Hi ,
Ich such hier jetzt mal den Expertenrat...
wir haben eine Reise nach Maui für Ende April bis Mitte Mai geplant. Kann mich im Moment nicht entscheiden ob wir fliegenmsollen oder nicht, vor allem weil wir unsere neun Monate alte Tochter dabei haben und wir natürlich kein Risiko eingehen wollen. Wie würdet ihr euch entscheiden? Denke die Entscheidung sollte bald fallen damit wir genug Zeit haben eine Alternative zu finden.
Da ihr ja schon gebucht habt, stellt sich die Frage: Inwiefern ist es denn überhaupt möglich, die Flüge zu stornieren?
Je nachdem wie ihr gebucht habt, könnte es sein, dass die Tickets ohnehin nicht stornier- oder umbuchbar sind - in dem Fall gibts auch KEINEN Grund, die Reise in "vorauseilendem Gehorsam" abzusagen, denn die REALEN GEFAHREN für Hawaii sind - auch wenn Angie anderer Meinung sein mag - SEHR GERING.
Ansonsten sind bis zu deiner Reise noch 6 Wochen hin - bis dahin wissen wir ohnehin mehr. Es gibt also keinen Grund, jetzt panisch zu reagieren und viele tausend Euro zu verschenken angesichts einer Gefahr, die real momentan nicht existent ist und deren Eintritt insgesamt auch sehr unwahrscheinlich ist.
Dafür gibt es diverse Gründe:
- Reichweite der Radioaktivität
In Tschernobyl gab es damals einen Brand der Graphitstäbe (die zur Regulierung des Reaktors benutzt wurden) und genau der hat dafür gesorgt, dass die Radioaktivität in die hohen Schichten der Atmosphäre getragen wurde.
In Fukushima gibt es dieses Graphit nicht, der Reaktor funktioniert anders.
Zwar befindet sich in Fukushima ein vielfaches an radioaktivem Material, aber bislang tritt diese Radioaktivität nur durch "auswehen" aus, d.h. der Wind trägt sie davon. Ändern kann sich das nur, wenn es zu einer großen Explosion oder zum dauerhaften Brand kommt. Beides ist angesichts der Konstruktion des Meilers eher nicht wahrscheinlich, da die Kernschmelze eher eine "träge" Reaktion ist und nicht explosiv abläuft. Explosionen könnte es aber geben, wenn der geschmolzene Reaktorkern sich durch den Boden des Reaktors gefressen hat und dann auf Grundwasser stößt (nur wie gesagt: Davon sind wir aber aktuell noch weit entfernt).
=> Die Radioaktivität kommt aktuell zwar in die untersten Schichten der Atmosphäre und der "Fallout" geschieht, global gesehen, nur regional. Die Reichweite der Radioaktivität ist also - zum aktuellen Zeitpunkt - eher gering.
- Entfernung
Hawaii liegt 6000 km von Japan entfernt. Tschernobyl liegt 2500km von uns entfernt. Nur um die Entfernungen mal darzulegen. Man sollte also nicht das Gefühl haben, Hawaii wäre auch nur ansatzweise irgendwie "in der Nähe" von Tokio.
- Windrichtung
Auch wenn der Wind aktuell auf den Japankarten nach südosten weht, muss man bedenken, dass der Kartenausschnitt dieser Karten gerade einmal vielleicht 1500 km. Die Karten zeigen also nicht, wie der Wind auf dem Pazifik weht.
Man sollte dort eben einfach nicht unterstellen, dass die Strömung dann einfach 6000 km weiter gleichbleibend ist.
Und genau das ist eben auch der Fall. Auf HAWAII weht der Wind nunmal nicht von Nordwesten nach Südosten, sondern aktuell (
siehe Bildund in den kommenden Tage von Osten nach Westen.(
siehe Vorhersage für die Westküste von Kauai).
- Menge der Radioaktivität
Radioaktivität gehört zum Leben, JEDER von uns ist ihr ausgesetzt. Mal mehr, mal weniger. Jeder, der nach Hawaii fliegt, setzt sich automatisch "erhöhter Radioaktivität" aus, weil er sich mindestens 20 Stunden in 10-13 km Höhe aufhält. Wenn also MESSGERÄTE eine erhöhte Radioaktivität aufzeichnen, und Medien dann von einer "erhöhten Radioaktivität" berichten, bedeutet das NICHT, dass automatisch eine Gefahr für uns ausgeht. Die Radioaktivität aus Japan wird ÜBERALL auf der Welt "messbar" sein - aber wahrscheinlich nur in geringen Teilen der Welt eine Gefahr für Menschen darstellen.
- Aufnahme der Radioaktivität
Der "Fallout" einer niedrigen Radioaktivität ist gar nicht so problematisch. Gefährlich ist er eigentlich nur dann, wenn er in einer sehr hohen Dosis geschieht, dann spricht man von der "Strahlenkrankheit".
Die Gefahr eines Fallouts einer niedrigen Radioaktivität liegt vielmehr in der Aufnahme der Radioaktivität in die Nahrungskette. In Tschernobyl sind die "Spätfolgen", die Krebsraten, die Missbildungen, usw. heute schlimmer als vor 20 Jahren, weil die Leute seit 25 Jahren verstrahltes Gemüse essen.
Dazukommt, dass die Aufnahme der Radioaktivität ja nicht nur von der Intensität, sondern auch von der Dauer der Aufnahme abhängt. In einem Urlaub ist deshalb die Menge an Radioaktivität, die man in dieser Zeit aufnimmt, ziemlich gering - zumal ja gerade auf Hawaii sowieso vieles vom Festland importiert wird.
FAZIT:
"Ausgeschlossen" ist natürlich nichts. Meine Einschätzung gilt natürlich auch nur für die aktuelle Situation der vorhandenen, aber nicht explosiven Ausbreitung der Radioaktivität.
ABER: Die Wahrscheinlichkeit, dass angesichts dieser vielen Faktoren eine REALE GEFAHR für uns Touristen ausgeht, ist doch wirklich extrem gering. Dazu ist die Wahrscheinlichkeit eines Fallouts zu gering und selbst falls es zum Fallout kommen sollte, ist die Menge des Fallouts extrem gering und für den Körper "akut" nicht gefährlich, und selbst selbst wenn man die Radioaktivität durch die Nahrung aufnehmen würde, würde man bei einem Aufenthalt in "Urlaubslänge" nicht so viel Radioaktivität aufnehmen, dass es gefährlich sein dürfte.
Dazukommt, dass Babynahrung auf Hawaii ja sowieso irgendwo vom Kontinent kommt - und dort wird weder Radioaktivität vorhanden sein noch ist das Zeug so "frisch", dass es belastet sein könnte (man muss seinem Kind vor Ort ja kein frisches Obst und Gemüse servieren).
Es gibt also keinen Grund, mit einer roten Überschrift einen möglichen Fallout auf Hawaii zu berichten und damit Panik zu schüren oder die eigene Panik zu veröffentlichen
. Zumal die Reporter in der Quelle über möglichen Fallout auf Hawaii genau den Fehler machen, die Windrichtung in JAPAN mit der Windrichtung auf Hawaii gleichzusetzen.