Soo, ein letzter langer Tagesbericht aus Toronto, bevor es weitergeht Richtung Niagara
Dienstag, 21.August 2012Der Tag beginnt wie so oft nach dem Duschen mit einem ausgiebigen Frühstück.
Heute gibt es zum ersten Mal Pancakes, die Vincent heute Morgen schon gekauft hat.
Nach einigen gekonnten Würfen genießen wir extra-fluffy Pancakes mit Apfelstücken- sehr lecker.
Wir haben es nicht eilig, schließlich ist so ein Frühstück in aller Ruhe auch eine Art Urlaub und so sind wir erst um halb 12 auf dem Weg. Unsere Wäsche, die wir noch in Toronto waschen wollten, können wir heute leider nicht abgeben, da wir während der Waschstunden nicht im Hostel sein werden.
Nach kurzem Gespräch mit Tanja fahren wir diesmal per Subway in die Stadt.
Zunächst sind aber einige Verständigungsschwierigkeiten mit dem Angestellten zu beseitigen, der mir schließlich klar machen kann, dass er keinen Studentenrabatt berechnen kann.
Diesen haben wir bisher meistens bekommen, wenn auch nicht immer. Es scheint dafür kein festes System zu geben, sondern eher vom Gusto des Mitarbeiters abhängig.
Nach einigen Stationen U-Bahn steigen wir, ohne wirklich zu wissen, welchen Bus wir nehmen müssen, um und kommen damit erstaunlich problemlos zur Nassau Street am Kensington Market.
Wir erkunden zunächst zwei chinesische Geschäfte, die irgendwie alles und nichts verkaufen.
Es gibt eine unglaubliche Auswahl an Sachen, die man niemals braucht, bis man sie dann eines Tages eben doch braucht (z.B. kleine Gewürzgläser oder ein Buch, dass in der Mitte einen versteckten Hohlraum hat ).
Wir stöbern durch die Läden und es ist wirklich für Jeden etwas Interessantes dabei. Trotzdem kaufen wir nichts. Die nächsten Stopps sind ein äthiopischer Hutladen, ein kanadischer Käseladen und eine südamerikanische Bäckerei, in der wir ein Fleisch-Pattie erstehen, das uns aus dem Schaufenster angelacht hatte.
Wir erstehen im jamaikanischen Gewürzladen mit Bolt-Dekoration Fisch- und Fleischgewürze, probieren beim Mexikaner gegenüber Wasabinüsse und landen schließlich beim freundlichen Churroverkäufe, dessen Erzeugnisse wir uns vor dem Geschäft munden lassen und dabei das bunte Treiben beobachten.
So haben wir uns Kensington vorgestellt mit exotischen Gerüchen, Musik und Lebensmitteln, wir sind heilfroh, dass wir nochmal wiedergekommen sind.
Nach weiteren Lebensmittelgeschäften, die teilweise nur auf Spanisch ausgeschrieben sind und einem Teekauf im Gewürzladen, machen wir im Schatten der Bäume des Bellevue Square eine längere Essens- und Erholungspause.
Die Hitze der Sonne ließ uns länger verweilen und die Kinder beneiden, die im Springbrunnen im Park im Wasser planschen durften.
Die Pause bricht etwas unseren Elan und so sind einige weitere Nebenstraßen schnell abgeklappert, da uns auch die Geschäfte nicht mehr so gut gefallen.
Wir machen noch einige Stopps in Chinatown, wo wir unter anderem immer wieder versuchen die Lebensmittel, die hier feilgeboten werden, zu identifizieren.
Wir überlegen ein paar der überreifen Bananen für 9 Cent/ Pfund mitzunehmen, angesichts unseres Programms, das wir noch vor uns haben, lassen wir das aber sein.
Wir lassen das chinesische Viertel hinter uns und sind auf dem Weg zum Eaton Center, wo wir warmes Essen erstehen wollen.
Außerdem möchte ich das Blue Jays T-Shirt kaufen.
Zuvor kehren wir aber im größten Buchladen der Welt ein, der wirklich unglaublich unübersichtlich ist.
Wenn man hier nicht weiß, was man möchte, kann man sich wahrscheinlich tot suchen.
Ich erstehe ein Buch von Jeffery Deaver, während Vincent einen Jack London schweren Herzens wieder ins Regal stellt.
Auch das T-Shirt zu holen ist kein Problem und da Vincent uns zum Abendessen zu Jack Astors einlädt, sitzen wir wenig später auf der Dachterrasse und überblicken das geschäftige Treiben der Innenstadt Torontos.
Es ist erstaunlich heiß und die Sprinkler, die einen feinen Wasserfilm über uns versprühen mehr als nötig.
Jack Astors Firmenpolitik scheint der von Hooters nicht unähnlich, was wir durchaus begrüßen.
Auch das Essen lässt sich sehen, neben Poutine, dem kanadischen Nationalgericht bestehend aus Pommes mit Käse überbacken und Bratensoße, teilen wir uns einen Jalapeno-Burger und einen Chicken Cesar Salad. Ice Tea, Ginger Ale und Wasser gibt es natürlich mit Free Refill dazu.
Die dick mit Käse überbackenen Pommes triefen nur so vor Bratensoße. Das erste Probieren kostet Überwindung. Wir stellen dann aber fest, dass die Kombination gar nicht so schlecht ist. Nur eine ganze Portion würde keiner von uns essen, dafür ist die Bratensoße doch etwas zu heftig.
Vollgefressen rollen wir los Richtung Hafen, wir wollen rüber auf die Toronto Islands und den Sonnenuntergang über der Skyline beobachten.
Wir entscheiden uns für Wards Island, die östlichste Insel.
Der Unterschied nach 10 minütiger Fährfahrt ist unglaublich.
War man gerade noch im geschäftigen Treiben und den vollen Straßen in Downtown Toronto, steht man nun in der Idylle dieser Inseln. Privatautos sind streng verboten, wodurch die Inseln wunderbar ruhig sind.
Vergleichsweise sind wenig Menschen unterwegs und schon vom Bootsanleger hat man einen tollen Blick auf die Skyline.
So nah und doch so fern, der Unterschied ist wirklich extrem krass.
Wir schlendern an den östlichsten Punkt von Wards Island, wo wir auf der Mole herum klettern, bis es dann wirklich nicht mehr weitergeht.
Gruppen vorwiegend junger Leute sitzen am Strand, grillen, spielen Volleyball oder Karten und genießen das Licht der langsam untergehenden Sonne.
Hier im Sommer zu entspannen können wir uns auch vorstellen, obwohl der Andrang vermutlich deutlich heftiger ausfallen würde.
Nach einigen Fotos und entspanntem Rumsitzen auf dem äußersten Ende der Mole klettern wir zurück und begeben uns über eine Brücke auf Algonquin Island.
Wir finden eine Bank mit tollem Blick und halten den wunderschönen Sonnenuntergang fest, der die Szenerie in goldenes Licht taucht.
Neidisch sind wir auf die Leute, die schräg hinter uns ein Haus haben und gerade mit ihren Freunden und ner Flasche Bier im Karten sitzen. Sie haben keine Sichtbehinderung du zwischen Garten und Wasser liegt nur noch ein Radweg und ein schmaler Grünstreifen, auf dem wir sitzen. Jeden Tag dieser Blick, dieser Sonnenuntergang – einfach nur geil.
Gerne wüssten wir was hier so ein Haus kostet. Obwohl uns das Wissen vermutlich völlig desillusionieren würde.
Niklas und ich schreiben etwas Bericht während wir auf die völlige Dunkelheit warten.
Auch hier werden nochmal Bilder geknipst, bevor wir vor den Mückenschwärmen Reißaus nehmen.
Retrospektiv entscheiden wir uns jetzt falsch, dass wir zur Center Islands wollen und nicht den kurzen Weg zurück zur Wards Island nehmen.
Der Weg zur Center ist lang und vor allem komplett unbeleuchtet. Auch die Radfahrer, die es hier in Mengen gibt, haben zu 90% kein Licht, was wir völlig unverantwortlich finden.
Warum die Inseln eine eigene Ambulanz haben ist uns spätestens jetzt klar. Unter Lebensgefahr schaffen wir den Weg in gefühlten vier Stunden und stellen fest, was uns vorher schon breit angekündigt wurde.
Center Island ist sehr touristisch. Angelegte Wege, Springbrunnen, Spielplätze und Parkanlagen (und Straßenlaternen) soweit das Auge reicht. Diese Insel ist eindeutig für Familien mit Kindern angelegt. Für Ruhesuchende nicht zu empfehlen, obwohl die Alleen durchaus reizvoll sind.
Gerade fährt eine Fähre am Pier ab, sodass wir dreißig Minuten auf die nächsten warten müssen, abends ist der Takt nicht mehr besonders hoch.
Wir nutzen die Zeit um letzte Bilder und Eindrücke von der leeren Außenterrasse eines Cafes zu sammeln, bevor es um 21:45 Uhr auf die Fähre geht.
Jetzt steht immer noch der lange Heimweg an. Wir entscheiden uns wie so oft zum Laufen, da wir keine Ahnung hatten, wo, wann was wohin überhaupt noch fährt.
Am Eaton Center stoppen wir beim Tim Hortons. Mit Heißgetränken ausgestattet vergeht der Rückweg wie im Fluge. T
rotzdem sind wir erst um 23:00 Uhr im Hostel, was uns nicht davon abhält das über den Tag angesammelte Sonnenmilch-Schweiß- Gemisch gründlichst abzuwaschen. Unseren vorerst letzten vollen Toronto-Tag beschließen wir mit Bier, Internet und Lesen, bevor wir um halb 1 erschöpft ins Bett fallen.