Es geht ja nur darum, dass das bei uns nicht funktionieren würde.
Eben. Und da sind wir nach wie vor nicht über das Stadium "wilde Behauptung" hinaus. Ich wüßte keinen einzigen plausiblen Grund, warum das bei "uns" nicht funktionieren sollte. Nenne doch mal ein paar belastbare Indizien. Immerhin ist die Zahl der Todesopfer ein relativ starkes Indiz.
Objektiv muss man ja zugeben, dass deutsche Urlauber in den USA offensichtlich kein Problem mit dem 4-Way Stop haben, mir ist jedenfalls nicht bekannt, dass da etwas grundsätzlich nicht funktioniert oder gar die Urlauber dort ihre Rentalcars schrotten. Und das, obwohl es auch noch Neuland für deutsche Touristen ist.
Ich denke viel mehr, dass diese Annahme nur eine weitere Ausgeburt des (typisch deutschen?!) Paradoxons ist, wonach sich die meisten Verkehrsteilnehmer selbst für sehr gute Fahrer halten, gleichzeitig aber den Großteil der anderen Verkehrsteilnehmer für schlechte Fahrer hält. Oder inkludierst Du Dich konsequenterweise bei der Annahme, dass das in Deutschland "nicht funktioniert"? Hast Du so große Probleme an 4-Way Stops?
Fakt ist auf jeden Fall auch, dass die Anforderung für die Erteilung des Führerscheins in Deutschland massiv höher sind als in den USA und dass typischerweise die meisten Verkehrsunfälle von ungeübten Verkehrsteilnehmern verursacht werden, weswegen auch in Deutschland besonders Fahranfänger schwere Unfälle bauen.
Nochmal zu der Statistik über die Verkehrstoten:
Klar, die ist schon richtig. Aber dazu sollte man noch einiges Anderes betrachten:
- In USA werden viel längere Strecken gefahren. Ich sehe das immer bei Trip-Planungen. Und da z.B. im mittleren Westen die Landschaften auch sehr öde ist, ist die Gefahr der Übermüdung besonders hoch. Oder auch in Bergstrassen kaum Leitplanken vorhanden. Wenn man da etwas zu schnell ist, gehts schnell "abwärts".
- Dazu kommt dann natürlich auch noch, dass in vielen einsamen Gegenden der USA keine schnelle Hilfe möglich ist. Oft ist nichteinma Handy-Empfang gegeben. Und bis dann ein Arzt/Sanitätswagen/Rettungswagen kommt, kann es sehr lange dauern. Dasselbe dann, bis ein Schwerverletzter in ein Krankenhaus kommt, das dann vielleicht nur ein Dorfkrankenhaus ist.
Das alles schraubt natürlich die Todeszahlen hoch.
Ne, das ist alles überhaupt nicht relevant. Google mal das Thema Unfallstatistik USA, das Ergebnis ist eindeutig und eigentlich auch nicht überraschend. Der massive Anstieg der letzten Jahre hat überhaupt nichts mit den von Dir genannten Gründen zu tun. Im Gegenteil, typischerweise bauen unerfahrene Fahrer (oft sehr junge Fahrer) die meisten schweren Unfälle. Und die Ursache für den dramatischen Anstieg in den letzten Jahren wird zum einem dem irrwitzigen Smartphonegebrauch zugeschrieben, weswegen sich insbesondere Innerorts oft schwere Auffahrunfälle ereignen, oft mit überhöhter Geschwindigkeit, zum anderen der schlechten Anschnallmentalität der Amerikaner. Laut Statistik sind über 40% der tödlich verunglückten Teilnehmer zum Unfallzeitpunkt nicht angeschnallt.
Auf den langen und endlosen Highways fühle mich definitiv auch sicherer und habe keine Angst vor einem schweren Unfall, aber im dichten Gewimmel von Los Angeles habe ich auch keine Lust, von einem Smartphoneidioten gerammt zu werden.
Last not least, um auf die eigentliche Frage zurückzukommen, ich wüßte nicht den geringsten Grund, warum ein 4-way Stop in Deutschland nicht funktionieren würde. Generell haben sie Vorteile, weil der Zwangsstop die Wucht aus dem Unfall nimmt - was aber voraussetzt, dass auch wirklich jeder den Stop macht. Das ist genau dann das Problem, wenn ein Smartphoneidiot seinen Vordermann übersieht o.ä.. Andererseits ist im Falle eines Unfalls die Beweislage objektiv schwieriger als in Deutschland, rechts vor links ist nun einmal im Nachhinein einfacher zu bewerten als wer "zuerst" die Kreuzung erreicht hat. Aber dass die amerikanische Regelung in Deutschland nicht funktionieren würde - nö, wüßte ich nicht, warum nicht. Und so lange kein wirklich belastbares Indiz dafür genannt wird, glaube ich auch nicht daran.