So, lieber Fragesteller, das war jetzt der alles entscheidende Test:
Wenn du diesen Thread bis hierher verfolgt hast, dann bist einer Spiegelreflexkamera würdig.
Wenn nicht, lass die Finger davon.
Nein, das ist jetzt natürlich Quatsch.
Obwohl ich selbst leidenschaftlich gerne mit der Spiegelreflex fotografiere, rate ich anderen Leuten, die mich nach einer guten Kamera fragen, meistens von Spiegelreflex ab. Und zwar nicht, weil ich die anderen für dumm halten würde. Aber meistens beginnt das Gespräch dann so, dass ich zu erklären versuche, welche Vorteile man bei einer Spiegelreflex hat, dass man z.B. selbst entscheiden kann, wie man einen Wasserfall fotografieren will: Mit extrem kurzer Belichtung, damit die Wassertropfen einzeln scharf erkennbar sind, mit "normaler" Belichtung, bei der alles ein wenig ineinander übergeht oder mit extrem langer Belichtung, bei der das Wasser nur noch wie ein dichtes Nebelband aussieht.
Und hier werde ich dann meistens schon von meinem Gegenüber mit dem Hinweis unterbrochen, man wolle an der Kamera ja gar nichts einstellen, die soll einfach nur schöne Bilder machen, wenn man draufdrückt. Und Nachbearbeitung, um Gottes Willen, brauche man die denn unbedingt? Weitere Objektive kaufen? Die Kamera sei doch schon teuer genug.
An diesem Punkt ist für mich selbst die Sache klar: Mein Gegenüber braucht einfach keine Spiegelreflex, sondern denkt sich: Wenn die Kamera mehr kostet, werden die Bilder automatisch auch besser.
Das stimmt aber eben nicht. Von rein technischen Daten wie der Auflösung und der Chipgröße abgesehen (die aber heutzutage für einen normalen 10x15-Ausdruck keine Rollen spielen dürften) ist es vor allem die Möglichkeit, die Bildgestaltung zu beeinflussen, die die Spiegelreflexkamera von den meisten guten (!) Kompaktkameras unterscheidet.
Wenn man diese Möglichkeiten einer Spiegelreflexkamera nicht nutzen will, dann überwiegen aus meiner Sicht die Nachteile. Man schleppt ein relativ schweres Ding mit sich herum, wo andere Leute ihre Kompakte problemlos in die Hosentasche stopfen können. Die meisten DSLRs gehen mit der internen Bildbearbeitung sparsam um - schön für den, der selbst nachbearbeiten will, schlecht für den, der direkt aus der Kamera ein knackig nachgeschärftes, knackig nach"kontrastiertes" (wie heißt das denn tatsächlich?) und knackig farbiges Bild haben will.
Wenn du also eine Spiegelreflexkamera haben willst, weil dich die Fotografie interessiert und du die Möglichkeiten, mit Brennweite, Blende und Belichtung dein Bild zu beeinflussen, nutzen willst, dann zieh los und kauf dir eine.
Wenn du die Kamera zücken und Bilder machen willst, ohne dir darüber Gedanken zu machen, warum die Kamera gerade automatisch 1/200s und Blende 8 wählt, dann kauf lieber eine Kompakte. Da würde ich persönlich übrigens großen Wert auf einen guten Bildstabilisator legen.