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Autor Thema: Deutsche Medien und dämliche Berichterstattung  (Gelesen 6311 mal)

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frontloop33

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Deutsche Medien und dämliche Berichterstattung
« am: 02.08.2007, 12:27 Uhr »
Hi!

hab grad bei Spiegel-online den Artikel über illegale Einwanderer aus Mexiko entdeckt:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,496086,00.html

Was mich dabei furchtbar aufregt, is die dämliche Berichterstattung bei uns.
Sowohl hier als auch bei nem Artikel über die Einreise von Europäern (is noch nicht so lang her, leider finde ich den Artikel nichmehr).

Damals gings um einen Franzosen (glaub ich) der bei der Einreise in die USA festgenommen und dann abgeschoben / zurückgeschickt wurde.
Jedenfalls riesen Trara in dem Artikel und ganz klein wird in nem Nebensatz erwähnt, dass er paar Jahre vorher länger als erlaubt in den USA war.

Und hier jetzt auch wieder: Riesen Wirbel, die armen Leute, die nicht zur Beerdigung von den Eltern dürfen. Tragisch.
Aber wie stehts drin:
Zitat
Ende Mai starb Villas Vater in Juárez. Das Ausreiseverbot (Wegen Greencard-Verfahren) war Veronica Villa in diesem Moment egal, sie machte sich sofort auf den Weg zur Beerdigung. Dass es für solche Fälle Sonderregelungen gibt, für die sie bloß ein Formular ausfüllen muss, wusste sie nicht.

Ja toll. Böse Amis, aber wer ist schuld? Wenn ich halt nicht in der Lage bin mich zu informieren oder die Konsequenzen meines Handelns abzuschätzen hab ich halt nunmal Pech gehabt.
So tragisch der Fall auch ist. Mitdenken ist nicht verkehrt.

Aber bei uns in den Medien sind natürlich immer alle anderen Schuld. Weil hey, kann ja mal passieren, dass ich länger als erlaubt im Land bleibe (Franzose) oder mal eben ausreise, obwohl ich eigentlich nicht raus und auch nichtmehr rein darf - und dies auch weiß.

Furchtbar..
Ach ja, ob des Verhalten der Regierung drum herum OK ist oder nicht, ist ein anderes Thema.

DocHoliday

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Re: Deutsche Medien und dämliche Berichterstattung
« Antwort #1 am: 02.08.2007, 12:56 Uhr »
Interessant, wie unterschiedlich man so einen Artikel verstehen kann. Ich habe da von "bösen Amis" gar nichts gelesen. Sondern von einer schizophrenen Situation, wo illegale Einwanderer auf der einen Seite verhaftet und abgeschoben werden, gleichzeitig aber von der Wirtschaft als billige Arbeitskräfte gebraucht und deshalb auch stillschweigend geduldet werden, sogar ganz offiziell Steuern zahlen. Gleichzeitig wird mit diesem Thema heftig Wahlkampf gemacht, weil es sich so gut dazu eignet, den starken Law and Order Politiker zu geben und an tiefsitzende Ressentiments zu appellieren.
In dem Artikel werden ja auch diverse Amerikaner zitiert, die durchaus nicht mit der offiziellen Haltung einverstanden sind. Also geht es doch wohl eher um die, nach Meinung des Autoren, "böse" Politik und nicht um "die Amerikaner". Aber das wird ja immer wieder gerne verwechselt, auch/besonders von einigen in diesem Forum. So nach dem Motto: Wenn's im Spiegel steht, muss es ja antiamerikanisch sein.

Die geschilderten Einzelfälle dienen doch nur dazu, die Situation zu illustrieren. Wobei man sich schon fragen kann, ob es nicht möglich sein sollte, die Frau, deren Kinder jetzt ohne Eltern in El Paso leben müssten (sie werden ja nicht abgeschoben, weil sie durch die Geburt in den USA die amerikanische Statsbürgerschaft haben), wieder ins Land zu lassen, wenn es ja nur eines simplen Antrags bedurft hätte, der sowieso genehmigt worden wäre.

Mir stellt sich dabei die Frage: Gibt es so etwas wie Familiennachzug ausländischer Eltern von amerikanischen Kindern (oder umgekehrt) in den USA nicht? Kennt jemand von Euch die Rechtslage dazu?
Gruß
Dirk

frontloop33

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Re: Deutsche Medien und dämliche Berichterstattung
« Antwort #2 am: 02.08.2007, 13:04 Uhr »
natürlich besteht ein (deutlicher) Unterschied zwischen Bevölkerung und Regierung.
Hier ist natürlich die Regierung gemeint.

Was ich halt einfach extrem schwach von unseren Medien finde ist, dass für solche Beispiele / Artikel immer Fälle hergenommen werden, bei denen die Betroffenen im Prinzip selbst schuld sind. Nur wird eben jemand anders dafür verantwortlich gemacht.

Doc Snyder

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Re: Deutsche Medien und dämliche Berichterstattung
« Antwort #3 am: 02.08.2007, 13:11 Uhr »
Aber das wird ja immer wieder gerne verwechselt, auch/besonders von einigen in diesem Forum. So nach dem Motto: Wenn's im Spiegel steht, muss es ja antiamerikanisch sein.

Es fällt wirklich auf, dass man sich hier gern auf den Spiegel "einschießt". Hier ein garantiert "nichtdeutscher" Artikel  :wink::

Zitat
Brit man's US cuff 'hell'

A BRITISH man today claimed that he was shackled for 24 hours and refused food and water after being detained at a New York airport.

David Pattison, 52, of Beeston, Norfolk, said he was subjected to "inhumane and degrading" treatment after being stopped at John F Kennedy airport with his wife.

http://www.thesun.co.uk/article/0,,2-2004200023,00.html

OWL

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Re: Deutsche Medien und dämliche Berichterstattung
« Antwort #4 am: 02.08.2007, 13:15 Uhr »
Zitat
So nach dem Motto: Wenn's im Spiegel steht, muss es ja antiamerikanisch sein.

Es sei denn, es ist von Broder. :wink:

Quid licet Iovi, non licet bovi

stephan65

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Re: Deutsche Medien und dämliche Berichterstattung
« Antwort #5 am: 02.08.2007, 13:20 Uhr »
Zitat
Interessant, wie unterschiedlich man so einen Artikel verstehen kann. Ich habe da von "bösen Amis" gar nichts gelesen.
Genau so siehts aus. Ich lese da überhaupt keine Wertung.

playmaker11

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Re: Deutsche Medien und dämliche Berichterstattung
« Antwort #6 am: 02.08.2007, 13:24 Uhr »
Ich finde es auch eher neutral !!
No retreat, no surrender !

Floriana

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Re: Deutsche Medien und dämliche Berichterstattung
« Antwort #7 am: 02.08.2007, 20:29 Uhr »
Hallo,

Mir stellt sich dabei die Frage: Gibt es so etwas wie Familiennachzug ausländischer Eltern von amerikanischen Kindern (oder umgekehrt) in den USA nicht? Kennt jemand von Euch die Rechtslage dazu?

doch, gibt es. Der US-Staatsbürger muss mindestens 21 Jahre alt sein und in den USA leben, dann kann er seine Eltern in die USA holen:

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Floriana

EasyAmerica

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Re: Deutsche Medien und dämliche Berichterstattung
« Antwort #8 am: 02.08.2007, 20:47 Uhr »
Ich habe da von "bösen Amis" gar nichts gelesen.
Ich auch nicht. Die gibt es ja auch gar nicht.  :nixwieweg:
Viele Grüße
Heinz

Kauschthaus

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Re: Deutsche Medien und dämliche Berichterstattung
« Antwort #9 am: 02.08.2007, 21:20 Uhr »
Zitat
So nach dem Motto: Wenn's im Spiegel steht, muss es ja antiamerikanisch sein.

Es sei denn, es ist von Broder. :wink:

Oder von Alexander Osang. Kritisch durchaus hier und da mal, feindlich anti aber nicht. :whistle:

Viele Grüße, Petra
Wenn DAS die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!

EDVM96

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Re: Deutsche Medien und dämliche Berichterstattung
« Antwort #10 am: 03.08.2007, 04:12 Uhr »
-> Marode Brücken, miese Straßen, morsche Dämme (Spiegel)
Dämliche Berichterstattung oder liegt da doch mehr Wahrheit drin als man denkt...

Floriana

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Re: Deutsche Medien und dämliche Berichterstattung
« Antwort #11 am: 03.08.2007, 04:49 Uhr »
Hallo,

-> Marode Brücken, miese Straßen, morsche Dämme (Spiegel)
Dämliche Berichterstattung oder liegt da doch mehr Wahrheit drin als man denkt...

schneiden die deutschen Bruecken eigentlich besser ab? Ich beziehe mich, wie Du ja auch, hier mal auf einen Bericht im Spiegel (es gibt aber natuerlich auch noch andere Quellen):

Zitat
Jede zehnte deutsche Brücke bröckelt

Verheerende Bilanz für Deutschlands Brücken: Laut ADAC ist jede zehnte reparaturbedürftig. Eine Überführung musste sogar wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt werden, nachdem die Prüfer Alarm geschlagen hatten - die zuständigen Behörden sahen zuvor offenbar keinen Handlungsbedarf.

Unmittelbar nachdem ADAC-Tester in Chemnitz die Brücke Eckstraße überprüft hatten, musste das Bauwerk für den Autoverkehr gesperrt werden. Insgesamt wurden 50 Brücken in 13 deutschen Städten untersucht. Sechs Brücken fielen im Gesamtergebnis glatt durch, fünf mit der Note "mangelhaft", eine Brücke sogar mit "sehr mangelhaft". Für 26 Kandidaten gab es die mäßige Wertung "ausreichend", 16 weitere bekamen die Note "gut".

http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,494909,00.html

Floriana


EDVM96

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Re: Deutsche Medien und dämliche Berichterstattung
« Antwort #12 am: 03.08.2007, 08:28 Uhr »
schneiden die deutschen Bruecken eigentlich besser ab?

Zitat
Jede zehnte deutsche Brücke bröckelt
Das ist in der Tat erheblich besser als jede 3. Brücke (so wie in den USA).  :wink:

NickMUC

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Re: Deutsche Medien und dämliche Berichterstattung
« Antwort #13 am: 03.08.2007, 09:27 Uhr »
Hallo,

Mir stellt sich dabei die Frage: Gibt es so etwas wie Familiennachzug ausländischer Eltern von amerikanischen Kindern (oder umgekehrt) in den USA nicht? Kennt jemand von Euch die Rechtslage dazu?

doch, gibt es. Der US-Staatsbürger muss mindestens 21 Jahre alt sein und in den USA leben, dann kann er seine Eltern in die USA holen:

Immigration through a Family Member

Floriana

Im Ernst? Das ist ja eine merkwürdige Regelung, denn ein 21jähriger sollte ja auch ohne seine Eltern klarkommen. Logischer erschiene mir, wenn Kinder unter 21 oder unter 18 ihre Eltern nachkommen lassen könnten.

Zum Spiegel-Artikel: ich finde ihn auch recht neutral und nicht anti-amerikanisch. Und natürlich stellt sich wirklich die Frage, ob die ganze Situation mit den "Illegalen" nicht ziemlich pervers ist, denn tatsächlich würde die Wirtschaft in den USA ohne sie ernste Probleme bekommen. Speziell in El Paso kenne ich die Strukturen recht gut – da liefe ohne die Mexikaner schon lange gar nichts mehr.

btw: Lesetipp zum Thema – T.C.Boyle, America! Tolles Buch von einem meiner amerikanischen Lieblingsautoren.
Grüße,
Nick
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(Garry Winogrand)

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AZcowboy

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Re: Deutsche Medien und dämliche Berichterstattung
« Antwort #14 am: 03.08.2007, 09:42 Uhr »
...
Sondern von einer schizophrenen Situation, wo illegale Einwanderer auf der einen Seite verhaftet und abgeschoben werden, gleichzeitig aber von der Wirtschaft als billige Arbeitskräfte gebraucht und deshalb auch stillschweigend geduldet werden, sogar ganz offiziell Steuern zahlen. Gleichzeitig wird mit diesem Thema heftig Wahlkampf gemacht, weil es sich so gut dazu eignet, den starken Law and Order Politiker zu geben und an tiefsitzende Ressentiments zu appellieren.
...


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Winke
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