Also ganz ehrlich: wenn ich unter den Toten wäre, wäre es mir egal, wann, wie und ob überhaupt die mich finden.
Klingt jetzt irgendwie eigenartig, oder? Aber es ist wirklich so. Ich selbst habe doch nichts mehr davon, ob ich gleich oder später oder überhaupt nicht geborgen werden. Und meine Angehörigen haben die Trauer so oder so.
Die Bemerkung finde ich irgendwie kaltschnäuzig, denn falls es Menschen gibt, die dich lieb haben, wird es denen mit Sicherheit nicht egal sein nicht zu wissen, wo du bist und was mit dir passiert ist.
Ja, das stimmt total: es ist kaltschnäuzig.
Aber ehrlich: mir ist es lieber, so zu sterben, als jahrelang dahinzusiechen. Und die Angehörigen: klar, die trauern. Aber die trauern egal, wie Du gestorben bist. Und sie wissen ja, was mit mir passiert ist. Und sie wissen, dass ich tot bin. Was noch irgendwo liegt ist doch nur ein lebloser Körper der in kürzester Zeit verfallen ist.
Ich habe da vielleicht eine etwas extrem Einstellung. Aber die kommt auch aus dem Leben. Weisst Du, wenn man nicht nur einmal miterlebt, dass ein Mann absolut untröstlich ist, dass seine geliebte Frau gestorben ist und man wirklich nicht weiss, wie man ihn trösten soll. Und innerhalb eines Jahres hat er eine neue Freundin!!!
Und, wie gesagt: nicht nur einmal erlebt.
Genau deshalb denke ich auch: nach ein paar Monaten wird jeder meiner Verwandten und Bekannten sagen: Ja. wir hatten da mal eine sehr sympatische Person, die ist leider gestorben.
Aber das wars denn auch schon.