Wie bearbeitet Ihr Eure Fotos nach ?

[In-Tim]

Ich spiele in Lightroom vor allem gerne an der Helligkeit und Sättigung der Blautöne rum, um den Dunst und die damit verbundene Blaustichigkeit entfernter Objekte zu korrigieren. Zum Standardprogramm für fast alle Bilder gehört aber die Anpassung der Tonwertkurve um zu dunkle Bereiche und vor allem Überstrahlungen zu eliminieren.

Ansonsten halte ich es wie die meisten hier und korrigiere nur leicht um den Eindruck des Bildes vor Ort zu erhalten. Oft ist dies garnicht nötig oder nur eine Korrektur des Weißabgleichs und des Kontrastes. (EOS 350D, nur RAW).
80% meiner der Bilder werden ohne spezielle Bearbeitung als JPG exportiert.

Beispiele für zwei verschieden stark bearbeitete Bilder (<10% meiner Bilder) siehe Anhang.
Das ist dann halt wie in ersten Beispiel auch manchmal um Fehler bei der Aufnahme zu korrigieren (Überbelichtung)

[In-Tim]

Achja und dann gibt es natürlich noch Bilder die ich ganz absichtlich verfälsche um aus schlechten Bildern mit eigentlich gutem Motiv doch noch etwas ansehnliches zu machen.

[ilnyc]

Ich habe übrigens kein Problem damit, jemanden, der unbemerkt ins Bild gelaufen ist, weg zu retuschieren. Nur weil ich nicht aufgepasst habe, muss der jetzt nicht ewig im Bild sein. Wäre ich aufmerksamer gewesen, hätte ich ein paar Sekunden später noch ein Bild ohne ihn gemacht. Wo ist der Unterschied? Darf ich auch niemanden bitten, einen Schritt zur Seite zu machen, weil er im Bild steht? Damit verändere ich ja auch die Situation. Da lasse ich lieber jeden stehen, wo er will und korrigiere das nacher in der Bildbearbeitung.

Das kannst Du auch gern weiter tun. ICH mag es nicht.

Es war zudem nur ein Beispiel. Ich hätte auch schreiben können, dass ich ein Schild, eine Ampel, einen Baum, whatever, das vielleicht im Umfeld eines Motivs "stört", nicht wegretouchiere. Wenn mir einer ins Bild läuft, schieße ich das Foto meist nochmal. Außer das Motiv ist dann schon weg (z. B. Tier, Mensch, Auto).

Ich will ein Erinnerungsfoto und kein Foto für eine Hochglanzbroschüre machen, die irgendwas verkaufen soll und daher alles schönt, was vermeintlich nicht schön genug ist. Ich will das, was ich vor Ort sehe, langfristig für mich per Foto festhalten und das gerne auch so, dass das Foto an sich auch ansehnlich ist. Wirklich verfälschen möchte ich aber nichts. Ich will meine Fotos auch niemandem zeigen und dann hören "Wahnsinng, was für Farben - die Natur! Toll!" und insgeheim weiß ich, dass eigentlich alles viel trüber und weniger aufregend aussah und ich es gefaked habe. Mag ich einfach nicht. Kommt mir wie Betrug an mir selbst vor.

Aber.... das ist MEINE Einstellung zum Fotografieren und Urlaubserinnerungen. Ich zwinge die wahrlich niemandem auf.

[lurvig]

Aber.... das ist MEINE Einstellung zum Fotografieren und Urlaubserinnerungen. Ich zwinge die wahrlich niemandem auf.

ich teile diese Einstellung, ganz ohne etwas aufgezwungen zu bekommen.
Liegt aber vielleicht auch daran, dass ich in vor-digitalen Zeiten schon fotografiert habe und da war ja mit "Bearbeiten" für den normalen Anwender noch nichts. Davon bekommt man evtl. eine andere Sichtweise auf das Thema.
Und alle anderen dürfen sich ja ihre Bilder am Computer designen so viel sie wollen

Lurvig

[Easy Going]

Und alle anderen dürfen sich ja ihre Bilder am Computer designen so viel sie wollen

Genau, und darum geht es ja in diesem Thread.

[NickMUC]

Ich will ein Erinnerungsfoto und kein Foto für eine Hochglanzbroschüre machen, die irgendwas verkaufen soll und daher alles schönt, was vermeintlich nicht schön genug ist. Ich will das, was ich vor Ort sehe, langfristig für mich per Foto festhalten und das gerne auch so, dass das Foto an sich auch ansehnlich ist. Wirklich verfälschen möchte ich aber nichts. Ich will meine Fotos auch niemandem zeigen und dann hören "Wahnsinng, was für Farben - die Natur! Toll!" und insgeheim weiß ich, dass eigentlich alles viel trüber und weniger aufregend aussah und ich es gefaked habe. Mag ich einfach nicht. Kommt mir wie Betrug an mir selbst vor.

110% Zustimmung - genau so sehe ich das auch.

[NickMUC]

Und alle anderen dürfen sich ja ihre Bilder am Computer designen so viel sie wollen

Genau, und darum geht es ja in diesem Thread.

Nicht wirklich - es geht eher um die Bild-Nachbearbeitung, nicht um Composing.
Eine gewisse Nachbearbeitung verlangt ein jpg oder RAW fast zwingend - ein Scan eines analogen Negativs übrigens auch.

[Easy Going]

Und alle anderen dürfen sich ja ihre Bilder am Computer designen so viel sie wollen

Genau, und darum geht es ja in diesem Thread.

Nicht wirklich - es geht eher um die Bild-Nachbearbeitung, nicht um Composing.
Eine gewisse Nachbearbeitung verlangt ein jpg oder RAW fast zwingend - ein Scan eines analogen Negativs übrigens auch.

Eigentlich geht es um beides  aber sicher trifft es "Bild-Nachbearbeitung" besser - hast Du schon Recht.

Also gleich mal die Frage - welche Parameter/Einstellungen gehören zu Deinen am häufigsten verwendeten Schräubchen ?

[DocHoliday]

Und alle anderen dürfen sich ja ihre Bilder am Computer designen so viel sie wollen

Genau, und darum geht es ja in diesem Thread.

Nur schade, dass das immer mit einem Unterton rüberkommt, der ganz deutlich sagt: ... aber mein Weg ist der bessere.

[NickMUC]

Hallo Easy,

bei mir ist die Situation ja insofern eine andere, als ich nicht (mehr) digital knipse, sondern auf Einweg-Datenträger, früher als Film bekannt

Ich scanne die Negative meist auf ein Druckformat von 40x40 cm mit 300 dpi (das reicht für digitale Prints bis 80x80 cm) und rechne sie fürs Web entsprechend um. Rohscan hat dann rund 80 MB.
Die Scans, die  mein Coolscan 8000 ED von den (6x6, bzw. 6x7) Negativen macht, brauchen in aller Regel eine leichte Tonwertkorrektur (oft tut es da die autom. Korrektur im Photoshop),
meist müssen die Farben minimal in Richtung warm oder kalt verbogen werden, je nach Verwendungszweck wird leicht geschärft (über unscharfe Maske).
Oft hebe ich in der selektiven Farborrektur die Schwarztöne ein paar Prozentpunkte an, um ein etwas höheres dMax zu erhalten, es "knackt" dann etwas mehr. Der Scanner arbeitet halt sehr weich und ausgleichend (was aber der Gesamtqualität zugute kommt). Bei sehr dunklen Negativen kommt (selten) das Tiefen-/Lichter-Werkzeug zum Einsatz, das überdosiert aber so einen ganz gruseligen HDR-Effekt hat.

Als ich noch die RAWs aus meiner M8 "entwickelt" habe, war das Vorgehen vergleichbar, auch die Leica hat sehr weiche und fast blasse Daten produziert.

[DocHoliday]

Mal ein konkretes Beispiel:
EIn Bild nach Sonnenuntergang im White Sands.

Meine Version                                                                                             Unbearbeitet (bis auf Ausgabeschärfung und Verkleinerung)
   

Ich habe Sensorflecke und einen Hotpixel entfernt, Sättigung und Kontrast global etwas angehoben und beim Himmel die Sättigung reduziert. Außerdem bei den Blätter der Yucca etwas die Farbsättigung und Luminanz erhöht und das gabze etwas geschärft.
Ja und außerdem habe ich meinen Fotorucksack wegretuschiert, den ich beim fotografieren im Dämmerlicht und in aller Eile, weil das Licht wegging schlicht übersehen hätte. Mir fällt beim besten Willen kein Grund ein, warum der im Bild hätte bleiben sollen und warum es ein Unterschied ist, ob ich den vor Ort woanders hinstelle oder das mit PS tue. AUch wenn er anderen auf den ersten Blick vielleicht gar nicht auffällt. Mich würde das jedesmal wieder ärgern, wenn ich das Bild ansehe.

Das ganze hat incl. der zugegeben mit heiper Nadel gestrickten und recht unsauberen Retusche kaum mehr als 5 Minuten gedauert.

[NickMUC]

Auch wenn ich ja sonst die Veränderung der Realität durch herzloses Wegstempeln nicht so schätze: dem Schmarren, den man selber ins Bild gestellt hat, darf man auch wieder rausnehmen...

[DocHoliday]

Auch wenn ich ja sonst die Veränderung der Realität durch herzloses Wegstempeln nicht so schätze: dem Schmarren, den man selber ins Bild gestellt hat, darf man auch wieder rausnehmen...

Danke

Was ich auch nicht tue, ist die Realität, wie sie nunmal immer da ist, zu verändern, indem ich z.B. Strommasten oder ähnliches wegstempele, um einsame Natur vorzutäuschen, wo keine ist. Aber ein vergessener Rucksack, ein von mir übersehener, ins Bild gelaufener Touri oder ins Bild ragende Objektive oder Stativfüße von anderen Fotografen entferne ich ohne die geringsten "moralischen" Bedenken. Was ich erreichen will, ist ein Bild, das meinen Eindruck/meine Empfindung von dem Motiv wiedergibt. Fotografie ist nunmal keine objektive Wissenschaft. In jedes Bild fließen die Sicht des Fotografen auf das Motiv und (ganz stark bei Portraitaufahmen, aber auch bei Landschafts- oder Naturbildern) seine Gefühle mit ein.
Und wenn ich ein störendes Elemant im Bild (Mensch, Rucksack o.ä.), das nicht zum Motiv gehört im Augenblick der Fotografie übersehen habe, entferne ich es halt später, um mich wieder dem anzunähern, was ich in dem Augenblick gesehen habe (gesehen zu haben glaube).

[ilnyc]

Nur schade, dass das immer mit einem Unterton rüberkommt, der ganz deutlich sagt: ... aber mein Weg ist der bessere.

Ist doch bei Dir auch so. Finde ich aber auch nicht allzu tragisch. Jeder ist ja von seiner Handhabungsweise überzeugt, sonst würde er es ja anders machen. Wichtiger ist vielmehr, die Toleranz nicht zu verlieren, dass andere anders bewerten und agieren können und dürfen. Es gibt für die meisten Dinge im Leben nicht nur einen einzigen "richtigen" Weg.

[DocHoliday]

Ist doch bei Dir auch so.

Oops, ich hatte bisher eigentlich das Gefühl, verteidigen zu müssen, dass man auch mal etwas retuschieren darf, ohne sich dem Vorwurf auszusetzen, seine Bilder am Rechner zu "designen".

Also dann um das klarzustellen: Ich habe meinen Weg Bilder zu bearbeiten, der für mich der richtige ist. Ich erhebe damit keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder darauf, die letzte Weisheit zu diesem Thema gepachtet zu haben. Jeder soll mit seinen Bildern/seiner Bildbearbeitung auf seine Art glücklich werden.

Ich kann durchaus verstehen, warum man das Ideal des unbearbeiteten Bildes anstrebt. Meiner Meinung nach ist das nur leider eine Illusion, weil es in Zeiten der digitalen Fotografie (und in mancher Hinsicht auch schon beim Film) keine unbearbeiteten Bilder gibt. Wie gesagt, macht der kamerainterne Bearbeitungsalgorithmus oft bereits mehr mit den Bildern, bevor das "unbearbeitete" jpeg entsteht als ich bei der RAW-Bearbeitung meiner Bilder (und ich meine das ganz ohne Wertung). Letztlich läuft die Frage der Abbildung der Realität bzw. ob eine Abbildung der "objektiven" Realität möglich ist oder es eine solche überhaupt gibt, auf eine philosophische Diskussion hinaus.

Bei der Bildbearbeitung ist das einzig entscheidende, ob dem Fotgrafen/Bildbearbeiter selber seine Bilder so gefallen.