aber viel schlimmer noch: manche haben glaub ich Harnwegsinfekt. Denn es riecht verdammt übel wenn man an einem „Eselsee“ vorbeikommt. Und das, wenn man ca. 40 Mal/Minute vor Anstrengung und Infekt atmen muss und max. 5 Sekunden Luft anhalten kann. Nachdem 3 Eselgruppen vorbeigezogen waren und der Weg z.T. einem Mistaufen ähnelte war der Abstieg ohne größere Probleme zu bewältigen. Nach 1,5 Milen gibt es eine Wasserquelle mit Ausruhort. Nach knapp 1,5 Stunden waren wir am 3-Miles-Poinrt und 644 m tiefer als vorher. Da ich nun dtl. Palpitationen (Herzklopfen) bei extremer Tachykardie verspürte, beschlossen wir hier zu stoppen. Uns empfing ein gigantischer Ausblick auf den GC (in der ferne die „Esel“, die auf Trabtieren den Weg entlang reiten). Unter uns eine Schlucht, die für planende Suizidenten ein optimaler Ausgangspunkt wäre (mit Kick, ca. 400 Meter senkrecht nach unten). Ein Thermometer an diesem Ort verriet und, dass es auf 1500 m um 10.30 Uhr aktuell knapp 30 °C hat. Sehr angenehm, nicht zu heiss. Hier tümmeln sich auch lustige und neugierige Squirrels, die auf Nahrung hoffen und diese von genug Touristen wohl auch bekommen (so fett wie der war), trotz Hinweisschildern.
Der Aufstieg gestaltete sich nun insgesamt sehr beschwerlich. Ich hab ca. 3 Liter Wasser verschlungen und war so was von fertig. Aber ich denke, als gesunder kann man das problemlos schaffen. Nach 1¾ Stunden war es dann geschafft. Zusammenfassend ein echtes Erlebnis.
Weil Laufen für mich nicht mehr möglich war, gings ab in den kostenlosen Scenic-Bus, der uns bis Hermits-Point brachte (das letzte Stück des GP-NP ist für private KFZ gesperrt, hier fährt o.g. Bus alle 10 Minuten). Hier gab es nochmals eine geniale Aussicht über den GC und seinen verschiedenen Gesteinsschichten und Formationen sowie ein Blick in den Colorado-River bzw. den kümmerlichen Rest, der noch übrig ist.
Wir nehmen noch einen weiteren Aussichtspunkt mit und verlassen dann den Park mit kurzem Stop in Tusaya im Wendys mit Burger-Mahl und French Fries. Tusaya ist ein reiner Touri-Ort mit Hotels, Motels, Fast-Food und Tour-Anbietern (einschl. Hubschrauberrundflüge, ein Flug in den GC hinein ist nicht mehr erlaubt, also nur mal für 10 Minuten drüber fliegen und 100$ löhnen).
Dann fahren wir nach Cameron, unterwegs noch ein paar Scenic-Stops zur Entspannung und fürs Fotoalbum. Die Abfahrt geht rasant von ursprünglich 2000 m ins Tal, vorbei an zahlreichen Verkaufsständen der Navajo-Indianer, die ihre angeblich selbst gemachten Schmuckstücke verkaufen möchten. Die Landschaft die uns umgibt ist echt interessant und eindrucksvoll. Diese unendliche Weite und vor allem Menschenleere. Faszinierend.
Ca. 5 km vor Page kommen wir am „Horse-Shoe-Point“ vorbei, der nach ca. 15 Minuten Fußmarsch erreicht wird. Hier eröffnet sich ein Super-Blick auf den smaragd-grünen Colorado-River, der an diesem Punkt eine „Schleife“ macht.
18 Uhr: in Page fuhren wir gleich ins vorreservierte Motel 6. Eine Schlange von 20 Leuten befindet sich vor mir, einige etwas angespannt, fast schon panisch. Warum, fragte ich mich? Lange Schlange: weil 1 PC kaputt war und jeder mühsam einzeln abgefertigt wurde. Panisch: weil es in Page (es ist Freitag) wohl absolut keine Zimmer mehr gab. Und das letzte im Motel 6 ging genau vor mir weg. Ich wurde auch etwas unruhig, zum einen weil nix voran ging und was, wenn bei der Internetbuchung etwas schief gelaufen ist… Ich malte mir schon ein buntes Streitgespräch mit der Empfangsdame für den „worst-case“ aus. Überlegte mir Rachefeldzüge, z.B. den letzten PC zu verprügeln, und trainierte im Geiste sehr laut zu werden (das Gedankenspiel verkürzte nebenbei auch die Wartezeit). Nach 40 Minuten war ich an der Reihe: „Sorry, we have no reservation with your name“, sagte sie freundlich, nachdem ich ihr mitteilte, dass ich eine Reservierung habe. Shit, dachte ich und zeigte ihr meinen kopierten Internetausdruck und sie meinte, dass diese Reservierung erst für morgen wäre. Ich erklärte ihr freundlich, aber bestimmt, welches Datum und welchen Wochentag wir heute haben und dass für morgen mein Check-Out vermerkt ist. Und irgendwie tippte sie dann rum, hin und her, holte Verstärkung, und hatte dann doch noch 1 Zimmer wie gewünscht. Das Motel ist insg. sehr zu empfehlen, Preisleistung sehr gut (35$/P). Zimmer sind schön und sehr sauber, Service und Ausstattung sind gut (Pool, kostenloser Internet-PC, 24 h kostenlos Kaffee und Tee). Nachteil: Zimmer hinten raus werden durch brummen der Klimaanlagen etwas gestört, manchmal spürt man auch Vibrationen derselben. Aber für eine Nacht ging das schon… Hunger hatten wir jetzt irgendwie nicht (wohl krankheitsbedingt), wir holten uns Cracker aus dem Supermarkt, noch ein bisschen zappen durch die TV-Kanäle und das wars dann für heut.