17./18.08.2011
Wien – Windhoek – Hakos GästefarmAm frühen Nachmittag brachte uns Heikes Papa nach Wien zum Flughafen. Der Flug nach München mit Niki war kurz und unspektakulär. Die Wartezeit in München verging relativ schnell. Kurz bevor wir einsteigen sollten, rannte ein Frau im Terminal nervös auf und ab. Sie wollte noch in den Flieger der Tunis Air. Sie bekniete im wahrsten Sinne des Wortes das Personal am Gate. Das Tor war aber bereits geschlossen. Unter Tränen flehte sie „Please, please, please“. Nach einiger Zeit kam eine Frau vom Flughafen. Die Tür ging auf und die Frau lief zum Flieger. Wie sich herausstellte, war sie eine Flugbegleiterin, die vom vielen Shoppen in den Duty-Free-Shops die Zeit übersehen hatte. Am Gate hat sie aber niemanden gesagt, dass die zum Flugzeug gehört. Nach ein paar weiteren Minuten kam auch noch der Kapitän der Maschine, denn ohne ihm wollten sie dann auch nicht fliegen.
Unser Flug mit Air Berlin hob pünktlich ab. Es war zu sehen, das Namibia ein Familienreiseland ist. Das Flugzeug war voll mit Familien mit Kindern. Der Rest waren Pensionisten für die Busrundreisen. Venedig und Rom leuchteten in der Nacht zu uns herauf.
Nach 9 Stunden drehten wir auf den Hosea Kutako Flughafen von Windhoek ein. Genau um 5 Uhr landeten wir. Die Beleuchtung der Landebahn sah aus, als ob sie Fackeln am Rande der Piste aufgestellt hätten. Nachdem wir das Flugzeug verlassen hatten, war am Eingang zum Flughafengebäude Endstation.
Unser Flieger sollte laut Flugplan erst um 5 Uhr 15 landen. Niemand öffnete uns. So standen über 200, in der kalten Luft zitternde Passagiere am Rollfeld und warteten. Pünktlich wurde aufgesperrt. Zwei Schalter für die mehr als 200 Ausländer. 4 Schalter für die rund 10 Einheimischen. Nach einiger Zeit durften dann doch auch die anderen Schalter benutzt werden. Unsere Beamtin ließ sich Zeit. Fast 5 Minuten pro Pass. Ja, wir sind in Afrika, da geht halt alles ein wenig langsamer. Wir waren die zweiten in der Reihe und daher bald durch. Das gesamte Gepäck ist mitgekommen und auch unsere Abhohler von African Tracks, dem Fahrzeugvermieter, warteten schon. Wir wollten noch Geld abheben, das war aber mit unseren Maestro Karten am Flughafen nicht möglich, da der Bankomat nur VISA akzeptiert. Dietmar wechselte daher noch ein paar Euro in Namibische Dollar um.
Als wir das Flughafengebäude verließen, begrüßte uns der Sonnenaufgang. Auf der fast halbstündigen Fahrt nach Windhoek sahen wir einen Affen auf dem Zaun sitzen. Unser Fahrer zeigte uns auf dem Weg zur Station von African Tracks wo wir unsere Einkäufe tätigen können. Bei der Station, sie ist in der Nähe vom Zentrum der Stadt, wartet bereits Valerie auf uns. Der Papierkram und eine gründliche Einschulung auf das Fahrzeug waren schnell erledigt. Unsere beiden Fahrzeuge wurden noch genau auf Dellen untersucht. Lackschäden waren kein Thema. Unser Toyota Hilux 4x4 Doppelkabiner mit 2 Dachzelten war noch neu und hatte 10840 km am Tacho. Die Reifen links waren schon ziemlich abgefahren. Valerie lies sich aber nicht zu einem Reifenwechsel überreden. Dietmars Fahrzeug war schon wesentlich älter mit über 100000 km. Bevor wir abfuhren bekamen wir noch eine genaue Landkarte, darin wurde uns der Weg zur nächsten Tankstelle, zum Einkaufszentrum und der Weg aus der Stadt zur C26 eingezeichnet.
Bei der Tankstelle ums Eck war ein Bankomat, bei dem wir endlich Geld abheben konnten. Das Tanken wurde natürlich von den schon wartenden Einheimischenb erledigt. Das Einkaufszentrum Wernhill war nur zwei Straßen entfernt. Hier gab es alles was wir benötigten. Der Lebensmittelmarkt war bestens ausgestattet. Die Preise nur wenig günstiger als in Europa.
Die Fahrt aus der Stadt war auf Grund des ungewohnten Linksverkehrs anspruchsvoll. Meist wurde die Scheibe gewischt, statt geblinkt. Unser Ziel war die C26 Richtung Gamsberpass. Nach ein paar Kilometern kamen wir zur Polizeikontrollstation, die bei allen Einfallsstraßen angelegt sind. Der Polizist lief zu uns herüber. Die Papiere interessierten ihn nicht sonderlich. Er fragte nur sehr höflich woher wir kämen und was wir ihm aus Österreich mitgebracht haben. Wir drückten ihm ein paar Münzen in die Hand und er wünschte uns eine Gute Reise. Dietmar und Margit verstanden nicht was er von ihnen wollte. Die ließ er auch so durch.
Nach wenigen Kilomertern endete die Asphaltstraße.
Die C26 führte über Hügelketten Richtung Hakos Gästefarm.
Noch relativ langsam, da wir die Fahrzeuge auf der ansprechenden Schotterstraße erst gewohnt werden mussten, ging es voran. Wir bekamen einen ersten Eindruck von der Weite des Landes.
Auch ein paar Tiere, Affen, Antilopen, Warzenschweine etc., konnten gesichtet werden. Natürlich auch Bäume mit Nestern der nicht sozialen Webervögel.
Bald tauchte der Gamsberg aus unverkennbare Wegmarke vor uns auf.
Gegen 14 Uhr erreichten die Gästefarm.
Waltraud, die Besitzerin, begrüßte uns sehr freundlich. Wir bezogen unsere Zimmer und packten unser Gepäck für die weitere Reise staubsicher um und schufen im Fahrzeug eine brauchbare Ordnung. Probleme gab es mit Magdalena, ihr war schlecht und sie hatte Bauchschmerzen. Um 15 Uhr gabs Kaffee mit Kuchen. Neben uns war noch der ehemalige Obmann des Vereins der Internationalen Amateur-Sternwarte, sie betreibt das Observatorium neben Hakos, in der Gästefarm. Hier gibt’s perfekte Bedingungen Sterne zu beobachten. Nur war gerade Vollmond, daher ist es nicht optimal. Die Farm lebt von den Hobbyastronomen, die um Neumond kommen.
Am Abend machten wir einen kleinen Rundgang um die Umgebung zu erkunden.
Wir genossen unseren ersten Sonnenuntergang. Magdalenas Zustand verschlechterte sich weiter und mit ihr Margits Nerven. Die Bauchschmerzen wurden immer stärker. Wahrscheinlich ließ die Nervosität nach der langen Anreise jetzt nach. Falls sich der Zustand noch weiter verschlechtert wollten Margit und Dietmar morgen zurück nach Windhoek. Wir würden uns dann wieder in Swakopmund treffen. Mit einem Trick (spezielle Medizin vom Kinderarzt von zuhause) bekamen wir die Kleine dazu, etwas Tee zu trinken und Zwieback zu essen. Daraufhin erholte sie sich zusehends.
Das Abendessen, Oryx-Schnitzel und Oryx-Gulasch mit diversen Beilagen schmeckte uns sehr gut.
Am späten Abend bei sehr kühlen Temperaturen, nahm ich noch an einer Sternenführung teil, die von Friedhelm, dem Hausherrn, durchgeführt wurde. Er zeigte uns einige Sternbilder, natürlich das Kreuz des Südens und Alpha und Beta Centauri, die hellsten Sterne am Abendhimmel. Wir sahen Sternhaufen, Doppelsterne, Saturn mit seinem Ring, das südliche Flair usw. Der Sternenhimmel insgesamt war gewaltig. Die Milchstraße leuchtete in weißen Wolken. Ein Anblick den ich ansatzweise nur aus meiner Kindheit kannte.
Nach einem 40 Stunden Tag schliefen wir alle tief und fest.