Und genau da sind wir beim Punkt:
wie trifft die Gewerkschaft das Unternehmen mit einem Streik?
Doch wohl indem man - durch den Streik - einen Schaden verursacht, d.h. der Streik muß das Unternehmen Geld kosten.
Im Bereich Fracht (egal ob Luft- oder Bahnverkehr) ist das relativ unproblematisch. Kommen die Güter 1 oder noch mehr Tage verspätet an, drohen Vertragsstrafen oder Schadenersatzforderungen (wegen Produktionsausfall etc.).
Ich kenne das hier aus Nds., wenn die Bahn 1 Tag nicht fährt, kann VW das noch überbrücken, aber dem 2 Tag aber wird es eng und wenn Winterkorn nen Schnupfen hat, hat Grube ne Grippe...
Nun ich stelle mir die Frage, wo er das Unternehmen Geld kostet, wenn man den Personenverkehr bestreikt.
Was passiert? Die Passagiere bleiben in FRA, HAJ, MUC oder sonstwo sitzen. Sie werden am nächsten Tag oder später geflogen.
Was kostet es das Unternehmen?
Ausgleich gibts für die Passagiere nicht (das - aus meiner Sicht vollkommen falsche - Urteil wurde ja bereits genannt). Bleiben also ein paar Euro für Verpflegung und evtl. ein paar für Übernachtungskosten.
Was erspart das Unternehmen?
Die Betriebskosten; Sprit wird nicht verbraucht, Personal wird nicht bezahlt, Flughafengebühren fallen nicht an. Zusätzliche Flieger werden nicht eingesetzt, es werden nur leere Plätze (die ohnehin qusasi unbezahlt geflogen wären) besetzt.
Wie trifft es den Vorstand?
Gar nicht, die fliegen mit Privatfliegern oder steigen auf den A8/ Mercedes/ BMW mit Chauffeur um - das gilt im übrigen auch für die Gewerkschaftsfunktionäre (Herr Bsirske ist jedenfalls gestern nicht mit Öffis nach Hannover gekommen, sondern schön mit seinem dicken Audi).
Im Ergebnis ist die Airline, selbst über die Masse der Passagiere nur marginal belastet und könnte einen solchen Streik vermutlich sehr lange aushalten - möglicherweise länger als die Gewerkschaft das Ausfallgeld zahlen könnte.
Die Zeche zahlen letztlich die Passagiere: die privaten, weil sie Urlaubstage "verschenken" und die gebuchten und bezahlten Leistungen bezahlen müssen ohne sie entschädigt zu bekommen; bei den beruflichen zahlen ggf. sogar andere Unternehmen die Zeche, weil ihre Mitarbeiter nicht arbeiten können, aber natürlich den Lohn weiterbezahlt bekommen usw..
Von daher ist es nicht verständlich, warum immer der Passagiersektor (mit) bestreikt wird. Daß das reines Medienspektakel ist, liegt sehr nahe (gerade auch wenn man sieht, daß Verdi hier mit Plakaten rummarschiert "Wir sind die Guten"). 1-2 Tage im Bereich der Fracht reichen aus, da wird der Druck auf die Tarifparteien, insb. auf das Unternehmen (denn die Herren sitzen ja gleich in mehreren Aufsichtsräten und Vorständen) sehr schnell recht groß und die Auswirkungen auf die Bevölkerung werden tatsächlich so gering wie möglich gehalten.