Ach, ich denke, da wird im Artikel sehr viel in einen Topf geworfen. Wer beispielsweise eine mehrmonatige Reise unternehmen will und nicht gerade in Geld schwimmt, der wird zwangsläufig mehr einheimische Verkehrsmittel nutzen, an Imbiss-Ständen essen usw. ohne sich ein besonderes authentisches Reiseerlebnis extra vorgenommen zu haben. Und wer gerne vor Ort die einheimischen Lebensgewohnheiten kennenlernen will, indem er dahin essen geht usw. wohin die Einheimischen gehen, der tut das ja wohl schon seit Jahren so und nicht als Teil eines neuen Trends.
Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass es inzwischen eine für Reiseveranstalter interessante Gruppe von Reisenden gibt, die bereit sind, für ein "authentisches Erlebnis" zu zahlen. Da kommt der Reisende halt nicht nach Hause und erzählt von dem tollen Spa im Hotel, sondern von der ursprünglichen Unterkunft bei einer Gastfamilie. So lange das von beiden Seiten gewünscht ist und für beide Seiten vorteilhaft ist, sehe ich da kein Problem. Und je nach Reiseland muss ein authentisches Erlebnis ja nicht gleichbedeutend damit sein, dass man sich als reicher Tourist in die Hütten der Armen begibt. In Japan habe ich beispielsweise nicht die Geisha-Vorführungen für Touristen in Kyoto angeschaut, sondern vorab ein Ticket für die traditionellen Maiko-Frühlingstänze reserviert. Auch das war ein authentisches Erlebnis.
Aber ich befürchte, dass "authentische Erlebnisse", die man als Reisebausteine im Reisebüro bucht, letztlich genauso Teil der Tourismus-Industrie sind wie internationale Hotelketten usw. und dass bei einer organisierten Form von "authentischen Erlebnissen" das Geld letztlich gerade in den ärmeren Ländern doch wieder bei den großen Firmen landet und weniger den Leuten vor Ort nutzt. Letztlich bleibt dann ja doch nur die Illusion, das "wahre" Leben des Urlaubslandes kennengelernt zu haben.