AA hat´s wohl geschafft:
American Airlines hat vorerst wieder Luft
Weltgrößte Fluggesellschaft entgeht vorerst der Pleite - Neuer Chef muss noch große Probleme lösen
Die weltgrößte Fluggesellschaft American Airlines hat mit der Billigung etwas abgemilderter Tarifkonzessionen durch die Flugbegleitergewerkschaft vorerst einen Gang zum Insolvenzrichter vermieden. Gerard Arpey (44), der neue Chef der American und ihrer Muttergesellschaft AMR Corporation, hat aber noch alle Hände voll zu tun, um ein zukünftiges Insolvenzverfahren zu vermeiden.
Arpey hatte den bisherigen AMR-Chef und -Verwaltungsratsvorsitzenden Donald Carty abgelöst. Carty musste zurücktreten, weil er äußerst großzügige Zusatzleistungen für die Spitzenmanager des Unternehmens verheimlicht hatte, während er die eigenen Mitarbeiter mit Insolvenzdrohungen zu jährlichen Tarifkonzessionen von 1,8 Milliarden Dollar gezwungen hatte.
Die drei Gewerkschaften der American wollten deshalb die bereits in Urabstimmungen von den 99.000 Mitarbeitern gebilligten Tarifkonzessionen wieder rückgängig machen. Dies hätte einen sofortigen Insolvenzantrag nach sich gezogen. Die Piloten- und die Mechanikergewerkschaft stimmten zunächst weniger rigorosen Bedingungen zu, und auch die Gewerkschaft der Flugbegleiter nahm sie am Freitag nach Gesprächen mit Arpey an.
Die Aktien der American sind am Freitag um 8,9 Prozent auf 4,40 Dollar gestiegen. Sie haben innerhalb von Jahresfrist 80 Prozent an Wert verloren und sind zusammen nur noch 689 Millionen Dollar wert.
Die American Airlines will unter Einschluss der Tarifkonzessionen Kostenersparnisse von 4 Milliarden Dollar erreichen. Die Tarifkonzessionen sind nach Darstellung Arpeys ein lebenswichtiger Bestandteil der Restrukturierung des Unternehmens. Arpey sieht aber auch zukünftige Gefahren. Das Unternehmen müsse sich auch noch mit anderen Unternehmen, Leasingfirmen und Lieferanten über bedeutsame Zugeständnisse einigen.
Die American sehe sich einem feindlichen Geschäfts- und Finanzumfeld gegenüber, sagte Arpey. Der neue American-Chef führte über Erwarten gestiegene Flugbenzinkosten, einen andauernden Konflikt im Nahen Osten, den Ausbruch der Lungenkrankheit SARS und die unter Druck stehende Konjunktur an. "Wir sind noch nicht aus der Gefahrenzone", sagte er.
Arpey war 1982 als Finanzanalyst zur American gekommen. Er wurde 1992 Planungschef und drei Jahre später bereits Finanzchef. Im Jahr 2000 wurde er Präsident und war damit für die Tagesgeschäfte verantwortlich. Arpey hat im Gegensatz zu seinem Vorgänger ein gutes Verhältnis zu den Spitzenleuten der drei Gewerkschaften und kommt auch besser mit den Beschäftigten aus. Er sieht die Wiederherstellung des Vertrauens der eigenen Mitarbeiter als eine seiner Hauptaufgaben an. Arpey hat einen Pilotenschein gemacht, um mehr Verständnis für die Fliegerei zu gewinnen.
Von unserem Korrespondenten: Peter Bauer, New York
RON - RHEINPFALZ ONLINE, Montag, 28. Apr , 03:45 Uhr