Hi,
Ich war längere Zeit in El Paso, genauer 1985 und 1987, also zu einer Zeit als es dort noch !!!wesentlich!!! ruhiger zuging.
Wir bekamen seitens der Bundeswehr eine strikte Einweisung für einen Aufenthalt in Jurarez.
Nur in Gruppen rübergehen, 5 Leute passen in ein Taxi.
Pro Person nicht mehr als 10 Dollar bei sich tragen damit man kein lohnendes Ziel abgibt.
Keine fertig gemixten Getränke konsumieren, nur geschlossene Behältnisse annehmen, darauf achten dass die Cola beim Öffnen auch noch zischt.
Keinen Salat essen weil Montezumas Rache droht, ein europäischer Magen verträgt nicht alles.
Taxi für den Rückweg nur in einer bestimmten Kneipe in Juarze bestellen weil dort kein Nepp droht und man tatsächlich wieder in El Paso ankommt.
Strohhalme erst in Alkohol desinfizieren.
Nicht mitschnacken lassen, niemals allein irgendwo hingehen, zum Klo abmelden und zurückmelden, länger als 5min abwesend heisst Alarm. Am besten wartet die Gruppe vor der Klotür.
Es ist einiges passiert, einige Leute wurden von Polizisten ausgeraubt, sogar der Kugelschreiber wurde endwendet.
Nach einem Verkehrsunfall ohne Personenschaden musste jemand bei der Polizei rausgekauft werden.
Die Polizei hat ein Nummernschild von einem Motorrad abgebaut, man sollte es auf der Wache gegen 20 Dollar auslösen.
Nach einiger Zeit gewöhnt man sich an die Umstände und wird mutiger, am Ende waren wir auch mit dicker Spiegelreflex vor dem Bauch auf dem Markt in Juarez unterwegs, aber nur tagsüber und in belebten Bereichen. Der Salat hat geschmeckt.
An der Grenze zurück in die USA reichte es irgendwann auch nur den Videoausweis aus dem Videocenter in DE hochzuhalten und das Tor wurde geöffnet.
Am heftigsten war die Rückkehr im Taxi, der Weg verlief nicht über die Hauptbrücke Downtown sondern über eine Nebenstrecke.
An der Grenzbrücke warten viele auf eine illegale Einreise in die USA .... ein kleines Mädchen bettelte uns an, es konnte barfuss über Glasscherben gehen, sah völlig zerlumpt und abgerissen aus ... keiner hatte mehr Geld dabei, fürs Taxis mussten wir erst Geld aus dem Spind in der Unterkunft holen ... da waren 5 Leute im Taxi auf einen Schlag wieder stücknüchtern und sehr betroffen.
Man hat keine Dimension für die dortigen Zustände, weder für das Elend noch für die Kriminalität.
Später wurde die Gefahr grösser, Soldaten wurde zeitweise verboten rüber zu gehen, zu mexikanischen Feiertagen wurden die Grenzübergänge komplett geschlossen.
Auch El Paso selbst ist sehr interessant, die Sirenen von Polizei und Feuerwehr werden irgendwann zum Grundrauschen, an Tankstellen muss man erst mal Geld hinterlegen bevor man tanken darf, man muss so tanken dass kein Wechselgeld gegeben werden muss weil sämtliches Geld sofort im gesicherten Tresor (mit Zeitverzögerung) hinterlegt wird.
Damals berichtete man von 200 oder mehr verschwundenen Frauen in Juarez, mittlerweile spricht Amnesty von über 1000 Morden und Vergewaltigungen an Frauen in Juarez.
http://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/184Zimmering.pdfWir haben Wetten abgeschlossen ob jemand in Juarez war oder nicht ... man musste nur an der Kleidung riechen, schon nach einem Kurztrip von 2h konnte man Juarez in der Kleidung riechen.
Es wurde aber nicht darauf gewettet von wievielen Schiessereien in den Abendnachrichten berichtet wird.
Oberflächliche Vergleiche mit Frankfurt wären schon vor 30 Jahren völlig daneben.