Die Einwanderung nach Kanada muss ja wohl sehr einfach sei.
Also in Canada gibt es ein Punktesystem für eine Immigration.
Die Marke die zu Erreichen ist beträgt 67 Punkte für Skilled Workers (also für Angestellte, in Jobs die gesucht werden). Diese Punkte kann man erreichen indem man in 6 Faktoren bewertet wird. Bewertet wird: Ausbildung (25), Sprachkenntnis in Englisch und/oder Französisch (24) Punkte, Berufserfahrung in dem gesuchten Job (21), Alter (10), bereits vorhandene Stelle - zusatzpunkte (10), Anpassungsfähigkeit (hier gibt es Punkte, wenn Du oder Dein Partner schon mal in Canada gearbeitet, studiert hast, Verwandte in Canada hast etc.) (10). Insgesamt also maximal 100 Punkte.
Dann gibt es die Bewertung nochmal für Leute, die in Canada sich selbsständig machen oder investieren wollen. Hierbei spielen Faktoren wie Kapital (für die I nvestition als auch für Deinen Lebensunterhalt), Erfahrung im Führen von Geschäften und dann wieder 35 Punkte in dem oben genannten Faktoren (wobei hier die Punkteverteilung etwas anders ist und statt Berufserfahrung eben die Erfahrung in "Business Experience" gefragt ist).
Du siehst, es ist deutlich einfacher eine Full Immigration zu bekommen, wenn Du Kapital hast und investieren willst und Du somit Arbeitsplätze schaffst. Daher wird jemand der ein Restaurant eröffnet und damit für Einheimische Arbeitsplätze schafft natürlich lieber genommen als jemand der einen Arbeitsplatz "blockiert". Daher auch das deutlich höhere Mindesergebnis bei der "Potenzialanalyse"
So und dann gibt es für die Full Immigration auch noch andere Möglichkeiten leichter an die Papiere zu kommen: Verwandte, besondere dünn besiedelzte Regionen und in Québec gelten auch noch Sonderregelen! Aber das führt hier jetzt zu weit.
Neben dieser Full Immigration gibt es noch die Temporary Working Permits. Also wenn Dein Arbeitgeber sagt, er brauch Dich für ein paar Tage, Monate, Jahre in Canada, dann geht es natürlich schneller. Aber das ist halt eben nur temporär. Aber hilft Dir dann wieder bei der Full Immigration im Punkte Anpassungsfähigkeit. Einige Jobs im Übrigen brauchen gar keine Permit. Dürfte aber für die Einwanderungsgeschichte kaum interessant sein, da hier drunter Journalisten, Sportler etc. fallen. Ob und wie diese Zeiten, die bspw. ein Christoph Schubert bei den Sens verbracht hat dann angerechnet wird weiß ich nicht. (Holt er den Cup vermutlich schon).
Ich persönlich finde diese Punkteprogramm hinsichtlich der benötigten Arbeitskräfte sehr gut und auch die Verfahrensweise bei Investoren.
Wer sich allerdings mit diesen Einwanderungsbestimmungen mal länger als nur ne Stunde befasst hat und mal geprüft hat, wieviel Punkte er bekommen würde fasst sich natürlich bei der Naivität der gezeigten Personen in den entsprechenden Sendungen doch stark an den Kopf.
Woebei man natürlich auch hier starke Unterscheidungen machen muss:
In den skandinanischen Ländern (was ja hier auch gestreift wurde) sieht das imho etwas anders aus. Dort werden in Handwerksberufen extrem viele Leute gesucht. Ein mir bekanntes Pärchen ist nach Schweden ausgewandert. Er ist KfZ-Mechaniker und war arbeitslos. Er hat sich in Schweden (Ihr Traumland, aufgrund dessen, daß sie dort schon öfter waren und beide Eishockey spielen) einen Job gesucht. Da beide nur das Urlaubs-Schwedisch sprechen hat er mit seinem Boss vereinbart, daß er nur die Spät - und Nachschichten arbeiten muss, damit er kaum Kundenkontakt hat und tagsüber die Zeit hat zu einem Sprachkurs zu gehen. Er ist also nach Schweden und sie ist ein halbes Jahr später nach, nachdem er gesagt hat, daß es soweit ganz gut läuft. Beide sind gewillt und gewohnt hart und viel zu arbeiten und durch das Interesse am Eishockey und dem Land und der Sprache war der Sprachkurs und alles andere nicht das Problem. Beide waren jetzt im August in Deutschland und waren recht zufrieden. Als nächstes steht wohl die schwedische Staatsbürgerschaft auf dem Plan.
Wenn ich dagegen dann diese Familie sehe die nach Dänemark gegangen ist und keiner von denen ein Wort Dänisch gesprochen hat, dann frag ich mich wie die das schaffen wollen. Wobei es ja Leute gibt, die fallen immer wieder auf die Füße. Ebenso diese Patchwor-Familie die nach Norwegen gegangen ist. Keiner sprach auch nur ein Wort norwegisch und nur die 15-jähige Tochter und der 18-jährige Sohn gebrochenes Hauptschul-Englisch. Zu den Problemen kam dann noch Streiterein in der Familie hinzu. Der Vater und sein Stiefsohn haben dann Hilfsarbeiten bei einem Bauern gemacht und ganz ordentlich verdient. Aber im Grunde ist das ja keine Dauersituation. Der Gipfel war aber als die Mutter mit der Tochter los ist, um in einer Bibliothek Kinderbücher mit Bildern zu suchen, damit die Kinder daran die norwegischen Wörter für Kühe, Schweine etc. lernen können. Sprachkurs war ja zu teuer. Das Mädel also in die Bibliothek und sollte in Englisch nach Büchern fragen. Und das ist jetzt kein Gag, sie hat das wirklich so gefragt: "Has you kidsbooks with pictures and so?" Seit dem kann ich diese Auswandersendungen nicht mehr wirklich ernst nehmen. Wer so unvorbereitet auswandert mit Kindern, sorry da hab ich dann einfach keine Worte mehr für.
Zum Thema Bürokratie in Deutschland möchte auch noch kurz zwei drei Sätze verlieren: Mein Bruder hat durch sein Studium ein Praxissemester in Dänemark gemacht (inkl. Bezahlung). Dafür hatte er in Dänemark einige Behörderngänge zu erledigen. Wer meint hier in Deutschland sind die Behördenöffnungszeiten katastrophal und die Mitarbeiter unmotiviert sollte niemals in Dänemark zu Behörden müssen. Und auch in den USA wo er jetzt ja weiterstudiert sind viele Dinge deutlich schlechter geregelt (und wie er sagte sehr willkürlich) als in Deutschland. Dafür sind andere Dinge deutlich besser, aber von einem "Schlaraffia" weit entfernt. Letztlich will man ja wenn man auswandert seine Lebensqualität verbessern. Die Frage ist ob viele Auswanderer überhaupt wissen wie sie das im Ausland anstellen müssen. Wenn ich höre der verdient da und da deutlich mehr, denke ich auch erstmal, wie geil. Ich habe mich mal hingesetzt und mir mal den Spaß gemacht und in den USA und Canada nach Jobs gesucht, die meinem hier in Deutschland entsprechen. Alle waren befristete Arbeitsverträge, deutlich schlechter bezahlt. Also ich glaube viele lassen sich von den Erfolgsgeschichten zu sehr blenden und sehen nicht, was man alles bedenken muss und daß man auf der Karriereleiter im Zweifel erstmal wieder ganz unten anfängt. Und um wieder auf die Lebensqualität zurückzukommen: Dazu gehört für mich eben auch ein Stück Freizeit und Erholung. Ich bezweifel, daß ich für mein Hobby Eishockey in Canada im ersten, zweiten und dritten Jahr überhaupt Zeit hätte...
Fazit: Canada wäre ein Traum aber die Variablen drumherum müssten stimmen!