Eine Eindämmung des Virus erscheint derzeit als einzig sinnvolle Maßnahme, man wäre zumindest schon auf einem guten Weg.
Das würde allerdings voraussetzen, dass man nicht länger mit unbekannten Zahlen rumspielt. Aus dem in dem Artikel verlinkten Dokument:
Die genaue Dunkelziffer der Infizierten ist nicht bekannt. Bisher liegen lediglich indirekte Schätzungen in der Größenordnung von 2- bis 5-facher Anzahl erkannter Infizierter vor, die aber mit großer Unsicherheit behaftet sind. Klarheit über die tatsächliche Dunkelziffer kann in Zukunft mit dringend benötigten repräsentativen Querschnittstudien der Bevölkerung erlangt werden. Derzeit sind selbst die Querschnittstudien mit Unsicherheiten behaftet, da die Antikörpertests noch recht unspezifisch sind. In den USA sind die in CA ja mal hingegangen und haben bereits zumindest eine Stichprobe getestet. Daraus ergab sich (mit allen Unsicherheiten die die momentanen Testverfahren mit sich bringen) nicht der Faktor 2 bis 5, sondern vielmehr der Faktor 50 - 80. Heißt also auf einen erkannten Fall kommen bis zu 50 unerkannte.
Sinnvolles "eindämmen & tracing" kannst Du in so einem Szenario komplett vergessen. Selbst wenn die 50 immer noch deutlich zu hoch gegriffen sein sollten und man jetzt mal von 30 ausgeht - heißt in DE hätten wir ca. 4,8 Mio. Infizierte (das würde sich ungefähr damit decken, wenn man jetzt die positive Testrate von ca. 5% im Verhältnis zu den Test auf die Gesamtbevölkerung umlegt). Auch wenn man also die Zahl der (erkannten) Neuinfektionen auf ein paar hundert absinkt laufen immer noch mehrere hunderttausend unerkannt Infizierte durch die Gegend - das in irgendeiner Form dann "tracen" zu wollen (davon ab das man sie erstmal identifizieren müsste) ist selbst mit einer App (die wir nicht haben) völlig utopisch.
Das positive daran:
Wenn die Dunkelziffer tatsächlich deutlich höher liegt, dann ist die Sterblichkeitsrate eben doch viel geringer als befürchtet - es werden aber trotzdem (ja auch mit irgendwelchen Lock-Downs) weiter Leute schwere Verläufe haben und daran versterben.
Das negative daran:
Sollte die Dunkelziffer deutlich höher sein bekommst Du die Kiste mit keiner wie auch immer gearteten Nummer wieder komplett eingefangen, außer jeder besorgt sich genug Klopapier und Essen für die nächsten 6 Monate und schließt sich im Keller ein. Virologisch vielleicht wünschenswert - gesellschaftlich aber nicht wirklich tragbar.
Wenn man jetzt etwas gemein sein wollte:
In dem Papier von den Experten steht nichts wirklich neues drin. Es wird (logischerweise) primär auf die Sicht von Epidemiologen und deren Berechnungen (mit nach eigener Aussage unklaren Parametern) abgestellt. Schön - bringt aber uns nicht wirklich weiter, oder man könnte auch sagen wir sind 6 Wochen später immer noch genauso schlau wie vorher.
Die entscheidenden Infos die hier tatsächlich weiterhelfen könnten haben wir nicht - insofern ist die Empfehlung: " Wir haben nichts belastbares, insofern müssen wir hier auf Nummer sicher gehen...". Im Kern verständlich und aus Sicht der Fachleute auch der einzige Rat den sie mit Blick auf ihr Fachgebiet geben können. Hilft jetzt aber für eine gesamtgesellschaftliche Lösungsfindung auch der Politik nicht wirklich weiter.